Montag, 25. Oktober 2021

[Buchvorstellung einmal anders] Ragnamar - Einbruch der Dämmerung von Kaja Paulan



Buchvorstellung einmal anders

Heute treffe ich mich mit den Protagonisten Emilia, Crispin, Rosalyn und Jacob Bechstein aus „Ragnamar – Einbruch der Dämmerung“ und deren Autorin Kaja Paulan.

Claudia: Hallo, danke, dass ihr heute Zeit habt und für das Buch antwortet. Würdet ihr euch vielleicht gegenseitig beim Interview unterstützen?
Jacob: Wenn ich behilflich sein kann, jederzeit und gern.
Crispin: Klar. Und du, Mila?
Emilia: Natürlich. Ich habe allerdings große Erinnerungslücken und bin daher nicht über alles informiert.
Rosalyn: Ich unterstütze niemanden und weiß gar nicht, warum ich überhaupt hier sein muss. Die Autorin hat wieder einmal viel zu viel Macht über mich. Das muss sich ändern.
Claudia: Ich hatte ein langes Gespräch mit eurer Autorin, deshalb wäre es schön, wenn ihr euch meinen Lesern vorstellen könntet.
Jacob Bechstein, Bibliothekar. Ich bin Emilias Mentor und entdeckte mit ihr alte Bücherschätze in der Klosterbibliothek. Hier erwachte ihre Liebe zu alten Mythen und Märchen.
Ich heiße Emilia und fühle mich heimatlos, denn ich habe keine Erinnerungen an mein früheres Leben. Die Klosterbibliothek ist mir zu einer neuen Heimat geworden.
Ich bin Crispin und seit zwei Jahren auf der Suche nach meinem Bruder. Dabei bin ich Mila begegnet.
(Rosalyn): Ich muss mich nicht vorstellen, mich kennt jeder. Und jeder fürchtet mich.
Claudia: Beschreibe uns das Buch in möglichst wenig Sätzen.
Jacob: Ich denke, es ist der Versuch, uns in das Reich der nordischen Sagen und Grimmschen Märchen zu entführen und zu zeigen, wie eng sie miteinander verknüpft sind und wie viele Geschichten in diesen Welten noch nicht auserzählt sind.
Crispin: Ich würde sagen, es ist Emilias ganz persönliches Märchen.
Emilia: Aber ein Märchen, in dem es nicht immer märchenhaft zugeht. Manchmal geht es sogar ziemlich brutal zu und ungerecht und traurig.
Crispin: So sind Märchen nun mal.
Rosalyn: Ein schreckliches Buch, in dem die Wahrheit verzerrt wird und auf der Strecke bleibt. Es sollte verboten werden.
Claudia: Macht es dir Spaß, deine Protagonisten ein wenig zu quälen? Sie in Situationen hineinzuwerfen, die schwierig sind? Warum nicht einfach und schön? Müssen Gefahren und Stolpersteine immer sein? Und wie geht es euch Protagonisten damit?
Rosalyn: Los, antworte, Autorin! Klar macht es dir Spaß, oder?
Autorin: Eigentlich nicht. Ich erzähle die Geschichte ja nur so, wie sie passiert ist.
Rosalyn: In deinem Kopf. Du erzählst sie so, wie sie in deinem Kopf passiert ist. Du hättest sie ja auch anders passieren lassen können.
Autorin: Das ist schwierig, vor allem, wenn man es mit einer so einer boshaften Person wie dir zu tun hat. Aber vielleicht sollten Emilia und Crispin auch mal zu Wort kommen.
Emilia: Ja, der Weg war steinig und gefährlich, aber …
Rosalyn: Siehst du, siehst du? Sie wurde geschont.
Emilia: Ich wurde überhaupt nicht geschont. Im Gegenteil.
Autorin: Genau so sehe ich das auch. Emilia war doch die, die am meisten gelitten hat. Was hattest du denn auszustehen, Rosalyn?
Rosalyn: Soll ich jetzt mal anfangen, aufzuzählen?
An dieser Stelle bricht die Diskussion wegen unüberbrückbarer Differenzen zwischen den Teilnehmerinnen ab. Die männlichen Teilnehmer kamen gar nicht erst zu Wort.
Claudia: Wie viel echte Kaja steckt in dem Buch oder in dem ein oder anderen Charakter? Hat sie eurer Meinung etwas vergessen zu erwähnen?
Jacob: Möchtest du selbst einmal etwas dazu sagen, Kaja?
Rosalyn: Ja, spuck’s aus! Willst du gern so wie ich sein, Kaja? Gib’s zu, das möchtest du, oder?
Kaja: Ich denke, in jeder meiner Figuren steckt ein bisschen von mir. Ich muss für sie alle ein Grundverständnis und Empathie haben. Wer bin ich? Wer könnte ich sein? Welche Wege hätte ich einschlagen können? In jedem von uns stecken unzählige Möglichkeiten. Das ist es auch, was mich am Entwickeln von Figuren so reizt und spiegelt sich bestimmt auch in meinen Figuren wieder.
Rosalyn: Du hörst dich wie eine Politikerin an. Nur nicht konkret werden. Solche wie dich dürfte es überhaupt nicht geben.
Claudia: Wie würdet ihr als Hauptcharaktere eure Autorin beschreiben?
Jacob: Sie ist nicht so belesen wie ich es bin, und sie liest manchmal auch Bücher, die ich, um es milde auszudrücken, eher zu den Groschenromanen zählen würde, aber im Großen und Ganzen gibt sie sich schon Mühe.
Emilia: Sie mag Märchen sicher sehr, aber sie weiß nicht so viel darüber wie ich. Jedenfalls musste sie einige Dinge recherchieren, die ich für Grundwissen halte. Ansonsten. Sie hat mich ganz schön gequält, aber im Ende meinte sie es wohl gut mit jedem von uns.
Crispin: Du musst nicht immer glauben, dass alle Menschen gut sind, Mila. Bei Kaja bin ich mir nicht so sicher.
Rosalyn: Sie ist eine naive Traumtänzerin. In Ragnamar würde sie keinen einzigen Tag überleben.
Claudia: Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattet ihr als Charaktere vielleicht sogar Mitspracherecht?
Rosalyn: Das ist ja mal interessant. Wir hätten also ein Mitspracherecht …
Kaja: Ruhe! Jetzt bin ich dran. Der Titel Ragnamar stand von Anfang an fest. Der Untertitel kam später dazu. Ich weiß nicht, ob ich es verraten darf, aber es war ein Vorschlag der Lektorin, und der gefiel mir ausnehmend gut.
Claudia: Seid ihr zu 100% mit dem Cover zufrieden oder hättet ihr nachträglich noch etwas ändern wollen?
Emilia: Das Cover ist zauberhaft.
Crispin: Eher was für Mädchen, oder?
Jacob: Die Zeiten haben sich geändert, Crispin, auch Jungen mögen …
Rosalyn: Quatsch nicht rum, alter Mann, das Cover ist ein Skandal. ICH hätte auf der Umschlagseite sein müssen.
Claudia: Wisst ihr, was mich noch interessieren würde? Euer jeweiliges Lieblingszitat aus dem Buch.
Emilia: Ein Zitat darüber, warum ich Märchen so liebe. „Den Märchen wohnte ein anderes Versprechen inne. Ein Wunder konnte jederzeit passieren, ohne dass man darum kämpfen musste. Man musste manchmal nur geduldig warten und schon verschwand alles Ungerechte und Böse aus der Welt.“ Tatsächlich liebe ich Märchen noch aus einem anderen Grund, aber ich will nicht spoilern.
Crispin: Das Zitat, mit dem ich Mila für mich gewonnen habe.
Crispin grinste. „Weißt du eigentlich, dass du schöne Augen hast? … Wie heller Bernstein, von goldenen Sprenkeln durchzogen. Ich habe noch nie solche Augen gesehen.“
Jacob: Das ist ein Zitat von Emilia. Es lautet: „Es bleibt immer etwas übrig. Es kann tausend Jahre dauern oder mehr, ein Körnchen bleibt, und wenn es noch so winzig ist. Irgendwann kommt irgendein neugieriger Mensch, entdeckt dieses Körnchen und will alles darüber wissen. So wie bei den alten Ägyptern. Niemand wusste etwas über sie. Der Sand hatte ihre Spuren vernichtet. Mehr als dreitausend Jahre lang wusste niemand etwas über die Pharaonen. Und jetzt kennen wir sogar ihre Totenbücher.“
Rosalyn: Natürlich ein Zitat über mich, meine Schönheit und Vollkommenheit. „Rosalyn mit ihren schmalen, weißen Händen und dem schlanken, zarten Leib, den sie in lange, fließende Gewänder hüllte. Rosalyn mit ihrem makellosen, klassischen Gesicht, als wäre es in Marmor gemeißelt. Ein Kunstwerk. Zu schön, um wahr zu sein.“
Claudia: Vielen Dank für das Gespräch

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