»Es geht nicht.«
Stöhnend ließ sie seine Hände los.
»Nicht so
hastig!«, stoppte er sie. »Wir haben noch nicht versucht, meinen Herzschlag zu
verändern.«
Überrascht riss
sie die Augen auf. »Du meinst … dein Herz soll schneller schlagen?«
»Warum nicht?«,
fragte er sie ruhig.
»Weil …
eigentlich geht es ja darum, zur Ruhe zu kommen; die innere Mitte zu erspüren.
Deinen Herzschlag zu beschleunigen, finde ich daher unpassend.«
Er zuckte mit den
Schultern. »Das mag sein. Aber wenn es anders nicht geht – was spricht
dagegen?«
»Auch wieder
wahr.« Dieser Logik konnte Talisha sich nicht entziehen. Nur weil eine Methode
unorthodox war, hieß das nicht, sie funktionierte nicht. Energisch klatschte
sie in die Hände. »Also gut. Versuchen wir es auf deine Weise.«
Diesmal konnten
sie das Herz des anderen noch schneller fühlen. Es war, als warteten ihre Sinne
regelrecht darauf, sich gegenseitig zu umfassen. Wieder hörte sie Krians
starken, ruhigen Herzschlag neben ihrem eigenen. Sie spürte, wie er sich
vollständig auf sein Herz konzentrierte. Es war, als fülle er es aus und
umhülle es gleichzeitig. Einige Wimpernschläge lang behielt es dennoch seinen
Rhythmus. Ganz plötzlich beschleunigte es sein Tempo. Allerdings geschah dies
so unvermittelt, dass es nun zwar ebenso schnell schlug wie ihres, aber nicht
im selben Takt.
Wieder nahm sie Krians
Konzentration wahr, als er sein Herz kurz anhielt, damit es danach weiterpochte
– im perfekten Einklang mit ihrem. Staunend lauschte Talisha dem Schlagen ihrer
Herzen, die nun wie ein einziges klangen. Sie verbanden sich miteinander,
verwoben sich. Augenblicklich wusste sie, diese Verbindung würde nie wieder
abreißen. Noch etwas erkannte sie; sie konnte nämlich auf einmal in Krians
Innerstes hineinblicken, als wäre er ein offenes Buch.
Sie sah seine
Liebe zu ihr, stark und bedingungslos. Nichts Falsches war in seinen Gefühlen.
Er würde alles für sie geben; sein Leben, seinen Titel, sogar seinen Stolz, der
ihm oft wichtiger schien als alles andere. Aber sie erkannte auch, wie sehr er
von klein auf von der Angst beherrscht wurde, den Ansprüchen seines Vaters
nicht gerecht zu werden.
Weil er mehr
Gefühle besaß als andere Penanga. Zistars und Zitas Hass ließen ihn stets auf
der Hut sein. Sie erlebte, wie schwer seine Kindheit für ihn gewesen war und
warum es ihm so wichtig war, als echter Penanga wahrgenommen zu werden. Obwohl
niemand außer seinem Vater das Geheimnis kannte, empfand er seine Herkunft
stets als Makel, den er nur durch besondere Härte ablegen konnte.
Deswegen war er so versessen darauf gewesen, als eiserner Herrscher anerkannt zu werden. Daher hatte er manchmal gegen seine Überzeugung gehandelt. Das alles erfasste sie im Bruchteil eines winzigen Augenblicks, der dennoch Äonen an Zeit zu dauern schien. Mit der Erkenntnis kam auch ein Verständnis, das umfassender war als alles, was sie erlebt hatte.
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