Buchvorstellung einmal anders
Nach dem Autoreninterview drückt mir H.R. Berg seinen Kindle in die Hand und verlässt einfach das Zimmer. Da mir das schon öfter passiert ist in letzter Zeit, erahne ich, was da kommen wird.
Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das Buch des Autors „L’Hôtel des Mites“, um schon ein bisschen hineinzulesen. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Jetzt ist er weg, dann interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden und wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Ich danke dir. Ich liebe es mich mitzuteilen.Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit dem Autor zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?Da gab es drei verrückte Jungs, die der Meinung waren, mit ihren Motorrädern durch halb Europa zu cruisen, um eine entspannte Woche an der spanischen Küste zu verbringen. Was sie jedoch nicht auf dem Schirm hatten, war, dass sie während einer einfachen Zigarettenpause auf einen Parkplatz ankamen, der nicht einfach nur der Parkplatz eines alten Hauses war. Kaum dort angekommen wurden sie auch schon von mehreren Schwärmen weißer Motten angegriffen. Und als wäre das noch nicht genug, haben die kleinen Viecher es geschafft, die drei irgendwie in dieses Haus, welches sich als ein Hotel entpuppte, zu führen.Dort drinnen spielen Raum und Zeit keine Rolle mehr. Das Hotel ist nicht das, was es zu sein scheint und die Zeit… oh je. Die war noch nie so unwirklich wie in diesem Haus.Die Frage ist natürlich, finden sich die drei wieder und finden sie einen Weg aus diesem Hotel?
Der Autor ist mir wohlbekannt. Wir haben über ein Jahr miteinander gearbeitet. Es war nicht immer leicht. Ich weiß aber aus zuverlässiger Quelle, dass es für ihn einfacher ist, die düsteren Situationen hervorzuheben. Schöne Dinge kommen natürlich auch vor, aber diese sind eher mit etwas Humor zu sehen. Im großen und Ganzen ist es für alle Charaktere schwierig und ich weiß, dass er diese Szenen geliebt hat.Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Es gibt ein spezielles Kapitel. Dieses hat mit der eigentlichen Geschichte so gar nichts zu tun, denn sie spielt in der Nacht vor dem Hotel. Dort geht es um den Überlebenskampf einiger dort lebender Tiere. Ich weiß nicht genau, was den Autor geritten hat, dieses Kapitel zu schreiben. Aber während drinnen ein wahnsinniger Tumult herrscht, ist es, als würde man zum verschnaufen einfach mal vor die Tür gehen. Und ich glaube, deshalb hat er diese Szene eingebaut. Ich mag sie sehr.Weißt du wie viel H. R. tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?
Der Beginn dieser Geschichte, so sagte er das zumindest, beruht zum Teil auf einer wahren Geschichte. Es ist also nicht verwunderlich, dass H.R. Berg viel von sich in die Charaktere einfließen ließ. Aber man würde ihn nicht daran erkennen. Es ist eher so, als würden Charakterzüge in mehrere Teile gesplittet worden und daraus wurden die Protagonisten dieser Geschichte.Wie würdest du oder seine Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller den Autor beschreiben?
Der Autor ist ein Träumer. Ein lustiger kleiner Träumer, der uns alle zum Lachen und zum Träumen, aber auch, dass ist ja seine Intension, zum gruseln bringt. Er liebt es, jeden seiner Darsteller eine Bühne zu geben und sei er noch so klein.Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?
Der Titel stand in einer anderen Form schon fest, bevor das erste Wort geschrieben wurde. Es sollte ein Wortspiel aus französisch und deutsch werden. Das haut aber nicht so ganz hin, da es diese Wörter im französischen zwar gibt, aber eine völlig andere Bedeutung haben. Zusammen mit dem Verlag haben wir uns dann für den jetzigen Titel entschieden. Und ich bin sehr zufrieden und dankbar.Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Die Frage verstehe ich nicht. Also, ganz ehrlich, was kann man sich denn besseres wünschen, als dieses Outfit. Natürlich gibt es immer etwas zu meckern, das ist normal, oder? Aber das sind keine Dinge, die ich ändern würde. Für mich ist es wie die Lederhosn zur Wiesn. Es passt perfekt und ich liebe es. Es fühl sich wunderbar an.Kannst du uns vielleicht auch schon verraten, ob der Autor viele echte Plätze eingebaut hat oder ob die Orte im Buch der Fantasie entspringen?
Das Hotel gibt/gab es tatsächlich. Auch den Parkplatz. Ansonsten ist alles irgendwie Fantasie und doch wieder nicht. Geografisch absolut erfunden *lach*Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Nun betritt der Autor wieder das Zimmer und blickt mich ungläubig an. Scheinbar ist es selbst in Autorenkreisen nicht üblich, dass das Buch antwortet. Leise flüstere ich dem Buch noch zu: »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.«Es ist nicht mein Lieblingszitat, denn eines zu finden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Aber ich habe eine Stelle, die mir doch etwas gefällt. Wenn du das jetzt hörst, wirst du nicht wissen, worum es geht, aber irgendwie doch….Erst ist der eine verschwunden, dann der andere und dann ist die Ruine hier plötzlich zu einem Luxushotel geworden. Also, wenn du nicht der Zauberer von Oz bist, kannst du mir nicht helfen, dachte Jens, sprach es aber nicht aus.
Dann wende ich mich dem Autor zu. »Alle meine Fragen sind beantwortet, ich danke dir für den sehr interessanten Tag bei dir.«
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