Buchvorstellung einmal anders
Danke, dass du heute Zeit hast, um mit mir über dein Buch zu reden.
Gern.
Beschreibe uns dein Buch mit max. 5 Sätzen.
Anna hat sich mit ihrem Leben als Hausfrau auf dem Spindelhof arrangiert, bis die quirlige Silke in ihr Leben tritt. Sie eröffnet Anna eine neue Welt, als sie gemeinsam ein Buch mit Zauberrezepten finden und beginnen, ihre Umgebung und ihr Schicksal damit zu manipulieren, aber dann kommt Annas Schwager ums Leben und sie befürchtet, ihn mit einem Zaubertrank ermordet zu haben. Neben Pflanzen und Kräutern geht es um die Themen Aberglaube, Untreue, Schuld, Familiengeheimnisse und selbsterfüllende Prophezeiungen.
In deinem Buch passiert ja so einiges. Fällt es dir leichter deine Charaktere durch leichte oder durch schwere Situationen zu führen?
Leichte Situationen sind natürlich leichter 😊
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Nicht erst seit Vatis Tod ging ich ungern auf den Speicher. Das Haus hielt ich penibel sauber, wie ich es von Oma gelernt hatte. Doch was bei anderen Leuten der Keller ist, war bei uns der Dachboden, der Platz, an dem Unnötiges ausrangiert und am liebsten ignoriert wurde. Ein riesiger unausgebauter Raum mit Schrägen, kleinen Fenstern und Spinnweben.Aber Silke ließ nicht locker und so gab ich schließlich nach und stieg nach dem Abendessen mit ihr in den obersten Stock. Alte Koffer, Truhen, abgelegter Hausrat, ein kaputtes Schaukelpferd und andere Zeugnisse längst vergangener Zeiten teilten sich den Platz mit verstaubten Büchern und einem morschen Schreibtisch voller unsortierter Schriftstücke. Sicher gab es irgendwo Briefe in dem Tohuwabohu, aber ich wollte am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen, die schwere Holztür schließen und den knarzenden Riegel vorschieben. Silke lief in den Lichtstrahl, der durch die Dachluke fiel, und haschte nach dem tanzenden Staub. Kurz hatte ich ein Bild im Kopf, wie eine jüngere Silke ihren Kopf durch ein schmales Fenster quetschte und mir die Sonne verdunkelte. Um den unsinnigen Gedanken zu vertreiben, tastete ich nach dem Lichtschalter. Das Aufglühen der staubigen Birne ließ die düstere Stimmung zerplatzen und zeigte uns das Chaos, in dem wir standen.Omas alter Webstuhl, ein jahrelanges Ärgernis. Sie hatte nicht verstanden, dass mich bereits die Vorstellung langweilte, mich auch nur ein einziges Mal an das Ding zu setzen. Ich wollte nicht weben lernen, Ende. Wackelige Regale, vollgestopft mit Kartons, in die ich nicht hineinschauen mochte. Es gab in der Tat Briefe, mit winziger Sütterlinschrift auf dünnem Papier, die ich nicht mal im Licht der Küchenlampe entziffern konnte. Es war ein riesiges Durcheinander, alles ungeordnet. Und dann fanden wir das Buch.»Was ist das?«, fragte ich neugierig und wischte den Staub vom Deckblatt.»Magie für den Hausgebrauch: Heimliche und unheimliche Kräuterrezepte«, las ich vor. Ich überlege, ob mir beim Lesen ein Schauer den Rücken heruntergelaufen war, aber wahrscheinlich nicht. Zunächst schien es einfach irgendein altes Buch zu sein.»Lass uns das mit runternehmen«, schlug Silke vor. Ich war sofort einverstanden und froh, dem Dachboden zu entkommen.Wie immer atmete ich auf, als der Riegel einrastete, wie jedes Mal empfand ich die Erleichterung, einer unbestimmten Gefahr entronnen zu sein. Dann saßen wir in meiner gemütlichen Küche, ich legte Holz im Ofen nach und goss uns einen Tee auf. Hier war alles in Ordnung und ich konnte mein Grauen nicht mehr verstehen.
Wie viel echte Mara ist in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter versteckt?
In diesem Buch ist kaum etwas von mir, in meinen ersten Büchern schon eher.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Anna wäre vorsichtig und höflich, Silke wäre ich völlig egal und sie würde mich ignorieren.
Mich würde noch dein Lieblingszitat interessieren.
Mit fieberhaftem Eifer suchte ich nach dem richtigen Zauber. Zauber, um den Willen zu brechen, um eine Person gefügig zu machen, um die Wahrheit zu erfahren. Welchen brauchte ich und wofür oder wogegen? Ich spürte, dass es für Experimente zu spät war. Ich musste den einen, einzigen Zauber finden, der mich wieder aus diesem Chaos befreien würde. Ich war wie ein Wanderer im Moor, der den Weg nicht sah. Jeder Schritt in die falsche Richtung konnte das Ende bedeuten.
Danke für das Gespräch.
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