Sonntag, 20. September 2020

[Autoreninterview] Mo Kast

Autoreninterview
Mo Kast

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
No problemo, ich rede gerne über mich selbst! Ich bin die Mo, hauptberuflich bin ich selbstständige Designerin und Illustratorin, baue mir als Autorin aber ein weiteres finanzielles Standbein auf. Oh, und seit einem Jahr bin ich Mama. Und seit dreizehn Jahren Hundemama! Ich gebe mir immer viel Mühe, möglichst authentisch zu sein, meine Meinungen offen zu vertreten, und ehrlich zu sein. Auch mit mir selbst. Das spiegelt sich in der Regel auch in meinen Geschichten wider. Selbstreflexion ist mir wichtig und auch, die schlechten Seiten an sich selbst zu kennen und zu lernen, damit entsprechend umzugehen. Würde ich nochmal studieren wollen, wäre es wahrscheinlich Psychologie. Aber wahrscheinlich wäre ich genervt von meinen Kommilitonen, weil ugh … Menschen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Lustige Geschichte! Als ich elf war, hat man bei mir Legasthenie festgestellt. Damit die sich bessert, bekommt man in der Regel den Tipp, man solle mehr lesen. Ich habe aber schon immer gerne viel gelesen, also hat man mir empfohlen, mit dem Schreiben anzufangen. Und das habe ich dann gemacht. Geschichten habe ich aber schon immer gerne erzählt. Hat mit fünf Jahren angefangen, als ich Geschichten über ein Heldenponys erfunden habe, damit ich meine Eltern überzeugen konnte, ein Pony zu kriegen. Zum Glück haben sie da nie nachgegeben, ich habe nämlich bis heute etwas Angst vor Pferden. (Fragt mich nicht, warum ich ein Pony wollte, ich weiß es absolut nicht!)
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Liebe wie Gurkensushi
Es ist eine Kurzgeschichtensammlung mit Illustrationen und war meine Bachelorarbeit. Sie ist mittlerweile nicht mehr erhältlich, aber ich bin noch heute stolz auf mein Werkstück! 
Under the sea – Häkelspaß mit Mo
Ein Häkelbuch mit 15 Anleitungen zu verschiedenen Meerestieren, sortiert von ganz einfach zu etwas anspruchsvoller. Alle selbst ausgedacht und erarbeitet! Wuhu!
Nullpunkt – ein illustrierter Jugendroman
Mein offizielles Romandebüt und eine Herzensgeschichte, weil die Themen Verlust, Depression und Trauer sehr wichtig sind, ohne na ja, sehr dramatisch zu sein? Es gibt kein Selbstmordversuch, keine Drogensucht, niemand haut ab oder lebt auf der Straße. Es geht nur um Ennoah, der zu viel Kaffee trinkt, und vor kurzem seine Großmutter verloren hat, bei der aufgewachsen ist. Er muss irgendwie rausfinden, wie er sein Abi schaffen soll, und wie er danach weitermacht und na ja, was er mit Nico anfangen soll, der sich sehr vehement in sein Leben gedrückt hat. 
Der Norden ruft 
Eine lustige Studentengeschichte rund um den schwulen Bastian, einem Fotoprojekt über nordische Mythologie, LARPer und dummen Missverständnissen. Das Taschenbuch ist im Innenleben entsprechend nordisch gestaltet und natürlich auch illustriert. Leichte Unterhaltung und ein netter Gegenpol zu Nullpunkt. 
Eine Handvoll Geschichten – vom anderen Ufer 
Eine illustrierte Anthologie mit zwölf, queeren Geschichten, die ein nettes Gefühl zurücklassen sollen. Ich schreibe nämlich unheimlich gerne Kurzgeschichten, also so ganz waschechte, so kurze Momentaufnahmen. Es werden auch noch weitere Anthologien folgen, aber die fallen definitiv unter reine Liebhaberei. 
Die Kunst Butterbrot zu schmieren 
Butterbrot. Es geht um Butterbrot. Oh, und um Liebe.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
An zwei genau genommen. 
Das eine ist ein Märchen und das Manuskript ist bereits abgeschlossen. Jetzt muss ich es „nur noch“ fertig illustrieren. Und wenn alles gut läuft, erscheint es Ende des Jahres bereits als Hörbuch! 
Das andere Projekt ist ein für mich untypisches Genre, es ist nämlich Urban Fantasy und es wird um Vampire gehen. Allerdings gibt es keine Liebesgeschichte, dafür viel schwarzen Humor und Gewalt. Ist also nur bedingt etwas für meine bisherigen Leser.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Laut meinem Mann Netflix gucken. Aber das stimmt gar nicht, ich schaue auch Amazon Prime! Früher hatte ich tatsächlich mal Hobbys, aber die meisten davon mache ich jetzt beruflich und deshalb verbringe ich meine Freizeit gerne mit sehr anspruchslosen Dingen. Fernsehschauen, Spaziergänge, Kochen. Oh, und Lesen. Ich lese manchmal Bücher – und ganz oft Fanfictions.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Ich mag viele Bücher, aber habe selten Lieblinge. Bei den Autoren habe ich aktuell jedoch eine kleine Favoritenliste: 
Nick Harkaway
Leigh Bardugo
Maggie Stiefvater
Alle drei haben mich durch sehr interessante Protagonisten überzeugt, die authentisch und originell zu gleich wirken. Das mag ich sehr! Außerdem sind deren Geschichte alle angenehm komplex und man hat bei keinem ihrer Bücher, das Gefühl sie haben sich für eine leichte Variante entschieden, eine Geschichte zu erzählen.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Ich schreibe meistens auf dem Sofa meine Rohfassungen. Den letzten Schliff bekommen meine Bücher an meinem Arbeitsplatz, an dem ich auch als Designerin und Illustratorin arbeite. Was mir wichtig ist, ist eine klare Umgebung. Keine Unordnung. Keine optische Unruhe. Für manche sieht es bei mir vielleicht etwas karg aus, aber mein Kopf ist permanent voller Bilder, da hilft es mir, sonst viel Weißfläche um mich zu haben.
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
So gegen sieben und damit vor dem Kind aufwachen und aus dem Bett schleichen. 
Bis zwölf Uhr an Kundenprojekten arbeiten. 
Anschließendes Mittagessen – meistens von meinem Mann gekocht. 
Draußen Zeit mit Familie und Hund verbringen. 
Ab fünfzehn Uhr arbeite ich entweder an Kundenprojekten, wenn es gerade dringende Deadlines gibt oder an meinen eigenen Projekten, sei es schreiben, überarbeiten, layouten oder illustrieren, eben das was anfällt. Manchmal sind auch so Späße wie Vertragsverhandlungen oder Marketingplanung mit dabei. 
Um achtzehn Uhr gibt es Abendessen. 
Danach variiert es stark, womit ich Zeit verbringe. Fernsehgucken, Social Media, lesen, Familienzeit, schreiben, schlafen. 
Mir ist Struktur im Alltag sehr wichtig, deshalb versuche ich nach Möglichkeit meine Routine beizubehalten. Gibt aber auch mal Tage, da lese ich fast den ganzen Tag, während mein Kind auf mir liegt und schläft oder wir machen spontane Familienausflüge. Da mein Mann noch Elternzeit hat, versuchen wir das entsprechend zu nutzen.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ein Lieblingsgenre habe ich so nicht. Ich lese alles querbeet. Scifi. Horror. Romance. Historisch. Alltagsgeschichten. Urban Fantasy. Jugendbücher. Krimi. Thriller. Manchmal lese ich verstärkt bestimmte Genre, aber ich mag Abwechslung. Ich lese auch nie ein Buch zweimal. 
Beim Schreiben bin ich eigentlich deutlich klarer: Mein Steckenpferd sind queere Alltagsgeschichten, besonders mit Jugendlichen. Allerdings mache ich auch immer wieder Ausflüge in andere Bereiche. Manche glücken, andere sind … ausbaufähig. Ich veröffentliche aber auch nicht alles, was ich schreibe. Ich denke aber, man wächst an seinen Aufgaben!
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
„Lächeln, und du wirst sehen“ aus Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans. Mit Freundlichkeit erreicht man im Leben mehr als mit Neid und Missgunst, versprochen! 
„Die Tasten fühlten sich so schwer zu drücken an und sein Kopf war überfordert damit, die richtigen Worte zu finden. Egal, was muss, das muss.“ aus „Der Norden ruft“
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Nachdem ich schon im Ausland gelebt habe und auch immer wieder mal im Urlaub länger unterwegs war, ist wohl Deutschland mein Lieblingsland. 
Ich mag zwar die Sprache nicht, aber ich mag den deutschen Lebensstandard und die Sicherheit. Wir haben ordentliche Fenster und auch wenn wir nicht die freundlichsten sind, finde ich zumindest unseren Arbeitsethos gut! Klar, in Deutschland ist nicht alles perfekt. Aber insgesamt fühle ich mich dort sehr wohl, auch weil es so viel Grün gibt!
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Pragmatisch. Kritik braucht man, um sich zu verbessern. Wenn man im Kreativfeld arbeitet, kommt man nicht weit, wenn man Kritik allzu persönlich nimmt. Da ich aber jemand bin, die sich von Natur aus gerne rechtfertigt, musste ich erst lernen, manchmal die Klappe zu halten und einfach zu schlucken, anstatt meine Fehler zu erklären. Das habe ich nämlich in meinem Kommunikationsdesignstudium gelernt: Muss ich erst etwas erklären, damit man es versteht, funktioniert es initial nicht. Das ist wie bei einem Witz, den man erklären muss. Nicht mehr lustig. Leider. Also ist in solchen Fällen oft Kritik gerechtfertigt.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Da ich bereits seit Jahren selbstständige Designerin und Illustratorin bin, bin ich es gewohnt mein eigener Boss zu sein und volle Kontrolle über meine Projekte zu haben. Ich brauche und genieße die Autonomie, Dinge nach meiner Fasson machen zu können. Inhaltlich, aber auch optisch. Wenn ich nicht muss, gehe ich ungern Kompromisse ein. 
Da ich durch meinen Brotjob schon viel Knowhow mitbringe, welches als Selfpublisher unabdingbar ist, zum Beispiel wie ein Business funktioniert und wie man sich gut selbst organisiert, war es für mich nur logisch, mich erstmal als Selfpublisher zu versuchen. Bisher bin ich ganz zufrieden mit der Entscheidung, liebäugel aber auch mit einer Verlagsveröffentlichung, einfach um damit auch mal mehr Erfahrungen zu sammeln.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Lebt ohne Angst und seid ehrlich zu euch selbst!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.