[Buchvorstellung einmal anders] Kiss in the Rain - Pechvogel trifft Blutsauger von Vanessa Carduie

 

Buchvorstellung einmal anders

Ich warte seit einer Ewigkeit auf die Autorin Vanessa Carduie, aber sie kommt nicht. Ich setze mich in dem Park auf eine Bank und sehe einen Kindle dort liegen. Da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, nehme ich ihn zu Hand.

Ich drehe den Kindle hin und her und öffne schließlich das darauf enthaltene Buch. Es ist genau das um das es heute gehen soll. „Kiss in the Rain – Pechvogel trifft Blutsauger“ von Vanessa Carduie. Ich beginne ein wenig darin zu schmökern. Nach einigen Minuten höre ich ein feines Stimmchen: »Hast du denn überhaupt keine Fragen? Sie wird nicht kommen. Interview einfach mich, deshalb bin ich ja da!«

Ich lache laut auf, denn ich liebe es, mit Büchern zu reden und wer weiß neben der Autorin am meisten über das Buch? Vermutlich das Buch selbst. Also, dann lege ich mal los. 😊

Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um mit mir zu reden.

Hi, sehr gern. Ich finde ja, dass Bücher viel zu selten gefragt werden.

Kannst du dich meinen Lesern vorstellen? Vielleicht in eigenen Worten, da die Leser den Klappentext auf der Verkaufsplattform lesen können?

In meiner Geschichte geht es um Flo, den Pechvogel schlechthin, und Kale, einen Vampir wie man sich anhand des Titels vielleicht denken kann. Die beiden treffen zufällig aufeinander und es funkt gewaltig. Allerdings darf und will Kale sich nicht auf einen Sterblichen einlassen, denn Menschen dürfen nicht wissen, dass Wesen wie er existieren. Deswegen verändert er Florians Erinnerungen und verschwindet so plötzlich aus dessen Leben, wie er aufgetaucht ist.

In deinem Inneren spielt sich ja so einiges ab, die in dir enthaltenen Charaktere erleben so einiges. Da du ja auch viel mit der Autorin zusammenarbeiten musst, kannst du uns vielleicht beantworten, ob es ihr leichter fällt sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?

Vanessa ist ein sehr emotionaler Mensch. Sie fühlt mit ihren Figuren mit, kann aber auch echt gemein sein, obwohl sie oft deswegen ein schlechtes Gewissen hat und schon die eine oder andere Träne vergossen hat.

In der Regel sind die Charaktere mit ihrem Ende zufrieden. Wenn nicht, würden sie Vanessa wahrscheinlich zu Tode nerven.

Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?

Ja, ich mag zum Beispiel die Stimmung zu Beginn des Buches. Man merkt Flos Verzweiflung deutlich.

Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Der Wind war aufgefrischt und sorgte dafür, dass die nasse Kleidung an ihm klebte und ihm unangenehm kühl wurde. Gerade als Florian überlegte, ob er sich unter das winzige Vordach des Wartehäuschens quetschen konnte, ohne zu ersticken, um wenigstens einem Teil des Regens zu entgehen, ertönte ein Motorengeräusch und kurz darauf raste ein Auto an ihm vorbei. Ein kalter Wasserschwall erwischte ihn.

„Huch!“, keuchte er überrumpelt und starrte dem Wagen hinterher. Nun war auch seine Jeans nass und Florian konnte förmlich spüren, wie sich der Stoff vollsog. Fluchend wischte der junge Mann sich das Wasser aus dem Gesicht und suchte nach seinem Smartphone. In Flos aktuellem Zustand wäre es verrückt, die Nacht hier draußen verbringen zu wollen, um auf den nächsten Bus zu warten. Er würde sich jetzt ein Taxi rufen und zu Hause als Erstes eine heiße Dusche nehmen.

Doch ein kurzer Blick auf das feuchte Display reichte aus, um Florian vollends zur Verzweiflung zu treiben. Er saß offenbar in einem Funkloch fest.

„Verdammte Scheiße!“

Kraftlos sank er auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Er spürte, wie noch mehr Wasser in seine Kleidung drang, aber das machte nun wirklich keinen Unterschied mehr. Florian war am Arsch. Ebendiesen würde er sich auch demnächst abfrieren, wenn er nicht bald irgendwo ins Trockene käme.

Womit habe ich das nur verdient?!

***

Beziehungsweise ihre Erste Begegnung:

„Ruhig. Ich will dir nichts tun“, antwortete der Fremde mit einer erstaunlich tiefen und angenehmen Stimme. „Was zur Hölle machst du bei diesem Wetter hier draußen?“

Florians Augen weiteten sich überrascht. „I-ich habe den Bus verpasst.“

Sein Gegenüber legte den Kopf schief. „Dir ist schon klar, dass der nächste erst morgen früh kommt?“

„Ja, aber ich kann nirgendwo hin.“

„Hier draußen holst du dir noch den Tod, wenn du nicht vorher von einem Blitz gegrillt wirst“, gab der Fremde zu bedenken. „Du bist wohl kaum vom Himmel gefallen. Geh doch dahin zurück, wo du hergekommen bist.“

Florian schüttelte vehement den Kopf. „Nein! Das … das kann ich nicht.“

Sein mysteriöser Gesprächspartner seufzte. „Dann komm mit. Meine Hütte ist nicht weit weg, dort kannst du bleiben, bis das Unwetter vorbei ist.“

Instinktiv wich Flo einen Schritt zurück. „Alles gut. Ich warte einfach hier im Häuschen.“

Der Fremde lachte nur, was zu Florians Verwunderung ein Kribbeln in seinem Bauch auslöste.

„Klar. Deswegen stehst du auch im Regen.“ Der Unbekannte machte eine einladende Geste. „Komm, ich verspreche auch, dass ich dich nicht fresse.“

Bei diesen Worten lief ein kalter Schauer über Flos Rücken. Wahrscheinlich sollte das ein Witz sein, doch irgendetwas warnte den jungen Mann, der dunklen Gestalt vor ihm zu nahe zu kommen.

Weißt du wie viel Vanessa tatsächlich in dir oder auch in dem ein oder anderen Charakter steckt?

Das lässt sich nicht genau sagen. Ein bisschen Vanessa steckt auf jeden Fall in mir. Sie hat mich schließlich erschaffen. Das geht nicht, ohne etwas von sich selbst zu einzubringen. Was die Charaktere von ihr haben? Kale hat zum Beispiel ihren eher schwarzen Humor und ihre Liebe zur Natur, Flo wohl die Leidenschaft für Bücher.

Wie würdest du oder ihre Charaktere / Protagonisten / Antagonisten / Nebendarsteller die Autorin beschreiben?

„Also“, beginnt das Buch.

„Vanessa ist manchmal ganz schön gemein“, mischt Florian sich ein. „Wie sie mich dort im Regen hat stehen lassen und immer noch eine Schippe oben drauf.“

Kale feixt. „Stimmt. Du sahst aus wie ein begossener Pudel.“

„Hey!“, beschwert Flo sich.

„Aber immerhin hat sie mich vorbeigeschickt, von daher kann Vanessa gar nicht so schlimm sein“, sagt Kale. „Ich glaube, tief in ihrem Herzen ist sie eine Romantikerin.“

„Sie ist Feuer und Flamme für ihre Geschichten und nimmt ihre Leserinnen und Leser gern mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, wobei der Humor nicht zu kurz kommt“, erklärt das Buch.

Wie seid ihr eigentlich zum Titel gekommen? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert? Hattest du viel Mitspracherecht?

Puh. Also den Titel „Kiss in the Rain“ hatte sie schnell gefunden. Es passt einfach wie die Faust aufs Auge. Da war der Untertitel schwieriger. Den wollte sie aber unbedingt, damit man weiß, was einen erwartet. Es war es „Tollpatsch trifft Blutsauger“, doch das passte nicht. Flo zieht Unglück magisch an, das ist etwas anderes. Kurz hat sie noch überlegt, ob sie „Vampir“ nimmt, doch es ist „Pechvogel trifft Blutsauger“ geworden. Der hat es diesmal allerdings nicht aufs Cover geschafft, weil es sonst zu voll geworden wäre.

Bist du zu 100% zufrieden mit deinem Cover / Outfit oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?

Ja, ich mag mich, also mein Outfit. Das Cover spiegelt die Stimmung des Buches super wider und mein Inneres

Kannst du uns vielleicht auch schon verraten, ob die Autorin viele echte Plätze eingebaut hat oder ob die Orte im Buch der Fantasie entspringen? 

In diesem Fall sind die Orte fiktiv und werden auch nicht näher benannt. Es spielt irgendwo in Deutschland.

Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren. 

Das hier von Flo finde ich sehr unterhaltsam:

Was war der Fremde eigentlich? Sein Retter? Entführer? Ein Irrer, der ihn verschleppte, um unaussprechlich heiße Dinge mit ihm zu tun?

Halt! Stopp! Habe ich das Letzte wirklich gedacht?

Es gibt noch mehr, aber die würden zu viel verraten.

Die Leute, die an mir vorbeigehen, sehen mich schon komisch an, deshalb höre ich auf zu reden und lächle den Personen einfach zu. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal kurz zum Buch »Danke, für deine Geduld und Antworten« zuzuflüstern.

Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.