Ich war froh, dass sie wieder
lachten und strahlten. Die Krise war für den Moment abgewandt. Doch es würde
nicht die Letzte bleiben, das wusste ich.
»Geht
schon mal in die Küche, ich komme gleich zu euch«, meinte ich, als es an der
Haustür klingelte.
Als
ich Bryan erblickte, überlegte ich angestrengt, ob wir für heute etwas
ausgemacht hatten.
»Du
hast es vergessen, oder?«, wollte er lachend wissen.
»Ich
glaube, ja«, gab ich zerknirscht zu und fuhr mir mit der Hand durch die Haare.
»Du
wolltest doch, dass ich heute vorbeikomme, um den Spielturm zu reparieren.«
»Oh
verdammt!« Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Komm
rein, ich hab es wirklich vergessen. Entschuldige. Aber hier war wieder so viel
los«, ich seufzte und schloss die Tür hinter Bryan.
»Wo
ist Conor?«
»Bei
meiner Nachbarin Mel. Sie ist seine Stammbabysitterin.«
»Du
hättest ihn ruhig mitbringen können.«
»Wollte
ich«, sagte Bryan. »Aber er hat sich mit Kuchen bestechen lassen. Da kommt er
ganz nach mir. Bei Kuchen können wir beide nicht »Nein« sagen.«
»Gut
zu wissen. Ich kann dir gerade leider nur Kekse und Kaffee oder Eistee
anbieten.«
Das
mit dem Kuchen werde ich mir für das nächste Mal merken.
»Kekse
gehen auch. Und Kaffee wäre toll.«
»Wunderbar.
Dann setz dich kurz zu den Kindern, ich bin gleich bei dir.«
Ich
massierte mir den Nacken, während ich darauf wartete, dass der Vollautomat
seine Arbeit tat. Wie hatte ich nur vergessen können, dass Bryan heute kommen
wollte? Mann war das peinlich. Ich konnte nur froh sein, dass er das Chaos von
vorhin nicht mitbekommen hatte.
»Hier
bitte. Ich hoffe, dass die Kinder dir ein paar Kekse übrig gelassen haben.«
»Alles
gut. Ich weiß mich zu verteidigen.« Kaum ausgesprochen, stopfte er sich einen
kompletten Keks in den Mund.
»Mum
hat immer noch einen geheimen Vorrat, den sie vor uns versteckt, damit sie die
Kekse ganz für sich allein hat.«
»Aber
nur, weil ich nie etwas abbekomme und ihr alles allein esst«, verteidigte ich mich
schnell.
Mist,
ich war aufgeflogen.
»Wir
Eltern müssen das so machen. Immerhin sind eure Kekse so lecker«, stimmte mir
Bryan zu. »Ich mache das genauso. Nur weiß Conor das noch nicht.«
Er
blickte zu Hollie, beugte sich zu ihr herunter und sah ihr tief in die Augen,
während sie ihre Stirn krauszog. Es war ein tolles Bild, welches mir das Herz
aufgehen ließ. Was auch immer hier mit mir passierte, war nicht gut für mich.
»Das
bleibt unser Geheimnis, okay?«
Mit
ernstem Gesicht nickte sie. »Okay.«
»Fingerschwur?«
Sie
hoben beide die Hände, hakten ihre kleinen Finger ineinander und schlossen
somit ihren Pakt.
»So.
Wer will mir beim Reparieren helfen?«
»Darf
ich den Hammer halten?« Killian sah Bryan aus großen Augen an.
»Darfst
du. Wenn du mir versprichst, vorsichtig damit zu sein.«
»Riesengroßes
Indianerehrenwort«, versprach mein Sohn und sprang förmlich von seinem Stuhl
herunter.
»Ich
will auch mit«, ließ Hollie uns wissen und lief ihnen hinterher.
Ich
blieb noch einen Moment sitzen und beobachtete die drei im Garten.
Irgendwas
war da zwischen mir und Bryan, seit wir den einen Nachmittag miteinander
verbracht hatten. Unser Verhältnis war anders. Besser. Einerseits gefiel es
mir, andererseits machte es mir ein wenig Angst.
Ja,
da waren Schmetterlinge, wenn ich ihn ansah oder wenn er mich anlächelte. Eine
zufällige Berührung fühlte sich an, als würde sie mich unter Strom setzen und
ich war unglaublich gerne mit ihm zusammen. Die Kinder mochten ihn auch.
An
sich könnte alles perfekt sein.
Aber
da war noch mein Mann. Das Problem war, je mehr ich mit Bryan zusammen war,
desto eher vergaß ich Tristan. Mein Mann machte es mir auch einfach, nicht mehr
allzu oft an ihn zu denken. So rar, wie er sich machte. Doch war das eine
Rechtfertigung dafür, mich zu einem anderen hingezogen zu fühlen?
Ich
hatte immer gedacht, Tristan wäre der Mann, mit dem ich alt werden, und mit dem
ich im Alter gemütliche Abende vor dem Kamin verbringen würde. Doch ich konnte
nicht leugnen, das da romantische Gefühle für Bryan waren. Das lag nicht nur
daran, dass er groß war und ein paar Muskeln an den richtigen Stellen hatte. Es
war einfach seine ganze Art, die mich in ihren Bann zog.
Allein
die Tatsache ihn mit Conor oder meinen Kindern zu beobachten, ließ mein Herz
flattern. Er war einfach der geborene Papa. Und es tat Hollie und Killian gut,
Zeit mit ihm zu verbringen. Er schaffte es, sie, genauso wie mich, erfolgreich
abzulenken.
Das Schlimmste war, mir einzugestehen, dass meine Ehe unwiderruflich am Ende war.
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