Sonntag, 31. Mai 2020

[Reiheninterview] Maybe-Reihe von Alva Furisto

 

Reihenvorstellung

Heute treffe ich mich mit Alva Furisto, um mit ihr über ihre Maybe-Reihe zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit hast, um mit mir über deine Reihe zu reden.
Hallo, ich freue mich, dass ich hier sein kann. 
Kannst du uns deine Reihe, bestehend aus den Teilen „The Boyfriend Girl“ und „The Maybe Loop“ mit wenigen Worten vorstellen?
In der Reihe geht es um die deutsche Zollbeamtin Josi, die auf den polnischen Schauspieler Gregor Adam trifft, dessen Karriere gerade beginnt und sich bereits abzeichnet, dass er zum Weltstar werden wird. Die beiden hegen von Anfang an Gefühle füreinander, beschließen jedoch, dass sie „nur“ Freunde sind und stellen Regeln auf, um diese Freundschaft nicht zu gefährden. 
Keine Lügen. Kein Sex. Keiner schließt den anderen aus. 
Klar, dass diese Regeln zum Problem werden... Wohin das führt lest ihr in den ersten beiden Bänden. Wie wichtig Regel drei ist, bemerken die beiden dann in Band drei.
Deine Charaktere wachsen mit ihren Aufgaben, entwickeln sich weiter, bestehen so manche Situation. Fällt es dir leichter sie durch einfache, lustige oder durch schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen? 
Ich mag beides. Düstere Zeiten lassen uns oft tief in die Seele einer Person blicken. Das ist genauso interessant wie lustige Situationen. Zumal ich immer das Ende der Geschichte vor Augen habe und alles was geschieht dorthin führt. 
Hast du Lieblingsstellen in deiner Reihe, die du uns gerne vorstellen würdest? 
Ich liebe die Stelle, in der Josi zum ersten Mal auf Gregor trifft und ihn dann befummelt, weil sie glaubt er trage ein Mikro und spiele ihr einen üblen Scherz. Und dann ist da natürlich Sergej mit seinen lustigen Versprechern. 
Eine dieser Stellen habe ich sogar vertont. Hier ist der Ausschnitt: 
»Hallo, Maybe«, haucht mir jemand ins Ohr. Ich erkenne sofort die Stimme und mein Körper erschaudert. Behutsam legen sich warme Finger auf meinen Rücken und ich drehe mit rasendem Herzschlag den Kopf. Fantastisch braune Augen sehen mich an. »Sergej«, raune ich ungläubig. »Wie kommst du hierher?« 
»Na, rate. Mit der Bahn geflogen.« Er zwinkert und lächelt, bevor er mir überraschend einen Kuss auf die Lippen haucht. »Darf ich mich in dich versetzen?« 
»Aber sicher. Ich freue mich wahnsinnig, dich zu sehen«, sage ich aufgeregt und mustere ihn, während er sich auf den Barhocker setzt. Seine drolligen Versprecher haben mir gefehlt und sind eine willkommene Erheiterung. 
Sein dunkles, volles Haar trägt er kurz, sein Gesicht ist makellos rasiert und um die Augen hat der Schelm einen zarten, dunklen Strich gezogen, der ihn unverschämt sexy wirken lässt. Sicher bemerken die meisten Menschen diesen Trick nicht, weil sie bei einem Mann damit nicht rechnen. 
»Was verschlägt dich in diese verschlafene Gegend?«, frage ich neugierig und zugleich erfreut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. 
Sergej räuspert sich und fährt sich durch sein kurzes Haar. »Ich wollte ein bisschen spannen, nachdem mein Studium verendet ist«, sagt er und beobachtet mich verunsichert. 
»Das ist fantastisch. Ich gratuliere dir.« Ich umarme ihn kurz und verkneife mir angestrengt das Grinsen über seine Ausdrucksweise. 
»Danke.« Sergej ordert zwei Martini und sieht mich aufgekratzt an. 
»Wie muss ich dich jetzt anreden?«, flachse ich. 
»Meister Sergej Ivanov genügt.« Er prostet mir zu. 
Ihn zu treffen, ist wie ein Segen. Sergej versprüht wie gewohnt die Leichtigkeit des Seins und hat den Schalk im Nacken. Allerdings weiß ich, dass Gregor das ist, was uns verbindet und befürchte, das Thema wird über kurz oder lang aufkommen und die Stimmung verfinstern. 
Bevor mich jedoch ein Maybe-Loop erfasst, schiebt Sergej seine Hand unter mein Shirt auf meinen nackten Rücken und rückt näher heran. 
»Bist du allein?«, murmelt er. 
Ich sehe verdattert in Sergejs Augen. Zugegeben, er ist optisch ein ähnliches Sahneschnittchen wie Gregor, auch wenn er nicht einen Hauch Ähnlichkeit mit ihm hat. Noch dazu ist er ein Mensch, dem die Schwermut fehlt, die Gregor innewohnt. Zumindest hat er sich in meiner Anwesenheit bisher immer so gegeben. 
»Oder ist hier irgendwo der Riese, mit dem du laut Gregors Erzählungen zusammen bist?« 
»Torben ist nicht hier«, hauche ich. Doch in meinem Verstand hallt einzig der Name Gregor nach. Sergej hat ihn erwähnt. Vielleicht weiß Sergej, warum Gregor mich in Breslau plötzlich sitzen ließ. Vielleicht kann mir der Russe, der schon in etlichen von Gregors Filmen als Statist spielte, sagen, wo Gregor ist. Vielleicht weiß er, wie Gregor zu Ray steht, wie er zu mir steht. Vielleicht gibt er mir Gregors Handynummer. 
Sergej beugt sich noch näher und berührt mit dem Zeigefinger den silbernen Anhänger, den ich an einer Kette um den Hals trage. 
»Der ist von ihm?«, raunt er. 
»Nicht von Torben. Der ist von …« Mir bricht die Stimme weg. Ich fühle mich ertappt, dass ich auf meinem Selbstfindungstrip nicht das Geschenk von Torben trage, sondern den Maybe-Loop-Anhänger von Gregor. 
Sergej lenkt mich jedoch von meinen Gedanken ab, denn er kommt mit dem Mund neben mein Ohr. »Weißt du vielleicht, dass ich total auf dir stehe?«, flüstert er. 
Ich schließe die Augen und schlucke. Sein Atem streicht über meine Ohrmuschel, was mich erschaudern lässt. Als ich glaube, die volle Kontrolle über mich zurückerlangt zu haben, trinke ich von meinem Martini und sehe zu Sergej. Ich gestehe, dass er verdammt sexy ist. Aber wohin sollte das führen? 
»Warum sagst du mir das, Sergej?«, frage ich misstrauisch. 
Er lächelt mit offenem Mund und stößt seine Zungenspitze an seine Oberlippe. Diese Geste hat etwas Vulgäres, wirkt auf mich jedoch zugleich wie ein Erinnerungsschalter. Sergej streichelt mir mit den Fingerkuppen erneut über den Rücken und ich denke daran, wie er im Cut mit mir tanzte, seinen Körper an meinen gepresst, sich über die Lippen leckte und mich küsste. 
»Vielleicht möchte ich diese Nacht kommen«, sagt er. 
Ich stehe plötzlich wie unter Strom. Mein Aufenthalt rührt bereits daher, dass ich mich nicht von Gregor losreißen kann und Torben dadurch zu Recht sauer ist. Meine Gefühlswelt nun noch durch eine Nacht mit Sergej zu verwirren, ist sicher kein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn er … 
»Sergej, versteh mich nicht falsch. Du bist wirklich unglaublich sexy und …« 
Er legt den Arm um mich und lehnt seine Stirn an meinen Kopf. »Was macht dich verwegen, Maybe?«, raunt er. 
»Ich weiß nicht, was dich das angeht«, sage ich verstimmt, da ich befürchte, er rückt mir noch weiter auf die Pelle. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass er in meiner verzweifelten Einsamkeit womöglich meine Gegenwehr bricht. 
»Was, wenn ich dir sage, dass wir ohnehin keine Bedeutung haben?« 
»Was meinst du?«, frage ich verwirrt und überlege ihn zu bitten, Englisch zu sprechen, damit ich besser verstehe, was er mir sagen will. Am Ende werde ich böse auf ihn, weil ich seine verirrten Worte fehlerhaft deute. 
Sergej legt seine Hand auf meine Wange und sieht mir in die Augen. »Ich wette, wenn du mich küsst, wirst du es umgehend erfahren.« 
Ich blinzle irritiert, unsicher, ob er meint, was er sagt. »Vertrau mir, Maybe. Du wirst mich nicht bereuen.« Er zwinkert, doch ich zögere. Kurz vermittelt er mir den Eindruck, dass er gar nicht die Absicht hat, mich anzubaggern, sondern ein anderes Ziel verfolgt. Doch was sollte das sein? 
»Das ist einfach nicht meine Art. Bitte lass gut sein«, sage ich freundlich, aber bestimmt. 
Er bleibt weiter nah mit seinem Gesicht vor meinem, die Hand auf meiner Wange. »Das macht dich noch ausziehender, weißt du das?« Sergej lächelt und streicht mit dem Daumen liebevoll über meine Haut. »Was, wenn ich nicht allein hier bin?« 
»Von wem redest du?«, hauche ich. Mein Herz schlägt einige Takte schneller. 
»Wir sind beobachtet.« 
»Ist Torben etwa hier und …« Ein Treuetest von Torben wäre verständlich, aber das passt nicht zu ihm. Außerdem kennt er Sergej nicht. Die andere Erklärung ist so phantastisch und beängstigend zugleich, dass ich nicht einmal wage daran zu denken. 
»Unser Frosch sitzt wie eine Feige im Universum und beobachtet uns. Wir sollten den schlaffen Hundeschwanz zum Wedeln bringen.« 
Würde ich nicht so unter Strom stehen, müsste ich mir vermutlich den Bauch vor Lachen halten. Bei dem Gedanken mit Gregor in einem Raum zu sein, wird jedoch mein Mund trocken und mein Blutdruck sackt ab. Ich komme mir vor, als habe ich einen Schock erlitten. »Er ist hier?« Ich will den Kopf drehen, doch Sergej umfasst mein Gesicht mit beiden Händen. 
»Nicht. Ich kenne ihn lang genug. Sieh mich an wie ein Kochtopf, würge die Arme um meinen Hals und küss mich. Ich wette, das bringt ihn schneller in Heizung, als bittere Worte.« 
»Aber Sergej, ich weiß gar nicht, ob ich ihn sehen möchte.« Ich blicke entsetzt in die wundervollen Augen meines Gegenübers, die eine fantastische Ruhe ausstrahlen. 
»Hast du keine Fragen?« Sergej lächelt liebevoll und streichelt mit den Daumen meine Wangen, noch immer mein Gesicht in seinen Händen. Nun, da ich seine Absichten kenne, genieße ich seine Nähe zunehmend. 
»Und wie ich die habe«, wispere ich nah an Sergejs Lippen. 
Wie viel echte Alva steckt in deinen Büchern oder dem ein oder anderen Charakter?
In Josi vereinen sich viele meiner Charaktereigenschaften. Wobei ich nicht so viele Selbstzweifel hege wie sie. Aber ich habe ja auch meinen Platz im Leben gefunden. Jeder der Charaktere arbeitet meines Erachtens immer einen Teil der eigenen Persönlichkeit heraus. Ich teile Torbens Langmut, was manchmal an Dummheit grenzt. Ich teile Gregors Rachegelüste, als er keinen Ausweg mehr sieht, auch wenn ich das so wohl nicht ausleben würde. 
In einem meiner älteren Romane gibt es Anna Gärtner. Wer mich kennenlernen will, muss die 6:42 Uhr Reihe lesen. Anna ist bei Ungerechtigkeiten ähnlich verbal inkontinent wie ich und genau so irre. Josi alias Maybe ist die softe Version von mir. Glück für Gregor. 😉 
Wenn ich deine Protagonisten, Antagonisten oder auch Nebencharaktere fragen würde. Wie würden sie dich beschreiben?
Verrückt. 
Liebenswert. 
Hasst Ungerechtigkeit. 
Würde für ihre Freunde alles tun. 
Alva ist kein Weg zu weit, keine Schlucht zu tief und kein Himmel zu fern, um nicht zumindest zu versuchen dorthin zu gelangen. 
Wann stand die Idee eine Reihe zu schreiben? Stand es von vornherein fest, dass es ein Mehrteiler wird, oder haben die Protagonisten ein Eigenleben entwickelt?
Die Idee entstand im Herbst 2019. Ich wollte das Buch für meinen Sohn beenden und las die ersten Seiten. Aber der Funke sprang nicht über. Dann bekam ich die Einladung zu einer Filmpremiere vom Promo-Team eines Schauspielers, den ich sehr mag. Er sollte bei der Premiere in Frankfurt vor Ort sein. Leider war es kurzfristig und ich gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe. Verärgert, dass ich nicht da sein konnte begann mein Kopf sich eine Geschichte dazu auszudenken. Das Kino vor Ort. Der Schauspieler ein andere. Ein Film musste her, was kein Ding war, denn der Thriller „The Rekill – Dein Tod trägt mein Gesicht“, lag bereits als Plot auf meinem Tisch. Ich dachte: Das wird ein süßer Liebesroman und hatte eine Szene mitten im Buch im Kopf, die ich unbedingt so schreiben wollte. Dann schrieb ich und bemerkte schnell, dass ich die Geschehnisse zuvor niemals in ein Buch packen kann. Also wurden es zwei. Was soll ich sagen … die besagte Szene taucht nun erst in Band drei auf. Und derzeit denke ich, dass es vier Bücher werden. 
Wann kamen die Titel? Standen die im Vorfeld schon fest, oder entwickelten sie sich im Laufe des Schreibprozesses?
Ich hatte den Titel „The Boyfriend Girl“ und auch „The Maybe Loop“ von Anfang an im Kopf. Dann ging es an die Cover und da wurde die Entscheidung gefällt, zumal bereits klar war, dass Band zwei kommt. 
Der Titel „The Lock Loop“ für Band drei entstand beim Schreiben von Band zwei, als Gregor das Band um Josis und seine Hand legt, um ihre Verbindung zu symbolisieren.
Wer ist denn der Coverdesigner?
Ich designe sie selbst. Daher tragen sie für mich alle wie das Bild eines Künstlers eine Message in sich. Vermutlich sehen sie nicht alle, aber für mich ist der Roman und das Cover mittlerweile eine Art Gesamtkunstwerk. 
Bist du mit deinen Covern zu 100% zufrieden, oder würdest du nachträglich noch etwas ändern wollen?
Ich liebe die Cover und ich möchte sie nicht ändern. Einzig die Farbabweichungen beim Druck durch den Anbieter treiben mich hin und wieder in den Wahnsinn. Da wären Cover ohne Personen darauf einfacher. Allerdings liebe ich Herausforderungen. 
Zum Abschluss würden mich noch deine Lieblingszitate aus den Büchern interessieren.
Oh! Das sind viele. Lustig sind die von Sergej. Dazu wird es auch bald auf meiner Autorenseite geben etwas geben. Tiefgründig werden die von Gregor in Band drei. 
»Ich zeuge dir den Eiffelturm. Bis zum Mittag sind sie sicher kaputt hier.« 
Sergej ist eine Augenweide und seine sprachlichen Kapriolen sind amüsant. Da ich nicht vorhabe, im Wohnwagen zu gammeln, bis Gregor Zeit hat, nicke ich. 
»Zeug mir den Eiffelturm. Ich bin gespannt.« 
Danke für das Gespräch.
Sehr gern. 

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