Freitag, 19. November 2021

[Autoreninterview] Lady Rosewood

Autoreninterview
Lady Rosewood


Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Da alle Leser ahnen, dass meine Eltern mich nicht „Lady Rosewood“ genannt haben steckt in deiner Frage auch die: Wer steckt hinter dem Pseudonym?
Eine Autorin, die sich mit dem Erotikgenre - erstmal - nicht ganz offen zeigen will. Weil ich auch als Moderatorin und Business-Coach arbeite und neben der Erotik ja auch noch BDSM schreibe.
Ich bin Mitte 50 und habe schon viel erlebt im Leben, war lange Journalistin, bin bi+ und seit fünf Jahren mit einem Mann zusammen, in einer Stadt-Land-Fernbeziehung, die sehr schön und sehr innig ist.
Ich gebe Lesungen und habe auch einen kleinen YouTubeKanal als Lady Rosewood, mit Augenmaske, aber live kann man mich da sehen und Leseschnipseln von mir lauschen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Seit ich Lesen konnte (Klasse 1) waren Lesen und Schreiben (erst Schulaufsätze) meine Leidenschaft und bald habe ich Geschichten in ein Schulheft geschrieben. Eins habe ich noch und die literarische Qualität ist, nun, bescheiden. Aber es hat mir Freude gemacht – und das tut es bis heute.
Mit 12 habe ich angefangen Tagebuch zu schreiben und auch das tue ich bis heute, fast täglich.
Mit 20 habe ich meinen ersten kreativen Schreibkurs besucht, viele sind gefolgt und immer wieder habe ich Geschichten geschrieben und anderen zum Geburtstag geschenkt. Mancher Romananfang ist dann in der Schreibtischschublade gelandet.
Während des Studiums habe ich für eine Stadtzeitung Artikel über Frauenpolitik und Filmkritiken geschrieben, das habe ich mir dann zu meinem ersten Beruf gemacht und bin Journalistin geworden.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Als Journalistin, unter meinem Klarnamen, habe ich vor einigen Jahren die Biografie einer Menschenrechtlerin aus dem Iran geschrieben, die in einem großen Publikumsverlag bei Random House erschienen ist.
„Dominante Leidenschaft“ ist eine Dilogie und Buch zwei und drei von mir, als Lady Rosewood im Selfpublishing.
In der Anthologie „Knisternde Kurzgeschichten“, Hg. von Nora Heck, durfte eine meiner Romanprotagonistinnen einen ersten heißen Dreier erleben.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ich arbeite gerade tatsächlich wieder an einem Sachbuch, ein Porträtbuch über Femdoms, also Frauen, die im BDSM-Kontext dominant spielen, aber nicht als Professionelle sondern zum Privatvergnügen und aus Leidenschaft. Dafür suche ich gerade einen Verlag. Eine Romanidee brütet in mir und wird im Laufe des Winters ausgearbeitet. Mehr als einen Roman im Jahr schreibe ich aber bisher nicht.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Lesen. In der Natur sein – wandernd oder per E-Bike. Theater spielen, das mache ich seit 15 Jahren nach einer Schauspielausbildung für Amateure. Zeit mit Freundinnen und Freunden verbringen. Kinky ausgehen.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Tatsächlich haben mich im Laufe meines Lebens die Bücher sehr vieler Autorinnen und Autoren begleitet und meine Lieblinge sind mehr geworden. Ich bin selbst gar nicht so eine Genreleserin, ich mag zum Beispiel die Bücher der aktuellen Preisträgerin des deutschen Buchpreises, Antje Rávik Strubel. Auch „alte“ Autorinnen wie Jane Austen, die Bronte-Sisters und Virginia Woolf lese ich immer wieder gerne.
Erotik lese ich selbst auch, gerne BDSM, Jeanne de Berg ist eine hierzulande eher unbekannte französische Autorin die ich mag. Aktuell bei den Kolleginnen lese ich die Bücher von Margaux Navarra und Ines Witka besonders gern. Toll ist auch, dass wir uns darüber austauschen können, was und wie wir schreiben.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich arbeite zum einen an meinem Schreibtisch in der Großstadt. Ich blicke aus dem Fenster vor mir auf einen weiten, aber grauen Hinterhof. Und in den Himmel, das ist mir wichtig. Manchmal, wenn nicht gerade eine Pandemie ist, gehe ich auch mal einen Nachmittag ins Cafe oder die Stadtbibliothek zum Schreiben.
Ich lebe teilweise auch auf dem Land bei meinem Lebensgefährten, da schaue ich in den Garten, das tut dem Auge gut und inspiriert. Wenn das Vögel beobachten mich nicht gerade ablenkt.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Aufstehen, Tagebuch schreiben bei einem Milchkaffee, zehn-Minuten-Gymnastik. Dann kann es sehr verschieden werden. In meinem anderen Job als Business-Coach kann ein Workshop anstehen den ich moderiere, oder ich sitze am Schreibtisch und bereite einen vor. Oder ich schreibe an einem Buch oder überarbeite das Manuskript. In beiden Jobs bin ich selbständig, da nimmt auch Administratives und Marketing einen guten Teil der Zeit ein.
Zum Feierabend treffe ich vielleicht eine Freundin und wir kochen gemeinsam oder ich gehe ins Theater oder Kino oder liege lesen auf dem Sofa. Meine Beziehung lebe ich vor allem am Wochenende: So richtig Routine gibt es bei mir nicht.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Wie schon oben gesagt, beim Lesen gibt es keins, aber Fantasy und Dystopie sind nicht so meins. Beim Schreiben ist es die BDSM-Erotik, immer aber erzählen meine Geschichten von Frauen, die ihren Weg jenseits von „naives Girl erlöst Bad Guy“ aktiv zu gestalten suchen, auch gegen den Mainstream und selten ausschließlich heterosexuell.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Jetzt wird es philosphisch: „Habe den Mut, deinen eigenen Verstand zu gebrauchen“ von Immanuel Kant, und psychologisch: „Erst, wenn ich mich so akzeptiere, wie ich bin, kann ich mich verändern“, von Carl Rogers, dem Begründer der humanistischen Psychologie im letzten Jahrhundert.
Zum zweiten Teil der Frage, da muss ich passen.
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich war mit 13 zum Schüleraustausch wenige Wochen bei einer Familie in Bath, Südengland. Seitdem bin ich Anglophil. England, Schottland, Wales – ich liebe die Natur und die Art der Briten (meist).
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Kritikfähigkeit ist für mich eine Chance zum Lernen. Ich habe in meinem (Berufs)leben eher lernen müssen, auch mal zu sagen: „Stopp, diese Kritik ist nicht berechtigt, die nehme ich nicht an.“ Denn nur wenn man das kann, ist Kritikfähigkeit eine wirkliche Stärke.
Doch, ja, meine Lektorinnen haben bisher immer gerne mit mir zusammengearbeitet – und umgekehrt.
Warum hast du dich entschieden Hybrid Autor zu werden?
Bei der Veröffentlichung der Biografie der Menschenrechtlerin vor zehn Jahren habe ich gezielt einen Verlag gesucht.
Bei meinen beiden ersten BDSM-Romanen war das anders, da habe ich mich bewusst für Selfpublishing entschieden, um Gestaltungsfreiheit zu haben. Allerdings ist das E-Book von „Dominante Leidenschaft – Lena“ im Sommer 2021, ein dreiviertel Jahr nach dem ersten Erscheinen, im Schwarze-Zeilen-Verlag neu erschienen. Das ist ungewöhnlich, ich habe diesen Schritt gewagt, um zu überlegen, ob ich weitere Romane im Genre in diesem Verlag veröffentlichen könnte. Denn bei aller Freiheit, bis man im Selfpublishing die Kosten wieder reinspielt, das dauert. Mit einem Verlag hat man keine eigenen Vorkosten außer der investierten Zeit.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Ein herzliches Danke, dass ihr bis hierhin gelesen habt. Wer von euch neugierig auf Erotik ist, dem kann ich den #frivolerfragefreitag auf Instagram empfehlen – dort lernt man viele Autorinnen und Autoren des Genres kennen, die verschiedene Ausrichtungen im Genre bedienen. Und ich lade euch herzlich ein, unverbindlich meinen Newsletter zu abonnieren – auf lady-rosewood.de unter „more“ und „Newsletter“.
Ich wünsche euch allen noch viele tolle Lesestunden im Leben!

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