Die Musik schien alle anzusprechen, aber sie erwartete einen extra heißen Leadsänger oder Gitarristen oder beides - mindestens, denn nur so war der Andrang zu erklären. Doch gerade, als sie Sophronia danach fragen wollte, erloschen alle Lichter und spitze Schreie wurden laut.
Erschrocken sah Jule sich um, doch anscheinend war das nur ein Zeichen ekstatischer Vorfreude, denn im nächsten Augenblick flammte ein einzelner Scheinwerfer auf und erhellte eine dunkle Gestalt mit einem blutroten E-Bass auf dem Rücken. Mit auffälligen Ringen geschmückte Finger umschlossen das Mikrofon und unter schwarzem Haar blitzten eisgraue Augen auf, als der Sänger mit einem teuflisch heißen Grinsen raunte:
„Guten Abend, Ladys. Seid ihr bereit, euch von uns eure dunkelsten Fantasien erfüllen zu lassen? Seid ihr bereit, euch die Seele aus dem Leib zu schreien? Seid ihr bereit – für Lucifers Helfer?“
Die Schreie steigerten sich zu orgiastischer Lautstärke und Jule hätte wohl mit den Augen gerollt, doch der Blick des Sängers schien sie zu durchbohren und bis in ihr tiefstes Innerstes zu schauen.
„Bist du bereit – für mich?“, setzte er in verführerischem Flüsterton hinzu und im Hintergrund ließ jemand seine E-Gitarre aufjaulen.
Ein Schauder lief über Jules Rücken und sie leckte sich über die plötzlich trocken gewordenen Lippen. Nun verstand sie, wieso sich die weiblichen Fans so aufgestylt hatten und wünschte fast, sie wäre selbst etwas heißer angezogen. Der in schwarzes Leder gekleidete Sänger war wirklich zum Anbeißen und das Selbstbewusstsein, das er ausstrahlte, wirkte wie ein magischer Sog auf sie. Auch wenn sein Blick weiterglitt, eine nach der anderen im Publikum einfing, Jule hatte das Gefühl, er sänge ganz allein für sie.
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