Buchvorstellung einmal anders
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch des Autors „Retromorphia – Pforte zur gläsernen Nacht“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist er weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Ich danke dir! Ich rede gerne mit interessanten Menschen, die mich ernst nehmen und auch Interesse an mir zeigen. Dafür nehme ich mir alle Zeit dieser Welt – und auch die der meinen!Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Da müssen wir bei dem jungen Taimen beginnen! Er erwacht ohne jede Erinnerung in der verlassenen Abtei von Eiketh. Ihm wird von einer Prophezeiung erzählt, laut derer er derjenige sein soll, der den geschwächten Weilichter Marken im Krieg gegen das übermächtige Reformatorium endlich zum Sieg verhelfen kann. Taimen zweifelt an dieser Rolle und zieht los, um seine Vergangenheit zu erforschen. Auf der gefährlichen Reise durch eine faszinierende, aber gnadenlose Welt, enthüllt er bald eine schreckliche Wahrheit und muss folgenschwere Entscheidungen treffen. Und dann ist da noch dieses alte Buch, das von so vielen begehrt wird. An allen Händen, durch die es gegangen ist, klebt Blut. Wie Du dir vorstellen kannst, gilt es viele Geheimnisse zu lüften. Ich bin wie ein großes Rätsel angelegt, in dem es um eine Reise geht, um Schicksal und Selbstbestimmung, Freundschaft, Aufopferung und um die Kraft der Träume.In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit dem Autor zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Wenn ich auf mein Innenleben schaue, sind es eindeutig schwierige, düstere, ja oft sogar sehr grausame Zeiten und Situationen. Das kann aber im Inneren eines meiner Nachfolger wieder ganz anders aussehen.Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Weißt du wie viel Claus tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?Oh! Da gibt es so viele! Ich nehme ganz spontan eine etwas humorvolle:Am Allerliebsten hielt sich der junge Aristokrat in seinem Garten auf, wo in bunten Reigen Schmetterlinge flatterten und Efeuränke ihre Triebe in alle Richtungen streckten. Beides, so Moriess, seien überaus passende Metaphern für seinen Herrn: die Schmetterlinge für das freigeistige, lebensbejahende und durchaus attraktive Auftreten und der Efeu im Sinne des heiteren »nach–oben-Strebens«, der Robustheit und der legeren Anpassungsfähigkeit an all die unterschiedlichen Dinge, mit denen er so in Berührung kam. Was Triebe und Ränke betraf – hier vermied Moriess, sich in Gleichnissen auszudrücken.
Natürlich findet man immer einen gewissen Anteil eines Autors in seinen Werken, wobei das bei mir nicht einmal so sehr der Fall ist. In anderen Geschichten von Claus findet man meist mehr von ihm. Aber ja, da gibt es schon so ein paar Sachen. Es sind aber nicht einmal unbedingt die Charaktere, vielmehr sind es bestimmte Umgebungen, Situationen und Gedanken. Manche davon findet man eher zwischen den Zeilen.Wie würdest du oder seine Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller den Autor beschreiben?
Ich lasse die Charaktere besser nicht zu Wort kommen, denn das könnte hier sonst blutig enden! Nur so viel: Der Autor ist ein Mensch, der viele verrückte und fiese Ideen hat – nicht selten zum Leidwesen so manches Protagonisten! Typische Heldenfiguren gibt es eigentlich nicht. Jeder Protagonist hat seine Schattenseiten und die Antagonisten wiederum sind nicht einfach nur böse. Nein, die Charaktere werden durch ihren Facettenreichtum erst interessant und vielleicht sogar sympathisch. Das muss dann aber der Leser für sich entscheiden. Ich muss mich da neutral verhalten. Du weißt schon, wegen dem Blut und so…Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Es gab verschiedene Titelvorschläge und es war ein langes Hin und Her. Natürlich hatte ich kein Mitspracherecht. Allerdings waren meine bloße Anwesenheit, mein Reifen und meine Entwicklung eine große Hilfe bei der Namensfindung.Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Bin absolut zufrieden! Dadurch steche ich aus den vielen anderen deutlich hervor. Mein stilvolles Outfit ist mittels Linoldruck zu 100% handgemacht. Das mag ich sehr und so hebe ich mich von den gängigen Fantasy-Outfits mit Fotomontagen von Kämpfern, Drachen oder leicht bekleideten Amazonen deutlich ab. Ja, so mag ich mich.Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Da fällt mir spontan dieses ein: „Es sind Seelenbäume. Für jeden Verstorbenen entzünden wir ein Licht im Baum. Wir schauen nach oben in die Äste, in die Wipfel, in den Himmel. Wir schauen nicht nach unten wie die Alten, die ihre Toten in der Erde verscharrt haben. Die Seelen sind dort oben. Wir alle sollten nach oben schauen, anstatt den Kopf hängen zu lassen.“Nun betritt der Autor wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch antwortet. Leise flüstere ich dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«
Dann wende ich mich Autor zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.