Buchvorstellung einmal anders
Da ich Märchen und ab und zu eine etwas „härtere“ Gangart bei Geschichten liebe, ziehe ich mir dieses Buch sofort via meiner Kindle App auf mein iPad und beginne im Buch „Bloody Fucking Tales“ des Autorenteams Mario Steinmetz und Anja Hansen zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Interview mich doch einfach, deshalb bin ich ja da! Und bevor du da tausende E-Mails schreibst.«
Ich lache laut auf, denn ich liebe es mit Büchern zu reden. Aber woher zum T… weiß es von unseren anfänglichen Kommunikationsproblemen? Aber egal, das werde ich schon noch herausfinden. Denn ich werde mir die Chance nicht entgehen lassen, denn wer weiß neben dem Autor am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.
Es ist mir eine sehr große Freude und Ehre, mit dir über das Märchenbuch von Anja und Mario zu plaudern. Aber vorsicht, die Märchen – alles Adaptionen aus bekannten Märchen, aber anders interpretiert – sind alles andere als harmlos.Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?
Sehr gerne. Hm, mal sehen. Obgleich ich äußerlich sehr geordnet wirke, tobt in mir ein unglaubliches Chaos. Sechs Geschichten. Drei davon Erotik, drei teils sehr extremer Horror. Drei Märchen, denen Anja und Mario ganz eigene Interpretationen verpasst haben. Die beiden haben sich wieder einmal mehr perfekt ergänzt. Deswegen bin ich auch mit 523 Seiten ganz schön dick geworden.In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit den Autoren zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihm leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Hast du einige Lieblingsstellen, die du uns gerne vorstellen würdest?Es ist nie einfach, einen Charakter durch ihr Leben zu führen. Anja und Mario versetzen sich sehr in die Figuren hinein, werdne sogar zu ihnen, wenn es gut läuft beim Schreiben. Das ist ein vollkommen anderes Empfinden, wie sie zu fühlen und zu handeln. Natürlich sind einem bestimmte Figuren mehr ans Herz gewachsen wie andere. Da fällt es verdammt schwer, ihnen etwas anzutun (lach).Ich kann natürlich auch etwas aus den Köpfen der Autoren plaudern. Oft entwickeln sich bei Mario zum Beispiel aus Nebenrollen – wie zum Beispiel Marla aus Rednecks oder Ivy aus der Kurzgeschichte Wicked Game – große Figuren, die er regelrecht liebt. Das führt dann schon mal dazu, dass sie eine Hauptrolle einnehmen (Marla) oder ein eigenes Buch bekommen (Ivy in „Die Heimsuchung der Ivy Good“). Ich bin mir sicher, dass Anja in dieser Beziehung genauso tickt, denn was sie abgeliefert hat, ist echt ne krasse Nummer.
Weißt du wie viel Mario oder auch Anja tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?Unbedingt. In Bloody Fucking Tales liegt mir vor allem die Geschichte Salz am Herzen, denn hier hat Mario eine altvertraute und ihm sehr wichtige Figur aus einer von ihm erschaffenen Fantasywelt eingebunden, die vor dreißig Jahren (!) während einer D&D Kampagne entstanden ist. Es geht um Nawarra, eine Nekromantin aus dem Aschenland. In Salz erzählt er gemeinsam mit Anja den Beginn ihrer Geschichte. Anja hat Nawarra dabei eine ganz besondere, düster weibliche Note gegeben, die Mario sehr gefällt und die Figur tiefer macht.In Salz geht es darum, das Nawarra verraten und verstoßen wird. Es geht um ihre Flucht in ein düsteres Königreich und um – natürlich – gnadenlose Rache.
In jeder Figur oder Story steckt eine Menge von beiden, man muss es nur finden. Es sind die besonders tragischen Facetten, die die Seelen der Schreibenden widerspiegeln. Kann man überhaupt Geschichten schreiben, die fern von einem selber sind? Ich denke nicht.Wie würdest du oder die Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller den Autor beschreiben?
Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?Und genau jetzt wird es Zeit, Nawarra und Mario zu Wort kommen zu lassen, denn die habe ich für dieses Interview mitgebracht.(Nawarra, ein dünnes, bleiches Mädchen in schwarzem Kleid und hüftlangen, schwarzen Haaren, rührt sich am Tischende, wo die Schatten dichter sind).Nawarra: Nun, ist der Autor Gott, weil er in der Lage ist, Charaktere wie mich zu erschaffen? Wohl kaum. Vielmehr ist es so, dass wir in ihm drin sind, wie Dämonen vielleicht. Ohne uns würde es ihn nicht geben.Mario: Na übertreib doch jetzt nicht.Nawarra: Mach ich das? (ihre Stimme wird etwas schärfer). Du hast mir mit deinen Geschichten eine fast grenzenlose Macht gegeben. Ich weiß durch dich alles über Nekromantie und wie man sie anwendet. Ich könnte dich mit einem Lächeln vernichten …Mario: Und dich gleich mit (zwinkert)Nawarra: Da liegst du leider falsch, denn ich werde in deinen Büchern weiterleben, schon vergessen? Salz in den Bloody Fucking Tales? Auf ewig am Leben, das bin ich. Und ich finde, du solltest mir ein eigenes Buch widmen.Mario: Hm, ehrlich gesagt habe ich schon darüber nachgedacht, auch wenn Fantasy nicht unbedingt …Nawarra: Sei doch still. Du hast mit Fantasy angefangen, hast mir eine ganze Welt gewidmet, die ich ins Unglück stürzte. Da waren viele, die mich töten wollten, aber am Ende gefangen waren in etwas, das zwischen Liebe und Hass verschwamm …Ähm, wie war die Frage doch gleich?
Als Selfpuplisher hat man 100% Mitspracherecht (lach). Einer der großen Vorteile, ein Buch ohne Verlag zu veröffentlichen. Der Titel entstand etwas angetrunken während der Pause einer Lesung vor dem Drachenwinkel. Anja und Mario standen in der Runde und warfen Worte in den Pott, die ihnen zu den Storys einfielen. Daraus entstanden dann die „Bloody“ (weil der Horror stellenweise ganz schön extrem ist) „Fucking“ (und es durchaus harte Erotik gibt) „Tales“ (und es immer noch Märchen sind). Ich bin als Buch sehr zufrieden damit, denn der Titel gibt den Inhalt perfekt wieder.Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover/Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?
Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.Das Cover war in der Hauptsache eine Idee von Anja und wir finden es alle wunderbar. Es spiegelt genau das wider, was zwischen meinem Einband enthalten ist. Bloody Fucking Tales.Die Farben sind sehr dunkel gehalten. Die Frau hat was Düsteres, aber auch erotisch anziehendes. Sie ist geheimnisvoll und trägt ihre Wunden offen zur Schau. Seht her, das bin ich, also nehmt mich wie ich bin, oder lasst es bleiben.
Ein Pling schreckt mich auf. Denn Mario frägt nach, wann denn nun das Interview kommt. Also sage ich dem Buch noch »Danke für das Gespräch, es hat mir großen Spaß gemacht.« und sende Mario unser Gespräch.Wieder ist es Nawarra, die ich aus Salz zitiere:Du wirst heute Nacht sterben, dachte Nawarra und erwiderte nichts auf ihre Stichelei. Und wer weiß, wenn ich Lust dazu habe, belebe ich dich und halte dich als meine Sklavin ...
Ich hoffe euch hat das Interview genau so viel Spaß gemacht wie mir. 😊Schön, dass ich als Buch auch mal zu Wort kommen durfte. Oft wird man ungefragt zerfleddert und endet in einem staubigen Regal. Aber he, Bücher vergessen nie!Es war ja auch ein ganz schönes hin und her zwischen Mario und Anja. Jeder hat einen Abschnitt geschrieben, dann gings zum anderen, der weitermacht. Die zwei funktionieren echt gut zusammen, haben schon einige Kurzgeschichten gemeinsam geschrieben. Anjas Schwerpunkt sind Erotik und Zombies, Marios Horror und ebenfalls Zombies. Die beiden verbindet so einiges, was mir als Buch natürlich sehr gefällt. Es funktioniert einfach. Danke dir für das tolle Gespräch und die Zeit :-)
Hat es auf jeden Fall. Anja und Mario waren so begeistert davon, das ich mich als Bloody Fucking Tales selbst vorstellen kann. Herzlichen Dank dafür!
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