Donnerstag, 16. Juli 2020

[Autoreninterview] André Berlekamp

Autoreninterview
André Berlekamp

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich bin 39 Jahre alt und wohne in einem kleinen Dorf bei Hannover (Deutschland). Dort leben meine Frau, unser Hund (Malteser) und ich aber erst seit ein paar Jahren in einem Haus am See. Und es ist wirklich so romantisch, wie es klingt. Vorher haben wir einige Jahre auf der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum gewohnt und davor an der Niederländischen Grenze in NRW. Wir sind schon sehr viel herumgereist, obwohl das nie groß geplant war. Hier werden wir aber jetzt bleiben, denn das Haus ist groß genug für meinen Traum einer Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche. Bis dahin ist es aber noch ein Stückchen zu gehen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Bereits seit meiner Kindheit habe ich Geschichten geschrieben. Früher waren es gemalte Comics, später dann Lyrik, bis die Geschichten immer länger wurden. Leider habe ich im Jahr 2000 meinen besten Freund verloren. Er war immer davon überzeugt gewesen, dass ich eines Tages ein Buch veröffentliche. Es hat aber noch weitere 8 Jahre gedauert, bis ich mit einer wirklich tollen Geschichte startete. 2010 hielt das Schicksal leider einen anderen Plan bereit, und so verlor ich, bedingt durch eine Augenkrankheit (Toxoplasmose), beinahe vollständig mein Sehvermögen. Die meisten Buchstaben um mich herum verschwanden zwar, aber die Geschichten in meinem Kopf taten es nicht, und so löste ich 2015 (mit meinem Debüt - Mit Dir gingen die Farben -) mein Versprechen ein, das ich damals gegeben hatte. Ihm ist auch das erste Buch gewidmet. Und seitdem publiziere ich.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Mein Debüt war - Mit Dir gingen die Farben -, ein dramatischer Liebesroman, der von einem Mann handelt, der durch einen tragischen Unfall sein Augenlicht verliert. Das zweite Buch - Mit Dir von ganzem Herzen - ist ein Weihnachtsroman. Meine Frau liebt Weihnachten, also schrieb ich ein Buch über Weihnachten. Es folgte die Weihnachtstrilogie … in Bethany und noch Wunder unter dem Mistelzweig. - Briefe vom Frühling - ist ein Generationsroman. Er erzählt die Geschichte eines alten Mannes, der durch einen Zufall längst verschollene Briefe wiederfindet und sie mit der Hilfe seiner Enkelin aufarbeitet. … Hach, ich liebe diese Geschichte. Unter dem Pseudonym Annie Mayfield habe ich den Kurzroman Wein oder Mein veröffentlicht. Und jetzt natürlich Sommersonnenträume. Das waren jetzt mehr als 5 Sätze, oder? ^^
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja und nein. Hihi … Da ich leider nur Mono-tasking-fähig bin, fällt es mir schwer, mich auf mehrere Bücher gleichzeitig einzulassen. Ich bin ein bekennender Romantiker und so gehört für mich an erster Stelle Gefühl in ein Buch. Wenn ich nur mit meinem halben Herzen arbeite, weil ich noch andere Projekte habe, verliere ich das Gefühl zu meinen Charakteren. Das ist mir schon einige Male passiert und deshalb warten auch viele Geschichten darauf, endlich fertiggeschrieben zu werden. Für dieses Jahr ist aber auch noch was geplant. 
Natürlich hat es mit Weihnachten zu tun.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Meine freie Zeit verbringe ich am liebsten mit meiner Frau und meinem Hund. Wir haben so eine innige Beziehung, dass wir ohne den anderen irgendwie unvollkommen sind. Diese Empathie verdanke ich sicherlich meinem Handicap, sie ihrer Einzigartigkeit. Wir reden unheimlich viel und schmieden ständig Pläne, was wir als Nächstes aushecken – beruflich und privat. Das Ganze gern vor einem Raclettegrill – und das ist im Winter beinahe jedes Wochenende der Fall.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Es klingt komisch, aber da ich meine eigenen Bücher nicht wirklich lesen kann, lese ich auch kaum andere. Ich sitze dann damit an einem Bildschirmlesegerät oder lasse sie mir von einem Sprachprogramm vorlesen, was mir nur bedingt Freude bereitet. Ansonsten höre ich Hörbücher, mochte alles von Dan Brown, liebe die Tribute von Panem und habe die meisten Bücher eines Autoren von Nicholas Sparks.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich habe ein normales Büro (14qm) mit einem großen Schreibtisch in L-Form, der in den Raum ragt. Darauf mit Schwenkarmen zwei Bildschirme, die ich mir beliebig nah vors Gesicht ziehen kann. Mit vergrößerter Schrift durchsuche ich dann alles, was ich später für meine Bücher gebrauchen kann. Lieber säße ich natürlich bei uns im Wintergarten, aber leider ist ein Laptop viel zu klein. Macht aber nix, denn ich liebe mein Büro. Ist ja auch selbst gebaut und auf meiner FB-Seite in der Chronik gibt es die Baufortschritte zu sehen. Hihi ...
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Die letzten beiden Jahre haben wir zwei in Eigenleistung unser Haus kernsaniert. Wer jemals Fotos davon sieht, kann kaum glauben, dass jemand mit weniger als 5% Restsehvermögen Wände mauert, verputzt, die Elektrik im Haus, eine Fußbodenheizung oder Estrich verlegt und ein komplettes Bad aufbaut. Alles im Landhausstil und es ist wundervoll geworden. Jetzt stehe ich morgens um sechs auf, telefoniere mit meiner Frau, während sie zur Arbeit fährt, gehe mit dem Hund raus, spiele eine halbe stunde Klavier, dann ab ins Home-Office. Mittags mit dem Hund raus, wieder Home-Office, bis meine Frau anruft. ^^ Abends kochen wir gemeinsam und gehen oft noch runter zum See, wo außer uns fast nie jemand ist. Bettzeit.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Sobald es romantisch wird, werde ich hellhörig. Ich probiere aber auch gern mal andere Dinge aus. Die jedoch nur in Form von Kurzprosa oder Lyrik. Eine meiner Kurzgeschichten wurde in Österreich sogar mit dem Literaturpreis - Golenes Kleeblatt gegen Gewalt - ausgezeichnet. Und alles nur, weil meine Frau Mozart-Taler lieber mag als Mozart-Kugeln. Dieser Preis hat so viele Selbstzweifel aus dem Weg geräumt, und immer, wenn ich es vergesse, erinnert meine Frau mich daran.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Den Leitspruch meines Lebens habe ich selbst geschrieben. Er lautet: „Manche Träume erschließen sich uns erst, wenn wir sie Leben.“ Es steckt so viel von meinen eigenen Träumen darin, die ich durch meine Leser Leben darf. Danke an dieser Stelle. 
Zu einem Zitat aus meinen Büchern fällt mir nur ein: „Engel sind zu jeder Zeit gehorsam, freundlich, hilfsbereit. Über uns`re Seelen wachen, falls wir einstmals Fehler machen.“ Ich bin gar nicht esoterisch, aber eine Leserin hat dieser Spruch so sehr geprägt, dass sie sich diesen tätowieren lässt. Das beschreibt vielleicht, wie stolz ich darauf bin, aber auch meinen Charakter, denn ich gehe sehr achtsam durchs Leben und passe auf andere auf. Klingt das blöd? Na ja. Ist aber so. ^^
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Wie so viele andere Autoren liebe ich die USA. Die meisten meiner Romane spielen dort und dabei habe ich mich ganz besonders in den nordwestlichen Bundesstaat Oregon am Pazifik verliebt. Es ist ein Bundesstaat der Durchschnittsbürger. Weniger Schickimicki, dafür mehr Leben und mehr Geschichte. Das spiegeln auch meine Bücher wider.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Nächste Frage bitte. Hihi … Das ist meine große Schwäche. Ich kann Kritik annehmen, wenn sie konstruktiv ist, aber in der heutigen Gesellschaft fällt die sehr dürftig aus, so auch mein Verständnis dafür. Wer einmal in sich hineinhorcht, stellt schnell fest, dass die meisten Kritiken in einem verbalen Desaster enden. Und das kann ich gar nicht leiden. Das beschäftigt mich dann immer viel länger als gesund ist. Achtet also demnächst bitte auf die Gefühle anderer, bevor ihr etwas sagt oder einen Kommentar abgebt. Am Ende fühlen wir alle gleich.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich habe ehrlich gesagt Angst davor, dass alles irgendwann zu groß werden könnte. Ich sehe Autoren um mich herum, die sich verändern. Ich hätte Angst, dass meine Romanfiguren aufhören, sie oder ich zu sein. Und der Druck, der meine Geschichten verwaschen/ verblassen ließe, bereitet mir Sorge. Ich sage aber niemals nie. Vielleicht wachse ich mit meinen Aufgaben.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Es ist völlig egal, wer ihr seid, welche Haar- oder Hautfarbe ihr habt, ob ihr gesund oder krank seid, Mann, Frau, beides oder nichts. Behaltet immer so viel Kraft in euren Herzen, um eure Träume zu leben. Ihr habt nur dieses eine, vergeudet es nicht. Das Leben steckt in jedem Baum, unter jedem Stein, in jedem Sonnenstrahl oder Regentropfen und in euch.

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