Der Autor zeigt uns Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen gibt es die gut situierte Familie Dessi, bestehend aus Kindern, Eltern und Großvater. Zum anderen gibt es die Familie rund um Tullio. Die Entwicklung, die man hier mitbekommt ist einerseits erschreckend, andererseits aber doch erschreckend real.
Er fängt die Einsamkeit der beiden Kinder Davide und Tullio ein. Zunächst geht man davon aus, dass es sich die selbe Einsamkeit dreht, doch beide Familien sind von Grund auf verschieden. Wo man bei Tullio sofort merkt, dass er einfach vernachlässigt und ignoriert wird von seiner Familie. Ist es bei Davide genau umgekehrt. Es wird eine heile Welt vorgegaukelt, in der jeder für sich alleine lebt, man kann es fast eine Wohlstandsvernachlässigung nennen.
Man merkt bei jedem Kapitel, dass sich irgendwas in der Geschichte vorwärts bewegt und trotzdem hat man das Gefühl, dass man durch gewisse Handlungen der Protagonisten am Fleck stehen bleibt. Die Charaktere, wo es einige in dem Buch gibt, kann man auf keinen Fall über einen Kamm scheren. So gibt es die, die die Handlung weiterbringen und auch die, wo man sich denkt, warum haben die überhaupt eine Stelle in dem Werk erhalten. Und doch ist alles ein in sich greifendes Zahnrad, wo man erst später merkt, dass die noch so unscheinbaren Personen, tatsächlich für das Verständnis von der Welt von Tullio nötig waren.
Die Charaktere entwickeln sich ohne Zweifel weiter, aber es gibt auch diese, wo man sich nur an den Kopf greift und die Handlungen einfach nicht nachvollziehen kann, auch wenn man später eine Erklärung dafür bekommt. Man merkt eine Reduktion und den Wunsch, alles nebensächliche zu streichen und doch hat man das Gefühl, als ob genau dadurch, an gewissen Stellen, es dann an Tiefe oder Erklärungen fehlt.
Die Wortwahl und der Sprachstil sind dem Buch sehr zuträglich und trotzdem hatte man ab und an mit den Redewendungen zu kämpfen. Man kann diese Problematik auf den regionalen Unterschied schieben und deshalb macht es auch nicht viel aus. Aber manches unterbrach leider maßgebend den Lesefluss.
Manche Charaktere und Szenen waren sehr gut nachvollziehbar und auch greifbar, wohingegen andere einfach nur nerven. Dies kann aber auch von daher kommen, da man als Leser tatsächlich in manchen Szenen hautnah dabei sein kann und in anderen nur als Zuseher fungiert.
Es ist ein Buch, das den Werdegang zweier Buschen und deren Familien beschreibt. Man kann darüber streiten, ob manches nötig oder manches unnötig erscheint, aber jeder empfindet beim Lesen anders und dadurch kann es auch dazu kommen, dass man den einen liebt oder vergöttert und den anderen nur als gegeben annimmt, der das Geschehen durch gewisse Handlungen verlangsamt oder vertieft.
Jeder, der gerne tiefgründige, exzentrische Charaktere und Bücher über Liebe, Hass, Vereinsamung, Familie, Weiterentwicklung, Verwahrlosung und noch viele weitere Themen gerne liest, der ist mit dem Buch bestens beraten. Allerdings sollte man nur zu dem Buch greifen, wenn man nicht zu sehr die Stimmungen aufsaugt, die im Buch vorkommen, denn manches kann tatsächlich Energie verbrauchen.
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