Mittwoch, 23. Dezember 2020

[killige & ungemütliche Weihnachten] H. C. Scherf

Autoreninterview

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Nach der schulischen Ausbildung und der Lehre als Schriftsetzer übernahm ich schon früh eine Führungsaufgabe in einem großen Zeitungsverlag. Ich verantwortete bis zum Ruhestand diverse Wochen-Zeitungen im Ruhrgebiet. Innerhalb eines bedeutenden Teils meines Lebens bereiste ich viele Länder der Erde, wobei ich mein Herz an Südostasien verlor. Heute lebe ich als Single in Herten und konzentriere mich ausschließlich auf das Schreiben.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Schon als Schüler mochte ich es, Geschichten niederzuschreiben. Der Beruf ließ mir leider keine Zeit dafür, das in Büchern umzusetzen. Erst im Ruhestand und nach einem Schicksalsschlag begann ich damit, meine Gedanken in Worte zu kleiden. Alles begann damit, Liebesdramen unter dem Klarnamen zu schreiben. Später legte ich mir ein Pseudonym zu und veröffentlichte Thriller.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir als H.C. Scherf erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Der Flug der Libellen 
Die Spelzer-Hollmann-Reihe mit den Titeln Kalendermord, Der Serbe, Mordtiefe, Brandzeichen und Blut fordert Blut 
Die Liebig-Momsen-Reihe mit den Titeln Hüter der Angst, Die Schuld bleibt, Die Asche bleibt, Die Rache bleibt, Der Schmerz bleibt 
Die Gordon Rabe-Reihe mit den Titeln DER TOD HINTER DER LÜGE und DER TOD IM DOPPELPACK
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Aktuell stecke ich mitten in einer neuen Thrillerreihe, die einen sehr charismatischen Protagonisten zeichnet. Gordon Rabe – ein Ermittler im Ruhrgebiet, der seinen eigenen Stil verfolgt und nicht den üblichen, starken Helden verkörpert. Er zeigt auch Schwächen und lässt uns teilhaben an den privaten Problemen.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Sollte ich wirklich einmal Zeit haben, sitze ich gerne in der Natur, um neue Kraft zu schöpfen. 3 x in der Woche halte ich mich trotz (oder wegen) meiner 72 Jahre in einem Fitnessstudio fit. Gerne studiere ich, wann und wo auch immer, die Verhaltensweisen der Mitmenschen, um das später in den Büchern wirklichkeitsnah darstellen zu können.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Nur sehr selten noch vertiefe ich mich in Bücher, da ich schreibsüchtig geworden bin. Früher las ich gerne Ken Follett, Mario Puzo und John Grisham
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Mein Schreibort ist vor den beiden Computern, da ich direkt in ein Autoren-Schreibprogramm schreibe.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Frühstück um 7:00 Uhr, checken der Tagesereignisse und der Nachrichten, beantworten von Leseranfragen. Dann Sport und schließlich das Kochen einer gesunden Mahlzeit. (Kochen ist eine meiner Leidenschaften) Jetzt endlich beginnt die kreative Zeit des Schreibens bis zum Abend. Das variiert jedoch, je nach Verfassung.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Eigentlich liebe ich beim Schreiben sozialkritische Themen. Da diese Bücher/Themen sich allerdings weniger gut vermarkten lassen, verstecke ich heute meine Lebensphilosophien und die Schelte gerne in den spannenden Thrillern. Schwierige Themen wie Kindesmissbrauch und eheliche Misshandlungen habe ich früher unter meinem Klarnamen behandelt. Das wird jedoch gemieden, da ein Großteil der Buchkäufer lieber in unwirkliche Szenarien abtaucht und träumen möchte, da man mit der Realität nicht auch noch beim Lesen konfrontiert werden möchte.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Das wahre Glück ist nur das, welches man mit jemandem Teilen kann“ 
Es resultiert aus der Tatsache, dass ich von meiner großen Liebe vor Jahren von heute auf morgen verlassen wurde. Eine Zeit nach dem verbleibenden Sinn des Lebens folgte und führte mich letztendlich zum Schreiben.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Meine Lieblingsländer sind Malaysia, Thailand, Vietnam und Indonesien. Dort durfte ich wunderschöne Zeiten mit für mich wichtigen Menschen verbringen. Die Lebensart und deren Religion sagen mir zu.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ich kann sehr gut mit Kritik umgehen, wenn sie von Menschen stammt, die wirklich etwas zu sagen haben. Es stimmt mich allerdings traurig, wenn ich von denen kritisiert werde, die nicht wissen, worüber sie gerade sprechen. Bei denen verzichte ich auf Stellungnahmen, denn sie würden es nicht verstehen (wollen). Darin liegt auch der Grund, warum ich mich gerne in Leserunden den Lesern und Leserinnen stelle.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Obwohl ich kritikfähig bin, wäre ich wohl nicht bereit, mir vorschreiben zu lassen, was und wie ich zu schreiben habe. Ich habe meinen Stil weitestgehend gefunden, der nicht unbedingt der Norm entspricht. Aber nur so fühle ich mich wohl. 
Auch mein hohes Alter lässt es nicht zu, auf eine Veröffentlichung in ferner Zukunft warten zu können. 
Ein Verlag kümmert sich i.d.R. nicht ausreichend um Autoren, die ihnen nicht jedes Jahr einen absoluten Bestseller liefern. Für sie muss aus verständlichen Gründen der monetäre Erfolg, weniger der Autor wichtig sein. Wir sprechen schließlich über ein Wirtschaftsunternehmen.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Für mich ist es äußerst wichtig, authentisch zu sein und auch so zu schreiben. Erst wenn sich der Leser komplett auf die Geschichte eingelassen hat, tief in das Geschehen eintauchen möchte, bin ich zufrieden. Kurze Kapitel, knackige Dialoge, die einen Hauch von Wortwitz enthalten dürfen und die Sucht danach, weiterlesen zu wollen, haben Priorität. Episch breite Landschafts- und Personen-Beschreibungen fehlen in meinen Büchern. Jeder Leser darf sich sein eigenes Bild schaffen. Häufig wird die Intelligenz und die Vorstellungskraft der Leser unterschätzt und es werden unnötige Längen mit Beschreibungen geschaffen. Das füllt zwar Seiten, stört aber den Lesefluss, der gerade bei Thrillern eminent wichtig ist. 
Immer steht intensive Recherche bei mir ganz weit oben. Ich bin mir nicht zu schade dafür, in einem Gefängnis zu recherchieren, in Ruinen und auf Friedhöfen zu übernachten, oder in Feuerwachen den Dienst der Feuerwehrleute zu begleiten. Infos zu Ermittlungsabläufen, der Rechtsmedizin und Kriminalistik hole ich mir aus Fachliteratur und durch persönliche Kontakte zu Fachleuten. 
Jede Lesepause muss dem Leser wehtun.
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Protagonisteninterview 

Die Protagonisten Sven Spelzer und Karin Hollmann aus der Reihe Spelzer-Hollmann haben sich heute bereit erklärt mir ein kleines Interview zu geben.

Hallo, ihr zwei. Freut mich, dass ich euch heute persönlich kennenlernen darf. Wie geht es euch heute?
Eigentlich recht gut, denn wir müssen derzeit nur leichtere Fälle lösen. H.C. Scherf hat uns von den brutalen Fällen der Serienmörder abgezogen. Es hat aber auch wirklich gereicht, müssen wir zugeben. Die Situationen waren häufig unerträglich und traumatisch. Wir können uns nun mehr um uns selbst kümmern.
Würdet ihr euch meinen Lesern kurz vorstellen, damit wir wissen mit wem wir es zu tun haben?
Mein Vater, Dr. Rolf Hollmann, wollte schon während meiner Schulzeit, dass ich irgendwann seine Praxis übernehme. Er war tief enttäuscht, als ich nach meinem medizinischen Grundstudium die Weiterbildung in Richtung Rechtsmedizin bevorzugte und die Stelle in der Essener Uniklinik annahm. Dort arbeite ich häufig mit dem Polizeipräsidium zusammen. 
Mein Name ist Sven Spelzer – Hauptkommissar Sven Spelzer, besser gesagt. Eigentlich faszinierte mich schon als kleiner Junge die Arbeit bei der Polizei, obwohl ich zuerst Feuerwehrmann werden wollte. Nach dem Abitur begann ich dann doch die Ausbildung an der Polizeihochschule. Warum ich mich dann für die Mordkommission entschied, kann ich heute nicht einmal mehr sagen. Es reizte mich einfach, die besonders Bösen hinter Schloss und Riegel zu bringen.
In der Reihe kommen ja einige Szenen vor, die euch an die Grenzen des Schaffbaren bringen. Wie kam es zu diesen Situationen? Wie würdet ihr eure Zusammenarbeit beschreiben?
Bei dieser Frage spielst du wohl auf das seltsame Verhältnis zu dem ehemaligen Serienmörder an. 
Das ist nicht einfach zu erklären, da es sich auf einer besonderen Ebene abspielte, die wir alle bis heute nicht erklären konnten. Ja, es trieb uns schon an die Grenzen. Wir erlebten hautnah mit, wie es einem vom abgrundtief Bösen besessenen Menschen gelang, sich vom Satan zu befreien. Dabei halfen wir ihm anfangs sogar, ohne dass wir es wirklich bewusst steuern konnten. 
Wenn die Beziehung zwischen Sven und mir selbst angesprochen werden sollte, können wir nur sagen, dass sich nach anfänglichen Querelen mit der Zeit eine tiefe Zuneigung entwickelte, die der Volksmund Liebe nennt. Das geschieht einfach so, ohne dass man es erklären kann. Es bleibt jedoch auch die Angst, den anderen durch den Job einmal zu verlieren.
Was ist euer höchstes Lebensziel?
Tja – unser Ziel? Vielleicht einmal eine richtige Familie gründen? Kinder und ein gemeinsames Heim? Wir wissen nicht, ob das nicht sogar stören würde. Mal abwarten.
Welche Stolpersteine würdet ihr beide gerne aus eurem Leben streichen?
Es sind diese ständigen Ängste um den Partner. Wir arbeiten gemeinsam in einem Beruf, der uns immer wieder erschreckend deutlich vor Augen führt, wie endlich das Leben ist. Niemals gewöhnt man sich wirklich an diese Situation.
Wenn ihr je einen Wunsch frei hättet, für was würdet ihr ihn verwenden?
Wir würden sehr gerne unser Tätigkeitsgebiet ins schöne Italien verlegen. Dort gibt es Menschen, denen wir zu 100% vertrauen. Freundschaften sind etwas sehr wertvolles und müssen immerwährend gepflegt werden.

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Reihenvorstellung 

Heute treffe ich mich mit H.C. Scherf, um mit ihm über seine Spelzer/Hollmann-Reihe zu sprechen.

Hallo. Danke, dass du heute Zeit hast, um mit mir über deine Reihe zu sprechen. Kannst du uns deine Reihe, bestehend aus den Büchern „Kalendermord“, „Der Serbe“, „Mordtiefe“, „Brandzeichen“ und „Blut fordert Blut“ mit wenigen Worten vorstellen?
Eigentlich sollte es ein Einzelband werden, bis mich eine Leserin anschrieb und meinte, dass es sehr interessant wäre, wenn sie mehr über die Ermittler erfahren könnte. Da kam die Idee, ein besonderes Thema einzuflechten. Was passiert, wenn der Antagonist den Wechsel von Böse zu Gut erleben darf? Wie verhalten sich die Ermittler, wenn sie davon erfahren, es vielleicht nur vermuten? Ist es überhaupt möglich, sich von dem Drang zu befreien, Menschen töten zu müssen? Wie kann eine Beziehung zwischen Menschen entstehen, bei denen man das Wort Liebe vermeiden sollte, doch ein großes Geheimnis bleibt. 
Es wurde eine Fortsetzungsgeschichte, die auf fesselnde Weise den Versuch startet, dass es zumindest fiktiv möglich sein kann, das Böse abzustreifen. Was bleibt, ist für alle Beteiligten die Erinnerung daran, dass schlimme Dinge in der Vergangenheit geschehen sind. Die Schuld wirst du niemals los.
Deine Charaktere wachsen mit ihren Aufgaben, entwickeln sich weiter, bestehen so manche Situation. Fällt es dir leichter sie durch einfache, leichte oder schwierige, düstere Szenen und Zeiten zu führen?
Jede Figur für sich besitzt eine eigene Stärke, von der der Partner (später auch der Leser) weiß. Doch immer wieder überraschen die Protagonisten mit Reaktionen, auf die man nicht gefasst war. Die daraus entstehenden Konflikte sind es, die die Geschichte vorantreiben und Abwechslung garantieren. Damit wir das besser verstehen: Nicht ich führe die Figuren, sondern läuft es eher andersherum.
Hast du Lieblingsstellen in deiner Reihe, die du uns gerne vorstellen würdest?
Es sind die vielen außergewöhnlichen Dialoge, die zwischen Karin Hollmann und dem Killer ablaufen. Gespräche, die für den Leser bis zum Ende offenlassen, was zwischen den beiden tatsächlich stattfindet. Die einzeln in einer Buchreihe herauszustellen, wäre schwierig.
Wie viel echter H.C. steckt in deinen Büchern oder dem ein oder anderen Charakter?
In vielen Szenen und einigen Protas steckt viel von mir selbst drin. Es ist nach meiner Meinung sehr schwer, sich selbst und die eigenen Gedanken aus den Geschehnissen herauszuhalten. Warum auch? Wenn ich z.B. die Zweifel an einer Gottesgerechtigkeit einflechte, sind es diejenigen, die ich tatsächlich besitze. Immer wieder bieten sich Gelegenheiten, seine eigenen Gedanken und Kritikpunkte einzuflechten.
Wenn ich deine Protagonisten, Nebendarsteller oder Antagonisten fragen würde. Wie würden sie dich beschreiben?
H.C. besitzt einen oft miesen Charakter – er ist ein Autor, der unsere tiefsten Empfindungen schonungslos dem Leser offenbart. Er geht sehr oft brutal mit uns um, wobei wir feststellen konnten, dass er selbst ein sehr gefühlvoller Mensch, fast sogar ein Weichei ist. Er befreit sich mit dem Erzählen von den teuflischen Gedanken, die fast jeden Menschen im Inneren verfolgen. Das lässt ihn ruhig schlafen – seine Leser aber nicht. Aber es ist gut so, denn uns freut es immer wieder, wenn uns die Leser mit Angstschweiß auf der Haut folgen.
Wann stand die Idee eine Reihe zu schreiben? War es von vornherein klar, dass es mehrere Teile/Fälle werden, oder haben die Charaktere ein Eigenleben entwickelt?
Bei mir gab es bisher nie eine feste Planung. Weder bei der Entscheidung zu einer Reihe oder zur Handlung selbst. Alles entsteht ohne Plot aus dem Bauch heraus. Die Figuren lenken mein Tun – und das macht es mir leicht, Spannung aufzubauen. Ich beschreibe nur das, was in meinen Gedanken als Film abläuft. Dort wuseln Figuren herum, die mich immer wieder aufs Neue mit Wendungen überraschen. Ich lasse mich quasi treiben in der Welt des Verbrechens. Dort verfolge ich den Kampf Gut gegen Böse und schreibe mit. Eigentlich ganz einfach, finde ich. Die Schwierigkeit besteht darin, die richtigen Worte zu finden.
Wann kamen die Titel? Waren die von Anfang an klar oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Erst ganz zum Schluss suche ich nach Titeln, die einen Bezug zur Handlang aufzeigen. Allerdings wird es immer schwieriger, da viele bereits vergeben sind. Bei den Reihen versuche ich, auch bei den Titeln durch nur minimale Änderungen eine Gleichheit herzustellen.
Wer ist denn dein Coverdesigner?
Ich habe in Andrea von vercoDesign in Unna eine kongeniale Partnerin gefunden, die schnell aufgreift, was ich mit der Handlung aussagen will. Wir finden schnell ein Grundgerüst für die Reihen.
Bist du zu 100% mit deinen Covern zufrieden oder würdest du nachträglich noch etwas ändern wollen?
Bei der ersten Reihe ist zwar jedes Cover für sich schön, sie haben jedoch noch nicht den absoluten Ausdruck, den man Wiedererkennungswert nennt. 
Bei der zweiten Reihe habe ich leider erst ab Band 2 das ideale Äußere gefunden. Das lag daran, dass ich eigentlich einen Einzeltitel geplant hatte. 
Bei der gerade anlaufenden 3. Reihe wird die Marke H.C. Scherf von Anfang an und durchlaufend erkennbar sein.
Zum Abschluss würden mich noch deine Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
Ich stelle immer ein Zitat an den Anfang meiner Bücher, was auch in diesem Fall gilt: 
„Die Opfer haben nichts anderes getan, als ihre Schuld zu begleichen“
Danke für das Interview.

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Buchvorstellung einmal anders 

Heute treffe ich mich mit dem Autor H.C. Scherf und seinem Kommissar Klare, um über das Buch „Die Macht der Rache“ zu sprechen.

Claudia: Hallo. Danke, dass ihr heute Zeit habt, und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht auch gegenseitig interviewen?
Im Grunde schon, wissen jedoch nicht, wie du dir das vorstellst.
Claudia: Da ich im Vorfeld bereits ein langes Gespräch mit dem Autor hatte, wäre es schön, Kommissar Klare, wenn Sie sich meinen Lesern vorstellen würden.
Ich habe über eine sehr lange Zeit Kapitalverbrecher verfolgt und viele von ihnen der gerechten Strafe zugeführt. Das hat aber auch dazu geführt, ein Gespür dafür zu entwickeln, wenn Ermittlungen nicht mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt wurden und Zweifel an der Schuld von Verurteilten bestehen könnten. Solche Fälle greife ich gerne auf. Dass ich dabei manchem Kollegen auf die Füße trete, weiß ich, es hält mich aber nicht davon ab, für eventuelle Neuaufnahmen von Verfahren einzutreten. Jeder unschuldig Einsitzende ist einer zu viel.

Kommissar Klare: H.C., beschreibe uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen. 
H.C.: Dirk Rasper bekam die gerechte Strafe als er den Mord gestand. Für viele Jahre schloss sich das Gefängnistor hinter ihm. Erst als sich durch einen Zufall die Chance zur Flucht ergab, nutzte er sie und suchte die Menschen auf, die alles für ihn bedeuteten. Nur deiner intensiven Recherche ist es zu verdanken, dass Rasper eine zweite Chance und ein Wideraufnahmeverfahren bekam. Ob es zu einem guten Ende führte, mag keiner endgültig zu sagen.

Kommissar Klare: Sag mal, magst du es, deine Charaktere ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die fast schon zu viel für einen sind? 
H.C.: Natürlich sollen die Figuren möglichst durch die Hölle gehen – und mit ihnen auch die Leser. Es ist doch schließlich ein Thriller, der keine Chance auslassen darf, dem Leser einen fetten Grusel zu vermitteln. Das Leben ist schließlich kein Kindergeburtstag.

Kommissar Klare: Hast du eine Lieblingsstelle im Buch? Meine ist: 
Ich finde die Szene so bedeutsam, als Dirk Rasper den unangemeldeten Besucher in seinem Unterschlupf findet und ... (mehr verrate ich an dieser Stelle nicht!) Sie lässt ein ungutes Gefühl beim Leser zurück und gleichzeitig die Frage offen, ob er tatsächlich unschuldig ist.

Kommissar Klare: Wie viel echter H.C. steckt im Buch oder in dem ein oder anderen Charakter? 
H.C.: Wieder einmal verstecke ich meine eigenen, möglichen Handlungsweisen in den Figuren. Das ist der Fall, wenn ich dein Gerechtigkeitsbestreben in den Vordergrund stelle. Aber auch die Handlungsweise von Rasper spiegelt vieles von dem wieder, was ich an seiner Stelle getan hätte. Er besitzt trotz der langen Zeit im Knast eine große Portion Empathie.
Claudia: Kommissar Klare, unter uns. Wie würden Sie als Hauptcharakter den Autor beschreiben?
H.C. ist ein Typ Mensch, dem es sehr wichtig erscheint, die Tiefe der menschlichen Psyche darzustellen. Er zeichnet in vielen kleinen Szenen, vor allem durch Dialoge, ein Bild von verschiedensten Menschen und ihren Schwächen und Stärken auf. So oft finde ich mich in seinen Szenen wieder, so wie ich mich im Alltag bewege. Er stellt die Menschen bloß. Eigentlich kann ich mich in meiner Darstellung nicht beklagen. Er hat mich ganz gut beschrieben.
Claudia: Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hatten Sie als Hauptcharakter Mitspracherecht?
H.C. hat mich mit der Aufgabe völlig überrascht, nachdem er die Lesung im Gefängnis hatte. Der kommt ab und zu mit Ideen um die Ecke, die uns Ermittler vor große Aufgaben stellen. Er berichtete mir von einer Frage aus dem Kreis der weiblichen Gefangenen: „Ihr Autoren schreibt immer über die Taten und Geschehnisse, die uns in den Knast bringen. Warum schreibt keiner darüber, was mit uns geschieht, wenn wir wieder in Freiheit kommen und Teil der Gesellschaft werden wollen?“ 
Eigentlich wollte ich die Ermittlung im Fall Rasper ganz still im Hintergrund vorantreiben. Doch dann sprach mich H.C. spontan darauf an und überzeugte mich davon, dass es sicher gut wäre, diesen Fall der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Kommissar Klare: Sind wir zu 100% zufrieden mit dem Cover oder hätten wir nachträglich noch etwas ändern sollen? 
H.C.: Ich habe mich auf Anhieb in dieses so geheimnisvolle Cover verliebt. Es zeigt einen Mann, der Entschlossenheit demonstriert, jedoch im Hintergrund bleibt. Gleichzeitig entdeckt der forschende Blick des Betrachters die Gitterstäbe, die eine entscheidende Rolle im bisherigen Leben des Mannes darstellen.
Claudia: Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
„Es ist leichter, einer Lüge zu glauben, die man hundert Mal vernahm, als einer Wahrheit, die man noch nie hörte.“
Claudia: Vielen Dank für das Gespräch.

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Reihenvorstellung 

Heute treffe ich mich mit H.C. Scherf, um mit ihm über seine Liebig/Momsen-Reihe zu sprechen.

Hallo. Danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir über deine Reihe zu reden. Kannst du uns deine Reihe, bestehend aus den Büchern „Hüter der Angst“, „Die Schuld bleibt“, „Die Asche bleibt“, „Die Rache bleibt“ und „Der Schmerz bleibt“ mit wenigen Worten vorstellen?
Wieder spielt eine meiner Reihen in meiner Geburtsstadt Essen. Der Grund liegt einfach darin, dass ich die Stadt kenne und deren Menschen. 
Hauptkommissar Peter Liebig erhält eine Praktikantin an die Seite, die den selbstbestimmenden, modernen Typ einer jungen Frau verkörpert. Für den Mann, der einst seine Familie durch den brutalen Mord eines Serienkillers verlor, eine Mammutaufgabe, sich gegen die flotten Sprüche der jungen Dame zur Wehr zu setzen. Schon bald entwickelt sich jedoch eine zarte Bande zwischen ihnen, die einen kleinen Nebenpart in den Geschichten um diverse Serienmörder bildet. 
Jedes Buch in sich bildet einen abgeschlossenen Fall ab, der oftmals sehr detailgetreu die Taten der Gewalttäter beschreibt. Nichts für Leser, die nur einen unterhaltsamen Krimi erwarten. Es geht zur Sache. Intensive Recherche im Bereich der Forensik und der Mordermittlung lässt die Tat selber und die Hintergründe sehr authentisch wirken. Das Team um HK Liebig wächst mit jedem Fall enger zusammen und bildet eine verschworene Gemeinschaft. Immer wieder schrecken fürchterliche Morde die Stadt auf und fordert den Protagonisten wirklich alles ab. Die Reihe endet mit Band 5 in einem bedeutsamen und unerwarteten Showdown.
Deine Charaktere wachsen mit ihren Aufgaben, entwickeln sich weiter, bestehen so manche Situation. Fällt es dir leichter sie durch einfache, leichte oder schwierige, düstere Szenen und Zeiten zu führen?
Die Protagonisten müssen des Öfteren weit über ihre Grenzen hinaus denken und handeln. Es erscheint häufig unmenschlich, was sie leisten. Aber die Täter sind ebenfalls gnadenlos. Nun heißt es: Auge um Auge ­ Zahn um Zahn. Wer in meinen Büchern bestehen will, muss etwas Besonderes sein: Knallhart und couragiert. Sie haben was von Feuerwehrleuten, wie dieses Zitat belegen soll: 
Und Gott fragte die Steine: „Wollt ihr Feuerwehrleute werden?“ 
Darauf antworteten die Steine: „Nein, dafür sind wir nicht hart genug!“
Hast du Lieblingsstellen in deiner Reihe, die du uns gerne vorstellen würdest?
Eigentlich nicht. Wenn es etwas geben würde, was besonders herausgestellt werden könnte, wären es diverse Szenen aus dem Band 3 DIE ASCHE BLEIBT. Ich durfte zuvor die Männer aus einer Feuerwache persönlich kennenlernen, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um unseres zu retten. Die Feuerwehrleute und Rettungssanitäter. Deren Mut und Einsatzwillen haben bei mir bleibenden Eindruck und Hochachtung hinterlassen.
Wie viel echter H.C. steckt in deinen Büchern oder dem ein oder anderen Charakter?
Oft beschreibe ich Szenen, die meine innerste Einstellung zur Sache widerspiegeln. Es können aber auch Vorgehensweisen sein, die meinen geheimen Wünschen entsprechen. Im Alltag fehlt mir nur der Mut, so zu sein, wie die Protas. Doch darin zeige ich, dass auch ich noch Träume habe.
Wenn ich deine Protagonisten, Nebendarsteller oder Antagonisten fragen würde. Wie würden sie dich beschreiben?
H.C. Scherf ist ein feinfühliger Mensch, der in einem Genre schreibt, das eigentlich gar nicht seinem Naturell entspricht. Er könnte ebenso Liebesromane schreiben, da seine Gefühle sehr tief gehen. Doch würde es ihm keine Leserin wirklich abnehmen, nicht einmal verzeihen. Männer dürfen noch immer keine Liebesromane schreiben, da man ihnen die tiefen Gefühle nicht abnehmen würde! So lautet leider das Gesetz vieler lesender Frauen! Ich nehme es ihnen nicht übel. Irgendwann werde ich es trotzdem (unter weiblichem Pseudonym?) versuchen und möglicherweise beweisen, dass auch Männer sehr tief fühlen und romantisch sein können.
Wann stand die Idee eine Reihe zu schreiben? War es von vornherein klar, dass es mehrere Teile/Fälle werden, oder haben die Charaktere ein Eigenleben entwickelt?
In diesem Fall Liebig-Momsen stand wirklich von Anfang an fest, dass es eine Reihe werden sollte. Bei Band 5 höre ich i.d.R. auf, da ansonsten die Handlungsabläufe voraussehbar werden. Der Leser steckt zu tief in den Figuren. Dann lieber ein Ende schaffen, mit dem alle leben (oder sterben!) können.
Wann kamen die Titel? Waren die von Anfang an klar oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Für mich entstehen die Titel in den meisten Fällen erst zum Ende, da ich erst dann weiß, was die Geschichte wirklich ausmacht.
Wer ist denn dein Coverdesigner?
Andrea von vercodesign in Unna
Bist du zu 100% mit deinen Covern zufrieden oder würdest du nachträglich noch etwas ändern wollen?
Immer gibt es am Schluss Zweifel. Das ist normal. Wie sagte Philip Rosenthal in einem Zitat: Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein! 
Ich habe Band 1 als Einzeltitel geplant und dann erst ab Band 2 das passende Design gefunden. 
Doch jetzt mit der 3. Reihe habe ich von Anfang an den Stil kreiert, der mich und die Reihe ausmacht.
Zum Abschluss würden mich noch deine Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
„Du kannst dir nicht aussuchen, wie du stirbst – oder wann. Du kannst nur entscheiden, wie du lebst. JETZT.“
Danke für das Gespräch.

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Reihenvorstellung 

Heute treffe ich mich mit H.C. Scherf, um mit ihm über seine Gordon Rabe-Reihe zu sprechen.

Hallo. Danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir über deine Reihe zu reden. Kannst du uns deine Reihe, bestehend aus den bisherigen Büchern DER TOD HINTER DER LÜGE, DER TOD IM DOPELPACK mit wenigen Worten vorstellen?
Wie man es von mir kennt, erhält das Morddezernat in Essen eine neue Mannschaft, geführt von dem charismatischen Hauptkommissar Gordon Rabe. Sein Erkennungszeichen: Der Jeansanzug. Wir gestatten uns in einem Nebenstrang einen Blick in sein Privatleben, in dem es einen authistischen Sohn und eine zweifelnde (Noch-)Frau gibt. Seine Vergangenheit hat den Mann stark geprägt und Wunden hinterlassen. Das sympathische Team um Gordon bekommt von Anfang an Aufgaben gestellt, die psychisch stark belastend sind. Mein Lieblingsthema Serienmörder beherrscht wieder einmal das Geschehen in den Büchern. Für mich zählt auch in dieser Reihe die Beleuchtung der Hintergründe. Was treibt diese Killer zu ihren unglaublichen Taten?
Deine Charaktere wachsen mit ihren Aufgaben, entwickeln sich weiter, bestehen so manche Situation. Fällt es dir leichter sie durch einfache, leichte oder schwierige, düstere Szenen und Zeiten zu führen?
Die Protagonisten füllen natürlich den größten Teil der Geschichten. Doch darf kein Leser die Belastung unterschätzen, die manche Schilderung der Taten selbst und der Hintergründe/Motivationen beim Lesen bedeuten können. Zart besaitet sollte niemand sein, der diese Bücher mit ins Bett nimmt. Fast jeder, der den Schilderungen der Taten folgt, tut es damit ab, dass alles nur fiktiv, also vom Autor erfunden dargestellt wird. Die wenigsten Leser können oder wollen sich vorstellen, dass es solche Bestien und ihre Taten irgendwo auf dieser Welt gegeben haben könnte. Das abgrundtief Böse lebt direkt neben uns und bleibt unerkannt, weil es so verdammt normal daherkommt. Keinem steht auf der Stirn geschrieben: ICH BIN EIN MÖRDER.
Hast du Lieblingsstellen in deiner Reihe, die du uns gerne vorstellen würdest?
Entgegen meiner sonstigen Angewohnheit, habe ich in Band 1 kein „endgültiges Ende“ geschaffen, so wie es in den meisten Titeln üblich ist. Es ist mehr oder weniger offen und lässt Raum für Interpretationen. Wieder einmal sind es die vielen Dialoge, die ich nutze, um die Charaktere zu beschreiben, in denen sich der Leser ein Bild von der Figur machen darf. Insofern kann ich auch hier keine Lieblingsstelle anführen. Das Gesamtbild macht es aus.
Wie viel echter H.C. steckt in deinen Büchern oder dem ein oder anderen Charakter?
Speziell in dieser Reihe habe ich einen Teil von H.C. einbringen können. Das bildet sich in der Figur des Gordon Rabe ab. Die Art, wie er sein Privatleben versucht, in den Griff zu bekommen und wie er mit seinem Sohn umgeht, entspricht schon sehr stark meinem Empfinden. Bei der Figur der Leonie Felten konnte ich gut darstellen, wie ich die Rolle einer selbstbewussten Frau zwischen Männern sehe. Wortwitz, Einfühlungsvermögen und Schwächen der anfangs herb erscheinenden Person, zeichnen einen Menschen, den man einfach liebhaben muss.
Wenn ich deine Protagonisten, Nebendarsteller oder Antagonisten fragen würde. Wie würden sie dich beschreiben?
H.C. Scherf ist ein Mann, den man kaum sofort richtig einschätzen kann. Er wirkt verbittert, immer mies drauf und verbirgt in seinem Inneren so unglaublich viel Mitgefühl und Nächstenliebe. Er hat sich in den vielen Lebensjahren einen schützenden Kokon zugelegt, der die Wahrheit verbirgt. Die Wenigsten wissen, durch welche Tiefen er gehen musste und was ihn geprägt hat. Doch die Wärme und das Verständnis gegenüber Schwächeren offenbart er immer im richtigen Moment. Wir Protagonisten, ja, selbst wir Antagonisten, arbeiten sehr gerne mit ihm zusammen.
Wann stand die Idee eine Reihe zu schreiben? War es von vornherein klar, dass es mehrere Teile/Fälle werden, oder haben die Charaktere ein Eigenleben entwickelt?
In diesem Fall Gordon Rabe stand wirklich von Anfang an fest, dass es eine Reihe werden sollte. Bei Band 5 höre ich wieder auf, da ansonsten die Handlungsabläufe voraussehbar werden. Der Leser steckt dann zu tief in den Figuren. Lieber ein Ende schaffen, mit dem alle leben (oder sterben!) können.
Wann kamen die Titel? Waren die von Anfang an klar oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Für mich entstehen die Titel in den meisten Fällen erst zum Ende, da ich erst dann weiß, was die Geschichte wirklich ausmacht.
Wer ist denn dein Coverdesigner?
Auch hier entwarf Andrea von vercodesign in Unna
Bist du zu 100% mit deinen Covern zufrieden oder würdest du nachträglich noch etwas ändern wollen?
Jetzt mit der 3. Reihe habe ich von Anfang an einen Stil kreiert, der mich und die Reihe ausmacht. Der Widererkennungswert ist da.
Zum Abschluss würden mich noch deine Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
„Warum die Hölle im Jenseits suchen? Sie ist schon im Diesseits vorhanden – im Herzen der Bösen!“
Danke für das Gespräch.

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