Mittwoch, 11. November 2020

[Buchvorstellung einmal anders] Mutterliebe von Ruben Schwarz


Buchvorstellung einmal anders 

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Konstantin Schatz und Gunnar Lüderupp aus „Mutterliebe“ und deren Autor Ruben Schwarz.

Claudia: Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig interviewen?
Konstantin: Ich weiß nicht, was ich den Typen noch fragen soll. Er ist ein religiöser Eiferer, der mit seinen Wahnvorstellungen nicht davor zurückschreckt, Menschen umzubringen. Wenn man den früher dingfest gemacht und in die geschlossene Abteilung gesperrt hätte, wäre es einigen Leuten besser ergangen. 
Gunnar: Wenn es Leuten wie Ihnen, Herr Kommissar, nicht so schwerfallen würde, Gottes Wort zu beherzigen, könnte die Apokalypse vielleicht verhindert werden. Es muss eine Reinigung erfolgen, wie damals bei der Sintflut. Aber radikaler und endgültiger, damit gottlose Gesellen wie Sie ein für alle Mal aus seiner Schöpfung getilgt werden. 
Ruben: -zuckt mit den Schultern-
Claudia: Ich hatte ein langes Gespräch mit eurem Autor, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Konstantin: Ich rede nicht gern über mich, Aber, na gut. Bis zu meiner Pensionierung habe ich viele Jahre zuerst bei der Volkspolizei und später bei der Mordkommission in Magdeburg Dienst geschoben. Ich bin so etwas, was man einen Schnüffler nennt. Wenn ich eine Fährte aufgenommen habe, lasse ich nicht mehr von ihr ab. Was mir dabei zuwider war, ist die Bürokratie und der Papierkram. Nach meiner Pensionierung habe ich mich ein bisschen gehen lassen, das gebe ich ehrlich zu. Und wenn ich nicht dieses Haus an der Küste geerbt hätte, wäre ich sicher irgendwann versumpft.
Gunnar: Ich gebe zu, während meiner Pubertät lief ich für eine Weile Gefahr, vom rechten Weg des Glaubens abzukommen. Beinahe hätte ich sogar mit Hilla … Sie wissen schon, diese Art von Luder sind nicht gut für junge gottesfürchtige Männer. Mit ihrer schönen Larve wollen sie mich … Ach, lassen wir das. Mutter hat mich wieder auf den rechten Pfad gebracht und dafür gesorgt, dass diese Hilla niemanden mehr verführt. Hinten im Garten. Später musste ich dann Mutters Mission übernehmen und die Welt vom Verderben befreien, das von den Nachfolgerinnen Evas seit dem Paradies über die Welt gebracht wird.

Konstantin: Können wir unser Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben, ohne den Klappentext abzulesen?
Ruben: Naja, ich kann nur aufschreiben, was ihr so treibt. Dass du und dein Freund Friedhelm auf Petra Dellinghausen gestoßen seid, und mit ihr zusammen eine Detektei eröffnet habt, dafür kann ich nichts. Ihr habt euch ja selbst als Rentnercops bezeichnet. Die Sache mit Gunnar Lüderupp und seinen Weltuntergangsfantasien hätte dort oben auch ohne euch stattgefunden. So gesehen war es ein glücklicher Zufall, dass ihr euch mit dem Fall befasst habt. Auch wenn es nicht für alle gut ausgegangen ist.
Gunnar: Wie bitte? Du als Autor kannst nur aufschreiben, was wir so treiben? Wenn ich das richtig sehe, war es deine Idee, Petra und die beiden alten Säcke in meine Stadt zu verfrachten. Damit hast du meinen schönen Plan gefährdet. Du bist doch auch so einer, der Gottes Wort seit seiner Schulzeit vergessen hat.
Konstantin: Leute, ich kann darüber nur müde lächeln. Ihr kennt doch das Ende.

Gunnar: Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?
Ruben: Meinst du mich? Jetzt schlägts aber dreizehn. Wenn Konstantin sich beschweren würde, könnte ich es verstehen. Aber wenn hier einer Leute quält und sie in unliebsame Situationen bringt, dann bist du das doch wohl. Und das habe ich jetzt noch sehr zurückhaltend formuliert.
Konstantin: Genau!

Konstantin: Habt ihr eine Lieblingsstelle im Buch? Bei mir ist es zum Beispiel die Stelle, als ich vor dem Haus in der Engelsgrube meine neue Nachbarin Lydia Petersen kennenlerne. Oder vielleicht, als ich mit Antonella in der Dönerbude saß.
Gunnar: Naja, als ich Judith Münchow neben der Mädchenleiche in der Pferdebox angekettet habe. Ihr verrutschtes T-Shirt und die angstvoll aufgerissenen Augen … das war schon irgendwie … Aber ich habe der Versuchung widerstanden. Mein Glaube hat mir geholfen.
Eine schöne Erinnerung, als ich noch klein war, ist der Weihnachtsgottesdienst in der Marienkirche mit meiner neuen Mama und Papa.
Ruben: Mir hat gefallen als Friedhelm Meyer sich daran erinnerte, wie er als junger Mann auf dem Festival in Karl-Marx-Stadt mit seiner Band „Jumping Jack Flash“ und „Street Fighting Man“ gespielt hat. Und dass Amiga beinahe eine Platte mit ihnen gemacht hätte.

Gunnar: Wie viel echter Ruben steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter?
Ruben: In dir steckt wohl am wenigsten in mir, Gunnar. Sonst würde wahrscheinlich morgen die Polizei an meiner Tür klingeln. Aber grundsätzlich enthält wahrscheinlich jede fiktionale Geschichte autobiografische Bestandteile des Autors. Ein bisschen von mir steckt vielleicht in Konstantin, allein wegen seines Alters. Aber auch in der Ex-Polizistin Petra Dellinghausen. Immerhin stammt die aus dem Ruhrgebiet.
Claudia: Konstantin und Gunnar unter uns. Wie würdet ihr als Hauptcharaktere euren Autor beschreiben?
Gunnar: Ein ungläubiger Parasit, wie ihn der Herr bei seiner Schöpfung sicher nicht vor Augen hatte. 
Konstantin: Eigentlich ein ganz patenter Kerl. Für den Polizeidienst hätte ihm wahrscheinlich die Zähigkeit gefehlt. Eher ein Schreibtischtäter, handwerklich wahrscheinlich unbegabt. Aber ein oder zwei Bier würde ich schon mal mit ihm trinken gehen. Ich glaube er versteht mich ganz gut. Vor allem kann er nachvollziehen, wie es ist, wenn einem beim Aufstehen die Knie wehtun.
Claudia: Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr zwei vielleicht sogar Mitspracherecht?
Gunnar: Ich hab keine Ahnung. 
Konstantin: Mich hat keiner gefragt. 
Ruben: Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht mehr. Ganz am Anfang war der Titel „Neues Projekt“ aber Mutterliebe kam mir sehr bald in den Sinn. Das hab ich ganz allein entschieden. 

Gunnar: Sind wir zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hätten wir nachträglich noch etwas ändern sollen? Also aus meiner Sicht – es ist ein Kreuz drauf und betende Hände. Besser geht’s nicht. 
Ruben: Ich bin sehr damit zufrieden. Am Anfang hatte ich die Idee, dass vielleicht eine Ansicht der Hansestadt, in der der Roman spielt, mit drauf sollte, aber so wie es jetzt ist, passt es optimal. 
Konstantin: Solche Sachen interessieren mich nicht besonders.
Claudia: Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Gunnar: „Aber an unserem Baum wachsen Äpfel, Papa, oder?“ Gunnar schaute zu seinem Vater auf und war glücklich, zusammen mit seinem Papa so weit draußen in der Wildnis zu sein. 
Konstantin: „Und, Antonella“, sagte er, „ich wollte Ihnen noch sagen, also ich denke mir, ich würde mich freuen, könnten Sie sich vorstellen …“
Der Ruben hat das ganz ordentlich geschrieben. In entscheidenden Momenten fehlen mir oft die richtigen Worte. Vor allem wenn es um Frauen geht. 
Ruben: „Die Buchen und Ahornbäume hatten in den vergangenen Tagen mächtig ausgetrieben und zeigten im Sonnenlicht und der klaren Luft des jungen Tages ihr Grün in solch überschwänglicher, ja prahlerischer Opulenz, dass es dem in die Jahre gekommenen Betrachter fast in den Augen wehtun wollte.“
Claudia: Vielen Dank für das Gespräch.
Gunnar, Konstantin und Ruben in einhelligem Gemurmel: Wir haben zu danken.

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