Donnerstag, 10. Dezember 2020

[Autoreninterview] Axel Schnell

Autoreninterview
Axel Schnell

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
"Dieses kleine Buch liest sich wie eine große Archäologie des Bösen." Das hat das renommierte Brecht-Jahrbuch über meine Doktorarbeit (über Brechts 'Baal') geschrieben, was mich sehr gefreut hat. Und ich habe das als Aufforderung verstanden, am Bösen als Thema dranzubleiben.

Später arbeitete zehn Jahre als Tageszeitungsredakteur und war unter anderem Leiter des Volkswagen Pressebüros Hannover.
Durch meine Promotion erfuhr ich so ziemlich alles über Mythen, Götter, Teufel und Dämonen.
Meine beruflichen Tätigkeiten, unter anderem als Polizeireporter und später in der Wirtschaft, eröffneten mir dazu passende Einblicke in die Natur des Menschen.
Seit etlichen Jahren schreibe ich unter anderem Romane, in denen es immer irgendwie um 'das Böse' geht.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Schon sehr früh. Ich habe in der 2. Klasse kleinere Texte für ein Kinderbuch unter Bildern geschrieben, die ich vorher ausgesucht hatte. Das lag aber auch daran, dass ich so furchtbar schlecht gebastelt und gemalt habe, was sich übrigens nie ändern sollte. Da blieb dann nur das Schreiben, wenn ich kreativ sein wollte. Später habe ich dann daraus einen Beruf gemacht, war zehn Jahre lang Zeitungsredakteur und bin dann in die PR-Branche gewechselt. Das war die eine Welt, mit meinen Romanen habe ich mir dann noch eine andere erschlossen, die sich natürlich gegenseitig inspiriert haben. Die Grenzen sind da ja fließend. Ich habe eigentlich immer geschrieben, einfach weil ich das am besten konnte und mir niemand für meine Gemälde Geld gegeben hätte!
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Die böse Lust (Thriller)

Er ist "der gute Mensch von Hamburg", ein Wohltäter, dem Kinder liebevoll mit ihren Zeichnungen danken, und er ist ein psychopathischer Serienkiller. Der Multimillionär Jan Godewill ist ein Bruce Wayne des Bösen, der auf uralten, gefährlichen Pfaden wandelt und mit seinen tödlichen Ritualen die Tore zu einer mörderischen Welt öffnet. Schauplätze der Handlung sind Frankfurt, Hamburg, Berlin, Reykjavik und die aktive Vulkanzone Islands.
Die Hauptstadt des Teufels" (Dark/Urban Fantasy)
Auf der Erde liefert sich das uralte Böse aus dem All mit der Hölle einen erbitterten Kampf um Energiequellen: Plünderung von Rohstoffen und die Zerstörung des Planeten auf der einen, erneuerbare Energien in Form von Seelen auf der anderen Seite. Journalist Alexander Sturm muss sich in diesem Jahrmillionen alten Krieg entscheiden, für wen er kämpfen will.
Wolff. Der Atlantis-Krieg (Phantastische Literatur)
* Erscheint im Sommer als überarbeitete Neuauflage im Gegenstromschwimmer Verlag mit neuem Cover und anderem Titel.
Eine gnadenlose Schlacht um Gut und Böse ...
… steht bevor. Und niemand kann sich heraushalten. Wolff ist zynisch, brutal, rücksichtslos und verdorben. Man würde ihm so ziemlich alles zutrauen. Nur nicht eine höhere Mission. Doch die große Endschlacht um Atlantis bahnt sich an – und auch Wolff muss entscheiden, auf welcher Seite er eigentlich stehen will. Und da ist ja auch noch diese Liebesgeschichte zwischen Wolff und dem tödlichen Engel Ana.
Krupp oder: Wie man die Leute anspricht
Der Krupp-Konzern & die Anfänge moderner PR in Deutschland (Sachbuch)
·
Erscheint im Sommer als überarbeitete Neuauflage im Gegenstromschwimmer Verlag mit neuem Cover und anderem Titel.
Mitte des 19. Jahrhunderts schuf sich die allgemeine Gier nach technischen Neuheiten und Nachrichten aus entferntesten Weltgegenden ein neues, eigenes Medium: Weltausstellungen. Ohne sie wäre der phänomenale Aufstieg des Krupp-Konzerns kaum denkbar gewesen. In dem hier vorliegenden Band wird zum ersten Mal umfassend dieser weitgehend unbekannte Teil der Wirtschaftsgeschichte reportagehaft erzählt.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk? 
Ja, die Fortsetzung meines Atlantis-Roman. Ein Science-Fiction, in dem diesmal Wolffs Sohn der eher schmutzige Held ist. Denn er verdient sein Geld als der beste Auftragskiller des Universums. In seinem neuesten Job muss er absolut böse abtrünnige Engel beseitigen. Dabei unterstützen ihn zwei geheimnisvolle Schönheiten. Weil auch noch das Urböse aus dem Abyssus mitmischt, kann der Mann wirklich jede Hilfe brauchen.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Tauchen, Radfahren, Eisen biegen, Bücher lesen, Netflix gucken …
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich mag die pointierte Sprache Bertolt Brechts, das ist (Ver-)Dichtung im besten Sinne. Aber ich schätze auch die skurrilen Ideen eines Douglas Adams sehr. Dann wären da noch Terry Pratchett und seine Scheibenwelt und die Thriller von Ross Thomas, die leider in Deutschland viel zu wenig bekannt sind. Der Mann war Journalist, in der PR-Branche unterwegs und an wirklich schmutzigen Wahlkämpfen in den USA beteiligt. Das merkt man seinen Romanen auch an, die auf eine sehr kultivierte und realistische Art unglaublich böse sind. Und dann lese ich auch vieles von Stephen King ganz gern. »Stark. The Dark Half« gehört zu meinen Lieblingsbüchern. In dem Roman erwacht die Figur des psychopathischen Serienkillers zum Leben und will ihren Schöpfer töten. Und da sage mal einer, dass Literatur nichts mit dem richtigen Leben zu tun hat.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Mein Arbeitsplatz ist in einem ausgebauten Dachboden. Ich brauche absolute Ruhe, wenn ich schreibe. Schreiben ist harte Arbeit. Aber für die Inspiration, dazu gehe ich natürlich raus. Und da gibt es viel, was ich später verarbeite: Man kann aus jedem Holz sein Feuer machen! Ob aufgeschnappte Dialoge oder schwarze Vogelschwärme auf dem Land – die Geschichten sind überall, man muss sie nur erkennen. Sehr inspirierend finde ich etwa den alten Engesohder Friedhof in Hannover mit seinen beeindruckenden Statuen und Mausoleen. Hier gibt es bekanntlich eine Gruft, die in Wirklichkeit eine Zeitmaschine ist. Von dort aus geht es 300 Millionen Jahre zurück auf der Erde, mitten hinein in eine Invasion gottähnlicher, zutiefst bösartiger Außerirdischer. Das muss man wirklich mal gesehen haben!
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich frühstücke grundsätzlich immer ordentlich. Egal, ob ich danach eine Zeitreise in einer Gruft mache oder mich an den Schreibtisch setze, was ja auch was von einer Gruft haben kann. Es ist jedenfalls ein großartiges Gefühl, neue Welten zu erschaffen. Ansonsten fand ich schon immer, dass man so leben sollte, dass es auch als Roman gut ankommen würde. Also, die langweiligen Wege vermeiden und das Abenteuer gleich um die Ecke suchen. Das ist wirklich sehr unterhaltsam.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
In beiden Fällen Fantasy und Thriller.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Im mag Erasmus von Rotterdam Erkenntnis:

„Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit."
In einem meiner Bücher ist es ein Zitat von Rhianna Pratchett:
„Das Böse weiß immer, was zu tun ist. Das Gute weiß nur, wo es das Böse findet.“
Und natürlich auch:
„Kann ich irgendetwas tun?“, fragte Sturm.
„Ja, gieß dir einen Macallan ein und mir auch.“
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Frankreich. Dort arbeiten die Menschen bekanntlich, um zu leben und leben nicht, um zu arbeiten.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um? 
Ich glaube, dass jeder Mensch ganz grundsätzlich lieber gelobt als getadelt wird. Aber konstruktive und professionelle Kritik begrüße ich ganz ausdrücklich. Niemand ist unfehlbar und man kann grundsätzlich immer noch besser werden. Wenn jemand ganz persönlich mit einem Buch von mir nichts anfangen kann, ist das auch in Ordnung. Wenn er in seiner Kritik dann aber freimütig erklärt, dass er diesen Roman deswegen nie gelesen hat, und ihn dann trotzdem - völlig entgegen dem Trend der anderen Rezensionen und der Kritik in den Medien - nicht besonders gut bewertet, frage ich mich, warum er sich und mir das antun muss! Das ist mir übrigens wirklich passiert.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Weil ich lieber Romane schreibe, als sie zu vermarkten.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest? 
Es gibt immer zwei Romane. Den, den der Autor geschrieben hat. Und den, der in der Fantasie jeder Leserin und jedes Lesers daraus entsteht. Das gefällt mir sehr gut.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.