Donnerstag, 26. November 2020

[Reiheninterview] Die Chroniken der Wälder von E. S. Schmidt

  

Reihenvorstellung 

Heute treffe ich mich mit E. S. Schmidt, um mit ihr über ihre Reihe „Die Chroniken der Wälder“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit hast, um mit mir über deine Reihe zu reden.
Danke für diese Möglichkeit!
Kannst du uns deine Reihe, bestehend aus den Teilen „Die Chroniken der Wälder 1: Das Erwachen der Hüterin“, „Die Chroniken der Wälder 2: Die Rückkehr der Elynn“ und „Die Chroniken der Wälder 3: Der Tod der Götter“ mit wenigen Worten vorstellen?
Daric ist wegen Mordes verurteilt und muss in der Arena um sein Leben kämpfen – und er gibt den mythischen Elynn eine Mitschuld daran. Aroanída ist eine Elynn, die seit dreihundert Jahren in den Wäldern lebt. Sie kennt die Menschen nur aus Erzählungen und hält sie für dumm und grausam. Beste Voraussetzungen also für eine gemeinsame Flucht durch gefährliches Gebiet. Das ist der Anfang – aber die Geschichte der beiden weitet sich immer mehr, und am Ende geht es nicht nur um die Überwindung überkommener Glaubens- und Wertvorstellungen, sondern um die Zukunft der Menschen und der Elynn.
Deine Charaktere wachsen mit ihren Aufgaben, entwickeln sich weiter, bestehen so manche Situation. Fällt es dir leichter sie durch einfache, lustige oder durch schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Ganz klar düstere. Eine ruhige See hat noch keinen guten Seemann hervorgebracht. Schwierigkeiten formen den Charakter. Irgendwann wurde mir mal klar, dass eigentlich alle meine Figuren an posttraumatischer Belastungsstörung leiden müssten. Zum Glück sind sie alle ziemlich hart im Nehmen.
Hast du Lieblingsstellen in deiner Reihe, die du uns gerne vorstellen würdest?
Hm – die Lieblingsstellen sind meistens die, die man nicht spoilern sollte. Es sind die, die man im Text lange vorbereitet, und die dann beim Leser mit nur einem Satz oder sogar nur einem Wort eine Gänsehaut auslösen. Darum liebe ich Enden. Ein gutes Buch ist mit jedem Satz und jeder Szene auf den Höhepunkt zu geschrieben. Die „Wälder“ haben übrigens zehn Enden – denn ursprünglich war es als Kurzromanreihe mit zehn Teilen gedacht. Also mal mindestens zehn Gänsehautmomente.
Wie viel echte Esther steckt in deinen Büchern oder dem ein oder anderen Charakter?
Eigentlich versuche ich eher, durch das Schreiben von mir weg zu kommen. Das klappt nur nicht, denn die Geschichten kommen ja aus mir heraus. Dann schaue ich mir meine eigenen Sachen an und denke: „Aha, so eine bist du also!“. 
Was mich ganz offenbar fasziniert (denn das kommt in meinen Büchern immer wieder vor) sind Menschen, die diszipliniert und hart zu sich selbst sind, und die das Wohl anderer über das eigene stellen. Bin ich ein bisschen so? Oder fasziniert es mich deshalb, weil ich es gerade nicht bin? Das müssen andere beurteilen.
Wenn ich deine Protagonisten, Antagonisten oder auch Nebencharaktere fragen würde. Wie würden sie dich beschreiben? 
Irgendwann wurde mir klar, dass ich ja quasi der „Schöpfergott“ dieser Welten bin. Also würden sie mich vermutlich fragen: „Warum lässt du uns so sehr leiden?“ Und ich müsste wohl zurückfragen „Warum baut ihr auch so viel Scheiß?“
Wann stand die Idee eine Reihe zu schreiben? Stand es von vornherein fest, dass es ein Mehrteiler wird, oder haben die Protagonisten ein Eigenleben entwickelt?
Das ganze begann mit einer Ausschreibung zu einem Fantasy-Kurzroman von etwa 100 Seiten. Das Format hat mir gut gefallen, und da ich selbst ein Serienjunkie bin, wollte ich zehn „Folgen“ entwickeln, die jede in sich abgeschlossen ist, aber doch einen übergeordneten Handlungsbogen haben. Geplant waren also zehn Kurzromane á 100 Seiten. Der Verlag hat das auch so eingekauft, sich dann aber entschieden, diese zu 3 Büchern zusammenzufassen. Die Struktur blieb aber – es sind also immer noch 10 Teile. Man muss nur nicht jeden einzeln kaufen.
Wann kamen die Titel? Standen die im Vorfeld schon fest, oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Den Titel „Chroniken der Wälder“ hat der Verlag festgelegt, bei den Untertiteln habe ich dann verschiedene Vorschläge eingereicht, von denen einer dann etwas abgewandelt genommen wurde. Bei Titeln bin ich im Allgemeinen recht flexibel. Mein Arbeitstitel ist üblicherweise der Name der Hauptfigur.
Wer ist denn der Coverdesigner?
Das ist Nele Schütz (www.neledesign.de). Ich habe mit ihr gar nichts zu tun gehabt, das hat alles der Verlag gemacht, aber da mir die Cover ausnehmend gut gefallen haben, habe ich mir ihren Namen geben lassen. Für den Fall, dass ich „Die zweite Finsternis“ doch nochmal selbst herausgeben will.
Bist du mit deinen Covern zu 100% zufrieden, oder würdest du nachträglich noch etwas ändern wollen?
Bei den „Wäldern“ bin ich vollauf zufrieden. Falls die doch nochmal im Druck rauskämen (zurzeit sind es reine eBooks) fände ich es toll, wenn die Schrift etwas erhaben wäre. Bei der „zweiten Finsternis“ war ich von Anfang an unzufrieden. Nicht wegen der Qualität – die ist sehr gut, und der Künstler weiß, was er macht. Aber es geht von Thema und Stimmung her völlig am Inhalt des Buches vorbei. Das ist halt das Risiko bei Verlagsveröffentlichungen. Der Coverdesigner kann nicht jedes Buch lesen. Er ist auf das angewiesen, was der Verleger ihm erzählt.
Zum Abschluss würden mich noch deine Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
Ach, ein Autor ist ja verliebt in jedes Wort, das er schreibt. Aber ich gebe dir mal aus jedem Band eine Stelle, die vielleicht ein bisschen Neugier wecken kann. 

Band 1: 
»Bald kommt der Wald zur Ruhe«, sagte sie versonnen und streichelte über das Gras, als wäre es das Fell eines Tieres. 
»Der Wald schläft?«, fragte er. 
»Natürlich. Nach dem Mittag und nach der Mitternacht.« 
»Aber sind nicht auch dann Tiere unterwegs?« 
Sie lächelte. »Fließt nicht auch dein Atem, während du schläfst? Schlägt nicht dein Herz, und füllt sich dein Geist nicht mit Bildern und Gefühlen?« 
»Willst du sagen, der Wald träumt?« 
»Er ist ein Wesen, so viel größer, so viel älter als du und selbst ich. Warum sollte er nicht träumen?« 

Band 2: 
Sirun ließ seine Schale sinken. »Die meisten Leutnants essen nicht mit ihren Männern«, sagte er. »Wenn sie nicht mit den anderen Offizieren essen können, speisen sie alleine in ihrem Zelt.« 
Daric zuckte mit den Schultern und rührte in dem heißen Brei. »Die meisten Leutnants tragen auch kein Marschgepäck, nehme ich an.« 
»Und die meisten Leutnants legen sich auch nicht mit dem Hauptmann an, um ihre Männer zu schützen.« 
Daric blickte auf. »Du willst also sagen, ich bin gar kein richtiger Leutnant.« 
Sirun führte den Löffel zum Mund und kaute bedächtig. Nachdem er geschluckt hatte, sagte er: »Oder du bist der erste richtige Leutnant, den ich getroffen habe.« 

Band 3: 
»Denkst du wirklich, Daric, ich hätte die letzten tausend Jahre in einer Wüste verbracht?« 
Vielleicht hatten sie mit dem falschen Herrscher verhandelt. Daric straffte die Schultern. »Was wollt Ihr?« 
»Mit dir reden«, sagte Argkhan, »dich kennenlernen. Ich habe es immer genossen, dir zuzusehen, Daric. Du hast die Eleganz in die Arena zurückgebracht, die Ehre. Wie in der alten Zeit, als in ihrem Rund noch Fürstensöhne zur Ehre der Götter starben, und nicht Verbrecher zur Belustigung des Volkes.« 
»Die Welt hat sich verändert«, sagte Daric, »und du hast keinen Platz mehr darin.« 
»Oh ja, die Welt hat sich verändert. Und sie wird es wieder tun. Doch diesmal werde ich die Richtung bestimmen.«
Danke für das Gespräch. 
Danke für dein Interesse.

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