Donnerstag, 3. Dezember 2020

[killige und ungemütliche Weihnacht] Silentium von Leslie Julian



Ich freue mich, im Zuge meiner „Killigen Weihnacht“ den Hauptdarsteller Christoph Marx aus dem `etwas anderen´ Psychothriller SILENTIUM von Leslie Julian interviewen zu dürfen. Chris, magst Du dazu etwas sagen? Warum schrieben viele Blogger in ihren Rezensionen und sogar das Pinneberger Tageblatt vom 29.6.20 in einem riesigen Bericht über Silentium, dass es sich dabei um „Einen etwas anderen“ Thriller handelt? „Nun ja, dieses Buch ist kein klassischer Thriller, bei dem von der ersten bis zur letzten Seite Action und Gewalt vorherrscht, sondern es ist subtiler - aber gerade deswegen besonders aufwühlend, wie ja auch viele Rezensenten bereits dokumentiert haben: Eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Es reißt einen gefühlsmäßig mit und wirft den Leser von der einen Ecke in die andere. Kaum empfindet man Entsetzen über eine Tat, passiert etwas, das einen in eine völlig andere Gefühlsebene katapultiert, so dass man über die gesamten 515 Seiten wie in einem Tornado durchgewirbelt wird. Das Bücherkabinett sagte in seiner Rezension dazu: „Feinfühlig, geheimnisvoll und sehr authentisch, kein seichter Krimi, sondern ein vielschichtiges Buch“ und Schmökerwelten meinte: „Ein hochinteressante Thematik mit einer ungewöhnlichen Story und eine Gefühlsachterbahn“.

Stimmt, auch ich selbst habe Silentium ja rezensiert! Wortwahl und Sprachstil fand ich hervorragend gewählt und habe eine 100%ige Kauf- und Leseempfehlung mit Gänsehautgarantie für jeden, der gern spannungsgeladene Bücher liest, ausgesprochen…

„Ja! Die großartigen Rezensionen sprechen für die Qualität des Thrillers und das war Leslie sehr wichtig. Das, was in SILENTIUM geschieht, ist schon durch die Ungewöhnlichkeit eine Klasse für sich – weniger echte Gewalt als emotionales Entsetzen. Und es lässt einen sehr nachdenklich zurück. Die Autorin bekam nach Veröffentlichung viele begeisterte Zuschriften, die berichteten, dass dieser Thriller am Ende erstmal „verdaut“ werden musste und von „Bereicherung“ bis zu einer „veränderten Sicht“ auf einige Dinge hat es bei vielen Lesern scheinbar tatsächlich sogar ein Nach- und Umdenken zur Folge gehabt – was exakt das war, was Leslie sich gewünscht hat. SILENTIUM hat einfach eine Botschaft und das macht es anders. Ich sage immer, es ist eine eindringliche, „leise Perle“ und etwas Besonderes und so war es auch gedacht.“

SILENTIUM hat ja eine in Deutschland noch nahezu unbekannte, neurologische Störung zum Schwerpunkt. Was kannst Du uns darüber sagen? Worum geht es dabei und wie kam die Autorin darauf? „Es handelt sich dabei um Misophonie. Einfach gesagt ist das eine stark verminderte Toleranz bestimmten Geräuschen gegenüber. Meist sind es „menschliche“ Laute wie Schmatzen, Schniefen, Schlürfen und Ähnliches, aber die Bandbreite ist da sehr groß und das Widersinnige dabei ist, dass Lautstärke dabei generell eine untergeordnete Rolle spielt. So lieben viele Misophoniker laute Musik oft genauso, wie davon Nicht Betroffene, was wie ein Widerspruch in sich anmutet. Aus diesem Grund reagiert das Umfeld, was sich mit dieser Störung nicht auskennt, oft skeptisch. Aussagen wie „Na, wenn der/die so laut Musik hört, kann das ja nicht so weit her sein mit dieser Störung“ sind fast die Regel, dabei ist gerade das kennzeichnend. Denn laute Musik kann ein Misophoniker durchaus genießen, aber wenn ein leises, für andere oft kaum wahrnehmbares Kaugeräusch ertönt, jagt sein Blutdruck durch den Stress, denn dies in ihm verursacht, trotzdem durch die Decke und er empfindet von Aggression über Ekel eine breite Gefühlspalette, die kaum zu beherrschen ist. Deshalb zieht Misophonie auch oft weitere Störungen wie selbstverletzendes Verhalten nach sich, weil der Betroffene sich anders einfach nicht mehr zu helfen weiß, um wenigstens einen Teil dieses unglaublichen Drucks in seinem Inneren loszuwerden. Leslie hat das alles in ihrem sehr persönlichen Nachwort von Silentium bewegend geschildert, denn ihre Tochter leidet stark unter Misophonie, was auch ihr Beweggrund war, sich mit SILENTIUM so gut wie möglich dem Kampf gegen die Unwissenheit diese Störung betreffend zu stellen und einen kleinen Aufklärungsbeitrag zu leisten. Sie wünscht sich, dass irgendwann keiner einen Misophoniker mehr mit dem Satz „Stell dich nicht so an!“ abbügelt. Der Fachbuchautor („Misophonie verstehen und überwinden“) Andreas Seebeck, HP Psych., spezialisiert auf Traumatherapie und Misophonie hat zum Beispiel zu SILENTIUM gesagt: Die Beschreibungen, wie sich Misophonie `von innen´ anfühlt, sind so authentisch geschrieben, dass viel Recherchearbeit zu erkennen ist. Auch andere psychische Störungen werden wunderbar erlebbar. Die Story ist vielschichtig und wird auf mehreren Zeit- und Sichtebenen flüssig erzählt, die Spannung bricht nie ab. Diese Story ist packend und gut recherchiert und hat mich nicht enttäuscht!“

Wird es außer SILENTIUM weitere Bücher von Leslie Julian geben? Kannst Du uns da irgendwelche Neuigkeiten berichten? „Ich weiß nicht, wieviel ich ausplaudern darf, aber ich weiß, dass sie mit ihrem Kollegen Mika Karhu (Die Brathering-Trilogie) an einem Gemeinschaftsprojekt arbeitet und noch einige weitere Bücher aus den Bereichen Lovestory und Thriller in der Pipeline hat. Und vielleicht verrate ich jetzt zu viel, aber: Es wird einen zweiten Teil zu Silentium geben!!

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