Donnerstag, 1. Oktober 2020

[Autoreninterview] Maxi Magga

Autoreninterview
Maxi Magga

Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
Mein Name ist Dagmar Witt, ich bin 65 Jahre und ehemalige Lehrerin. Mit meinen beiden Küchentigern Nala und Lucie lebe ich in Xanten. Bevor ich die Schule und mein Lebenselixier, die Schüler, verließ, habe ich konsequent abgestritten, eine wie auch immer geartete künstlerische Seite zu besitzen. Da man ja irgendetwas tun muss, habe ich begonnen zu malen, Schmuck zu designen und vor allem zu schreiben. Noch immer stelle ich mit Erstaunen und Dankbarkeit fest, dass das, was dabei herauskommt, auch manchen anderen gefällt.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ein paar Jahre lang trieb eine winzige Szene in meinem Kopf ihr Unwesen, die sich eher verlängerte als zu verschwinden. Da habe ich versucht, sie zu beherrschen, indem ich sie aufschrieb. Und hörte von da an nicht mehr auf zu schreiben. Mein kleiner „Quälgeist“ ist zur Eingangsszene meines ersten Buches mutiert. Seitdem stehe ich als ausgesprochener Nachtmensch auch schon mal um halb fünf morgens auf, weil ich schreiben will. Übrigens habe ich NACH der Veröffentlichung dieses Krimis gemerkt, dass ich damit meine leider notwendige vorzeitige Pensionierung verarbeitet habe.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Buch Nummer 1 ist ein Krimi mit Bochumer Lokalkolorit, leisem Humor und etwas Mystery: „Die Leiche bin ich“. Es geht darin um einen Serienmörder, der sowohl von der Polizei als auch von einer jungen, rotzfrechen, aber couragierten Reporterin gejagt wird. Diese erkennt schließlich das Trauma, das den Täter umtreibt. Anstatt mit ihren Recherchen zu dem ihr durchaus sympathischen Kriminalkommissar zu gehen, läuft sie dem Mörder in die Arme. 
Buch Nummer 2 ist ein dystopischer Racheroman: „Der Abgerichtete“. Um seine kleine Familie vor dem Verhungern zu retten, verkauft sich Moron als Sklave, was im Kastensystem der 2400er Jahre durchaus legitim ist. Er gerät jedoch in den Haushalt eines Herrn, in dem er auf sadistische Weise gequält und sexuell ausgebeutet wird. Als seine geheime Liebe zum Hausmädchen Ferine auffliegt und er schließlich Beweise findet für einen groß angelegten Betrug an ihm und Seinesgleichen, startet er einen verzweifelten Rachefeldzug.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Da stecke ich noch in den Vorbereitungen. Geplant ist ein weiterer Krimi mit dem Arbeitstitel 
„Mord im Himmelreich“. Wenn meine Charaktere da mitspielen.
Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Wie, Freizeit? Lesen, malen, schreiben und mit meiner Großnichte (fünfeinhalb) durch die Wohnung toben.
Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Oh je! Ich liebe Stephen King (Kommentar überflüssig) und Mark Benecke (Kriminalbiologe und Sachbuchautor, unerschöpflicher Ideenlieferant auch für meine „Leiche“). Erst vor kurzem habe ich die drei bisher erschienenen Bücher aus der McLain- Reihe von Jaden Quinn verschlungen. Unter dem Stichwort Oldies but Goldies stehe ich auf Hans Bemmann, „Stein und Flöte“ (Kennen wohl nicht mehr so viele.) und Victor Hugo mit „Die Elenden“ (Wahrscheinlich ein halbes Dutzend Mal gelesen- ja, auch die langweiligen Seiten. Einiges von seinem Jean Valjean steckt auch in meinem Moron.). Damit es nicht zu einseitig wird: Ich lese auch immer wieder gerne Luise Rinser.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Am liebsten arbeite ich am Esstisch. Der bietet mit seinen zwei Metern Platz genug für all das, was ich für unbedingt notwendig halte. Zum Essen reicht ja durchaus eine kleine Ecke. 
Für Besucher in den heißen Phasen heißt das: Bitte anmelden, sonst wird es eine Stehparty!
Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich bin vom Typ Nachteule, daher beginnt mein Tag recht spät mit einem ersten Blick in die Zeitung und die social media. Das zieht sich gerne mal hin. Danach malen oder schreiben und/oder PR-Arbeit, bis der Arzt kommt oder ich mich für ein Stündchen aufs Ohr lege. Gegen 20 Uhr gönne ich mir mein Mittagessen, anschließend wird geschrieben oder ich vergrabe mich in Recherchen. Wenn andere fast schon wieder aufstehen, starte ich noch eine Leserunde im Bett. Falls aber mal putzen o.ä. angesagt ist oder Besuch ansteht oder die Kleine zum Toben kommt, dann passiert halt nichts von alledem.
Was ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Ich lese gerne Kriminalromane und historische Romane, mit Einschränkungen auch Fantasy.
Beim Schreiben muss ich das noch herausfinden. Aber anscheinend brauche ich immer eine Art Hiobfigur in meinen Büchern.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Seit einiger Zeit liebe ich diesen Spruch: Ich bin nicht klein, ich bin ein Konzentrat. (genial)
„Anne Greis rutschte immer tiefer in ihren Schreibtischstuhl. Ob die Aufgabe, die sie sich da gestellt hatte, nicht doch zu groß für sie war? Nein und nochmals nein! Aufgeben war keine Option.“ (aus „Die Leiche bin ich“)
Hast du ein Lieblingsland und warum?
Ich kann nicht genau sagen, warum, aber ich brauche auch nicht darüber nachzudenken: Schottland. Die Highlands und die Nordküste.
Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Je nachdem, wie die Kritik geäußert wird, nehme ich sie mir schon zu Herzen. Gut möglich, dass ich mich mit einer Portion Selbstmitleid in die Heulecke verziehe. Aber dann heißt es, aufstehen, Krönchen richten und anfangen zu überlegen, ob die Kritik gerechtfertigt war oder was im Einzelnen dran ist. Dabei kann ich sehr streng zu mir sein. Was ich nicht akzeptiere, blende ich nach und nach aus, das, was mir stichhaltig erscheint, packe ich an und versuche, mich in diesen Punkten zu verbessern.
Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Ich wollte ja zu einem Verlag, aber die wollten mich nicht. Nein, im Ernst, von drei Verlagen habe ich nie mehr etwas gehört, andere schrieben direkt auf ihrer Homepage, dass es mindestens sechs Monate bis zum ersten Lesen dauern würde bzw. bis zu zwei Jahre bis zur Veröffentlichung. Hallo? Ich war da schon 64! Zwei „begeisterte“ Antworten habe ich von Verlagen bekommen, die sich bei dieser Gelegenheit gleich als Druckkostenvorschussverlage herausstellten und um die 10.000 € verlangten. Das war es dann für mich.
Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Eigentlich… oder Wie das Buch entstand 
Eigentlich war ich dabei, einen weiteren Krimi zu schreiben. Dabei hatte ich mich in den vorausgegangenen Monaten aber wiederholt festgefahren. Es gefiel mir einfach nicht. Also suchten sich die kleinen grauen Männchen im Gehirn eben Ablenkung. Und die fanden sie in einer uralten Frage: Wie viel ist ein Mensch in der Lage zu ertragen, um zu überleben? Wie viel ist er bereit zu ertragen für die, die er liebt? Das Jahr 2020 ist voll von Gedenktagen, an denen sich mir diese Fragen immer wieder aufdrängen. Und dann auch noch die Bedrohung durch Corona! Das war die Geburt der Idee, eine Art von Hiobsgeschichte zu schreiben. Um meinen Hiob an die Grenzen meiner Vorstellungskraft zu treiben, schickte ich ihn in die Sklaverei. Weil ich mit Entsetzen die immer schneller wachsende Kluft zwischen Reichtum und Armut, zwischen Privilegierten und Ausgegrenzten beobachte, egal, ob national oder global, habe ich ihn in eine Zeit verschoben, in der das auf die Spitze getrieben wird, in der Sklaverei (wieder) allgemein akzeptiert ist. Als Gegner bekam er die Macht des Geldes und das potentiell tödliche Virus: den „Herrn“ und den peitschenverliebten Kovit. 
In diese Welt entließ ich meinen Hiob und sah zu, was ihm geschah. Wobei ich ihm aber deutlich weniger zugemutet habe, als bei meinen Recherchen an „Vorschlägen“ zu finden war. Ich wollte schließlich nachts noch schlafen können! Dass ich ihn Moron nannte, was man gut und gerne mit Trottel übersetzen kann, liegt daran, dass fast seine ganze Welt ihn so sieht und er sogar bei mir davor nicht sicher ist. Ob man ihm damit Unrecht tut, mag jeder Leser für sich selbst entscheiden. Vielleicht hilft der letzte Satz des Buches dabei, nachdem das Buch seine Leser hoffentlich unterhalten, zum Mitleiden, - weinen und –fiebern gebracht hat und ein ganz kleines bisschen vielleicht auch zum Innehalten. 
Ganz zum Schluss bitte noch ein Zitat von Moron: „Es ist erstaunlich, wie viel Kraft die Liebe eines einzigen Menschen geben kann.“

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