Dienstag, 23. April 2019

[Autoreninterview] Tanja Bern

AUTORENINTERVIEW
Tanja Bern

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Ich lebe mit meiner Familie und zwei Katzen im Ruhrgebiet. Ich bin ein sehr intuitiver Mensch, kümmere mich um Tiere, die Hilfe brauchen, liebe die Natur und lese natürlich gerne. Schreiben ist schon in der Teenagerzeit zu meiner Leidenschaft geworden.
Wie bist du zum Schreiben gekommen? 
Wie oben schon erwähnt, habe ich recht früh versucht, meine Gedankenbilder in Worte zu fassen, denn ich hatte schon als Kind komplexe Geschichten im Kopf. Doch erst als ich mit 24 Jahren in Irland war, wurde etwas in mir geweckt, das mich nicht mehr losließ. Ich begann mein erstes Fantasybuch zu schreiben und kann seitdem nicht mehr aufhören. Noch immer bin ich fasziniert und inspiriert von Irland, und es ist oft meine Schreibkulisse.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns bzw. die Reihen in max. 5 Sätzen beschreiben?
Würde ich hier jedes Buch vorstellen, würde das den Rahmen etwas sprengen, denn aktuell sind von mir 16 Bücher auf dem Markt (die beiden Kinderbücher und die Anthologien nicht mitgerechnet). Aber ich stelle gerne die aktuellen ein wenig vor.
Das neueste Buch „Winterreise“ ist der erste Teil meiner Jahreszeitenreihe „Galway Girl“, die in Galway und Umgebung spielt, wie der Titel schon verrät. Es geht um Sínead, die ihr Leben neu ordnen muss und von ihrem besten Freund auf eine Reise quer durch Irland mitgenommen wird. Band 2 steht kurz vor der Veröffentlichung.
Aktuell sind auch meine beiden Familiengeheimnisromane von Bastei.
Einmal „Die Töchter von Tarlington Manor“, in der es um Casey geht, die durch das alte Tagebuch von Aeryn O’Mara nach Irland kommt, dort nach Aeryns Spuren sucht und so den Leser mit nach Kerry ins 19. Jahrhundert nimmt.
Das zweite Buch heißt „Das Geheimnis der schwedischen Briefe“. Die Hauptfigur Emilia erfährt von ihrer Urgroßmutter Johanna das große Geheimnis ihrer Familie und taucht mit dem Leser in die Wirren des Zweiten Weltkriegs ein. Johannas Erzählung führt Emilia schließlich nach Schweden, wo sie so viel mehr als nur die Wahrheit findet.
Ich habe aber auch Fantasybücher und einen mystischen Ruhrgebiet-Krimi im Repertoire.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ich arbeite sozusagen immer an einem neuen Werk. *lach* Im Moment schreibe ich am vierten Teil meiner Galway Girl - Reihe. Danach werde ich mich wieder einem Familiengeheimnis widmen, das schon unter Vertrag ist. Ich arbeite aber auch immer zwischendurch an meiner ersten Fantasy-Reihe, die aktuell nicht veröffentlicht ist, weil ich sie komplett umarbeite.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich beschäftige mich gerne mit meinen Katzen, bin gerne in der Natur, und mit der Familie fahre ich sehr gerne mit dem Rad. Zudem brauche ich Yoga, um zur Ruhe zu kommen und um das ganze Sitzen auszugleichen. Ich liebe es aber auch, abends Netflix oder Prime zu schauen (normales TV haben wir nicht mehr). Und manchmal spiele ich Sims 4 oder auch mal so App-Spiele. Nur das Lesen fehlt mir zurzeit. Leider kann ich in einer aktuellen Schreibphase kein anderes Buch lesen, da es mich oft aus meiner Geschichte rausbringt. Deshalb ist das Lesen den Urlauben vorbehalten, worauf ich mich immer total freue.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst? 
Ja, natürlich. Ich lese zum Beispiel total gerne die Bücher von Britta Strauß und von Susanna Ernst. Im Moment wartet aber das neue Buch „Blackwood“ von Britta Sabbag auf mich. Viele Autoren kenne ich ja persönlich, und es ist immer etwas Besonderes, wenn ich in ihre Geschichten eintauchen darf. Ich bin aber auch seit über zwanzig Jahren ein Fan von Diana Gabaldon und ihrer Outlander-Reihe. Allerdings bin ich nicht der Typ, der Bücher mehrmals liest. Aber ich lese in einige Bücher immer mal wieder gerne rein, um verschiedene Szenen noch mal zu genießen.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Das Foto zeigt meinen Schreibtisch, wenn er gut aufgeräumt und aufgehübscht ist. Eigentlich liegen überall kleine Notizzettel herum, mindestens zwei leere Kaffeetassen stehen verstreut auf dem Arbeitsplatz, und meine Haarspangen sind überall dazwischen. Soll heißen, ich habe meist einen recht chaotischen Schreibtisch. Aber jede Deko, die in den Fächern auf meinem Schreibtisch ist, hat eine Bedeutung, und ich brauche das, um kreativ zu sein. Nur manchmal wird mir das zu viel, dann gehe ich mit meinem Netbook in die Küche oder im Sommer in den Garten. Es kommt immer auf meine Stimmung an.

Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich brauche morgens ein ausgiebiges, langes Frühstück. Da meine Tochter in fünf Minuten fertig und mein Mann bereits auf der Arbeit ist, bin ich am Küchentisch meist allein, deshalb gucke ich dabei am Handy auch schon mal eine Folge einer aktuellen Serie, die ich gerade schaue. Um 8:30 Uhr beginnt dann normalerweise mein Schreibtag, der mit kleinen Pausen meistens so bis nachmittags geht, je nachdem, wann meine Tochter aus der Schule kommt. Dann dreht sich erst einmal alles um kochen, aufräumen und andere Pflichten. Danach gehe ich noch mal an den PC. Da schaue ich dann in die Sozialen Medien, um mit Kollegen und Fans zu kommunizieren, bereite Beiträge vor, schreibe Interviews, mache die Buchhaltung sowie Marketingarbeiten und entwickle neue Exposés. Autor zu sein heißt so viel mehr, als nur schreiben, wenn man es ernsthaft betreibt. Dieses Interview zum Beispiel beantworte ich aktuell um 21:35 Uhr und ich bin erst am Anfang. Eine ganz normale Zeit, in der ich oft noch arbeite. Meistens bin ich aber so um 21:00 Uhr mit allem fertig und habe Feierabend. Natürlich klappt das nicht immer reibungslos. Oft machen mir Termine einen Strich durch die Rechnung, oder ich bin unkonzentriert, komme schreibtechnisch nicht vorwärts, dann verlagert sich alles, was zur Folge hat, dass ich nachts manchmal immer noch am PC sitze. Ich habe ja Deadlines, an die ich mich halten muss, deshalb muss ich ein gewisses Schreibpensum täglich schaffen, manchmal auch im Urlaub. Aber eigentlich klappt alles ganz gut. Und das Wochenende gehört der Familie.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Die Fantasy-Romance lese ich vorzugsweise, aber ich mag auch mystische Liebesgeschichten. Gay-Romance lese ich auch sehr gerne. Ähnlich verhält es sich mit dem Schreiben. Ich habe mit Fantasy begonnen und liebe dieses Genre. Die Familiengeheimnisse in Verbindung mit einer Romanze haben es mir in letzter Zeit aber sehr angetan. Das liegt mir wirklich gut. Besonders die Vergangenheitsparts finde ich dabei sehr faszinierend, obwohl da immer viel Recherche für notwendig ist.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Das Zitat „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“ von Tommaso Campanella hat mich jahrelang begleitet. Es hat mich nie aufgeben lassen, und ich habe mir meinen Traum erfüllt, indem ich den Autorenjob nun hauptberuflich mache.
Ein Zitat aus meinem eigenen Buch „Nah bei mir“ ist mir besonders wertvoll, denn das brauche ich sowohl im Leben als auch beim Schreiben: „Erinnerungen sind wie Sterne. Sie leuchten aus dem Dunkel heraus.“ Und hier geht es nicht nur um meine persönlichen Erinnerungen. Ich habe ja auch die Erinnerungen meiner Figuren im Kopf, und genau diese sind der Antrieb, der mich zum Schreiben bringt.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Irland ist unangefochten das Land, das ich wirklich liebe. Ich war nur einmal dort, und es hat sich mir derart eingebrannt, dass ich mich quasi einen großen Teil meines Lebens damit beschäftigt habe. Ich fühle mich diesem Volk verbunden, bin hoch fasziniert von der Geschichte, liebe die Folkmusik und finde die Natur atemberaubend. Es tat mir weh, all die Jahre nicht dort sein zu können, aber in einer Familie muss man eben Kompromisse eingehen. Aber genau dieses Heimweh (und ich sage bewusst nicht Fernweh, denn Irland fühlt sich wie mein zweites Zuhause an) hat bewirkt, dass ich wirklich zu schreiben begonnen habe. Diesen Sommer bin ich endlich wieder auf der Grünen Insel, und für mich schließt sich ein Kreis, den ich vor zwanzig Jahren begonnen habe. Ich freue mich so sehr darauf!
Ich bin aber auch ein Fan der Nordsee. Meine Familie und ich sind mindestens zweimal im Jahr in Katwijk/Holland. Dort kann ich wieder auftanken.
Erwähnen möchte ich auch noch Hvide Sande in Dänemark, das auch eine meiner Buchkulissen geworden ist (Am weißen Strand). Dort zwischen Dünen und Meer fühle ich mich sehr zu Hause, und es zieht uns als Familie immer wieder dorthin.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Ja, ich bin sehr kritikfähig. Das merke ich sowohl im Lektorat, als auch bei Rezensionen, die mal nicht so toll bewertet sind. Natürlich muss man bei einem Lektorat jemanden haben, dem man vertrauen kann. Aber bisher habe ich nur ausgezeichnete Lektorinnen und Lektoren gehabt, die aus meinen Büchern das Allerbeste herausgeholt haben. Ich habe sogar Spaß daran, die Anmerkungen zu bearbeiten, manche Dinge im Text zu überdenken und daran zu werkeln. Ohne konstruktive Kritik geht es in diesem Job nicht. Bei schlechteren Rezensionen ist mir immer klar, dass nicht jeder Leser jedes Buch toll finden kann. Und für mich ist das dann völlig okay. Natürlich gibt es immer mal Bewertungen, wo man heftig schlucken muss, und genau das tue ich dann auch. Lesen, runterschlucken und aus dem Gedächtnis verbannen, damit es nicht weh tut. Ich gebe aber zu, dass ich bei Kritik, die meine Person an sich betrifft, durchaus auch mal empfindlich sein kann. Das liegt daran, dass ich mich selbst in meiner Haut nicht immer wohlfühle, und wenn dann noch jemand Kritik an meinem Kleidungsstil oder an meiner Figur übt, kann ich auch schon mal ein bisschen beleidigt sein. Ha ha, aber nie lange. Ich bin doch so harmoniesüchtig.
Warum hast du dich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublishing zu machen?
Anfangs hat es sich so ergeben, weil das Self Publishing noch gar nicht so bekannt war. Ich veröffentliche ja schon seit elf Jahren. Mit meiner ersten Buchreihe war ich am Schluss jedoch sehr unglücklich, was den damaligen Verlag betraf. Und als ich mich 2014 davon befreite, überlegte ich schon, ob das Self Publishing für diese Reihe nicht vielleicht eine Option wäre. Aber ich traute mir das ehrlich gesagt damals nicht zu. Seit 2011 arbeite ich auch mit meiner Agentin Alisha Bionda zusammen. Mit ihrer Unterstützung konnte ich mich schließlich in der Verlagswelt etablieren. Heute ist sie Agentin und Freundin zugleich. Ich lege meine Arbeit in ihre Hände, und sie weiß am besten, wo sie meine Projekte vorstellt. Das nimmt mir eine Menge Arbeit und Sorgen, denn ich vertraue ihr voll und ganz. Deshalb habe ich die Option Self Publishing eigentlich ad acta gelegt. Ich mag auch die Verlagsbetreuung, die natürlich nicht überall gleich ist, aber alleine das professionelle Lektorat ist für mich unerlässlich.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ich hoffe, ich kann euch mit meinen Geschichten in andere Länder oder mystische Welten mitnehmen, in denen ihr träumen könnt. Mein Wunsch ist es, euch an die Worte zu fesseln, euch abzulenken von dem Alltagsstress. Liebt, lacht, leidet und hofft mit meinen Figuren, in die ihr eintauchen könnt und die euch vielleicht tief im Herzen berühren. Danke an jeden Leser, der sich für eines meiner Bücher entscheidet. Für euch schreibe ich!

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