Autoreninterview
Sarah Fender
Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Na klar :) Mein (Autoren-)Name ist Sarah Fender, ich bin 1972 in Hamburg geboren und aufgewachsen und nach viel Herumzieherei (Köln, Hannover) vor zwanzig Jahren in Dortmund angekommen, wo ich glücklich mit meinem Mann und meinen beiden Töchtern lebe. Wenn ich nicht schreibe, arbeite ich bei einer bekannten Versicherungsgesellschaft in der telefonischen Kundenbetreuung. Sehr gern gehe ich auf Konzerte und Festivals oder auch mal ins Kino oder mit Freunden essen – das ist momentan leider alles nur eingeschränkt möglich, aber ich nehme mit, was geht und versuche dabei verantwortungsvoll zu handeln.Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das habe ich irgendwie schon immer gemacht ;-) Die Sesamstraße hat mir die Buchstaben beigebracht, und ich fing an, meinen Eltern kleine Zettelchen zu schreiben, woraufhin ich früher als geplant zur Schule kam, weil ich mit fünf schon lesen und schreiben konnte. Sobald es dazu kam, dass wir eigene Sätze oder kurze Erzählungen aufschreiben sollten, bin ich aufgeblüht und habe (Oberstreber) immer viel mehr gemacht, als ich musste – die Kreativität hat sich früh ihren Weg gebahnt ;-) Mit neun habe ich meine erste Kurzgeschichte geschrieben (von einem Eichhörnchen, das eine schlafende Familie vor einem Feuer warnt), mit elf begann ich meinen ersten Roman (nachdem ich Bummi und Trixie Belden gelesen hatte), der nach zehn vollgeschriebenen Din-A5-Schulheften fertig war. Mit 15 dann gab es eine Hausaufgabe, dass wir eine Szene aus einem Jerry-Cotton-Roman aus der Sicht des Schurken weiterschreiben sollten. Eine bis zwei Seiten. Es gab eine Kurzvariante für die Schule (bei mir hat der Schurke gewonnen, bei allen anderen war er tot oder im Gefängnis) – und zu Hause habe ich weitergeschrieben, weil ich eine Idee hatte, die mich nicht mehr losließ. Bis 17 habe ich daran geschrieben und es dann weggelegt. Erst mit Mitte 30 habe ich mich an die Geschichte erinnert und ein Spin-Off geschrieben – das war der Grundstein meiner achtbändigen Hearts-Reihe. Die Geschichte von damals habe ich zusammengefasst und eingebaut. Seitdem habe ich nie wieder aufgehört zu schreiben :)Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Die Hearts-Reihe – mein absolutes Herzensprojekt, das mich insgesamt 12 Jahre begleitet hat. Sie spielt überwiegend in den fiktiven Orten Netville und Whitefields in Illnois – Protagonistin ist die anfangs siebzehnjährige Shalaine McCoy, die im Laufe der nächsten acht Jahre verschiedene Beziehungen hat. Auch die Nebencharaktere haben ihre eigenen Handlungsstränge, so dass das Lesen etwas vom Schauen einer Serie mit unterschiedlingen Schauplätzen und Menschen hat. Zentrales Thema ist natürlich die Liebe, aber Spannung, Drama und Action und ein paar heiße Szenen sind auch dabei. Es geht um Treue (aber auch Untreue), Freundschaft, Familie – und ich liebe sie heute noch sehr.„Herz unter Verschluss – und dann kamst du“ war mein erster Weihnachtsroman, hier geht es um die 24-jährige Lilly Devereaux auf der Suche nach sich selbst nach einer großen Enttäuschung. Sie will von Männern erst mal nichts mehr wissen – und dann bemühen sich gleich mehrere um sie. An ihrer Seite stehen ihre beste Freundin Janice und ihre mütterliche neue Freundin Ella Simonsen, die einen Dekorationsartikel-Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Chicago hat.„Für dich träume ich von dir“ sollte eigentlich eine Sammlung erotischer Kurzgeschichten werden, aber dann wurde doch ein Roman daraus ;-) Ein kurzer, das Taschenbuch hat nur 120 Seiten plus einer Bonus-Kurzgeschichte mit etwa 40 Seiten, aber es ist eine süße Liebesgeschichte der jungen „Diana“ (das ist ihr Autorenpseudonym, den richtigen Namen erfährt man nicht) aus Dortmund, die seit Kindheitstagen in ihren besten Freund Roman verliebt ist. Der will aber nichts von ihr und ist in eine Onlinerin verliebt, die er bald treffen will. Seine beste Freundin soll ihm helfen, anregende Texte zu schreiben, damit er die Frau von einem Treffen überzeugen kann.„Girlboy“ – jaaaa … ich kann glaube ich sagen, dass mich noch keines meiner Bücher so sehr bewegt hat. Ich habe bei der Recherche viel gelernt und fand das Thema immer faszinierender. Alex wurde als Alessia geboren und bemerkt früh, dass er ein Junge ist, auch wenn er wie ein Mädchen aussieht. Seine Eltern sehen das anders und blockieren seine Versuche, sich auch äußerlich seinem gefühlten Geschlecht anzugleichen. So kann Alex erst mit 18 damit beginnen – und mittendrin lernt er Nina kennen, die beiden verlieben sich und kommen sich näher – und dann wird es problematisch, denn er zögert das erste Mal mit ihr heraus, weil er nicht weiß, wann und wie er ihr sagen soll, dass er transident ist und die Angleichung noch nicht abgeschlossen hat – ohne dass sie ihm gleich wegläuft.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, vorgestern habe ich das magische Wort „Ende“ unter meinen neuen Weihnachtsroman geschrieben und bin nun bei der Überarbeitung. Meine Testleserinnen lesen immer parallel, so dass ich am 7. November veröffentlichen kann. „Herzwinter“ (oder auch „Frühling, Sommer, Herzwinter“) ist die Geschichte von Janice, Lillys bester Freundin aus „Herz unter Verschluss“ und spielt zeitlich danach. Beide Romane sind in sich abgeschlossen, aber es schadet natürlich nicht, die Charaktere schon aus dem ersten Buch zu kennen – was für das zweite wichtig ist, wird zusammengefasst wiederholt. Janice jedenfalls will auch keine Beziehung, weil sie auch einmal zu oft enttäuscht wurde, aber sie hat ein On-Off-Verhältnis, aus dem, wenn es nach „ihm“ geht, mehr werden soll. Da haut sie ab und landet in den Armen eines alten Bekannten – und gerät in große Gefahr.Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Das ist eine rhetorische Frage, oder? ;-) Schreiben.Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?Ich habe durch die Schreiberei viele andere Selfpublisher kennengelernt, darunter auch welche, für die ich Vorab- und Korrekturleserin bin. Deren Bücher liebe ich natürlich – aber auch sonst gibt es einige, von denen ich mir alles am Erscheinungstag kaufe, zum Beispiel:- Cleo Lavalle / Anabelle Wildbuch / Charlotte Love- Lynn Candis- Biggi Berchtold- Alva Furisto- Emma Smith- Jutie Getzler- Alizée Korte- Tommy Herzsprung- Katharina Mohini- Lizzy Colt- Christina Stöger- Tamara Leonhard- und meine große Heldin, mein Idol, die großartige Susan Elizabeth Phillips
Das ist mein Sofa :-) Ein riesengroßes Wohnsofa, auf dem man notfalls auch schlafen kann – es ist dunkelblau, hat eine Spielwiesengroße Fläche und steht im Wohnzimmer vor meiner Bücherwand :) Ich schreibe am MacBook, der Schreibtisch ist mir zu unbequem ;-)Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Um sechs aufstehen, Kind 1 startklar machen, dann Kind 2 wecken und zur Schule bringen. Anschließend Haushalt, dann arbeiten (Homeoffice), in der Mittagspause essen und bissel Haushalt. Mein Mann bespaßt die Kinder ab Nachmittags (er hat auch Homeoffice), wenn ich länger arbeite, abends essen wir warm, danach gehe ich manchmal noch einkaufen. Spätestens, wenn die Kinder Kika gucken (von sieben bis acht Uhr nach dem Abendessen), schnappe ich mir meinen Laptop und tauche ab in meine Parallelwelt – um zum Gute-Nacht-Sagen noch mal kurz aufzutauchen und dann weiter zu schreiben bis zum Schlafengehen (geplant vor Mitternacht, aber das klappt selten)Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Sowohl als auch: Liebesromane.Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Hast du ein Lieblingsland und warum?„The sun should never set upon an argument“ (Savage Garden - „Believe“)„Die Liebe macht manchmal einen Umweg“ (Ella Simonsen - „Herzwinter“)
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?Norwegen – auch wenn ich noch viel zu wenig davon gesehen habe :) Durch meine Lieblingsband habe ich einige Leute kennengelernt, die ich im Urlaub gern treffe – und landschaftlich ist es einfach ein absoluter Traum. Man kann noch gut mit dem Auto da hinfahren (ich werde auf Schiffen immer seekrank – die Fähre von Puttgarden nach Rödby geht gerade noch ;-)) - die Leute sind da so herrlich gechillt, ich habe an diverse viel zu kurze Aufenthalte nur die besten Erinnerungen. Aber insgesamt mag ich Skandinavien sehr.Das Traumziel, das mir noch fehlt, ist allerdings New York, nachdem ich schon in Chicago war und ein bisschen Florida, Texas und den Westen der USA kennengelernt habe. Amerika hat so viel zu bieten, aber auch da ist immer die Zeit zu kurz, und natürlich ist es auch eine finanzielle Herausforderung.
Kritikfähig … jein. Das ist für mich schwierig, denn natürlich will ich ehrliche Meinungen hören, aber am liebsten möchte ich natürlich, dass die ehrlich positiv sind ;-) Je nachdem, wie sie formuliert ist, schätze ich konstruktive Kritik sehr. Oft passiert es, dass ich auf Kritik entsetzt, niedergeschlagen, traurig oder sogar beleidigt reagiere und mich zurückziehe. Krebs halt – übersensibel. Aber: sie sollte trotzdem geäußert werden, denn ich trage die tagelang mit mir rum und verarbeite sie. Eine Drei-Sterne-Rezi hat dafür gesorgt, dass ich bei der (sowieso geplanten) Überarbeitung ein Drittel des Buchs quasi neu geschrieben habe. Eine Zwei-Sterne-Rezi führte dazu, dass ich den „irreführenden“ Klappentext geändert habe. Also – wenn ich Kritik für berechtigt halte, reagiere ich auch darauf. Eine Ein-Sterne-Rezi hat mich tierisch aufgeregt, weil der Text eindeutig zeigte, dass der Leser das Buch nicht gelesen haben kann, denn was dort stand, war schlicht falsch. Den Schluss, den er/sie gezogen hatte, konnte man haben, wenn man den Klappentext und die letzte Seite gelesen hat – aber nicht den Inhalt. Dazu kam, dass sie sehr herabwürdigend formuliert war. Und das Schlimmste: Es war die erste Rezi, direkt am Erscheinungstag. So stand da halt „im Schnitt“ ein Stern. Da habe ich geheult. So viel Arbeit und dann das. Inzwischen stehen die Sterne bei 4,9 ;-)Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Zuerst, weil ich mich nicht getraut habe. Dann, weil ich mir nicht reinreden lassen will. Nach dem vielen positiven Feedback für Girlboy überlege ich aber nun, es doch mal zu versuchen. Man hat ja doch eine ganz andere Reichweite …Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Macht Euer Ding und bleibt gesund – das ist glaube ich momentan das Wichtigste.
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