Buchvorstellung einmal anders
Heute treffe ich mich mit der Autorin Nicole Stranzl, um mit ihr über ihr Buch „Gefangen – Grauen in St. Anna“ zu sprechen.
Hallo, danke, dass du heute Zeit gefunden hast, um für dein Buch zu antworten.
Hallo Claudia, ich sage vielen lieben Dank, dass ich hier sein darf. 😊Kannst du uns dein Buch in möglichst wenig Sätzen beschreiben?
„Gefangen – Grauen in St. Anna“ ist ein Krimi, der in einem fiktiven Grazer Pflegeheim spielt, in dem ein Pfleger ermordet wird. Neben dem brutalen Verbrechen wird auch eine toxische Beziehung, sowie Stalking, Vergewaltigung und die Krankheit ALS thematisiert.Deine Charaktere erleben ja so einiges. Fällt es dir leichter sie durch einfache, schöne oder schwierige, düstere Zeiten und Situationen zu führen?
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?Ich stehe auf der dunklen Seite der Macht. xDTatsächlich schreibe ich lieber düstere, schwierige und traurige Themen. Mir wurde erst kürzlich gesagt, dass ich „ein echtes Händchen dafür habe, den Lesern einen Kloß in den Hals zu schreiben.“ Ich hab’s als großes Kompliment aufgefasst. 😊
Meine persönliche Lieblingsstelle würde zu viel von der Geschichte spoilern. Ich kann nur so viel verraten: Es geht um meine Protagonistin Amalia und ihren Vater und darum, wie die beiden sich einander wieder annähern.Wie viel echte Nicole steckt in dem Buch oder auch in dem ein oder anderen Charakter?
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?In „Gefangen“ steckt recht wenig Nicole, um ehrlich zu sein. Persönliches oder Eigenschaften von mir finden sich eher in meinen vorigen Büchern.Bei den Charakteren sieht es anders aus. Bevor ich bei der Zeitung angefangen habe, arbeitete ich drei Jahre lang in einer Pflegeagentur im Kundenservice. Natürlich war dies eine riesige Inspirationsquelle und das ein oder andere Erlebnis floss, etwas abgewandelt, ins Buch ein. Ein ehemaliger Klient war mir bei der Recherche eine Riesenhilfe. Georg F. ist an ALS erkrankt und hat mir alle Fragen geduldig beantwortet. Ich durfte ihn zu Hause besuchen und auch mit seiner Tochter sprechen. Mit seiner Einverständnis verwendete ich einige Sätze im Buch, die sein Arzt tatsächlich zu ihm sagte.Wenn ich sagen müsste, welche Figur mir am ähnlichsten ist, wäre das wohl mein Hauptermittler Mark Sonnleitner. Wie er bin ich sehr ehrgeizig und vergesse manchmal meine Erholungsphasen, wenn ich mich gerade in etwas verbissen habe. Und wie er, besuche ich gern die Therme. 😉
Wann kam die Idee zum Titel? Stand der schon im Vorfeld fest oder hat er sich im Laufe des Schreibprozesses verändert?Mark: Jetzt schickt sie uns schon wieder ins Pflegeheim.Dominik: Ja, irgendwann ist echt mal gut. Mord, Rosenkavaliere, Nacktfotos, noch ein Mord … Wir könnten gleich unsere Zelte dort aufschlagen.Mark: Sie will halt, dass es spannend bleibt.Dominik: Sie muss ja auch nicht selbst ermitteln.Mark: Sie denkt eben an die Leserschaft – die sollen sich nicht langweilen.Dominik: Das tun sie ganz bestimmt nicht. Nicht jeder ist so wie sie. Immer muss was los sein. Was ist dabei, wenn man es sich einmal gemütlich macht? Man braucht nicht ständig was Neues, immer Action …Mark: So wie du redest, könntest du dich gleich um ein Plätzchen im Pflegeheim bewerben. Wir sind immerhin bei der Kripo – das soll doch actionreich sein. Nicole will eben, dass wir genauso viel Abwechslung haben wie sie in ihrem Job.Dominik: Das ist jetzt aber ein dämlicher Vergleich. Man kann Pressekonferenzen über Lebensmittelverschwendungen oder Geschichten über Hunde- und Katzensitter wohl kaum mit Mord und Vergewaltigung vergleichen.Mark (rollt die Augen): Hör schon auf zu jammern. Schauen wir lieber, was sie sich dieses Mal für uns ausgedacht hat.
Bist du zu 100% zufrieden mit dem Cover oder würdest du nachträglich gerne etwas ändern wollen?Die Idee zum Titel hatte meine ehemalige Kollegin Kerstin Baumgartner. Sie hat als Pflegeassistentin das Manuskript testgelesen, um alle Pflegeheim relevanten Stellen dem Reality-Check zu unterziehen. Mir gefiel „Gefangen“ so gut, dass ich es unbedingt als Titel behalten wollte. Fast alle Figuren sind auf die ein oder andere Weise gefangen. Amalia in ihrer toxischen Beziehung, der ALS-Patient in seinem eigenen Körper, der Mörder in seinem Hass …Leider gab es „Gefangen“ bereits und so musste ein Untertitel her. Diesen zu finden war etwas schwieriger, aber schlussendlich bin ich zufrieden. 😊
Mit dem Cover bin ich zu 100 Prozent zufrieden. Paul hat das ganz spitze hinbekommen. Die Covergestaltung ist etwas, das ich am Verlag sehr schätze. Zuerst wird man als Autor immer nach der eigenen Vorstellung gefragt. Ich sagte, ich möchte gern das Pflegeheim im Hintergrund abgebildet haben und im Vordergrund eine Frau, die man von hinten sieht. Den Rest hat Paul gezaubert. Er hat auch die Farbwelt gewählt und ich finde, das hat er ganz toll hinbekommen.Zum Abschluss würde mich noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Danke für das Gespräch.Das ist sehr schwierig zu beantworten, aber ein Zitat, das mir sehr nahe geht ist der Satz, den Patrick an seinen Vater richtet, der an ALS erkrankt ist:„Ich vermisse dich!“, sagte Patrick leise. „Ich vermisse dich, obwohl du hier bist.“
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