Donnerstag, 13. August 2020

[Reiheninterview] Nebelwanderer von Aline Stuart

  
 

Reihenvorstellung 

Heute treffe ich mich mit Aline Stuart, um mit ihr über ihre Reihe „Nebelwanderer“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit hast, um mit mir über deine Reihe zu reden.
Sehr gerne, danke für die Möglichkeit! J
Kannst du uns deine Reihe, bestehend aus den Teilen „Nebelwanderer Band 1: Dunkle Vergangenheit“, „Nebelwanderer Band 2: Ins Hier und Jetzt“, „Nebelwanderer Band 3: Der Weg zurück“, „Nebelwanderer Band 4: Echo aus dem Nebel“ und „Nebelwanderer Band 5: Das Ende der Reise“ mit wenigen Worten vorstellen?
In Nebelwanderer geht es um die junge Historikerin Elida Alvarsdottjer. Ungewollt reist sie in die Vergangenheit und wird dort von einem Wikingerclan als Seherin aufgenommen. Als ihr Leben in Gefahr gerät und sich das Abenteuer zuspitzt, bringt Yorick, der Sohn des Clanführers, sie an den Ort zurück, an dem er sie gefunden hat. Elida reist durch den Nebel zurück in die Neuzeit, doch das Abenteuer hat gerade erst begonnen, denn irgendwie scheint nicht mehr alles wie zuvor in ihrer Welt ... 
Auf einer Ausgrabung kommt Elida erneut mit den Wikingern des Mittelalters in Berührung und stolpert immer tiefer in das Geheimnis um ihre eigene Vergangenheit hinein ...
Deine Charaktere wachsen mit ihren Aufgaben, entwickeln sich weiter, bestehen so manche Situation. Fällt es dir leichter sie durch einfache, lustige oder durch schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Das ist schwer zu sagen ... Ich mag es, wenn meine Charaktere eine Vergangenheit haben und stringent sind. Sie entwickeln sich aus dem heraus weiter, was sie geprägt hat. Die düsteren Zeiten lassen natürlich den Leser eher zittern und bangen, das schafft Verbundenheit. Auf der anderen Seite, möchte man auch lustige Szenen lesen, möchte sehen, wie sich Anspannung auflöst, jemand unerwartet etwas komisches tut oder sagt und damit vielleicht eine schwere Krise entschärft ...
Hast du Lieblingsstellen in deiner Reihe, die du uns gerne vorstellen würdest?
Es gibt einige sehr intensive Momente und ich überlege, welche ich euch erzählen kann, ohne zu viel zu verraten oder komplett zu spoilern ...
Allein die erste Sequenz, in der Elida in einer fremden Umgebung aufwacht und Yorick zum ersten Mal begegnet ... Sie sitzt in einem dunklen Raum und ein junger Krieger bringt ihr etwas zu essen, aber sie hat keine Ahnung, was sie erwartet ...
Später gibt es eine Szene, in der Aevarr Yorick mit einer schweren Verwundung und am Rande des Todes ins Lager zurück und Elida alles versucht, um ihn zu retten. Dieser Moment, in dem er in der Hütte auf dem Tisch liegt und sie zitternd mit einem Messer danebensteht ... da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut.
in den anderen Büchern gibt es ebenfalls mehrere Szenen, eine Begegnung, ein aussichtsloser Kampf, ein Abschied ... Nicht selten kommen mir selbst die Tränen ...
Wie viel echte Aline steckt in deinen Büchern oder dem ein oder anderen Charakter?
Oh je *lach. Ganz viel. Gerade meine Protagonistinnen müssen tatsächlich meine Träume und Wünsche ausbaden. Eine als Archäologin, eine als Ärztin, eine als Vampirjägerin .... Eine mit norwegischen Wurzeln in Irland, eine mit Freiburgerwurzeln auf Dauerreise zwischen Stockholm, Hamburg und Helsinki. Ich glaube, sie sehen mir auch alle ein bisschen ähnlich, denn ich bin ein innerlich und äußerlich wirrer Lockenkopf mit viel Phantasie und dreckigem Humor. Gleichzeitig aber sehr fröhlich und viel zu empathisch ... Meine Protagonisten sind aber immer ein bisschen stärker als ich, ein bisschen mutiger und taffer.
Wenn ich deine Protagonisten, Antagonisten oder auch Nebencharaktere fragen würde. Wie würden sie dich beschreiben? 
Puh! Du hast Fragen! 
Ich denke fast, sie würden mich eine sadistische Schweinebacke nennen, weil ich sie manchmal so lange zappeln lasse ... sie kriegen nichts geschenkt bei mir, manche von ihnen kommen gut damit klar, andere hadern mit Sicherheit damit. 
Elida aus Nebelwanderer steht gerade hier und bläst genervt die Backen auf. Eine schwere Kindheit, Mutter früh gestorben, Vater wendet sich von ihr ab ... dann stirbt auch noch ihr Bruder bei einem Unfall und ich beutele sie zwischen der mittelalterlichen Welt eines Wikingerclans und ihrem Alltag am archäologischen Institut in Dublin, zwischen Arbeit und Sehnsucht, zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Und eröffne ihr dann auch noch, dass nichts, was sie über ihr Leben und ihre Vergangenheit zu wissen glaubt, sich tatsächlich so zugetragen hat ... 
Ich gebe ihr mal einen Schokoladenriegel und schiebe ihr eben ein Glas Grauburgunder zu, sonst sagt sie euch einfach nur, dass ich einen Knall und eine grausame Ader habe!
Wann stand die Idee eine Reihe zu schreiben? Stand es von vornherein fest, dass es ein Mehrteiler wird, oder haben die Protagonisten ein Eigenleben entwickelt?
Eigenleben, eindeutig J es war einfach mit ein oder zwei Büchern nicht getan. Ich habe damals lange nach Lesestoff gesucht und irgendwie nichts gefunden. Da habe ich dann beschlossen, es selbst zu versuchen. Die Geschichte hat eine enorme Dynamik entwickelt und mich selbst immer tiefer hineingezogen. Damals hatte ich noch meinen alten Job an der Uni und die Kinder im Kindergartenalter, das war eine echte Herausforderung ...
Wann kamen die Titel? Standen die im Vorfeld schon fest, oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Den Titel hatte ursprünglich ein anderes Buchprojekt von mir, aber ich habe ihn dort geklaut J er passt einfach wie die Faust aufs Auge, denn die Menschen, die in meinem Buch durch die Zeit reisen, verschwinden im Nebel J
Wer ist denn der Coverdesigner?
Sie heißt Les und hat einen Account bei Fiverr. Dort nennt sie sich Germancreative, sie spricht aber nur englisch J Der Erstentwurf war von mir, dann hat sie mir ein Cover gezaubert, das ich jetzt allerdings noch einmal von ihr habe überarbeiten lassen, weil irgendwie immer noch etwas gefehlt hat ...
Bist du mit deinen Covern zu 100% zufrieden, oder würdest du nachträglich noch etwas ändern wollen?
Jetzt nicht mehr J jetzt ist es toll J der Rand (frame) könnte noch ein bisschen dünner sein, aber ich finde, es passt jetzt tatsächlich alles zusammen.
Zum Abschluss würden mich noch deine Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
Da muss ich mal nachsehen J 
Seine dreckverkrusteten Finger deuteten auf mich und er gestikulierte in Richtung seines Mundes. 
„Teile mein Essen“, wiederholte er mehrfach und nahm schließlich ein Stück Brot und begann darauf zu kauen. Vielleicht, um mir zu zeigen, dass es nicht vergiftet war. „Iss, iss!“, beharrte er und legte den Kopf schräg, um mich genauer anzusehen. Sein leichtes Lächeln entblößte zwei fehlende Schneidezähne. 
Aber ich war in dieser Sekunde zu abgelenkt vom Anblick der ledernen Brustplatte, die er umgeschnallt hatte, der Axt, die er auf dem Rücken trug, und dem schwarzen Tattoo eines stilisierten Raben, das seine gesamte Stirn bedeckte. 

*** 

Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und stand auf. „Pass auf dich auf.“ Ich streckte meine Hand aus und berührte den Raben auf seiner Stirn. „Wir erwarten euch zurück.“ Aufrichtig nickte ich ihm zu und spürte seine raue Hand auf meiner. „Und selbst wenn ich heilig und anderweitig versprochen bin, lass Odin noch ein wenig warten.“ 

*** 

Ich ging nicht sanft mit ihm um, als ich sein Hemd packte und es ihm mit wenigen zackigen Bewegungen über den Kopf zog. 
„Du, Monsieur, wirst das Bett hüten, bis es dir besser geht und zwar alleine!“, schimpfte ich leise vor mich hin, während ich ihn vor mir her schubste, bis er auf einer der Bettkanten saß. 
Obwohl er vor Schmerz kurz zusammenzuckte, entfuhr ihm ein Auflachen. 
„Wie hast du mich gerade genannt?“, fragte er und betrachtete mich neugierig, als ich mit den Händen an den Hüften und den Haaren wirr im Gesicht vor ihm stand. 
„Ich habe dich einen Idioten genannt!“, zischte ich und nahm die Reste des Verbandes ab, der nur noch schief und krumm seinen Rücken hinunter hing. „Nun, nicht wortwörtlich, aber ich habe es so gemeint!“ 

*** 

Seufzend stapfte ich über den Hof. Yorick. Ich vermisste ihn und hasste den langen, dunklen Winter. 
Es würde noch bis in den April hinein dauern, eine kleine Flotte startklar zu machen und genügend Siedler zusammenzuziehen. Vier weitere Monate der Einsamkeit auf dem Black Castle mit alten Büchern, Regen und meinem Vater. Nun gut, und vielleicht dem einen oder anderen interessanten Gespräch mit Fricki als Lichtblick. Ich war eine sehr, sehr arme Wurst. 
Mürrisch trat ich mir die Schuhe ab und machte mich auf den Weg in die große Halle. Die Frauen spannen Wolle und woben, ich hörte ihre Lieder und folgte dem Gesang. Der Winter auf der Burg war so eintönig, dass ich mich tatsächlich darüber freute, mich zu ihnen in den nach Ziegenmist stinkenden Raum zu hocken und Wolle zu kämmen, auch wenn mein Vater es nicht gerne sah. 
Was für eine Verschwendung meines akademischen Potentials!
Danke für das Gespräch.
Danke dir für die tollen Frage und die Möglichkeit, hier so kurz nach dem Release des finalen Bandes meine ganze Reihe einmal vorstellen zu können

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.