Montag, 31. August 2020

[Buchvorstellung einmal anders] Wer braucht schon Liebe, wenn man Dinge mit Käse überbacken kann" von Mika Karhu und "Herzterz" von Leslie Julian

 
Buchvorstellung einmal ganz anders

Normalerweise beginne ich meinen Autorentag immer ganz normal. Zunächst das Autoreninterview und dann stelle ich das Buch vor. Doch bei dem Doppelrelease konnte ich nicht anders und gab die Kontrolle völlig an die beiden Autoren ab. Ein paar Fragen gab ich vor und sie sollten sich von selbst hochschaukeln. Das Ergebnis seht ihr hier und heute.

Ach ja, vielleicht wäre es auch ganz gut, die Autoren und Bücher zu nennen, um die es heute geht 😉

Herzlich Willkommen
Mika Karhu mit „Wer braucht schon Liebe, wenn man Dinge mit Käse überbacken kann“ und Leslie Julian mit „Herzterz“.

Nun aber zu euch und eurem Interview. 😊

Stellt euch doch mal gegenseitig vor.

MIKA: (verstellt die Stimme und lacht) Hallo. Ich bin Leslie. Komme aus dem hohen Norden und stecke gern Tintenfischkadaver in die Gardinenstangen anderer Leute. 
Leslie (grinst und zieht die Braue hoch): Dann bin ich der Mika und hab immer nur Käse im Kopf.
MIKA: Brathering hast du vergessen!
Leslie: Aus reiner Rücksicht auf Leser mit empfindlichem Magen – oder kannst Du Dir ernsthaft überbackenen Brathering vorstellen? 
MIKA: Kommt definitiv auf nen Versuch drauf an! Ich teste das mal und lade dich dann zum Essen ein.
Leslie (greift sich an den Hals, schielt und macht Würglaute): Och, lass man…

Kennt ihr die Bücher des jeweils anderen? Wenn ja, welche? Wenn nein, kannst du dein Gegenüber aufklären, was es bisher verpasst hat? 😉
MIKA: Bis auf Leslies Ausflüge in die Groschenromanecke, ja. (lacht) Das Rohmanuskript von Herzterz zum Beispiel, hatte mir Leslie schon vor zwei Jahren zu lesen gegeben, es hat mir auf Anhieb gefallen und es hat sooo lange gedauert, dass es endlich fertig war, bzw. Leslie sich durchgerungen hat, es zu veröffentlichen. Ich finde, dass es eine klasse Story ist und habe sie förmlich gedrängt es herauszubringen. Silentium durfte ich auch schon weit bevor klar wurde, dass es veröffentlicht wird lesen und hierbei ist mir erstmals ihre ganz eigene und spezielle Art zu schreiben aufgefallen. Kann man nicht beschreiben, merkt man, wenn man es liest.
Leslie (leicht rot verfärbt): Uaaah! Ich hab´ dir vorher doch extra gesagt, keine Komplimente bitte, wenn Dritte dabei sind - damit kann mein Teint nicht umgehen… (schlägt Hände vors Gesicht und schnauft) Kann mal jemand die Klima einschalten? Danke. 
Ob ich Mikas Bücher kenne? (lacht) Wer die nicht kennt, hat was verpennt. Durch seinen Brathering Interruptus haben wir uns ja überhaupt erst kennengelernt! Da rufe ich eines Morgens nichts Böses ahnend meine E-Mails ab und wie immer ist Buchwerbung dabei. Ich scrolle da also einigermaßen desinteressiert (weil chronisch überfüllter Bücherschrank) durch und stutze plötzlich, scrolle wieder ein Stück hoch, bleibe an diesem durchgeknallten Titel hängen und reibe mir ungläubig die Augen. Und wer mich auch nur ein klitzekleines bisschen kennt weiß, ich bin ein großer Freund von durchgeknallten Dingen. Dass ich mir ein Buch bei so einem bekloppten Titel runterladen muss, war also eine Zwangsläufigkeit. Ich hatte trotzdem nicht erwartet, dass es mich dann auch noch derart zum Lachen bringen würde, dass ich stellenweise ein plötzliches Bedürfnis nach Pampers verspürte. Jedenfalls war ich derart begeistert, dass ich der Aufforderung des Autors nach einem kleinen Feedback tatsächlich Folge leistete... also schuldig im Sinne der Anklage. (zwinkert)
MIKA: Das mit den Pampers verstehe ich zwar nicht, aber danke! Der Brathering Interruptus war ja mein erstes Buch und ich hatte keine Ahnung, keinen Grafiker, keinen, der mir helfend zur Seite stand. Dass das notdürftig zusammengezimmerte Cover dennoch solche Aufmerksamkeit erregt hat, freut mich umso mehr.
Was macht ihr denn am liebsten, wenn ihr doch mal ein wenig Freizeit habt?
MIKA: Ich versteh die Frage nicht. Nein, ich habe außer dem Schreiben auch noch andere Hobbys. Einen durstigen V8 und ein paar alte Motorräder. Wenn mir mal gar nicht nach Schreiben ist, schraube ich daran herum. Ansonsten je nach Jahreszeit mit Quad oder Schneemobil über die Felder am Oulujärvi düsen. Ich bin gern draußen!
Leslie: Hmmm, Schnee ist auch meins! Alpinski und Einkehrschwung mag ich sehr. Ansonsten gilt mein Interesse aber eher durstigen Motorbooten. Früher auch Wasserski, inzwischen aber lieber hinter dem Steuer, da wo der Gashebel sitzt. Wobei ich inzwischen ruhiger geworden bin. Ich habe ein schnuckeliges BMW-Cabrio und mein Gatte hat sich, wenn er mit mir gefahren ist, schon oft etwas in die Mittelkonsole gekrallt – dadurch die einzig schadhafte Stelle meines Schmuckstücks! (lacht) Inzwischen fahre ich gemütlich mit meinem alten Herrn, da ich mein H-Kennzeichen nicht abwarten kann. Stattdessen höre ich brülllaute Musik und singe aus Leibeskräften mit. (schmunzelt) So richtig laut und vermutlich schief - wie es sich für mein Alter eben gerade NICHT gehört.
MIKA: (lacht) Oh Gott. Ich stell mir das grad vor. Leslie im Cabrio singend ein paar Kinder vor einer Grundschule erschreckt. Vielleicht mit Brother Louie von Modern Talking oder so?!
Leslie (grummelt): Ich sagte eben bereits, Du sollst Rücksicht auf Leser mit empfindlichen Magen nehmen – aber auch auf MEINEN bitte!!
Gibt es Bücher, die du unbedingt empfehlen würdest, da du auch mit diesen Werken die ein oder andere Lesestunde verbringst?
MIKA: Logo. So ziemlich alles von Arto Paasilinna. Er ist der (finnische) Gott des schwarzen Humors. Seine Bücher, und die von Tommy Jaud, waren es ja, die mich dazu gebracht haben, Autor zu werden. Außerdem, wenn man auf Si-Fi steht, natürlich Daniel Suarez oder Joe Haldeman. Sehr angetan war und bin ich auch von Erwin Strittmatter. Dessen Bücher habe ich auch alle gelesen. Ich höre jetzt lieber auf. Es gibt zu viele gute Bücher von so vielen guten Autoren. Meine Frau mault immer herum, dass das ganze Haus voll davon ist. Ich bin ja auch noch so komisch, dass ich, wenn mir ein Buch gefällt, zusehe, das ich alles vom Autor lese. Und dann am liebsten noch als Erstausgabe. Und wen ich manchmal auf die Idee komme, 100 Jahre alte Bücher, die dann auch so riechen, im Bett zu lesen, da hängt dann der Haussegen manchmal auch ein bisschen schief.
Leslie (lacht): Da bekommt der Spruch „Das Ehebett setzt Spinnweben an“ doch plötzlich eine völlig neue Dimension! Und da wirst du nicht ausquartiert? Deine arme Frau muss leidensfähig sein… ich glaube, ich schicke ihr mal Herzterz, da ist bestimmt die eine oder andere Anregung für sie drin, die sie gegen derartige Anwandlungen von dir einsetzen kann. (plinkert unschuldig und malt sich mit der Hand grinsend einen imaginären Heiligenschein) Ich bin ein großer Fan von Jillian Hofmann, Sebastian Fitzek, Ken Follett. Chris Carter, Tommy Jaud, aber auch die ersten beiden Bücher von David Safier, Ildiko von Kürthy… ich könnte jetzt stundenlang weiter aufzählen, denn ich lese nicht, ich verschlinge. Waschkörbeweise. Was mich total geflasht hat, war „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King.
MIKA: Meine Frau wird nichts dergleichen tun. Sie ist gut erzogen. Dabei fällt mir ein…Mein absolutes „All-time-favorite-Buch“ ist „Die Widerspenstige von Penelope Williamson. Ich hatte (das erste und letzte Mal) die letzte Seite zuerst gelesen und bis zur vorletzten Seite war es unwahrscheinlich, dass dieses Buch so enden würde. Tolles Buch!
Leslie: Gut erzogen? Ernsthaft? Boah, ich schicke ihr das Buch, verlass dich drauf!
Welchen Autor würdet ihr gerne einmal privat kennenlernen und ihm die ein oder andere Frage stellen? Und warum?
MIKA: Arto Paasilinna auf jeden Fall. Leider ist er 2018 verstorben. Leslie Julian wäre die nächste auf der Liste. (lacht) Wir haben uns im Internet kennengelernt und außer Telefonaten, E-Mails und Whats-App hatten wir bisher noch nicht das Vergnügen. Tommy Jaud, ja. Wir schreiben zwar ab und an E-Mails miteinander, aber getroffen haben wir uns noch nicht.
Leslie: Haaaa! Ich bin nur die Zweite? Nun bin ich beleidigt! (streckt die Zunge raus) Nee im Ernst: Mein Favorit wäre tatsächlich Stephen King. Ich durfte ihn mal bei einer Lesung erleben und der Mann ist einfach ein Universaltalent. Ansonsten würde ich gerne mal in Ruhe mit Herrn Fitzek quatschen. Habe zur Veröffentlichung von Silentium zwar bereits per E-Mail mit ihm geschrieben, aber ein ausgiebiger Plausch wäre mit Sicherheit unterhaltsam! Ätsch, Mika, jetzt kommst du erst als Dritter! Aber ich hau Dich trotzdem, wenn du es wagst, mit deinem Spritfressenden V8 hier vorbei zu brettern, ohne reinzubremsen! (funkelt Mika an) Und das ist keine leere Drohung!! (wackelt mit der Drohbraue)
MIKA: Ich werde dir bei einem Überraschungsbesuch mit durchdrehenden Rädern einfach den Schotter vorm Haus gleichmäßig im restlichen Vorgarten verteilen. Dann werde ich nach einer Vollbremsung in deine Blumen genüsslich eine Dose Karhu (Anm. der Red.: finnisches Bier) trinken und in die leere Dose in deinen Garten kicken.
Leslie (lacht herzlich): Das dürfte schwierig werden, denn unser Nachbar hat einen Wall aufgeschüttet und einen stabilen Metallzaun mit Steinpfeilern dazwischen drauf gestellt, da müsstest Du schon mit ´ner Planierraupe vorbeikommen!
Wie sieht denn euer Schreib- und Arbeitsplatz aus, an dem ihr eure Ideen verwirklicht?
MIKA: Meine Terrasse! Und um Gottes Willen, nur hier. Ob 30 °C oder -30 °C. Ich kann nur auf meiner Terrasse schreiben. Irgendwie hat sich das so entwickelt… eine blöde Marotte, nicht zu erklären, aber hier habe ich meinen „Happy Place“ und kann in Ruhe arbeiten. Im Sommer mit einem kalten Getränk und im Winter mit einem Heizpilz. Klingt bescheuert, ist aber so.
Leslie: Da kann ich mithalten! Ich schreibe nach wie vor auf der inzwischen eingedellten Couch mitten im Wohnzimmer. Und alle um mich herum müssen dann wahlweise schleichen oder sich verdünnisieren. Deshalb hatte mein Göttergatte vermutlich auch die Idee, mir so Hals über Kopf ein Gartenhaus zu bauen. Ob das nun nur mir zuliebe war, wage ich in Zweifel zu ziehen – ich schätze, er hat einfach den Kanal voll davon, ständig nur noch mit Kopfhörern Fernsehen zu können. Ganz fertig ist es aber noch nicht, also sind die Kopfhörer nach wie vor im Einsatz und die Delle in der Sofalehne wird tiefer.
Wie geht ihr mit Kritik um? Wer von euch ist kritikfähiger?
MIKA: Wahrscheinlich ich. (schaut zu Leslie und grinst dreckig) Nachdem ich 2016 mein erstes Buch veröffentlicht hatte, war ich da natürlich noch anders drauf. Jede Kritik war eine Katastrophe. Mittlerweile, man reift man ja irgendwie, bin ich da gelassener. Ich nehme mir Kritik natürlich an und schau, ob sie konstruktiv ist, reagiere, wenn es angebracht ist, und nehme es ansonsten hin. Mein erstes Buch (Brathering Interruptus) hat sehr viele negative Rezensionen auf sich gezogen, weil der Protagonist dem Alkohol und dem Tabak frönte, das Buch kein wirkliches Ende hatte. Im Nachhinein hat mir das aber gezeigt, dass ich die Leser mit diesem Buch auf jeden Fall berührt habe, meinetwegen auch ein bisschen aufgewühlt, aber auf jeden Fall erreicht habe.
Leslie: Soso, ich bin also nicht kritikfähig? Pffft! Komm, du musst zugeben, dass ich die eine negative Rezi, die ich erhalten habe, erstaunlich gelassen genommen habe, oder? Ich war darüber allerdings selbst verblüfft, ehrlich gesagt, denn ich hatte selbst befürchtet, dass eine einzige negative Bewertung für ein meiner Bücher schon ausreichend Begründung für mich darstellt, mich vor einen Zug zu werfen… (zwinkert). Nee, im Ernst, ich hatte die ganze Zeit Bammel vor der ersten schlechten, weil ich nicht wusste, ob mich das nicht in eine Sinnkrise stürzt und dazu bringt, das Schreiben sofort an den Nagel zu hängen. Und am Ende war Mika sogar derjenige, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, ich hatte das zu dem Zeitpunkt noch gar nicht mitbekommen. Und es war echt total drollig, wie er mich per Whatsapp vorgewarnt hat und gleich prophylaktisch dazu schrieb „Alles gut! Ganz ruhig! Reg dich nicht auf!“ Da hätte ich ihn echt knuddeln können!! Aber grundsätzlich ist es natürlich schon so, dass ich bei konstruktiver Kritik sehr genau für mich selbst hinterfrage, wie ich vielleicht das Eine oder Andere noch verbessern kann. Im Zweifel bespreche ich mich da auch mit Anderen, z. B. Mika. In diesem Falle ging es allerdings darum, dass jemand mit einer völlig falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen war. Und dass man nicht jeden begeistern kann, ist leider eine traurige Tatsache, aber nicht zu ändern.
MIKA: Man kann nicht jeden glücklich machen. Kritik gehört zum Geschäft. Es macht keinen Sinn, nur auf die positiven Stimmen zu hören. Damit entwickelt man sich nicht weiter.
Leslie: Da hast du Recht, allerdings wäre es gelogen, wenn man nicht zugeben würde, dass schlechte Bewertungen einen schon treffen, man sich über jede einzelne tolle Rezi aber wie Bolle freut. Denn in jedem Buch steckt Herzblut und endlose Stunden Arbeit – ist doch klar, dass man sich da wahnsinnig freut, wenn anderen gefällt, was man verzapft hat und einem dafür Lob aussprechen! Wegen des Geldes machen wir das doch nicht, das würde sich nicht mal im Ansatz rechnen, sofern man keinen publikumswirksamen Namen hat. Wir lieben das Schreiben, möchten mit unseren Büchern unterhalten und unser Lohn ist, wenn die Leute sie mögen - so einfach ist das.
MIKA: Ich mag ja schlechte Rezensionen und negative Kritiken, in denen ich erkenne, dass die Leser nicht zwischen Wirklichkeit und einem/dem Buch unterscheiden können und dann z. B. (wie beim Brathering Interruptus) anprangern, dass der Protagonist ein überbezahlter, überheblicher, total unsympathischer Typ mit dem Humor eines 13-Jährigen ist. Lieber Leser: DANKE!!! Das zeigt mir, dass die Figur funktioniert hat.
Was waren eure Beweggründe, Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
MIKA: Als ich im Sommer 2015 die fixe Idee hatte, ein Buch zu schreiben, war mir schnell klar, dass die Suche nach einem Verlag eine ewige, aussichtslose Jagd nach dem Heiligen Gral sein würde. Dann 2016, das Buch war fertig und ich wollte, dass es jemand liest, es ihm/ihr im Idealfall gefällt und damit war für mich klar, dass ich es im Selbstverlag herausbringen würde. Klinkenputzen ist nicht so mein Ding und da ich nicht des Geldes wegen schreibe, war das Selfpublishing für mich die einzige Option. Die Tatsache, dass Marc Hiller, der Verlagschef von Digital Publishers, ein halbes Jahr später auf mich zu kam und fragte, ob ich Lust hätte, mein Buch bei ihm zu veröffentlichen, war ein glücklicher Umstand, aber neben den beiden ersten Teilen der Brathering-Trilogie, die ich über dp veröffentlicht habe, genieße ich einfach die Freiheit, als Selfpublisher - salopp gesagt- tun und lassen zu können was ich will.
Leslie: Mir geht es ähnlich. Ich war bis vor knapp einem Jahr unter Agenturvertrag, aber nachdem meine Agentin aus persönlichen Gründen aufhören musste, habe ich mich nicht mehr wohlgefühlt. Für eine produktive und erfolgreiche Zusammenarbeit muss man aber einen wirklich guten Draht zu seinem Agenten haben und das war mit der Agenturchefin, die meine Vertretung direkt übernommen hatte, nicht mehr recht der Fall, also machte eine Trennung Sinn. Und außerdem hatte Mika mich wirklich bereits seit Monaten bearbeitet, ich solle meine Bücher endlich im SP herausbringen, da sie es verdienen würden, endlich gelesen zu werden. Na ja, und irgendwann hatte er mich dann soweit. Nun sieht er, was er davon hat – einen Haufen Arbeit. (lacht)
MIKA: Ja. Klar hast du mir nen Haufen Arbeit gemacht. (lacht) Aber: Silentium und Herzterz sind wunderbare Bücher. Und auf der anderen Seite, hilfst du mir ja auch enorm.
Leslie (grinst): Ich feile gerne an Deinen Texten herum, so darf ich sie nämlich als Erste lesen. Also doppelte Win-win-Situation.
Und jetzt zu den Büchern. Könnt ihr uns die Bücher, um die es heute geht mit eigenen Worten vorstellen, ohne den Klappentext abzulesen?
MIKA: Sehr gut sogar. Es geht um den 15-jährigen David, der eine genaue Vorstellung seiner Zukunft hat, und dem dafür nur die passende Frau fehlt. Wir begleiten ihn im Buch dabei, wie er genau diese zu finden versucht, immer wieder scheitert, von Gott (seine Ansicht) gestraft wird. Letztendlich findet er sie und es gibt ein Happyend. Okay, das war jetzt sehr kurzgefasst, aber so gesehen die Message des Buches. Eine witzige Reise in die Jugend, in die Vergangenheit, hoffentlich eine lesenswerte Geschichte. Aber das muss letztendlich der Leser entscheiden. Ich würde mich darüber freuen, wenn ich mit diesem Buch das transportieren kann, was ich beim Schreiben empfunden habe.
Leslie: Ich fand den „Käse“ sogar fast besser, als die Heringsreihe – und das will was heißen! In Mikas Beschreibung hört sich das sehr trocken an, ist es aber in keinster Form! Ich lese sonst wirklich keine Young-Adult-Bücher, aber dieses hier ist ultralustig und trotzdem bewegend und das von 15 bis 150! Ach so, ich sollte MEINS beschreiben? Können wir das nicht abwechselnd? Na ja okay, vermutlich komme ich dann wirklich zu sehr ins Schwärmen über den „Käse“… Herzterz dreht sich um ein Ehepaar, das seit 15 Jahren verheiratet ist und bei dem der Alltag sich breitgemacht hat. Daniel ist ziemlich despotisch und seine Frau Alex über die Jahre immer kleiner geworden. Schon aufgrund der gemeinsamen Tochter der beiden versuchen Alex´s Geschwister dann mir einem verrückten Plan, die kurz vor der Scheidung stehende Ehe der beiden zu retten: Sie locken die zwei getrennt und ohne das Wissen voneinander in ihre abgelegene Blockhütte in den Bergen, damit sie sich wieder zusammenraufen. Dabei entsteht eine Katastrophe nach der anderen, denn Alex und Daniel sind ein extrem temperamentvolles Paar… einige Blogger haben sich während des Lesens des Vorabexemplars über Muskelkater im Zwerchfell beschwert und die übrigen wollten einige von Alex´ Streichen für ihren Mann notieren für den Bedarfsfall. (zwinkert). Die halten mich jetzt vermutlich für eine ganz linke Bazille, dabei bin ich gaaaanz harmlos. (klimpert unschuldig mit den Augen)
In beiden Büchern erleben eure Charaktere sehr viel. Was glaubt ihr? Was fällt dem jeweils anderen leichter? Die einfachen, schönen oder die schwierigen, düsteren Situationen?
MIKA: Leslie hat eine wahnsinnig geniale Art Charaktere, Orte und die Stimmung der jeweiligen Situationen zu beschreiben. Ich denke, ihr fällt es leichter, schwierige und düstre Sachen zu schreiben.
Leslie: Man, ich werd´ schon wieder rot. Danke. Räusper. Aber trifft es tatsächlich nicht ganz. Ich könnte das nämlich nicht wirklich trennen. Bei Mika bin ich überzeugt, dass ihm saloppe, schlagfertige Typen einfach so ungebremst aus der Feder fließen. Ich glaube, der muss da gar nix für tun! Sitzt vermutlich am Laptop, zischt sein Karhu und grinst, alles andere passiert von ganz alleine. Frechheit. Aber im Ernst, das kann er einfach. Und in jeder Figur steckt auch ein Quäntchen von ihm drin, da kann er mir erzählen, was er will. (grinst breit)
MIKA: Natürlich steckt da immer auch etwas von mir selbst drin. Ich glaube, das ist bei allen Autoren so.
Ihr kennt doch sicher die Geschichte des jeweils anderen. Welche Stelle war eure jeweils liebste? Und würdet ihr selbst auch diese Stelle wählen oder zählt etwas anderes zu euren Lieblingsstellen?
MIKA: Ich versteh die Frage nicht.
Leslie: Du hast doch wieder nur unaufmerksam gelesen! Schweinerei... (lacht) Aber Mika hat Recht, ich kann auch keine spezielle Stelle nennen, denn ich habe den ganzen „Käse“ geliebt und geradezu eingeatmet. Ich könnte da nichts aus dem Kontext reißen.
MIKA: Achso. Jetzt, ja. (lacht) Ich fand in Herzterz am besten, wie Alex das Wohnzimmer in eine Hippiehöhle verwandelt hat, um nervige Kaufinteressenten zu verschrecken. Göttlich!
Leslie: Bei Mika sind es weniger einzelne Handlungsszenen als der Wortwitz und die Schlagfertigkeit, die ich so mag – und die ziehen sich halt durch alle Bücher. Da kommen manchmal Sätze geflogen, bei denen ich echt Schnappatmung vom Lachen kriege. Ich darf die nicht in der Öffentlichkeit lesen – die weisen mich ein!
MIKA: (rotwerd) Danke Leslie. Und ehrlich gesagt, manchmal lache ich selbst noch im Nachgang über einige Passagen meiner Bücher. Wann kommt eigentlich Herzterz 2?
Leslie: Eigentlich habe ich danach was anderes geplant – hab ja noch 5 sehr weit gediehene Projekte in der Pipeline, aber wenn es gut ankommt, geht das schneller, als du „Ohgottohgott - noch mehr Arbeit mit der Ollen!“ sagen kannst! (lacht)
Wenn du ein Charakter im jeweils anderen Buch wärst, wie würdest du die Autorin bzw. den Autor beschreiben? Und glaubst du, dass viel echter Mika bzw. echte Leslie in dem Buch steckt?
MIKA: Jede Story, jedes Buch, jede Geschichte hat einen Kern und eine persönliche Begebenheit, die dahintersteckt. Ich denke, Leslie würde so agieren wie die Protagonistin im Buch, wenn sie könnte. Aber dafür ist sie - meiner Meinung nach - zu lieb.
Leslie: Solange du damit Herzterz und nicht Silentium meinst… (lacht laut) Aber ja, mit Herzterz lebe ich geheime Rachegelüste aus, die ich in Realität nie umsetzen könnte. Ich bin zwar kreativ beim Ersinnen der beklopptesten Sachen, aber tatsächlich ein Mensch, dessen größte Bedenken grundsätzlich dahin gehen, nur niemand anderem zu nahe zu treten oder gar irgendwem irgendwie weh zu tun. Selbst beim Schreiben von Romanen habe ich das ständig im Hinterkopf – nur ja nichts von mir zu geben, was irgendjemanden verletzen könnte. Bei Mika sagte ich es ja bereits: seine Figuren sind Mika live! Schlagfertig, lustig aber auch feinfühlig. Eine wirklich unheimlich seltene und tolle Mischung. Wenn ich da nur an seine Vorwarnung vor der einen Bewertung denke – Mika ist auch wahnsinnig lieb, aber eben ein männliches lieb, wenn du verstehst, was ich meine.
MIKA: Männliches lieb? Ist das was Subtiles?
Leslie (zwinkert Mika verschwörerisch zu): Du brauchst doch keine Fremdworte benutzen, damit kannst du mich sowieso nicht imprägnieren!
Wie groß war der Kampf um den Titel? Stand er bei euch beiden schon im Vorfeld fest oder hat er sich spontan während des Schreibens ergeben? Wart ihr da auch involviert?
MIKA: Öhm. Ganz unter uns. Der unsäglich lange Titel „Wer braucht schon Liebe, wenn man Dinge mit Käse überbacken kann“ stand vor dem Buch fest. Ich hatte den Spruch als Status in meinem Kurzmitteilungsprogramm. Daraufhin sprach mich ein Freund an, ob das mein neues Buch wird. Jetzt, ein halbes Jahr später, kann ich sagen: Ja. Der Spruch brachte mich auf die Idee für das Buch und da ist es.
Leslie: Mika ist echt der Titelkönig – so bekloppte Hinguckertitel fallen echt nur ihm ein! Genial! Aber bei mir war es ähnlich. Sowohl Silentium stand von vornherein fest, als auch Herzterz. Und die fünf Projekte, die ich noch in der Pipeline habe, haben auch alle schon ihre Titel.
MIKA: (grinst) Danke! Ich geb mir immer wieder Mühe.
Wie gefallen euch eure Cover? Hättet ihr noch etwas hinzuzufügen gehabt?
MIKA: Für das Cover den Käse gab es diverse selbstgestaltete Ideen. Letztendlich habe ich mir aber jemanden ins Boot geholt, der sich damit auskennt und bereits die zweite Idee der Grafikerin gefiel mir auf Anhieb. Bis auf die Schriftart wurde dann auch nichts mehr verändert. Danke nochmal Fanny!
Leslie (flüstert verschwörerisch): Feind hört mit! Mika hat doch meine Cover gebaut!!! Nee, im Ernst, ich versteh gar nicht, wozu er grafische Unterstützung braucht! Die genialsten Cover baut er doch selber! Ich wusste zwar bei beiden Romanen, was aufs Cover soll, aber dass das Herz bei Herzterz über Vorder- und Rückseite geht, war seine Hammeridee! Ich könnte mir für beide Bücher kein schöneres Cover wünschen. Mika ist da mein persönlicher Held – und meine Tochter, die das Federfoto für das Silentiumcover gemacht hat.
MIKA: Ich behaupte ja immer noch, dass es deine Idee war und ich sie nur umgesetzt habe.
Was würdet ihr beiden gerne den Lesern mit auf den Weg geben?
MIKA: Pysykää terveinä. Pysykää uteliaisina. Nauttikaa elämästä. (Bleibt gesund. Bleibt neugierig. Genießt das Leben!) Lesen ist Wissen, ist Bildung, ist Macht. Menschen die sich für Bücher begeistern können sind elitär. Seit frühester Kindheit habe ich gelesen, später geschrieben. Viele Jahre für mich und ohne dass jemand meine Schreibereien zu Gesicht bekommen hat. Wenn du eine Geschichte zu erzählen hast, dann schreib ein Buch. Lass dich nicht entmutigen, lass dich nicht kleinreden, lass dir nicht sagen, dass du es nicht kannst. Tu es einfach! Jede Geschichte ist es wert erzählt zu werden.
Leslie: Das hast du so schön gesagt, wenn du jetzt noch die finnische Nationalhymne zum Besten gibst, schließe ich mich dem glatt an!
MIKA: (steht auf, legt die Hand auf Herz und beginnt zu singen) 
Oi maamme, Suomi, synnyinmaa!
Soi sana kultainen!
Ei laaksoa, ei kukkulaa,
ei vettä rantaa rakkaampaa
Leslie: (unterbricht Mika und lacht) Danke reicht. Wieso singst du über Rhabarber?
Ich danke euch beiden für diesen außergewöhnlichen Autorentag und ich hoffe ihr und die Leser meines Blogs hatten viel Spaß daran, euch und eure neuen Bücher kennenzulernen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.