Freitag, 11. Dezember 2020

[killige & ungemütliche Weihnachten] Erzzauber von Marcus Wächtler

 




Autoreninterview
Marcus Wächtler

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen? 
Wer ich bin? Aufgewachsen im wunderschönen Freiberg hab ich meinen Wohnsitz nach dem Politik- und Geschichtsstudium ins beschauliche Dresden verlegt. Neben der Arbeit in meiner kleinen Eventagentur finde ich genug Muße, um mich mit geschichtlichen, gesellschaftlichen und politikwissenschaftlichen Themen zu befassen. Als Kind dieses Studiums entstehen meine Geschichten voller Magie, Witz und Unterhaltung.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
In einer kalten verschneiten Februarnacht 2014 fing ich an, munter draufloszuschreiben. Seitdem hab ich damit nicht mehr aufgehört. Allerdings beschränkt ich mich nicht nur auf ein besonderes Genre oder eine Zielgruppe. Stattdessen schreibt ich einfach drauf los, was mir gerade in den Sinn kommt. Ob Liebesroman, historische Fantasy, Krimi, Thriller, Endzeitroman oder Politthriller - nichts ist vor mir sicher. 
Spaß beiseite. Es ist tatsächlich eher aus einer Laune und einer Menge Freizeit entstanden.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Das steht fast schon in der Frage darüber. Ich schreibe wirklich quer durch den Gemüsegarten. Gerade immer genau das, auf was ich in dem Moment Lust und Laune habe. 
Angefangen mit einem Verschwörungsthriller bin ich über einen Liebesroman zu historischer Fantasy gekommen. Im Anschluss gab es einen Weltuntergangs-Zombie-Roman – nun erscheint gerade der dritte Band einer Cosykrimi-Reihe.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Wahrscheinlich wie so jeder Autor auch hat man immer ein Projekt in der Pipeline. Da Erzzauber der dritte Band einer Bergstadtkrimi-Reihe ist, wird gerade am vierten Teil gearbeitet.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Sport als Ausgleich steht bei mir recht hoch im Freizeit-Ranking. Ansonsten so ziemlich alles, was das Nerd-Herz höherschlagen lässt. Neben diversen Computerspielen, natürlich die entspannte Buchlektüre, gelegentlich einen Legobausatz oder ein spannendes Boardgame.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
John Maddox Roberts mit seiner SPQR-Reihe ist bei mir ein all time favorite. Die Bücher allesamt schon x-fach gelesen. 
Daneben hat es mir natürlich auch Martin mit Eis und Feuer angetan. 
Bei Büchern, die ich auch gern drei, vier oder fünfmal gelesen habe, zählen die ganzen Stadtwache-Bücher von Pratchett dazu.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Uhhh, jetzt wird es intim. Das Arbeitszimmer teile ich mir zusammen mit meiner Frau. Es ist zugleich auch der größte Raum der Wohnung. Es steht ein großes Bücherregal als Raumteiler in der Mitte, welches von oben bis unten mit Werken vollgestellt ist, die ich gelesen habe. 
Auf ihrer Seite des Zimmers näht und konstruiert meine Frau als Maßschneidermeisterin ihrer eigenen Projekte. 
Ich sitze derweil an einem überfrachteten Schreibtisch und tippse meine wilden Texte in die Tastatur. Links von meinem Arbeitsplatz ist eine Hängematte an der Heizung befestigt, in der mein Hund den halben Tag verbringt. Über mir in einem Regal stehen etliche Legosets aus den 90ern. Dazu zwei Monitore, ein gigantischer Zettelhaufen mit Notizen, Plots oder Charakterbeschreibungen.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Jetzt gerade ist es etwas launiger. Normalerweise bin ich in der Veranstaltungsbranche tätig. Geschuldet der derzeitigen Situation hab ich seit März relativ wenig zu tun. 
So hab ich jetzt viel Zeit, mich einer ganzen Anzahl von Projekten zu widmen. Was den angenehmen Nebeneffekt hat, dass ich dieses Jahr bereits drei Bücher veröffentlichen konnte. 
Ich schaffe es also nicht nur am Abend, an den Büchern zu schreiben. Oft sitze ich schon am Morgen um zehn mit schwarzem Kaffee am Computer, um Text zu überarbeiten.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Eigentlich immer ganz genau das, an welchem ich gerade schreibe. Und das variiert sehr oft.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Tu was du willst.“ So sehr Aleister Crowley auch einen an der Waffel hatte. Mit der Idee dahinter kann ich mich durchaus identifizieren. 
„Ihr verdammten Arschlöcher! Ich werde euch allesamt …“ Heute war der Tag, an dem Ariane jemanden umbringen würde. 
Das sagt die Protagonistin im neuen Buch. Halt ein ganz normaler Morgen. Und es gibt viele Morgen, an denen ich den einen oder anderen durchaus gerne umbringen wöllte.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Europa – jaja, ich weiß. Man kann es aber auch als ein Land begreifen. Allein die europäische Idee ist so viel besser, als sämtliche andere nationalen Vorstellungen davon, was gut und was schlecht ist.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Noch vor ein paar Jahren hatte ich extreme Problem damit, mit Kritik umzugehen. Da habe ich jede 1*-Bewertung persönlich genommen. Auch die Anmerkungen von Lektoren war nur schwer zu akzeptieren. Gerade wenn das Manuskript mit Hunderten von Anmerkungen und Tausenden Änderungen zurückkam, hätte ich platzen können. Man hält sich ja immer selbst für das größte Schreibtalent aller Zeiten. 
Heute freue ich mich aber über jede Art von Kritik. Selbst wenn ich sie nicht nachvollziehen kann, zeigt es doch, dass sich jemand mit meinen Texten beschäftigt hat.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Das erste Buch ist bei einem Publikumsverlag herausgekommen. Zuerst war ich auch mega happy, beim Südwestbuchverlag Stuttgart untergekommen zu sein. 
Dann hab ich aber mitbekommen, dass ich keinen Einfluss mehr auf meine Arbeit hatte. Weder beim Marketing, Entscheidungen über die Veröffentlichung oder anderen Sachen. 
So hab ich schnell gemerkt, dass das normale Verlagsgeschäft nichts für mich ist. Ich behalte lieber die Kontrolle über sämtliche Prozesse. Auch wenn das bedeutet, zehnmal so viel Arbeit damit zu haben. 
Bzw. um ganz genau zu sein, habe ich meine eigenen Verlag gegründet. Meine Bücher erblicken unter Verlag Edition Elbflorenz e.K. das Licht der Welt.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Genießt das Leben und tut genau das, auf was ihr Lust habt. Die Zeit ist viel zu kurz, um sich über Idioten zu ärgern oder Dinge zu tun, die einem nichts bringen.

Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit der Protagonistin Ariane Itzen, um mit ihr über das Buch „Erzzauber“ zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für das Buch zu antworten.
Klar auf jeden Fall. Es ist auch für mich eine Freude. Vor allem, weil ich dadurch mal für ein paar Minuten aus dieser eiskalten Weihnachtshütte herausgekommen bin. Weihnachten ist eine so tolle Zeit, wenn es nur nicht so verdammt kalt draußen wäre.
Kannst du dich meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben?
Hallo alle zusammen. Mein Name ist Ariane Itzen und ich bin eigentlich eine fünfundzwanzigjährige Praxisangestellte in der Physiotherapie Suhrbier in Freiberg im Erzgebirge. Allerdings hatte meine gute Freundin Lisa einen schrecklichen Verkehrsunfall. Nun helfe ich ihr hier auf dem Christmarkt aus, ihre selbst genähten Klamotten zu verkaufen. 
Das ist hier aber alles irgendwie seltsam auf dem Weihnachtsmarkt. Eben gerade kam ein verkleideter Typ in einer Bergmannsuniform vorbei und hat mir ein mysteriöses Päckchen übergeben. Der Mann in der Hütte nebenan wurde zusammengeschlagen. Und in der Glühweinhütte gegenüber sind eine Menge junger Frauen aus Osteuropa angestellt, die alle sogar noch bei Minusgraden mit kurzen Röcken und hochhackigen Schuhen herumlaufen. 
Wenn ihr aber wirklich etwas über mich erfahren wollt, müsste ich euch von meinen Erlebnissen im letzten Jahr erzählen. Da habe ich noch in einer Tierarztpraxis gearbeitet. Einer unserer tierischen Patienten wurde nicht abgeholt. Also habe ich mich aufgemacht, den Vierbeiner zu seinem Herrschen zurückzubringen. Diesen habe ich aber leider an der Decke hängend vorgefunden. Obwohl die Polizei gemeint hat, dass es ein Selbstmord sei, hab ich von Anfang an daran gezweifelt. 
Charlie – den Hund des Verstorbenen – habe ich derweil adoptiert. Allerdings bin ich noch einmal in die Wohnung des Toten gegangen und habe dort Papiere gefunden, die Hinweise auf ein übles Verbrechen enthielten. Danach wurde es erst richtig wild. Ich wurde verfolgt, bei mir zu Hause ist jemand eingebrochen und ich konnte eine Verschwörung aufdecken. 
Irgendwie hängt das alles mit einer Millionenspende eines mysteriösen Geldgebers zusammen. Immer wenn er der Stadt Freiberg fünf Millionen Euro spendet, geschieht ein Mord. Leider glaubt mir niemand, dass die Ereignisse zusammenhängen. Selbst Ben – der süße Kommissar – hält mich deswegen für übergeschnappt.
Beschreibe uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen.
Ich sitze ganz unschuldig in meiner Weihnachtshütte auf dem Freiberger Weihnachtsmarkt. Die Vorweihnachtszeit steht ja eigentlich für Ruhe, Frieden und Besinnlichkeit. Ich kommt aber auf dem größten Weihnachtsmarkt des Erzgebirges vor Stress nicht zu Atem. 
Zu meiner Überraschung ist auch die vermeintlich heile Weihnachtswunderwelt auf dem Freiberger Obermarkt ein Schauplatz von Intrigen, Verbrechen und Verschwörungen. Die Entdeckung eines erfrorenen Weihnachtsmanns zieht mich einmal mehr in einen Strudel gefährlicher Ereignisse. Vergiftetes Essen, Drogen und Zuhälter: Hinter jeder Hütte scheinen neue Gefahren auf mich zu lauern.
Glaubst du macht es dem Autor mehr Spaß dich durch leichte, einfache oder schwierige, düstere Situationen zu führen?
Von leicht kann da keine Rede sein. Meinem Autor scheint es Freude zu bereiten, dass mir niemand Glauben schenkt. Dabei ist es doch nur zu offensichtlich, dass die ganzen Morde mit den Millionenspenden in Verbindung stehen. Aber weder die Polizei, noch die Presse oder meine Freunde glauben mir. Es ist zum Haareraufen. Ich glaube, mir bleibt nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Allein bei diesen Zeilen sitzt mein Autor bestimmt wieder gehässig lächelnd vor dem Monitor.
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch?
Da gibt es so einen echt fiesen Widerling. Der stellt mir schon seit einiger Zeit hinterher. Zum Ende der Geschichte greift er mich sogar an. Die volle Ladung mit dem Pfefferspray und die Tritte waren so rein von der Genugtuung schon ganz angenehm.
Was glaubst du, wie viel Marcus steckt in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter?
Mittlerweile hat Marcus in seinen Büchern schon sehr viele Charaktere erfunden. Klar steckt in jedem von uns ein ganz klein wenig Marcus Wächtler drin. Im große und ganzen nimmt er sich aber eher Figuren aus Film und Fernsehen zum Vorbild. 
Ich meine, schaut euch mich an. Als Mittzwanzigerin hab ich nur wenig mit ihm gemein. Natürlich stammen wir beide aus Freiberg. Allerdings hat er studiert und ich nicht. Dazu habe ich einen vernünftigen Job, während er nur irgendwas mit Veranstaltungen macht. Als ob man davon leben könnte.
Wie würdest du deinen Autor beschreiben?
Als junggebliebenem Wirrkopf, der das schreibt, auf was er Lust hat und wenig auf das, was die Leute auch tatsächlich lesen wollen. Er glaubt noch immer an das Gute im Leben, obwohl ihm die Menschen jeden Tag zeigen, wie falsch er damit liegt.
Weißt du, wie es zu dem Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Lauf des Schreibprozesses verändert? Hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht?
Erzzauber ist ja der dritte Band einer längeren Bergstadt-Krimireihe. Vorher sind noch Erzfieber und dann Erzglitzern erschienen. Also war von Anfang an klar, dass es etwas mit Erz sein musste. 
Die Suche nach dem Titel hat sich dann tatsächlich kompliziert gestaltet. Neben Erzfunkeln, war auch Erzleuchten, Erzland oder Erzklopfen lange Zeit im Gespräch. Erzzauber war dann aber der Einfall einer Leserin, die schon die ersten beiden Bände verschlungen hat.
Gefällt dir das Cover zu 100% oder hättest du einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Das Cover hat die wunderbare Maria Zippan gestaltet. Sie war auch schon für die ersten beiden Titel verantwortlich. Als Zippi44 (https://www.instagram.com/zippi44/?hl=de ) gestaltet sie absolut überragende Manga-Zeichnungen. Gestalterisch vertraut Marcus Maria absolut. Sonderlich viel Mitspracherecht hatte ich deswegen nicht.
Was ist dein Lieblingszitat aus dem Buch?
»Last Christmas I gave you my heart …« 
Ich verabscheute diesen Song mittlerweile abgrundtief. In den letzten paar Tagen habe ich ihn ganz bestimmt mindestens hundertmal gehört. Wie ich Paul Petzold dafür hasste, dass er die immer gleichen zwanzig Musiktitel in Dauerschleife abspielte!
Danke für das Gespräch.
Ich hab zu danken und muss jetzt wieder in meine Weihnachtsmarkthütte zurück. Überhaupt, was macht der Typ in der Bergmannsuniform da gerade in meiner Bude? Bricht der da etwa ein? 
„Heee, du da! Raus! Aber sofort. Wird’s bald?“

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