Montag, 18. Februar 2019

[Coverinterview] Negerkuss von Meredith Winter


Coverinterview

Wann kam die Idee zum Titel? Ist das dein Arbeitstitel oder hat er sich im Laufe
des Schreibprozesses geändert?
Mir war von Anfang an klar, dass „Negerkuss“ der passende ironische Titel für meine Geschichte wäre.Und bevor jetzt alle empört aufschreien: Nein, ich bezeichne dunkelhäutige Menschen, nicht mit diesem Wort!!!, denn dies würde mir im Traum nicht einfallen, sondern ich fand ihn stimmig, weil das früher geläufige Wort aus meiner Kindheit der „Schwedenbomben“ wie sie völlig legal in Österreich genannt werden, genau das widerspiegelt, was ein Autor eines Artikels mal so wunderschön beschrieben hat: „Das auffälligste Problem unserer Beschwichtigungskultur ist die Tendenz, Sprache wie eine Einweg-Knetmasse zu behandeln.“
Da Frederik in meinem Buch einer nationalistischen Partei angehört und Sakita sozusagen das gegenteilige Extrem ist, wollte ich das Wort als Persiflage des Zeitgeistes der „Political Correctness“ und als ironisches Wortspiel zugleich benutzen.Ansonsten und das möchte ich noch einmal ganz klar positionieren, möchte ich mit dem früheren Titel des heutigen: Schaumkusses genauso wenig diskriminieren oder angreifen, wie wenn ich „Schwarzfahrer“, „Schwarzbrot“, oder „Schwarzwald“ sage.
Ich fokussiere den Titel einzig im Kontext zu dem Klappentext und meines fiktiven Romanes.

Der Titel „Negerkuss“ und auch die Schriftart haben im Vorfeld schon die Wogen ziemlich hochgehen lassen. Hat das alles eine besondere Bedeutung für dich oder das Buch?
Nun, das ursprüngliche Cover zeigte jene Süßigkeit im Zusammenhang mit einer  altdeutschen Schrift, die auf Frederiks politische Einstellung bzw. die Thematik hinweisen soll.

Ein Stilmittel, wie es z.B bei dem Buch: „NSA“ von Eschbach ebenfalls benutzt wird.
Nichtsdestotrotz wurde mir unterstellt, rechtsverherrlichende Symbolik zu verbreiten, indem ich im „K“ ein verstecktes Hakenkreuz platziert hätte oder das doppelte Runen-Zeichen der SS.
Ich freue mich, wenn meine Leser eine ausschweifende Fantasie besitzen, aber dies war völlig an den Haaren herbeigezogen und weise ich auch strikt von mir.
In einer überarbeiteten 2. Version des Covers habe ich das Wort in „Anführungszeichen“ gesetzt und in der dritten Version das böse N-Wort durchgestrichen und als wenn es ein Lehrer korrigiert hätte, „Schaum“ drübergeschrieben.
Mit dieser Version war ich näher an der Grundbotschaft des Buches dran.
Denn letztendlich sind nicht allein die Wörter diskriminierend, sondern die Menschen!!!
Ich kann noch so nett und achtsam daherreden … wenn die innere Überzeugung, die persönliche Einstellung nicht stimmt, dann verändert sich auch die soziale Wirklichkeit nicht.

Das Buch ist ja eher in grau gehalten mit einigen anderen Stilmitteln gemischt. Warum hast du diese Gestaltungsmittel gewählt?
Wenn ich ein Buch über eine Geschichte mit einem Clown schreibe, versuche ich auf dem Cover Dinge zu platzieren, die der Leser mit einem Clown assoziiert. Das kann ein Zirkuszelt, der Clown selbst oder auch nur Luftballons sein.

Bei „Negerkuss“ ist es dasselbe Prinzip, was auch der Grund war, dass die altdeutsche Schrift geblieben ist, da altdeutsche Schriften meist mit einer bestimmten politischen Einstellung verbunden werden.
Was jedoch nicht heißt, dass ich selbst jene politische Einstellung teile oder privat das NWort benutze und das scheinen die meisten Leuten bei dem Shitstorm der daraufhin über mich hereingebrochen ist, nicht zu verstehen, nämlich das Ganze in einer künstlerischen, es auf die Story bezogene Weise zu sehen.

Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich noch etwas
ändern wollen?
Inzwischen gibt es eine 4. Version des Covers *lach* welche ich vertrauensvoll in die Hände von https://www.magicalcover.de gelegt habe.
Wenn es möglich gewesen wäre, hatte ich ein Pärchen-Foto benutzt, aber seltsamerweise findet man im Bereich der lizensierten Fotos meist nur die Kombination von „farbiger Mann - weiße Frau“ - selten umgekehrt :( Das muss dringend geändert werden! :D

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