Freitag, 1. März 2019

[Autoreninterview] Jörg H. Trauboth

Autoreninterview
Jörg H. Trauboth

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könnten Sie sich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mit 75 Jahren ist das mit dem „kurz“ so eine Sache. Ich versuche es trotzdem: Luftwaffen Oberst a.D., 2000 Flugstunden auf Phantom und Tornado, mit 50 Jahren wollte ich mich verändern, war 10 Jahre mit eigener Firma als Special Risk Consultant bei Erpressungen und Entführungen fast überall in der Welt. Heute Pilot, Autor und - Notfallseelsorger. Passt das, vom Kampfflieger zum Notfallseelsorger? Ja, es passt. Denn ich liebe es, Krisen zu bewältigen. Mehr in www.trauboth-autor.de.

Last but not least: Seit 1965 mit derselben wunderbaren Frau verheiratet, zwei Söhne, drei Enkelkinder, wohnhaft in der Nähe von Bonn.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? 
... schon während der Militärzeit, aber richtig als Krisenmanager in der Wirtschaft und danach. Das Buch OPERATION JERUSALEM war für mich ein neues Projekt. Es basiert auf einer Art Drehbuch von etwa 20 Seiten und einer langen intensiven Recherche, zumal es ein White House Thriller a la dem Charakter von House of Cards und Designated Suviver ist. Der Plot stand, ebenso die Protagonisten.

Während ich 2018 schrieb, begleiteten ca. 30 Testleserrinnen und Testleser die Entstehung des Buches. Sie gaben kapitelweise Kommentare zur logischen Entwicklung, zu den Charakteren und der Spannung. Das führte zu einem ständigen Abgleich und auch zu Veränderungen. Ich hielt meine Linie, aber alles wurde irgendwie besser. Was für eine wunderbare Erfahrung!
Welche Bücher sind bis jetzt von Ihnen erschienen? Könnten Sie sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben? 
Allesamt zum Thema Krisenmanagement. Zuerst ein Sachbuch, dann der Thriller „Drei Brüder“, sodann wieder ein Sachbuch und jetzt der Folgethriller „Operation Jerusalem.“ Thriller schreibe ich, weil ich so am besten die Emotionalität (zum Beispiel in Entführungslagen) unterbringen kann. Sachbücher sind wichtig aber eben auch vergleichsweise langweilig. Schade finde ich, dass mein Genre (Polit-Thriller mit Doku-Anteil) und der deutschsprachige Markt nur schwer zueinander finden. Alles Militärische ist in unserer Gesellschaft unverändert ein Problem. Leider, denn die Welt dreht sich 7 Jahrzehnte nach dem letzten Krieg in eine Richtung, die Wegschauen und Heraushalten nicht mehr erlaubt.

Um so mehr freue ich mich, dass meine Leserschaft offensichtlich aus allen Teilen der Gesellschaft kommt und sich am deutschen Tom Clancy, wie jemand schrieb, erfreut. Großen Wert lege ich darauf, dass jeder Thriller ein Pageturner ist, den man von der ersten bis zur letzten Seite gern liest.
Arbeiten Sie gerade an einem neuen Werk?
Ich bin froh, wenn ich das aktuelle Werk zur Leipziger Buchmesse im März auf dem Tisch habe; aktuell ist es gerade im Druck. Jetzt fliege ich erst einmal zu den Kapverden und schau mir den Schauplatz von Marc Anderson, dem trouble shooter in meinen Büchern, genauer an. Aber, da Sie mich so fragen, ich fürchte, es wird wohl tatsächlich einen Band 3 geben müssen und somit eine Trilogie mit Marc Anderson.
Wenn Sie Freizeit zur Verfügung haben, was machen Sie am liebsten?
Dann fliege ich mit dem eigenen Flugzeug und meiner Hündin Carla als Co-Pilotin. Zum Flugzeug fahren wir mit einem Uralgespann. (Russisches Motorrad mit Beiwagen). Carla wechselt dann lediglich die Brille gegen Gehörschutz aus. Ich denke, jedem geht das Herz auf, der das sieht: https://youtu.be/NLglSbXgABA.

Und im Spätsommer gehen wir beide 110 km den Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Derzeit üben wir.

Haben Sie auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen Sie gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringen? 
Ich würde gern mit Tom Clancy über alle seine Bücher sprechen. Leider ist er tot. Und auch mit Antoine de Saint-Exupéry über sein Buch „Flug nach Arras“. Leider auch schon lange nicht mehr in dieser Welt. Aber vielleicht klappt es noch mit Frederick Forsyth (80), der auch Pilot war. Ich liebe besonders seinen Essay „Der Lotse“. 
Können Sie uns Ihren Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo Sie am liebsten schreiben und Ihre Ideen verwirklichen? 
Am Liebsten in meinem Gartenhaus, vor allem seit es Internet hat. Die letzte spontane Idee hatte ich übrigens vor wenigen Tagen in der Badewanne. Die Eingabe war so gravierend, dass ich das fertige Buch (Operation Jerusalem) am letzten möglichen Tag gravierend änderte. Meine Lektorin hat mich zum Glück danach nicht ertränkt.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei Ihnen vorstellen?
Das können Sie wahrscheinlich nicht, denn ich habe mein berufliches Arbeitsleben hinter mir. Das Schreiben, die Kommunikation mit meinen Lesern, die Einsätze in der Notfallseelsorge, das Filmemachen und ein sehr anspruchsvolles fliegerisches Programm bestimmen mein Leben. Ich weiß, es gibt Schlimmeres. Sorry.
Was ist Ihr Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben? 
Ich lese gern Gedichte und Klassiker. Aber auch Hard Core Thriller. Genau die schreibe ich auch. Perverse Psycho Thriller mag ich nicht.
Haben Sie ein Lieblingszitat, nach welchem Sie in Ihrem Leben handeln? Und haben Sie ein Zitat aus einem Ihrer Bücher, welches Ihre Arbeit am besten beschreibt? 
Ich möchte abends in den Spiegel schauen und mich wiedererkennen können. Ansonsten bin ich ein „Ich will“- Typ.
Haben Sie ein Lieblingsland und warum? 
Deutschland. Hier fühle ich mich wohl.
Sind Sie ein kritikfähiger Mensch oder wie gehen Sie mit Kritik im Allgemeinen um? 
Früher gar nicht. Aber das ist besser geworden. Vielleicht nennt man es Altersweisheit.
Warum haben Sie sich entschieden zu einem Verlag zu gehen und nicht Selfpublisher zu werden?
Ein Buch zu produzieren bedeutet für mich schon jetzt ein Drittel schreiben, zwei Drittel Umsetzung. Selfpublishing ist sicherlich eine wunderbare Möglichkeit, das eigene Werk ohne Verlagsabhängigkeiten herauszubringen. Aber ich fürchte, dass ich bei dieser Option angesichts der noch größeren Folgeverpflichtungen für Marketing die Lust verlieren würde. Es gibt in meinem Leben ein großes Bewusstsein der Endlichkeit.
Gibt es etwas, was Sie meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchten?
Wenn ein Buch schon auf den ersten 50 Seiten zu einer Qual wird: weglegen. Die Lebenszeit ist zu kostbar.

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