Sonntag, 13. Dezember 2020

[killige & ungemütliche Weihnachten] Wittgensteiner Schatten von Sandra Halbe



Buchvorstellung einmal anders 

Heute ist ein komischer Tag 😊 Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Sandra Halbe, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus, ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Wittgensteiner Schatten“ von Sandra Halbe. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Schön, dass du mich gefunden hast!
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Ich bin "Wittgensteiner Schatten", der erste Regionalkrimi von Sandra Halbe. Vorher hat sie Beziehungsdramen im Selfpublishing herausgebracht, für mich hat sie zum ersten Mal mit einem Verlag zusammengearbeitet. Bei mir geht es um den Serienmörder Robert Hellmar, der seit 10 Jahren hinter Gittern sitzt und sich nun endlich zum Motiv seiner Taten äußern möchte. Kommissarin Caro König wird mit dem Fall betraut. Allerdings hat sie gerade selbst gewaltige Probleme. Außerdem war der Fall Hellmar der letzte ihres Vaters …
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
An manchen Stellen hat Sandra Halbe es ihren Charakteren nicht leicht gemacht: Hellmar gesteht nicht einfach so, sondern schickt Caro König auf eine Schnitzeljagd nach dem wahren Motiv. Es gibt aber auch Passagen, die weniger düster sind, und an denen die Charaktere sich entspannen und lachen können.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Der einzige Mord, der aus dem Rahmen fällt, ist der an Simone Hellmar. Ich muss das Bild, das von ihrer Leiche gemacht wurde, immer wieder ansehen. Im Gegensatz zu den anderen Opfern gibt es hier keine Spur von Verwesung. Hellmar hatte direkt nach seiner Tat die Polizei gerufen. Auf eine perverse Art ist dieses Bild überwältigend. Simone Hellmar liegt mit dem Rücken auf dem Ehebett, die langen blonden Haare sind um sie herumdrapiert wie ein Schleier. Die Arme sind beide ausgebreitet, die Augen geschlossen. Sie trägt Lidschatten und einen dezenten Lippenstift. Unter dem schwarzen Kleid wölbt sich ein Babybauch. Sie sieht aus, als würde sie schlafen. Alles an ihr wirkt so friedlich, obwohl die Sanitäter, kurz bevor dieses Bild gemacht wurde, um ihr Leben gekämpft haben müssen. Einen Moment lang kann ich mich nicht von dem Bild losreißen. Der Gedanke an den Mord an dieser wunderschönen, schwangeren Frau lässt mich mit einem Gefühl der Hilflosigkeit zurück.
Weißt du wie viel Sandra tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Caro König trinkt mindestens genauso viel Kaffee wie Sandra, eine echte Kaffeetante!
Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?
Die Hauptperson ist Kommissarin Caro König, die sich beim BKA in Wiesbaden einen Patzer geleistet hat und deswegen wieder zurück in ihre Heimat muss. Dass sie sich ausgerechnet mit dem letzten Fall ihres Vaters befassen soll, fällt ihr schwer. Zudem hat Robert Hellmar eine ganz besondere Wirkung auf sie. Leser denken oft an Das Schweigen der Lämmer und können sich seinem Charme nicht entziehen. Und dann gibt es da noch Alex, den Hauptkommissar der Laaspher Polizeiwache, der schon in Caros Vergangenheit eine Rolle gespielt hat.
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Der Titel ist in Zusammenarbeit mit dem Emons-Verlag entstanden. Sandra hat einige Titel vorgeschlagen, der Verlag hat sich dann einen rausgesucht und leicht abgeändert.
Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Ich finde das Cover wunderschön! Viele Leute sind überzeugt, dass es Freudenberg zeigt, andere wiederum denken, es ist die Bad Laaspher Altstadt. Da beide Orte in der Region liegen, würde ich mir auch im Nachhinein kein anderes Outfit verpassen.
Kannst du uns vielleicht auch schon verraten, ob die Autorin viele echte Plätze eingebaut hat oder ob die Orte im Buch der Fantasie entspringen?
Nahezu alle Tatorte sind echt. Auch die Lahnstuben in Bad Laasphe, in dem die Protagonisten essen gehen, gibt es wirklich, und das Bier, das sie trinken, wird in der Brauerei Bosch vor Ort gebraut. Ein Gefängnis kann der Ort allerdings nicht bieten.
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Ich finde das Zitat toll, mit dem die Geschichte losgeht: Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus. Es stammt aus dem Wittgensteiner Heimatlied und ist sowohl für Caro als auch für die Autorin wichtig.
Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.

Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.

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