Freitag, 4. Dezember 2020

[killige & ungemütliche Weihnachten] Monika Loerchner



Wintersonnenwende 

„Es ist jedes Jahr das Gleiche“, erkläre ich. „Erst trinken sie das Blut ihrer Opfer und essen das Fleisch, um sich dessen Kraft einzuverleiben.“

Das Küken zuckt zusammen.

„Ist ja krank!“

Die Reaktion unserer Auszubildenden amüsiert mich.

„Eigentlich nicht, Frieda. Und vergiss nicht, du bist als Goldene Gardistin hier, also bitte etwas mehr Haltung!“

„Aber müssen die dabei so kreischen?“

„Ja, das ist schräg“, pflichte ich ihr bei. „Aber sieh es doch mal so: die müssen sich das ganze Jahr über zurückhalten. Da gönn ihnen doch den Spaß.“

„Spaß?“ Das Küken gibt ein seltsames Geräusch von sich. „Aber da tanzt eine Horde nackter Männer um ein riesiges Feuer!“

„Sieht witzig aus, gelle?“

Frieda sieht nicht so aus, als wäre ihr zum Lachen zumute.

„Ach komm schon! Und wenn alle weg sind, gucken wir, ob noch was von dem Grillfleisch da ist.“

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