Montag, 15. April 2019

[Autoreninterview] Johanna Stöckl

AUTORENINTERVIEW
Johanna Stöckl

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?

Gerne! Ich bin Johanna Stöckl, 51 Jahre alt und Phantastik-Autorin aus Wien. Mein »Hauptberuf« ist allerdings das Verfassen von Wanderführern für einen Verlag, während ich die Romane alle als Selfpublisherin herausgebe.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Oh, das ist lange her. Eigentlich denke ich mir Geschichten aus, seit ich mich erinnern kann. Meinen ersten richtigen Roman habe ich mit 13 geschrieben, aber erst 38 Jahre später veröffentlicht. Die Hauptfigur darin ist ein 13-jähriges Mädchen, das sich Geschichten ausdenkt, die dann wahr zu werden beginnen … ein Schicksal, das mir zum Glück erspart geblieben ist.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns bzw. die Reihen in max. 5 Sätzen beschreiben?
Die »Blausilbermond«-Reihe, von der bisher drei Bände erschienen sind, basiert auf der Geschichte, die ich mit 13 geschrieben habe. Es ist nostalgische Jugend-Fantasy ab 12 Jahren im Stil der 1980er-Jahre, ein wenig verträumt, mit viel Handlung und wenig Liebesgeschichte darin.

Das High-Fantasy-Epos »Tholderon« habe ich mit Mitte zwanzig geschrieben, mehrmals überarbeitet, und es erscheint gerade in einer neu überarbeiteten, sprachlich modernisierten dreibändigen und am Ende abgeschlossenen Ausgabe.
»Donaumädchen« ist eine ganz besondere Buchreihe. Sie ist eine Mischung aus Urban Fantasy, Mystery, Thriller und Entwicklungsroman für Jugendliche ab 14 und Erwachsene. Das Einzigartige daran ist nicht nur die Vermischung von modernem Setting im Wien der Jetztzeit und alten Mythen und Legenden rund um die österreichische Sagenwelt, sondern die Interaktivität der Bücher. Sie enthalten nicht nur Zeitungsausschnitte, Mails und WhatsApp-Nachrichten im Faksimile, sondern auch Links zu allen Schauplätzen auf Google Maps, Wikipedia-Einträgen, Musik auf Youtube und Kochrezepten, sodass man das Abenteuer wirklich mit der Protagonistin Lena miterleben kann. Es sind bisher zwei von drei Bänden der Trilogie erschienen.
»Der Zirkel von Prag« ist eine ziemlich schräge Mischung aus Abenteuerroman, Fantasy und Steampunk, aber darüber werde ich jetzt weniger schreiben, weil es dazu sowieso eine eigene Buchvorstellung geben wird. Die Geschichte ist in gewisser Weise ein Spin-Off von »Donaumädchen«, die Hauptcharaktere sind die dort als Nebenfiguren auftretenden Freundinnen von Lena, Tina und Katrin. 
»Feuerlilly« ist das jüngste Werk. Es ist ursprünglich als Fortsetzungsroman auf Facebook und Instagram erschienen, dann als Buchserie in fünf Teilen und liegt jetzt als (abgeschlossener) Sammelband vor. Zwei Fortsetzungen sind noch geplant. Erzählt wird die Geschichte der 16-jährigen Lilly, die es in eine völlig lebensfeindliche Welt von Feuerdämonen verschlägt. Das Buch ist einerseits härter als die anderen Geschichten, andererseits aber auch sehr humorvoll und zieht so nebenbei einige der typischen Klischees des Genres durch den Kakao.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Eines? Mehrere. Ich arbeite immer an mehreren Büchern gleichzeitig. Der dritte Teil des »Zirkels von Prag« ist etwa zu zwei Dritteln fertiggestellt, parallel dazu arbeite ich am dritten Band von »Donaumädchen«, und dann gibt es da noch eine Mystery-Geschichte, die in einem düsteren Venedig einer Parallelwelt spielt und die vielleicht irgendwann im nächsten Winter erscheinen wird.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Raus in die Natur! Ja, okay … wenn ich ehrlich bin, ist das nicht Freizeit, sondern auch in gewisser Weise Arbeit, nämlich Recherche für meine Wanderführer. Aber ich kann nirgendwo so gut entspannen wie draußen im Grünen. Zur Not tut es auch mein eigener Garten, den zu hegen und zu pflegen ist auch sehr entspannend.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich habe mehrere Lieblingsautoren und -autorinnen: Astrid Lindgren ist für mich immer noch die größte Jugendbuchautorin aller Zeiten. Auch »Der Weiße Wolf« von Käthe Recheis ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Und immer wieder gerne lese ich Geschichten von Edgar Alan Poe, den Orientzyklus von Karl May, und auch von Jules Verne kann ich nicht genug kriegen.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich schreibe eigentlich überall, am liebsten im Sommer auf der Terrasse, im Winter oben in der Mansarde meines Hauses, aber auch schon mal unterwegs in der Astgabel eines Baumes sitzend. Oder, weniger romantisch, im Zug, in der S-Bahn, im Bus. Wann immer mir Ideen kommen.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Mein normaler Tag ist wenig spektakulär. Hausarbeit, mit meiner Tochter spielen, und schreiben immer dann zwischendurch, wenn gerade Zeit ist.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese das, was ich auch schreibe, und das ist Phantastik im weitesten Sinn, so weit wie möglich abseits des Mainstreams. Wenn ein Klappentext in mir auch nur ansatzweise den Verdacht aufkeimen lässt, so etwas Ähnliches könnte ich schon mal gelesen haben – wie die unsäglichen »unschuldiges Mädchen trifft unwiderstehlichen Typen, der sich als Vampir/Werwolf/Engel/Dämon etc. herausstellt«-Geschichten – dann lege ich das Buch auch schon weg. Es muss originell, einfallsreich und einzigartig sein. Darum lese ich eigentlich in letzter Zeit recht wenig.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
»Don´t dream it – be it« (Frank´n Furter in der Rocky Horror Show) ist mein Lebensmotto. Zitate aus meinen Büchern? Nein, da gibt es viele, aber eines, das meine Arbeit treffend beschreibt, fällt mir jetzt nicht ein.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Meine Lieblingsländer sind Kroatien und Montenegro. Weil ich sowohl das Meer als auch die Berge liebe, und dort gibt es beides in unmittelbarer Nähe. Dazu köstliches Essen, freundliche Menschen und viel Kultur. Alles, was ich mir wünsche.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Gutgemeinte Ratschläge und Tipps nehme ich gerne an. Über ungerechtfertigte Kritik kann ich mich tagelang ärgern, etwa, wenn jemand rotzfrech in einer Rezi behauptet, ein Buch sei voller Schreibfehler, obwohl es Lektoriert wurde und drei Korrekturdurchgänge durchlaufen hat. Aber, sorry, ich schreibe nun man offizielles österreichisches Deutsch, wie es bei uns an den Schulen gelehrt wird, und da gibt es eben grammatikalische Eigenheiten, die aber keine Fehler sind.
Warum hast du dich entschieden Selfpublishing zu machen und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich weiß beides zu schätzen. Meine Wanderführer erscheinen bei einem großen Verlag, und ich bin froh, mich dort um Buchsatz, Layout und vor allem um Marketing nicht kümmern zu müssen. Bei den Romanen hingegen möchte ich absolute Freiheit haben, so zu schreiben, wie ich will und möchte nicht, dass sie von Verlagen auf »massentauglich« umgeschrieben werden.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Vielleicht, dass es etwas gibt, das mich noch mehr freut, als wenn meine Bücher gekauft und gelesen werden, und das ist, wenn ihr mich wissen lasst, wie sie euch gefallen haben. Wenn ihr mir Feedback gebt, sei es in Form von Rezensionen oder indem ihr mir direkt schreibt.

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