Dienstag, 25. August 2020

[Autoreninterview] Irvin L. Kendall

Autoreninterview
Irvin L. Kendall

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Irvin L. Kendall ist ein Pseudonym, das gewählt wurde, um den Beruf als Lektor vom Hobby Schreiben zu trennen. Was ich sonst so über mich erzähle, stimmt aber immer. Ich erfinde nichts, nur weil „Irvin“ drauf steht. 
Mit Jahrgang 1973 zähle ich leider nicht mehr zum jungen Gemüse, arbeite eben hauptberuflich als freier Lektor und lebe mit meiner Katze auf „einer einsamen Insel“ südlich von Hannover. Ich habe das passende Einsiedlergen für diesen Beruf und die „Insel“.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe letztlich immer schon geschrieben, wollte auch immer etwas mit Büchern machen. Es stellte sich aber heraus, dass ich Berufe wie Buchhändler eher langweilig fand und man als Autor nicht sonderlich gut verdient. Somit habe ich Betriebswirtschaft studiert und einige andere Umwege genommen (Schulmanagement, Lehrmaterial erstellen, Korrektor bei Axel Springer Mediahouse etc.), um schließlich als freier Lektor zu enden. Geschrieben habe ich nebenbei immer, wobei ich aber gern zugebe, dass ich ein besserer Lektor denn Autor bin. Einige Leute sagen, ein Lektor sollte kein Autor sein oder umgekehrt, doch ich finde, dass ich nur gut sein kann, wenn ich das Handwerk beherrsche und „meinen“ Autoren somit erklären kann, warum etwas nicht funktioniert. Schreiben ist daher lernen und entspannen, Hobby und Spaß.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Die ursprüngliche Idee zu Irvin war, die männlichen Parts in Hetero-Romanzen mit wechselnden Ich-Erzählern zu schreiben. Das habe ich mit meinen Co-Autorinnen Hailey J. Romance und Zoey Hollins ausprobiert. Schließlich bin ich mit „Chained“ zu Gay Romance gewechselt, habe mit „Jax und Leo“ und dem „Grossmeister der Gedanken“ das Genre ausgetestet. Dann kam „Sturm über Sodom“.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, ich habe gerade angefangen. Ich verrate aber nie etwas, solange ich nicht sicher bin, dass es auch funktioniert. Es kann immer sein, dass sich ein Plot ums Verrecken nicht schreiben lassen will. Nur eins kann ich mit Sicherheit sagen: Es wird wieder Gay Romance sein.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich bin ein extrem langweiliger Mensch. Geborener Einzelgänger, der ungern Zeit mit anderen verbringt und öde Sachen macht wie schreiben, Serien gucken, puzzeln oder Solitaire spielen.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Das Problem, das mit der Zeit entsteht, wenn man hauptberuflich lektoriert und korrigiert, ist, dass man nichts lesen kann, was man nicht korrigiert. Somit – leider nein. Ich lese bei Kollegen hier und da mal rein, um zu sehen, was und wie sie schreiben, aber mich gemütlich zurücklehnen und einfach nur lesen, kann ich nicht. Meine Lieblingsreihe als Lektor ist Michael Atamanow – Unterwerfung der Wirklichkeit. Ist zwar überhaupt nicht mein Genre (LitRPG/SciFi), aber es ist so einfallsreich, dass es Spaß macht. Katzen im Weltall und so. (Ich habe es immer geahnt.)
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Mein Arbeitsplatz ist mein Notebook, mit dem ich meistens auf dem Sofa sitze. Also nichts Aufregendes.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
So langweilig wie meine Freizeit. 😉 Ich arbeite inzwischen seit zehn Jahren als freier Lektor im Home Office, und man braucht eine gewisse Disziplin dafür. Da ich kein früher Vogel bin, quäle ich mich so gegen 8 Uhr aus dem Bett und bereite mich für den Tag vor, sodass ich mein Büro gegen 9 Uhr öffne. Dann korrigiere ich so bis 16 oder 17 Uhr vor mich hin. Wenn ich frei habe, fange ich eben gegen 9 Uhr an zu schreiben. Zwischendrin lasse ich mich ein wenig von den sozialen Medien und der Katze ablenken. Sehr viel mehr passiert nicht. Es ist aber das Leben, das ich immer haben wollte. Mit anderen zu arbeiten fand ich anstrengend. Sprich: Ich bin glücklich so.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Früher, als ich noch gelesen habe, waren es Krimis und Thriller. Als Lektor mag ich das auch am liebsten, da ich aber überwiegend auf dem Kindle-Markt arbeite, ist es schlicht das, was „meine“ Autoren schreiben. Das ist meistens Hetero-Romance, da muss ich durch. :D Beim Schreiben fühle ich mich im Gay Genre sehr wohl, bin aber auch dem Krimi-Genre noch verbunden. Somit mische ich gern, was es noch schöner macht.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich bin privilegiert und glücklich, in einem Land wie Deutschland leben zu können, in dem ich so sein kann wie ich will. Aber als Lieblingsland würde ich es nicht bezeichnen. Ich habe es auch noch nie als Setting für ein Buch gewählt. Zum einen ist es interessanter, sich gedanklich an einen anderen Ort zu versetzen (auch wenn man dafür viel recherchieren muss), zum anderen geht es oft darum, mit bestimmten kulturellen Eigenheiten zu spielen. Dafür ist mir Deutschland meistens ein bisschen zu spießig – oder nicht spießig genug. Bei Buch-Settings habe ich ebenfalls kein spezielles Lieblingsland. Es kommt sehr auf die Geschichte an. Ich habe auch immer erst eine Plot-Idee und überlege dann, wohin sie am besten passt.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Es kommt auf die Kritik an. Wenn sie fundiert und sachlich ist – ja, durchaus. Über unsachliche, ungerechtfertigte Kritik ärgere ich mich hingegen auch schon mal. Zum Beispiel, wenn jemand sagt, das Buch wäre für ihn/sie kein Krimi, weil die erste Leiche erst nach 100 Seiten kommt. Hätte die Person gesagt, sie hätte den Aufbau unpassend gefunden oder den Spannungsbogen zu langgezogen, wäre es etwas anderes gewesen. Sie empfindet das so, das ist okay. Einen Stern zu vergeben, weil die Leiche auf sich warten lässt, finde ich hingegen albern.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich habe mein erstes Buch 1990 bei einem Verlag veröffentlicht und dabei keine guten Erfahrungen gemacht. Diese negativen Erfahrungen haben sich fortgesetzt. Vor allem stört mich die Unbeweglichkeit und das Festhalten an Schablonen. Warum kann ich denn innerhalb eines Genres kein neues Subgenre erfinden? So etwas wie Gay Cosy-Krimi zum Beispiel? In Verlagen wurde – und wird teilweise noch immer– viel zusammengestrichen und umgeschrieben, damit es exakt zu einem Genre oder einer bestimmten Gruppe von Lesern passt. Im Selfpublishing sind die Entfaltungsmöglichkeiten größer. Sicher schreibt man auch ein bisschen für bestimmte Lesergruppen, aber man kann sich doch kreativer entfalten. Seitdem SP sich so entwickelt hat, gibt es (für mich persönlich) kaum noch Argumente, die für einen Verlag sprechen. Nicht einmal mehr das Marketing. In größeren Verlagen geht man unter, sofern man nicht gerade gehypt wird, und kleinere Verlage bieten nicht immer die besten Werbeplattformen. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)

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