Dienstag, 21. Juli 2020

[Autoreninterview] Eve Grass

Autoreninterview
Eve Grass

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mein Name ist Eve Grass, bin 1957 in Nürnberg geboren. Nach meiner Schulzeit habe ich eine Ausbildung zur Kauffrau gemacht und diesem Job bin ich bis ins Jahr 2015 treu geblieben. Außerdem war ich noch treusorgende Hausfrau, Ehefrau und Mutter. Neben dem Job habe ich Pferde trainiert und auf Turnieren vorgestellt (Reining – Westernreiten). Im Jahr 2000 erwarb ich meine Pilotenlizenz für Ultraleichtflugzeuge SPL.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe schon in der Schulzeit gern Geschichten geschrieben. Aber wie das Leben eben so spielt, wurde ich keine Schriftstellerin, sondern Industriekauffrau und Ehefrau und Mutter. Aber als ich dann in 2015 meinen Job durch Umstrukturierungen der Firma verlor, stand für mich fest: Jetzt werden Bücher geschrieben.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Meine Trilogie das Pegasosgen besteht aus drei Bänden mit folgenden Untertiteln:
Marias Geheimnis Teil 1
Velludo Teil 2
Alte Himmelsrechte Teil 3
Beschreibung: Was passiert wohl, wenn man von einer alten Frau erzählt bekommt, es gäbe in Spanien noch immer fliegende Pferde? Richtig … man würde schmunzeln! Doch was passiert, wenn man dahinterkommt, dass sie wirklich existieren? Triebe uns die Neugierde dazu, der Sache nachzugehen, sich darauf einzulassen? Auch auf die Gefahr hin, dass sich das gesamte Leben auf den Kopf stellt?
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, das tue ich. Nebst einiger Kurzgeschichten, an denen ich parallel arbeite, experimentiere ich gerade mit dem Genre „Mystery“, und, was soll ich sagen, es klingt unheimlich, was ich da schreibe.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich besitze eine Ferienwohnung in Bayerisch Eisenstein, einem ziemlich einsamen Ort an der tschechischen Grenze mitten im Naturpark Bayerischer Wald. Dorthin fahre ich, wann immer es geht und lasse mich bei langen Wanderungen inspirieren, neue, magische Geschichten zu erfinden.
Wenn das Wetter passt, setze ich mich auch gern in meinen kleinen Flieger (übrigens derselbe Typ, den auch Hannes Bauer in meiner Trilogie fliegt) und erkunde den Himmel
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Oh ja … ich habe den kürzlich verstorbenen Carlos Ruiz Zafón sehr verehrt. Er schrieb fantastisch und war mein absolutes Vorbild. Doch es gibt noch andere Autorinnen/Autoren, die mich faszinieren. Monika Grasls Dämonenfürsten (da gibt es inzwischen Band 4) habe ich mit Freude gelesen und fiebere schon jetzt auf die Fortsetzung.
Derzeit beschäftige ich mit George RR Martins „das Lied von Feuer und Eis“, ein bekanntes Mammutwerk mit vielen blutigen Szenen. Anspruchsvoller Lesestoff, aber seine Bücher sind einfach genial.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich habe mehrere Arbeitsplätze. In Nürnberg, meiner Hauptwohnung, gibt es ein chronisch vollgestelltes Büro, welches manchmal auch als Lagerraum missbraucht wird. Doch ich benutze es oft, besonders im Herbst und Winter. Aber mit dem Laptop sitze ich auch gern auf dem Balkon, in meiner Ferienwohnung im Bayerwald oder auch in Südspanien auf einer Terrasse. Dort inspirieren mich Landschaften, Gerüche, das Wetter, die Menschen. So schreibt es sich leichter.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Puh … da gibt es keine Regeln. Jeder Tag ist anders. Ich lebe in einer Art WG zusammen mit Lebensgefährten und meinem Sohn. Da kann es schon mal turbulent zugehen mit Hausarbeit, Kochen und Problemlösungen aller Art. Außerdem muss ich mich noch um meine neunzigjährige Mama kümmern, die wir nach einem zweiten Schlaganfall leider ins Pflegeheim bringen mussten.
Deswegen gibt es auch keine festen Schreibzeiten bei mir.
Sofern ich mich aber in Bayerisch Eisenstein aufhalte, beginne ich den Tag immer mit einem kurzen Frühstück und danach einer längeren Wanderung. Nach der Rückkehr setze ich mich dann bis zum Abend an den Laptop, schreibe meine Ideen auf oder wage mich an knifflige Szenen am neuen, entstehenden Buch.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Da gibt’s gleich mehrere. Ich lese gern historische Romane, aber auch Mystery und Fantasy.
Beim Schreiben verhält es sich ähnlich: Ich liebe gruselige, unerklärliche Szenen, und wenn diese dann noch in einer lang vergessenen Zeit spielen, ist das umso besser. Dennoch würze ich meine Geschichten immer mit einer gehörigen Prise Sozialkritik. Diese Verbindung finde ich genial. In „das Pegasosgen“ wird das deutlich.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Ja, da gibt es eines. Es stammt von meiner Protagonistin Rike Bauer:
„Wir Menschen haben nicht das Recht dazu, solch majestätische Tiere in dunklen Ställen zu verstecken, nur weil wir Angst davor haben, sie könnten einen Teil der Welt für sich beanspruchen.“
Dieses Zitat bezieht sich zwar auf meine fliegenden Rösser, aber abgewandelt hat es mein Leben sehr geprägt. Ich bin der Auffassung, dass wir Menschen uns viel zu viel erlauben auf diesem schönen Planeten. Alles muss weichen, sofern wir einen Anspruch darauf erheben. Darüber sollten wir alle einmal nachdenken.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Meine Trilogie hat ihren Ursprung in Spanien, genauer gesagt, im Hinterland von Andalusien. Das hat einen Grund: Spanien hat mein Herz erobert. Die Leute dort, die herrlichen Pferde, das Essen, der Wein … ein Paradies eben.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ich vertrage auch Kritik, keine Frage. Aber was ich – sorry für die ehrlichen Worte – nicht ausstehen kann, ist Ungerechtigkeit. Man darf mir alles „an den Kopf knallen“, solange die Kritik auch Hand und Fuß hat. Aber wenn man mir Dinge unterstellt, die nicht der Wahrheit entsprechen, dann macht mich das mitunter sehr betroffen. Leider „tendiert“ unsere Gesellschaft immer mehr zu Ausflüchten, Verleugnungen, Unehrlichkeit. Das finde ich sehr schade. Manchmal fällt es mir schwer, den Fernseher einzuschalten und Nachrichten zu sehen.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Ich habe meinen Band 1 von „das Pegasosgen“ verschiedenen Verlagen angeboten, habe aber auch daran gedacht, das Buch selbst zu verlegen. Doch dann bekam ich eine Zusage von Shadodex Verlag-der-Schatten. Ich nahm Kontakt zur Verlegerin auf und fühlte mich sofort „zu Hause“. Denn meine fliegenden Pferde stießen dort auf den „Nährboden“, den sie benötigen. Bettina Ickelsheimer-Förster hat sich auf Dark-Fantasy, Mystery und Horror spezialisiert. Mit viel Herzblut wählt sie die Storys aus, die in ihren Verlag reinpassen. Die Bücher aus diesem Verlag empfinde ich als etwas Besonderes. Ich lese auch sehr gern die Werke meiner Mitautorinnen/Mitautoren. Besser hätte ich es nicht treffen können.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Also, ich habe herausgefunden, dass sich abseits des „Mainstreams“ großartige, einfühlsame, pralle Romane tummeln, die absolut lesenswert sind. Leider führen große Buchhändler oft nur Bücher aus den Großverlagen und von Autoren, deren Name schon für grenzenloses Lesevergnügen bürgen sollte. Es lohnt sich also, mal abseits der Buchriesen auf Lesejagd zu gehen.

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