Mittwoch, 12. August 2020

[Buchvorstellung einmal anders] Let's go Himalaya! - Wo bitte geht's nach Shangri-La? von Katja Linke



Buchvorstellung einmal anders 

Heute treffe ich mich mit der Autorin Katja Linke, um mit ihr über ihr Buch „Let’s go Himalaya – Wo bitte geht’s nach Shangri-La?“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Danke an Dich zurück! Toll, dass Du mir in Deinem Blog die Möglichkeit gibst, über mein Buch zu sprechen.
Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
Als Hausärztin kenne ich ein Präventionsprogramm, um dem Alltagsstress zu entfliehen und aus eigenen Kraftquellen zu schöpfen: Reisen! Das Buch „Let’s go Himalaya! Wo bitte geht’s nach Shangri-La?“ handelt von einem Abenteuertrip quer durch Tibet in den Himalaya, den ich im Jahr 2016 mit meiner damals elfjährigen Tochter Julia unternommen habe. Julia will einen Stein aus Omas Garten ins Basislager am Mount Everest bringen, ich bin auf der Suche nach einem kraftspendenden Sehnsuchtsort, meinem Shangri-La. Kann das gut gehen? Schon mit der Ankunft in Tibet landen wir unsanft in einer so nicht erwarteten Realität und die Reiseträume platzen wie Seifenblasen. Aufgeben kommt nicht in Frage! Unsere persönlichen Erlebnisse münden in diese wunderbare Mutter-Tochter-Geschichte über Mut und Liebe, über Kulturkämpfe und Glücksmomente und über Loslassen und Ankommen vor der beeindruckenden Gebirgskulisse des Himalaya.
Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Ich mag alle Emotionen, die Menschen in ihren unterschiedlichen Facetten abbilden. Ich habe beim Schreiben gelacht und geweint, habe mit meinen Figuren gebangt und mich mit ihnen gefreut. Da war alles dabei. So wie auf unserer Reise.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Mein Lieblingskapitel ist das: Welche Farbe hat der Himmel?
Es hat sich tatsächlich so zugetragen und ich durfte dabei lernen, wie genial die kindliche Wahrnehmung ist. 
Viele Stellen berühren mich sehr. Eine davon stammt aus dem Kapitel Nacht unter freiem Himmel (Vgl. Seite 162 f.), als ich mir nachts irgendwo im Nirgendwo der tibetischen Steppe den Sternenhimmel betrachte. Da kommen mir beim (Vor-)Lesen immer wieder die Tränen:
„Mit einem Mal wurde es mir zu eng. Ich hatte das dringende Bedürfnis, an der frischen Luft durchzuatmen, schälte mich aus dem Schlafsack und öffnete vorsichtig den Reißverschluss des Zelteinganges. Eine grimmige Kälte schlug mir entgegen und der Wind blies mir eisigen Graupel wie Nadelstiche ins Gesicht. Vorsichtig kroch ich hinaus, darauf bedacht, nicht über die Leinen zu stolpern, die unser Zelt hielten. Als ich mich langsam aufrichtete und ein paar Schritte ging, knirschte der gefrorene Kies unter meinen Schuhen. Mein Körper fühlte sich steif und verspannt an. Ich streckte mich und bemerkte gar nicht, wie ich meine Arme immer weiter emporreckte, ganz so, als wollte ich das Himmelsgewölbe ausmessen und umarmen. Beim Blick nach oben hielt ich inne - so einen funkelnden Glanz hatte ich noch nie gesehen. Unzählige Sterne, Planeten, ja ganze Galaxien malten ein leuchtendes Muster ans Firmament. Alle Himmelskörper schienen festgeheftet in dem dunklen Raum und doch war alles in Bewegung. Es glitzerte und pulsierte in wechselnder Intensität um mich herum. Sterne, die vor Jahrmillionen geboren wurden, leuchteten jetzt und hier allein für mich. So wünschte ich es mir jedenfalls. Andere Sterne starben in rötlichem Glanz und schickten ihr verglimmendes Licht durch Raum und Zeit zu mir. Entfernte Galaxien hatten ihren Platz im Universum durch dünne Nebelschleier markiert. 
Ergriffen von der Größe und Herrlichkeit dieses Himmelsschauspiels merkte ich nicht, wie ich am ganzen Leib zitterte. Als Mensch, der um die Endlichkeit seiner Existenz weiß, begegnete ich hier der Unendlichkeit, dem Ewigen. Und doch war ich weit weniger als ein Staubkorn im Universum. Ich fühlte mein eigenes Herz heftig schlagen, das Blut rauschte und pulsierte in meinen Ohren. Ich war so ergriffen, dass mir die Tränen aufstiegen.“
Wie viel echte Katja steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
Wie heißt es auf medizinischen Beipackzetteln so schön? 100% naturbelassen. Alle pur und lebensecht.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Da zitiere ich eine Stelle vom ersten Kapitel, Diagnose Reisefieber:
Auf die wiederholte Frage, wie er mich mit unserer jüngsten Tochter in „so ein Land“ lassen könne, gab mein Mann stoisch und schulterzuckend zur Antwort: „Ihr wisst doch, dass Katja sich nicht abhalten lässt, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann.“
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?
Am Anfang gab es mal die Idee „Mit goldenen Haaren zum Everest“. Das hörte sich so nach Märchen an. Danach gab es unzählige mehr oder weniger gute Ansätze, die aber alle nicht so recht passten. Ich war nicht zufrieden. Irgendwann, beim gemeinsamen Frühstück schnippte mein Mann mit den Fingern und meinte: „Ich hab’s: Let’s go Himalaya!“ und ich antwortete „Wo bitte geht’s nach Shangri-La?“. Damit war der Titel klar.
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Das Cover ist ein echter Traum. Es transportiert Sehnsuchtsort und Mutter-Tochter-Abenteuer. Eine Meisterleistung des Designers Emir Orucevic. Er hat es genau so umgesetzt, wie ich es mir gewünscht und vorgestellt habe.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Es gibt viele Zitate, die mich immer wieder beschäftigen. Das ist sehr situationsabhängig. 
Kapitel Von Achtsamkeit und Meditation (Vgl. S. 191):
Ach so. Da war er doch, der Funken. Ein Geistesblitz! Jetzt hatte ich es verstanden. Plötzlich übermannte mich das Bedürfnis, die verbleibende Zeit optimal zu nutzen. In Gedanken sagte ich spöttisch zu mir: Du bist wohl nicht nur ein Erkenntnis- sondern auch ein kleiner Erleuchtungs-Junkie. Mein Ego ignorierte dies. Ich hörte mich sagen: 
„Tashi, es war ein besonderer Tag. Ich habe heute viel zugehört und bin fasziniert von dem, was du erzählst. Lass uns einen Tee trinken. Ich möchte dir zuhören und noch mehr lernen.“ 
Tashi schaute mich an und lächelte freundlich. Dann sagte er: „Dein Kopf ist ziemlich voll. Wie soll man in eine volle Tasse noch Tee einschenken?“ Alsdann legte er die Hände vor seiner Stirn zusammen und sprach: „Danke schön.“ 
Danach schwieg er, schloss die Augen und versank in sich selbst. 

Kapitel Ganz bei mir (Vgl. S. 211):
Es gab nichts Ablenkendes, nichts Störendes. Keinen Gedanken, der gedacht sein wollte. Ich fühlte die Stille. Ein Gefühl tiefer Geborgenheit machte sich breit. Was sollte schon passieren? 

Eine schöne Szene schildere ich im Kapitel Die Rolle der Frau (Vgl. S. 174f.) 
Hier brilliert Julia:
Ich staunte nicht schlecht, als Julia plötzlich innehielt, den Stein in ihrer Hand auf den Boden fallen ließ und bestimmten Schrittes zu Tashi aufschloss: „Hör mal, Tashi, da gibt es eine Sache, die ich nicht verstehe. Jetzt habe ich schon viel über Buddha, den Buddhismus und die Dalai-Lamas gehört. Alle waren sie Männer. Was ist mit den Frauen? Haben die nichts zu sagen?“ 
Sie stemmte die Hände in die Hüften und schaute ihn an. „Du hast mir erklärt, dass ihr an die Wiedergeburt glaubt und in eurem jetzigen Leben Karma sammelt, damit euch das nächste Leben der Erleuchtung näherbringt. Dabei kann es sogar sein, dass man mal als Tier auf die Welt kommt. Was ist, wenn der jetzige Dalai-Lama stirbt? Kann er nicht als Frau wiedergeboren werden?“
Tashi zog die Augenbrauen hoch. „In der Inkarnationsreihe ist die Seele Seiner Heiligkeit immer als Mann wiedergeboren worden.“
Julia schien mit dieser Aussage gänzlich unzufrieden. Sie zog ein mürrisches Gesicht. „Das kann doch kein Zufall sein! Ich finde es total doof, dass sich die Seele des Dalai-Lama jetzt schon vierzehnmal einen männlichen Körper ausgesucht hat. Denkt ihr denn, dass Frauen ungeeignet und weniger wert sind?“
Danke für das Gespräch.
Ich danke Dir! Tashi Delek – das ist tibetisch und heißt: Möge Dein Tag glücklich sein.

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