»Und jetzt noch einmal zu deinem Auftritt, Benjamin Brady Graham. Was ist nur in dich gefahren, unsere Gäste so anzufeinden?«, sagte Nora.
»Daran ist sie selbst Schuld. Ich wäre ihr
gerade beinahe in den Kofferraum gerauscht«, erwiderte Brady.
»Über deine Fahrkünste brauchen wir wohl kaum zu
sprechen.«
»Am Clifftop Inn gab es einen Rohrbruch, aber
als ich dort ankam, hatte Sam das Wasser schon selbst abgestellt. Ich wollte
nur helfen.«
»Das ist natürlich nett von dir, aber hör
endlich damit auf, jeden, der nicht aus Oceanside und Umgebung kommt, für deine
Vergangenheit verantwortlich zu machen.«
»Das mache ich doch gar nicht!«
»Und wie erklärst du dir dann dein Verhalten?
Ich weiß, dass auch du Träume hast, und Ängste, die haben wir alle. Das
berechtigt dich trotzdem nicht dazu, anderen dein festgefahrenes Gefühlsleben
aufzuzwingen.«
»Ich spreche nie über meine Gefühle.«
»Das solltest du aber. Vielleicht findest du so
zurück zu dir selbst.«
»Glaub, was du willst.«
»Das tue ich auch.«
Es herrschte Stille und Alley spähte durch das
verschmutzte Seitenfenster. Mit dem Rücken ihr zugewandt, erblickte sie Brady.
»Und was macht jetzt dein Drucker?«, fragte er,
nahm dabei den kleinen Papierfetzen vom Schreibtisch.
»Dem ging es noch nie besser«, erwiderte Nora
und schwieg.
Alley grinste, schließlich war es ihr Verdienst
gewesen, nicht seiner.
»Ach, Junge. Was soll ich bloß mit dir
anstellen?«, seufzte Nora.
»Ich weiß nicht«, antwortete Brady. »Mich bei
der nächsten Bürgermeisterwahl vorschlagen.«
»Du, Bürgermeister?« Nora lachte. »Erst mal
musst du lernen, wie man anständig mit einzelnen Gästen umgeht, bevor man dich
auf die breite Masse loslassen kann. Du könntest damit anfangen, indem du
unserem neuen Gast den Koffer hinaufbringst.«
»Das kann sie mit Sicherheit sehr gut allein und
hat es bestimmt auch schon.«
»Du irrst dich, sie hat nämlich ihre Handtasche
hier vergessen.«
Brady betrachtete die rote Michael Kors
Henkeltasche. »Niemals!«
»Also wirst du auch niemals Bürgermeister.«
»Na schön, aber vergiss nicht, dass es deine
Idee war, wenn sie gleich wieder abreist.« Brady drückte den Papierfetzen mit
den Fingerspitzen zusammen, rollte ihn zu einer Kugel, während er die
Handtasche nahm und zur Tür lief.
»Und sei bitte höflich!«
»Ich garantiere für nichts«, erwiderte er und
setzte zu einem Korbwurf an. Wie beim Basketball hob er die Arme und zielte auf
den Papierkorb, der neben dem Schreibtisch in der Ecke stand. Er berechnete
durch Trockenübungen die Flugbahn und warf die Papierkugel ... vorbei.
»Pech im Spiel, Brady, ...«, sagte Nora lachend.
»Vergiss es!«, unterbrach er sie und verließ
kopfschüttelnd das Büro.
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