Donnerstag, 14. Mai 2020

[Buchvorstellung einmal anders] Die Wächter der Zeit von Sonja Marschke


Buchvorstellung einmal anders 

Heute treffe ich mich mit der Protagonistin Marika Bogazzi aus „Wächter der Zeit“, um mit ihr über das Buch und ihre Autorin zu sprechen.

Danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für das Buch zu antworten.
Gerne doch. Wenn man so nah dran wohnt und auch noch so nett gebeten wird, ein paar Einblicke in das Leben hinter den Kulissen des alten Chronos-Tempels zu geben, kommt man doch gerne zum Interview.
Könntest du dich meinen Lesern vorstellen, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben? 
Aber gerne doch. Ich bin Marika Bogazzi, 18 Jahre alt und derzeit Studentin an der Universität Roma Tre. Ach ja, und Ex-Undercover-Agentin bei der Bruderschaft der Wächter der Zeit. Das ist aber eine längere Geschichte.
Beschreibe uns bitte das Buch in maximal 5 Sätzen. 
In Die Wächter der Zeit geht es um eine Art Sekte, die sich der Verehrung der Zeit verschrieben hat. Ich musste der Sache mit den Uhren halt auf den Grund gehen –vor allem, nachdem ich das Tagebuch der großen Liebe meines Großvaters gefunden hatte. Aber dass die echt über Leichen gehen … puh! Ich dachte, die Mafia sei in Calabria!
Glaubst du, macht es der Autorin Spaß dich in so manche schwierige Situation zu stoßen? 
Aus gut unterrichteter Quelle weiß ich: Die Testleser waren schlimmer. Die haben der Kiste durch eine eher witzige Idee einen ganz neuen Drive gegeben. Ich hatte mich nämlich ursprünglich nicht als Mann verkleidet, um mich da einzuschleichen. Ursprünglich war das nämlich ein gemischter Orden. Als Anika Sawatzki meiner lieben Autorin dann den Tipp gegeben hat, dass ich mich da als Mann einschleichen soll, da war dann das Chaos perfekt. Meine Autorin ist ganz ok. In Acht nehmen muss ich mich vor den Testlesern. ;)
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch? 
Oh ja! Eine Stelle ganz zu Anfang, als ich mich an die Zeit mit Nonno (meinem Opa) erinnere. Ein Zitat von ihm hat es auch ins Buch geschafft. Ich weiß, dass ein Teil meiner Erinnerungen eigentlich meiner Autorin gehören. Als sie bei der Überarbeitung an dieser Stelle ankam, habe ich sie weinen hören. Das tat mir irgendwo schon weh. Gleichzeitig merke ich aber auch, wie viel Liebe gerade in diesen Stellen steckt. Ich glaube, die sind nur deswegen so gut geworden, weil meine Autorin weiß, wie ich mich da gefühlt habe. 
Was glaubst du, wie viel von deiner Autorin steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter? 
Ich glaube, eine ganze Menge. Schon alleine ihre Erinnerungen an ihren Großvater, die sie mir geliehen hat. Dazu kommt noch, dass ich aus gut unterrichteter Quelle weiß, dass sie Sachen auch ganz schlecht auf sich beruhen lassen kann. Das Verhältnis von ihr zu ihren Großeltern, aber auch ihrer Mutter, ist ganz ähnlich wie zwischen mir und meiner Mammá. Und sie spricht – zumindest ein wenig – Italienisch. 
Wie würdest du deine Autorin beschreiben?
Als einen netten Menschen, der an sich gut mit seinen Figuren umgeht – und dann kommen die Testleser! XD Spaß! Aber jetzt mal im Ernst: Bin froh, sie als Autorin zu haben und nicht, sagen wir, George R. R. Martin. Nach dem Abenteuer habe ich definitiv genügend Tote gesehen. Sie hat sich aber wirklich viel Mühe gemacht mit mir und den anderen. Und einen Antagonisten zu entwickeln, wo einem schon allein die Beschreibung die Nackenhaare aufstellt, das liest man ganz selten. Ganz großes Kino. :)
Weißt du wie es zum Titel kam? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Oder hattest du vielleicht sogar Mitspracherecht? 
Ich? Mitspracherecht? Wo denkst du hin? Die kam an: „So, wir reiten sie mal in die Scheiße. Sieh zu, wie du wieder rauskommst.“ Ich meinte noch. „Äh, …“, aber da war es schon zu spät.
Gefällt dir das Cover zu 100% oder hättest du noch einen anderen Wunsch oder Vorstellungen gehabt?
Ich hätte gerne zwei Dinge auf dem Cover gehabt: eine Gestalt in der Tracht der Bruderschaft und Rom bei Nacht. Ich weiß, dass sie das Buch bei einem Verlag unterbringen wollte. Aber das hat scheinbar trotz super Ideen nicht geklappt. Schade eigentlich. 
Was ist dein Lieblingszitat aus dem Buch?
Es gibt zwei Stellen, die ich sehr mag, weil sie die Sprache meiner Autorin sehr schön zeigen. Die Erste findet sich im Kapitel „Der Schnitter geht um“: 
Die Nacht war über der ewigen Stadt hereingebrochen. Den Himmel hatte sie mit blauschwarzer Tinte übergossen und ein paar Handvoll Sterne darauf verteilt. Doch auch die erhellten die Stadt nur schwach. Doch auch die erhellten die Nacht nur schwach. Die Finsternis, die über Rom lag, war schier undurchdringlich. 
Die zweite Stelle findet sich ganz zu Anfang. Hier wird gezeigt, wie eng das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Großvater war: 
„Im Winter hat er mir immer einen heißen Kakao gemacht und wir haben Brettspiele gespielt. Und im Sommer habe ich in seinem Garten spielen können. Da gab es einen Baum, in dem er mir eine Schaukel gebaut hat.“ 
Marika unterbrach sich. Ihr Blick wurde leer und traurig und sie starrte auf einen Punkt irgendwo in der Ferne, den nur sie sah: 
„Ich bin an manchen Tagen so hoch hinauf geschwungen, dass ich glaubte, ich könne mit den Füßen den Himmel berühren. Aber gelungen ist es mir nie.“ 
Etwas leiser fügte sie hinzu: 
„Jetzt, wo er tot ist, wünschte ich mir manchmal, dass ich den Himmel berühren könnte. Dann wäre ich ihm ein allerletztes Mal ganz nah.“ 
Danke für das Gespräch

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