Montag, 18. Februar 2019

[Buchvorstellung einmal anders] Negerkuss von Meredith Winter


Buchvorstellung einmal anders

Ich treffe mich heute mit der Autorin Meredith Winter um mit ihr über ihr neuestes Werk „Negerkuss“ zu sprechen.

Hi, super, dass du heute Zeit hast, um mit mir über dein neuestes Werk zu sprechen.
In diesem Buch bringst du deine Protagonisten in Situationen, die nicht gerade einfach sind und die einiges an Wirbel verursachen. Hast du etwas schwierigere Charaktere, die sich oft auch selbst hinterfragen müssen, lieber? Und fällt es dir leicht sie durch Tiefen und Höhen zu jagen?
Das ist eine interessante Frage.
Schwierig ist immer das, womit ich mich nicht auskenne, oder etwas, mit dem ich nicht identifizieren kann.
Als Autor will man natürlich um alles in der Welt Klischees oder Stereotypen verhindern, weswegen ich meist im Vorfeld, noch bevor ich den Charakter kreiere, intensiv recherchiere, um mich mit der Welt und den Ansichten meiner Charaktere vertraut zu machen.
Dazu muss ich mich völlig „neutralisieren“ bzw. meine eigene Persönlichkeit hintenan stellen.
Man schlüpft ja in eine andere Haut und nicht immer fühlt man sich in dieser wohl. Jedoch habe ich den Anspruch an mich selbst authentische Charaktere zu schaffen.
Ob mir das letztendlich gelingt, entscheidet der Leser :)

Hast du eine Lieblingsstelle im Buch, die du uns gerne vorstellen würdest?
Das ist die Stelle, wo Sakita aus dem Bus steigt und zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee „erlebt.“

Da ich jenes Wetterereignis bisher bloß aus Büchern und Erzählungen kenne, strecke ich fasziniert die Hände danach aus, um die dicken Flocken darauf landen zu lassen, woraufhin diese augenblicklich auf meinen Fingerspitzen schmelzen.
Mit einem Lachen, das tief aus meinem Bauch zu kommen scheint, recke ich mein Gesicht dem Himmel entgegen, ehe ich voller Dankbarkeit die Augen schließe und mich längst vergessenen Gefühlen wie Übermut und Glück hingebe. Gefühle, die ich zum letzten Mal in meiner Kindheit gespürt habe und die mir in ihrer Intensität fast den Boden unter den Füßen wegreißen. Beinahe bin ich sogar versucht, meine Zunge herauszustrecken, nur um festzustellen, ob Schnee genauso zuckrig schmeckt, wie er aussieht.

Wie viel echte Meredith steckt in dem Buch oder in dem einen oder anderen Charakter?
Hahahah, ich glaube meine Kritiker warten jetzt nur darauf, dass ich schreibe: Ich bin total der Frederik! *grins*
Aber da muss ich Euch bei diesen Buch leider enttäuschen.
Wenn dann bin ich eher „Ursula“ - sie ist ein Charakter, dem ich mich am Nächsten fühle.
Ansonsten sind alle weiteren Charaktere völlige Fiktion.

Wie würden dich deine Hauptcharaktere mit 5 Eigenschaftswörtern beschreiben?
Sakita: Stolz, mutig, manchmal stur, fröhliches, beschützend.
Frederik: konserativ, familiär, einfühlsam, patriotisch, manchmal oberflächlich

Mich würde noch dein Lieblingszitat aus deinem Buch interessieren.
„Todunglücklich werfe ich mich auf mein Bett und weine so lange verzweifelt in mein Kissen, bis Kio hereinkommt, sich vorsichtig hinter mich legt und mir leise auf Kanuri das Gutenachtlied unserer Mutter vorsingt. Erst dann beruhige ich mich allmählich.

»Ich will hier weg«, wispere ich und stelle fest, dass mein Kissen voller Blut ist.
»Ich weiß«, raunt er und beginnt von Neuem mit dem Wenngleich er acht Jahre jünger ist als ich, streicht er tröstend über meine Wange.
»Du weinst mehr als du es gewohnt bist. Sogar wenn es regnet«, singt er mit seiner tiefen Blues-Stimme und ich schließe dankbar die Augen.
»Ich werde nicht in meinem Garten graben, ich werde bei dir bleiben. Selbst wenn die Massai mit Speer und Schild kommen«, trägt mich das Lied an einen Ort, wo die Sonne auf meinen nackten Rücken scheint und ich, wie als Kind wild und frei, barfuß über warmen Wüstensand laufe. Vor meinem Fenster fängt es noch einmal an zu schneien.“

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