Samstag, 18. Juli 2020

[Autoreninterview] Kerstin Panthel

Autoreninterview
Kerstin Panthel

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Vielen Dank erst einmal für deine Einladung; ich freue mich sehr, heute dein Gast sein zu dürfen! 
Okay, ich bin Kerstin Panthel und wurde 1964 auf die Welt losgelassen. Bei denen, die mich näher kennen, gelte ich als ein wenig verrückt und abgedreht und ich lebe im wunderschönen Westerwald. (Es würde an ein Wunder grenzen, wenn man mich hier entwurzeln könnte!) Als Erzieherin habe ich es mit den Kleinsten unserer Gesellschaft ‚zu tun‘, als Mutter mit einer längst erwachsenen Tochter, privat lebe ich zwar gerne zurückgezogen, doch ich mag Leute aller Altersklassen und jeglicher Couleur. Als Leserin gilt dies für eine ansehnliche Palette von Genres und als Autorin bislang mit Fantasy, Romantasy und neuerdings auch mit fiktiver Historie – auch für Erwachsene, für die ich unter meinem Pseudonym Mary E. Marten schreibe. Ich liebe das Schreiben (und Lesen natürlich), liebe meine Tochter, Hunde, meine ruhige Lebensweise, ich liebe es, zu lachen (auch über mich selbst) und ich liebe das Leben.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Bücher verschlungen habe ich seit ich lesen kann und von da an mit wachsender Begeisterung. Ich hab mich durch die Regale der für mich als Kind erreichbaren Bibliothek(en) gelesen und mit den Jahren steckte meine Nase nach Kinder- und Jugendbüchern in allen möglichen Genres. 
Schon als Kind habe ich kleine Geschichten ausgedacht und aufgeschrieben und als Teenie hab ich so besonders in den Ferien im Laufe der Zeit einiges ‚verbrochen‘; ausnahmslos alles landete irgendwann im Papierkorb. Doch wenn du dich darauf beziehst, ab wann ich wirklich ernsthaft geschrieben habe (wenn auch nur für mich selbst), dann ist das jetzt etwas mehr als elf, zwölf Jahre her. Damals persönlich in einer recht schweren Zeit steckend habe ich damit begonnen, gewissermaßen aktiv in eine Welt einzutauchen. Aktiv im Sinne von: Ich erschaffe sie selbst. Seither kann ich nicht mehr damit aufhören, denn in meinem Kopf entstehen immer neue Ideen und es warten noch viele Bücher in ihrer Rohfassung darauf, ob sie irgendwann einmal veröffentlicht werden.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
5 Sätze? Da werde ich mich allgemein halten müssen, denn insgesamt veröffentlicht habe ich bislang 20 Bücher, der aktuell erschienene 1. Band der Aroda-Reihe ist somit das 21. Sie alle gehören in die Rubrik Fantasy/Romantasy/historische Fantasy und nach Vampiren und Vampirjägern habe ich (Menschen, die als) Phönixe und Drachen (eine Welt namens Phandra bevölkern) hinzugenommen, eine Hexe in einer fiktiv-historischen Welt und – unter meinem Pseudonym – in der Steinkreis-Dilogie eine mystische Geschichte, in der ein magischer Steinkreis, Ahnenverehrung und Zeitreisen das Schicksal meiner Protagonisten bestimmen. Mit „Aroda – Die Pforte“ beginne ich in der Gegenwart und entführe meine Leser erst ab Band 4 in die Vergangenheit; hier geht es um eine magische Welt, die parallel zur Erde existiert und magiebegabte Flüchtlinge von der Erde beheimatet.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja und nein. Ich habe derzeit neben einigen angerissenen Ideen drei begonnene Werke im PC und an einem davon schreibe ich zurzeit zwar weiter, aber mir ist daran gelegen, möglichst bald den zweiten Band der Aroda-Reihe zu bearbeiten. Neben dem Brötchen-Job bleibt da nur wenig Zeit. Leider!
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Das ist unterschiedlich. Lesen, klar, aber auch mal Fernsehen (die eine oder andere Serie, gute Blockbuster …), Zeit mit meiner Tochter und deren beiden Jungs (Hunden) verbringen, Kontakt halten mit meinem kleinen Freundeskreis – die Reihenfolge variiert. Letztlich aber empfinde ich meine schriftstellerischen Ambitionen als Freizeit und nicht als Arbeit. Es tut mir gut, macht mir Spaß und das ist, war und wird immer meine Hauptmotivation sein!
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Das ist die Frage, die ich nicht werde beantworten können! Es gibt keine ausgemachten Lieblingsbücher und auch keinen Lieblingsautoren, weil mich ganz einfach die wunderbare Vielfalt der Bücherwelt begeistert! In meinem Buchregal stehen die Harry Potter-Bände neben einem Shakespeare- Büchlein, Kurzgeschichten von Harry Kemelman, Grishams und Dan Browns neben Michael Endes „Satanarchäolügenialkohöllischem Wunschpunsch“, historische Romane neben autobiographischen Werken wie „Nicht ohne meine Tochter“, ich habe zahlreiche Bücher nur leihweise gelesen und nur wenige würde ich nicht ein zweites Mal lesen wollen … Meine Antwort muss also lauten, dass ich allenfalls manche Bücher wegen ihres Genres nicht ansprechend finde. Horror zum Beispiel wäre vermutlich nichts für mich.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
In aller Regel(!) nutze ich immer den gleichen Platz: In einem gesonderten, ruhigen Zimmer habe ich gut die Hälfte des Platzes abgetrennt und zumindest versucht, eine gewisse Schreibatmosphäre zu schaffen (aber daran arbeite ich noch immer, das ist vermutlich ein nie endender Prozess). Ich hab hier einen großen Schreibtisch mit PC stehen, auf und neben dem sich gleich auch Drucker befinden, um zuletzt meine Manuskripte auch auf Papier überarbeiten zu können. Rechts neben mir hängt eine Pinnwand, die dank eines neuen Schreibprogramms (das ich mir im Dezember 2018 geleistet habe) nicht mehr länger überquillt vor lauter Sprüchen, Zitaten, Recherchenotizen, Zeitleisten der letzten bzw. aktuellen Geschichten, Stammbäumen der Hauptpersonen weiterer Geschichten und dem üblichen Kleinkram. Und schräg hinter mir auf einem bedeutend kleineren Tisch steht mein alter Laptop (für parallele Arbeiten wie Recherche oder Datensicherung), je eine Ausgabe der letzten veröffentlichten Bücher, Lesezeichen, Goodies und Visitenkarten und dazwischen auf der Fensterbank ein Bildband von Irland, stets aufgeschlagen (an wechselnden Stellen) sowie zwei Schiefertafeln mit je einem Spruch darauf. Nicht zu vergessen die Palme in der Ecke, die wider Erwarten noch immer lebt. Ich habe eher einen braunen statt grünen Daumen und gewöhnlich werden meine Pflanzen schnell schon mal knusprig … :-D 
Hier schreibe, recherchiere und redigiere ich also – und kämpfe gelegentlich mit Wortfindungsstörungen ;-)
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich bin genetisch (im Hinblick auf meinen Biorhythmus) betrachtet eine Eule und daher dankbar, dass ich nur in Ausnahmefällen Frühdienste in der Kita übernehmen muss. Ich benötige also morgens eine laaaange Anlaufzeit mit mindestens zwei Bechern Kaffee, das übrige Frühstück kann dagegen eher vernachlässigt werden. 
Zumeist liegen meine Dienstzeiten im Übermittag- und Nachmittagsbereich und nach Feierabend ist – wie kann es anders sein?! – erst einmal ein weiterer Kaffee fällig. Dies und eine Anlaufzeit, um den Arbeitsalltag hinter mir zu lassen und mich wieder auf meine Fantasiewelten einstimmen zu können. Somit wird es meist Abend, bis ich nach ein wenig Hausarbeit wieder am PC sitze und schreibe, überarbeite, recherchiere oder mich um Cover etc. kümmere. Das kann dann gelegentlich bis weit in die Nacht gehen. 
Unspektakulär würde mancher sagen, aber für mich sind die Welten zwischen den Buchseiten alles andere als das!!!
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Wie vorhin schon gesagt, habe ich als Leserin kein ausgesprochenes Lieblingsgenre – auch, wenn ich zuletzt vermehrt historische Romane gelesen habe. 
Als Autorin geht die Tendenz ganz klar Richtung (High) Fantasy und auch da neige ich immer mehr der fiktiven Historie zu. Inzwischen habe ich mich – wie schon erwähnt – in die Sparte „Belletristik für Erwachsene“ vorgewagt und meine Inhalte (wie ich mir einbilde) ein wenig anspruchsvoller abgefasst, mich zumindest an heikle Themen gewagt. In der Steinkreis-Dilogie haben die Altersempfehlungen 18+ schon ihre Berechtigungen, da die Geschichte sich u. a. auch um Gewalt (an Frauen) dreht.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Auch das ist schwer zu beantworten, denn ich liebe Sprüche, Weisheiten und Zitate! Ich habe schon mehrfach Mark Twains Worte zitiert: „Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.“ Das ist in etwa, wonach ich lebe und handle, denn sonst würde ich nicht mehr schreiben. 
Gleich daneben würde ich jedoch die Worte von Erasmus von Rotterdam platzieren: „Die wesentliche Voraussetzung für Glück ist die Bereitschaft, der zu sein, der man ist.“ Sich selbst zu akzeptieren (und sich zwar anzupassen, aber keineswegs für jemanden zu verbiegen) sind wichtige Grundpfeiler für ein glückliches Leben. 
Ein Zitat aus einem meiner Bücher, das meine Arbeit beschreiben würde? Das ist schwer … Ich nehme mal eine Textstelle (einen Treueschwur) aus „Siegel der Schattenwesen“, zweckentfremde sie und lasse sie dadurch beschreiben, was meine Schriftstellerei und meine Fantasiewelten mir bedeuten: 
„Du bist für mich die Tinte, die auf das noch so leere Blatt meines Lebens schreibt und die Farbe im Pinsel, ohne die mein Leben farblos und grau bliebe. Du bist für mich das Licht im Dunkeln, die Wärme, die jeden noch so kalten, leeren Raum füllt …“ 
Buchwelten eben. Und der Weg hinein, auch als Leserin. :)
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Nicht wirklich. Ich halte mich für glücklich, in einem Land wie dem unseren leben zu dürfen, in dem wir so enorm viele Freiheiten genießen und von einem – wenn auch löchrigen – Sozialnetz gehalten werden. Wirkliche Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit sind hohe Güter … Aber dieses Thema verlasse ich jetzt mal schnell wieder. Ein Land, das ich gerne besuchen würde, gäbe es aber: Irland, die grüne Insel.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ich halte mich für einen kritikfähigen Menschen, ja. Konstruktiv muss sie jedoch sein, dann lenkt sie den Blick auf das, woran wir arbeiten sollten oder müssten. Ich kann (und will!) jedoch nicht mit Kritik umgehen, die verletzt oder niedermacht, die nicht einmal eine logische oder wenigstens irgendwie nachvollziehbare Begründung liefert. Hier gilt im Übrigen wie überall, dass der Ton die Musik macht.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Weil ich die Unabhängigkeit eines Selfpublishers kennen- und schätzen gelernt habe! Große Verlage folgen oft genug dem Mainstream, sie wollen Geld machen und haben beständig die Verkaufszahlen im Blick, die eine gewisse Höhe nicht unterschreiten dürfen. Kleine Verlage wären vielleicht noch reizvoll für mich, doch sie nehmen oftmals nur eine begrenzte Anzahl von neuen Manuskripten an. Im Selfpublishing hingegen gelten zwar auch für mich die Regeln des Buchhandels, doch ich bin absolut frei in meinem Schaffen, behalte alle Rechte an meiner geistigen Schöpfung, kann meine Inhalte gestalten, ohne nach Vorgaben und Lieferfristen eines Verlags arbeiten zu müssen, bin zeitlich ungebunden und gestalte mein Leben und mein Werk so, wie ich es mag und für meine Leser für „richtig“ empfinde. Ich liebe es darüber hinaus, die Cover meiner Bücher selbst zu gestalten und mich auch darin nach keinen Vorgaben richten zu müssen. Zusammengenommen eine Souveränität, die ich nicht mehr missen möchte und mit höchster Wahrscheinlichkeit auch nirgends sonst fände!
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Gerne! 
Hi, ihr da draußen! Völlig egal, in welchem Genre der Buchwelten ihr euch zuhause fühlt, egal, wie tief und oft ihr eure Nasen zwischen die Seiten eines Buchs steckt: Hört niemals auf damit! Hört niemals auf damit, euch wegzuträumen in andere Welten und Identitäten, hört niemals auf, euer Kopfkino zu füttern und verliert niemals die Begeisterung dafür, mitzulachen, mitzuleiden, mitzubangen – kurz: ein imaginäres Leben (mit) zu leben! Letztendlich seid ihr es, für die wir Autoren*innen diese Welten erfinden und erschaffen, sie zwischen den Buchdeckeln festhalten. Und letztendlich seid ihr es, die unsere Figuren beim Lesen zum Leben erwecken! 
„Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt. Der Mensch, der nie liest, lebt nur ein einziges.“ George R. R. Martin 
#keeponreading #keepondreaming

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