Samstag, 18. Juli 2020

[Buchvorstellung einmal anders] Aroda - Die Pforte von Kerstin Panthel


Buchvorstellung einmal anders 

Heute treffe ich mich mit den Charakteren Hope, Nim-To und Targwin aus „Aroda – Die Pforte“ und deren Autorin Kerstin Panthel.

Claudia: „Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig interviewen?“
Hope (verzieht das Gesicht): „Nichts gegen ein Interview, echt, aber solange der da ist, sage ich kein Wort!“ (nickt in Richtung Targwin) 
Targwin (lacht abfällig, sein rechter Mundwinkel hebt sich zu einem herablassenden Lächeln): „Ela-Inas Tochter kann wohl nicht anders! Respektlos wie ihre Mutter!“ 
Hope (beugt sich sichtlich wütend im Sessel vor): „Noch einmal, zum Mitschreiben; vielleicht sollte das Ratsmitglied meine Worte also besser protokollieren: Ich bin anwesend, also rede nicht an mir vorbei! Und mir ist egal, was du über mich denkst, aber SPRICH! NICHT! SO! ÜBER! MEINE! MUTTER!“ 
Nim-To: „Allerdings! Bei allem schuldigen Respekt einem Ratsmitglied gegenüber: Auch dir stünde die Ehre der Toten gut zu Gesicht, Targwin!“ (Er erhebt sich und tritt auf diesen zu – was dessen überhebliches Schmunzeln erst schrumpfen lässt, als Nim sich dicht vor ihm aufbaut.) „Und ebenfalls in aller Deutlichkeit:“ (senkt seine Stimme zu einem dumpfen Grollen), „Wenn Hopes Entscheidungen und ihr Wollen dich nicht kehrt, dann vielleicht meine Worte, denn ich werde immer vor ihr stehen – und damit zwischen dir und ihr! Vielleicht solltest du jetzt gehen.“ 
Targwin: „Und darauf verzichten, meine Ansichten über die Menschen der Erde im Allgemeinen und über Hope und Ela-Ina im Speziellen kundzutun? Aber meinetwegen, euch werden die Augen schon noch geöffnet werden! … Claudia? Es hat mich … Nun, die Höflichkeit einer Frau gegenüber gebietet mir, meine Worte vorsichtig zu wählen, also: Es hat mich gefreut, deine Bekanntschaft zu machen. Entschuldigt mich, auf mich warten wichtige Entscheidungen …“ (Er deutet ein Kopfneigen an, ohne Hope jedoch aus dem provozierend stechenden Blick zu lassen. Dann wendet er sich ab und entfernt sich mit knallenden Absatzgeräuschen.) 
Hope (stößt hörbar den Atem aus und lehnt sich halbwegs entspannt wieder zurück)
Claudia: „Okaaay? … Was für ein überaus sympathischer Zeitgenosse! Aber kommen wir wieder zu euch. Ich hatte ein langes Gespräch mit eurer Autorin, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.“
Hope (scheint irgendetwas mit der Hand zu umfassen, das sich ihn Höhe ihres Brustbeins unter ihrem dunkelblauen Pullover befindet): „Über mich gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Mein Name ist Hope Taylor und ich lebe … eigentlich lebe ich in Fairfax, Vermont. Erst seit ein paar Tagen scheine ich mich zur Pendlerin zu entwickeln, woran ein Amulett schuld ist, das ich von meiner Mutter geerbt habe. Elaine. Ela-Ina.“
Claudia: „Dann stimmt das von dieser anderen Welt, die durch eine Passage zu erreichen ist?“
Hope: „Oh ja! Mum hat uns – meinem Bruder Peter und mir – da einiges verschwiegen. Nicht einmal mein verstorbener Dad wusste was davon, dass sie ihre ersten zweiundzwanzig Jahre auf einem anderen Planeten verbracht hat.“ 
Nim(-To) (sanft): „Sie hatte ihre Gründe, Hope. Sie wollte euch nur schützen.“ 
Hope: „Davon gehen zurzeit alle aus, ja.“
Claudia: „Und wer ist Nim-To?“
Nim: „Alle nennen mich einfach nur Nim. Ich stamme aus Darkwood, einem kleinen Ort im nördlichsten Felden. Ähnlich wie bei Hope sind da nach dem Tod unserer Eltern nur noch meine Schwester und ich. Und hätte mich Nubrin, Hopes Großvater und Feldens Bibliothekar, nicht ausgewählt, um auf der Erde nach Ela-Ina zu suchen, hätte ich Hope niemals kennengelernt. So wurde aus mir ihr Begleiter.“ 
Hope (sieht durchaus hilfesuchend zu ihm hinüber): „Und Helfer und Ratgeber und Freund!“ 
Nim (lächelt leise): „Und Freund, der Rest ist übertrieben.“ 
Hope: „Ist es nicht und das weißt du!“
Nim: „Lass uns das Buch doch in eigenen Worten beschreiben.“ 
Hope: „Dazu kann ich nicht viel sagen, fürchte ich. Ich bin da in etwas hineingeraten, das ich noch absolut nicht überblicken kann. Was soll man antworten, wenn man unvermutet von einer Art parallel existierenden Welt erfährt, von einer magischen Passage, von Menschen, die offenbar vor einer Ewigkeit von der Erde dorthin flüchteten? Wenn ein einfacher Anhänger deiner Mum sich als eine Art Torschlüssel entpuppt?“ 
Nim: „Dem muss ich leider beipflichten, Claudia. Zurzeit überstürzen sich die Ereignisse in durchaus dramatischer Weise und wir alle sind damit beschäftigt, die vielen Fäden zu entwirren, die Ela-Ina uns hinterlassen hat. Wie es aussieht, haben wir noch nicht einmal alle Fäden entdeckt, denn wie Hope angedeutet hat, könnte da noch mehr in ihrem Nachlass zu finden sein …“ 
Hope: „Mit anderen Worten: Eine laaange Geschichte, in der wir gerade mittendrin stecken!“ 
Kerstin: „Schuldig. Teils jedenfalls.“ 
Hope: „Du siehst nicht sehr reumütig aus, sorry!“ 
Kerstin: „Was soll ich dazu sagen? Du bist auf dem Weg, Hope! Und Nim ebenfalls!“
Hope: „Bei dieser Gelegenheit eine Frage an dich als Autorin: Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein?“ 
Kerstin: „Spaß? Das wäre nicht das Wort, das ich verwenden würde, denn es klingt, als ob ich Freude daran hätte, andere in Gefahr zu bringen. Nachdem ich auf dein Schicksal aufmerksam wurde und angefangen habe, es festzuhalten, war ich selbst gespannt darauf, was da noch kommt. Die Gefahren und Stolpersteine, von denen du sprichst, habe also eigentlich nicht ich geschaffen, sie ergaben sich aus dem, was die Vorfahren der Aroda-Völker irgendwann in der Vergangenheit entschieden haben. 
Als Autorin muss ich jedoch sagen, dass Geschichten, die eben nicht nur ‚einfach und schön‘ sind, ganz in mein Metier fallen. Ich mute meinen Protagonisten niemals mehr zu als sie zu bewältigen imstande sind, auch wenn es auf dem Weg schlimme Ereignisse und auch Verluste zu bewältigen geben kann.“
Nim: „Hast du auch eine Lieblingsstelle im Buch? Meine ist, als wir uns verstecken mussten und du dich mit Nubrin fast schon selbstvergessen über das Lichttor unterhalten hast. Darf ich zitieren?“
Claudia: „Bitte, gerne!“
Nim: „Hope fragte: „Ich möchte zu gerne wissen, wie das funktioniert! Wie kann ein aus Licht bestehendes Bild, das anscheinend nur zweidimensional ist, Menschen und Gegenstände transportieren? Wie kann es so etwas wie solche Magie geben? Was genau ist diese Passage?“ 
Wie vermutet glitten ihre Hände nur in ein Lichtbild, eine Art Hologramm. Sie zuckte jedoch sofort zurück, als sie sich bei ihrer Berührung wie in einem Wellenmuster bewegte und dann nach einer Weile wieder stillstand. 
„Ein Bild aus Licht, das durch eine Berührung nachhaltig bewegt wird?“, hauchte sie. 
„Was immer es ist, es ist bestimmt nicht nur aus Licht, Hope“, antwortete Nubrin. „Was immer es ist und wie auch immer es funktioniert, es stellt vermutlich sowohl Schwelle als auch Korridor dar. Was wir sehen, ist etwas, das mal ein Wissenschaftler Ereignishorizont nannte, doch auch das scheint mir nur eine unzureichende weil viel zu technische Bezeichnung. Die Passage ist viel mehr als das!“ 
Kerstin: „Die mag ich übrigens auch sehr …“ 
Hope: „Hättest du Gina vorher rausgeworfen, könnte ich das vielleicht auch behaupten. Noch so eine tolle Idee, mich mit dieser Kratzbürste in einem kleinen Raum einzupferchen! … Ich weiß nicht, ob ich eine Lieblingsstelle habe. Ich habe aber schon jetzt definitiv einen Lieblingsort: den kleinen Lagerplatz oberhalb der Burg Tegoz. Der Blick auf die Burg und auf den Ort ist unbeschreiblich und ich kann absolut nachvollziehen, weshalb Mum das gemalt hat!“
Nim: „Was denkst du: Wie viel echte Kerstin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter? 
Kerstin: „Jetzt bin ich gespannt!“ 
Hope: „Oh, da kann ich mit einer Antwort dienen! Ich weiß genau, dass sie die gleiche Einstellung zu Pferden hat wie ich: Es sind wundervolle Tiere, die ich am liebsten aus der Ferne bewundern würde. Aber was tut sie? Sie setzt mich nicht nur auf eines davon, sie lässt mich sogar darauf herumreiten! Was man so ‚reiten‘ nennen kann, denn ‚hoppeln‘ passt besser!“ (schnaubt) 
Kerstin: „Schuldig! Schon wieder!“ 
Nim: „Ich bin nicht sicher, ob ich in mir etwas von Kerstin wiederfinde. Vielleicht die Eigenschaft, dass ich zunächst einmal lieber beobachte, bevor ich mich einmische? Was Hope angeht, würde ich ergänzen wollen, dass Kerstin offenbar einen Sinn für Ironie hat.“ 
Kerstin: „Jaaa, das könnte passen …“ (verzieht den Mund zu einem schiefen Schmunzeln)
Claudia: „Hope, Nim? Unter uns. Wie würdet ihr als Hauptprotagonisten eure Autorin beschreiben?“
Kerstin: „Soll ich rausgehen?“ 
Nim (in gewohnter Höflichkeit): „Das wird nicht nötig sein.“ 
Hope (holt Atem, hält in nachdenklich an – und stößt ihn dann doch ungenutzt und unschlüssig wieder aus) 
Nim: „Sie ist schwer zu beschreiben. Offenbar lässt sie hin und wieder ihrer Fantasie freien Lauf …“ 
Hope: „Oooh ja! Definitiv! Manchmal ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack!“ 
Nim: „… aber sie fühlt auch mit uns.“ 
Hope (ein wenig kapitulierend): „Okay, zugegeben.“ 
Nim: „Ich schätze sie als humorvoll und lustig ein, sonst würde sie nicht gelegentlich Hope die Dinge in den Mund legen, die sie ihr in den Mund legt.“ 
Hope: „Du weißt schon, dass ich zuhöre, oder? Wann wäre ich denn in letzter Zeit mal lustig gewesen, hm? Aber gut, das kann ich gelten lassen. Und ich halte sie darüber hinaus für ziemlich tolerant und im Großen und Ganzen scheint sie ein ruhiges Wesen zu haben. Sonst hätte sie dich nicht so geschaffen, wie du bist.“ 
Nim (halb neugierig, halb amüsiert): „Du hältst mich für ruhig und tolerant?“ 
Hope: „Daran besteht ja wohl kein Zweifel! Deine Toleranz Ginas Benehmen gegenüber, die Art, wie du Targwin gegenüber die Ruhe bewahren kannst … Es wäre mal lustig, die Y-Chromosome der Arodamänner zu entschlüsseln. Ist das auch irgendwo da drin verankert? Das und dein Beschützerinstinkt?“ 
Nim lacht leise, schweig jedoch dazu.
Claudia: „Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr als Charaktere vielleicht sogar Mitspracherecht?“
Hope: „Der Titel ergab sich von Anfang an aus dem Namen der Welt, in der meine Mum gelebt hat. Soweit ich weiß, kam dann nur noch der Untertitel hinzu. Wir konnten also nicht mitreden, wohl aber Mums Urahnen, als sie Aroda seinen Namen gaben.“
Nim: „Apropos Mitspracherecht am Buch: Sind wir zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hätten wir nachträglich noch etwas ändern sollen?“ 
Hope: „Wenn du mich fragst, dann passt er wie der Deckel auf seinen Topf. Schließlich dreht sich alles um diese Pforte und die Passage.“ 
Nim: „Dann sind wir einer Meinung. Ich finde darüber hinaus, dass es das Rätselhafte an all den Ereignissen durchaus bildhaft genug darstellt. Nein, ich würde nichts daran ändern wollen, denn selbst der Pfortenwald ist angedeutet.“
Claudia: „Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.“
Hope (schnaubt erneut): „Oh, damit kann ich dienen! Noch dazu mit einem, dass meine aktuelle Laune gut beschreibt. Nubrin, mein Grandpa, hat einen Spruch in den alten Aroda-Schriftzeichen an seine Wände pinseln lassen. Ein Zitat von Goethe, stell dir vor: ‚Mit Narren leben wird dir gar nicht schwer, erhalte nur ein Tollhaus um die her.‘ Im Augenblick komme ich mir durchaus vor wie in einem Tollhaus voller Narren, glaub mir! Und Targwin ist der Oberidiot!“ 
Nim: „Ich habe kein absolutes Lieblingszitat, tut mir leid. Aber eine weitere Lieblingsszene, wenn man so will: Der Moment, in dem ich Hope zum ersten Mal gegenüberstand und begriff, dass sie nicht Ela-Ina, sondern deren Tochter ist.“ 
(Sie tauschen einen Blick, der Hope eine durchaus sichtbare, wenn auch leichte Röte ins Gesicht treibt – und das erste wirkliche Lächeln seit Beginn des Interviews!)
Claudia (grinst begreifend): „Vielleicht sollten wir hier Schluss machen. Vielen Dank an euch für das Gespräch – und viel Glück!“
Hope: „Wir danken dir! Abgesehen davon, dass Targwin eine weitere Abfuhr erhalten hat, war das hier eine willkommene Auszeit.“ 
Nim: „Auch von mir vielen Dank, Claudia. Abgesehen davon, dass ich mich über dein großes Interesse und deine Gastfreundschaft gefreut habe, habe ich auch wieder etwas dazugelernt. Über Kerstin und … Hope.“ 
Hope (errötet erneut ein wenig): „Arodamänner!“ 
Kerstin: „Hättest du Nim anders haben wollen? … Vielen lieben Dank auch von mir, Claudia, es hat mir viel Spaß gemacht!“

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