Donnerstag, 6. Juni 2019

[Protagonisteninterview] mit Alexander Merahwi und Julian Melnik aus Tanz der Ikonen und Poker mit Hai von B.D.Winter

Krimitag B.D. Winter – 
Shark Temptations 1 + 2

Wie schon so oft, darf ich heute im Zuge meiner Krimitage ein Interview mit Alexander Merahwi und Julian Melnik führen. Wieder treffe ich mich in den Räumen der Firma „Merahwi & Martin“ mit den beiden. Im Empfangsbereich werde ich von Julian begrüßt.
Wenig später holt mich Dana ab, um mich in das Büro von Merahwi zu bringen. Kurz darauf folgt auch Julian mit einem Tablet.

Schön Sie wiederzusehen, Herr Merahwi. Es freut mich, dass Sie die Möglichkeit ergreifen, um die Fälle „Tanz der Ikonen“ und „Poker mit Hai“ noch einmal vorzustellen.
Merahwi: Es ist schon ein paar Monate her, dass wir uns zuletzt getroffen haben. Doch einer Einladung von Ihnen und zu Ihrem Blog folge ich immer wieder gerne.
Herr Merahwi, um auch denen, die die Bücher noch nicht kennen, einen kleinen Einblick zu gewähren, würden Sie anhand der bisherigen Fälle ihren Tätigkeitsbereich der Firma erklären?
Merahwi: Auf dem Firmenschild und im Branchenbuch lesen Sie "Verhandlungsstrategen". Ich bin Unterhändler und unterstütze Leute, die sich emotional oder rhetorisch nicht in der Lage sehen, schwierige Verhandlungen selbst gewinnbringend zu führen.
Julian: Und die sich deine Honorare leisten können. Den besten Unterhändler Wiens zu engagieren, ist nämlich nicht billig. Aber dass sich jeder Cent lohnt, ist auch klar. Sandro, äh, Herr Merahwi, lässt nämlich nicht locker, bis er gewinnt. Und dafür setzt er auch Methoden ein, bei denen ein normaler Anwalt Herzflattern bekäme.
Merahwi: In "Tanz der Ikonen" hätte ein Anwalt so lange herumlaviert, bis die Karriere unseres Auftraggebers unwiderruflich zerstört gewesen wäre.
Julian: Der hat nämlich für die Russenmafia eine Ikone geschmuggelt, und die ist bei der Übergabe in die falschen Hände geraten. Es hieß also her mit der Ikone oder ade mit den Knochen eines begnadeten Ballettstars. Und in "Poker mit Hai" hast du ein Herz für Kinder bewiesen.
Merahwi: Vor allem wollte ich nicht hinnehmen, dass ihr Vater, ein Mafiaboss, den Kontakt mit ihrer Mutter unterbindet.
Julian, würdest du die Teammitglieder und deren Aufgaben meinen Lesern erklären?
Julian: Dass dir unser Team gefällt, hab ich schon mitbekommen. Wir sind aber auch eine coole Truppe! Dana haben sie ja schon kurz kennengelernt, als sie dich hereingeführt hat. Sie ist Sandros Sekretärin. Die Einzige, die ihn so einigermaßen im Griff hat und nicht nur ihn. Sie ist ein liebenswürdiger Feldwebel, und mit ihr solltest du dich gar nicht erst anlegen. Stella ist die Frau fürs Grobe, sprich für den Außendienst. Was Alarmanlagen ebenso einschließt wie Beschattungen, Einbrüche und noch so manche andere nicht koschere Sachen. Wenn du ihr blöd kommst, liegst du schneller auf dem Kreuz, als du dir vorstellen kannst, und das meine ich nicht bildlich gesprochen. Eine richtig coole Socke ist Jan. Vergiss alles, was du über Computermenschen gehört hast. Jan ist überhaupt nicht nerdig und hackt sich trotzdem in die gefinkeltsten EDV-Systeme ein. Dragan ist offiziell unser Grafiker und Mediendesigner, inoffiziell organisiert er Bild- und Videomaterial, das unseren Gegnern den Schweiß ins Gesicht treibt. Bernd jongliert mit Zahlen. Und mit Offshorekonten und Briefkastenfirmen, Sandros eigenen und denen der Gauner, die sich einbilden, unsere Klienten übers Ohr hauen zu können. Phil fehlt noch. Er ist für alles Künstlerische zuständig. Und darin ist er ein wahres Genie.
Mittlerweile kenne ich ja das Team ziemlich gut und immer wieder drängt sich mir der Vergleich mit James Bond auf. Wie weit würden Sie, Herr Merahwi oder auch du Julian, in einem Fall gehen, um etwas oder jemanden zu retten?
Merahwi: Das hängt von den Umständen ab, vom Auftrag und den Beteiligten. Von Gewalt halte ich nichts. Jemandem, der taktisch denken und kaltblütig verhandeln kann, stehen andere Möglichkeiten offen.
Julian: Kannst du das bitte auch unseren Gegnern sagen? Mir gefällt gar nicht, dass du zu manchen Besprechungen eine Pistole mitnehmen musst. Und was du in "Tanz der Ikonen" abgezogen hast, während ich mich schon die Donau hinabschwimmen sah, werde ich dir nie vergessen. Aber mit James Bond liegst du absolut richtig, Claudia. Sandro ist Bond und ich bin Miss Moneypenny.
Wie geht das Team damit um, wenn der Auftraggeber oder auch ein Teammitglied aus der ihm zugedachten Rolle ausbricht?
Merahwi: Natürlich erschwert das einen Auftrag, ist aber emotional oft verständlich. Die Stärke unseres Teams ist neben seiner hohen Spezialisierung seine Flexibilität. Wir springen für einander ein, richten uns in jeder Situation neu aus und jeder erhält genau die Aufgabe, für die er bestens geeignet ist.
Julian: Bis auf mich in "Poker mit Hai". Ich war hoffnungslos überfordert.
Merahwi: Und hast deine Sache trotzdem sehr gut gemacht. Obwohl ich dich höchst ungern in diese Teile unseres Geschäfts hineinziehe. Ich möchte, dass Julian eine weiße Weste behält.
Mit welchen Zitaten würden Sie die Bücher am treffendsten vorstellen, Herr Merahwi? Oder Julian, gibt es ein Lieblingszitat, das du uns gerne vorstellen würdest?
Merahwi: "Beim Poker gewinnt nicht der mit dem besseren Blatt, sondern der mit den besseren Nerven."
Julian: Oh Mann, wie soll ich mich denn da entscheiden? Das hier ist eines meiner Lieblingszitate: "Ab ins Haifischbecken. Wie hoch war die Überlebenschance einer kleinen Sardine?" Die Sardine bin übrigens ich, der Hai ist Sandro. Gut ist auch das von Dana: "Und genau so läuft es, Julian, es ist tabu. Können Sie sich das merken, oder muss ich Ihnen ein Memo schreiben?"
Wie wichtig erscheint die sexuelle Orientierung oder auch die Kunst in den Fällen zu sein. Ist es für Sie persönlich wichtig, diese Themen aufzunehmen und wenn ja, warum?
Julian: Also das mit der Homosexualität ist mir schon wichtig. Wir leben in Wien, im 21. Jahrhundert. Da muss man das wirklich nicht mehr verstecken.
Merahwi: Ich sehe das anders. Die sexuelle Orientierung ist Privatsache und geht niemanden etwas an. Kunst ist ebenso eine persönliche Angelegenheit, nur dass man mit ihr selten andere vor den Kopf stößt. Ich kann mir ein Leben ohne Kunst nicht vorstellen.
Julian: Und ich mir kein Leben ohne Männer.
Gibt es noch Szenen, die das Wesen der Bücher perfekt umschreiben?
Julian: Wie viel Zeit hast du?
Merahwi: Es wird nicht nur um die Zeit gehen, sondern auch um den Platz auf Claudias Seite. Ich finde die Verhandlungen unter Druck sehr aussagekräftig. Wenn die Gangster alle Trümpfe in der Hand haben.
Julian: Klar, weil du in denen deinen Mythos aufbauen und gleichzeitig deine Fassade aufrecht halten kannst. Du bist beim Verhandeln cool und brillant, aber noch besser gefallen mir die Coups, die du durchziehst. Wenn du es mit der Legalität nicht so genau nimmst und die Mistkerle austrickst. Und die Teammeetings, die liebe ich.
Merahwi: Gar nicht die Liebesszenen? Jetzt verblüffst du mich.
Julian: Hey, du hast gerade gesagt, dass die Liebesszenen Privatsache sind. Ich bin ja schon froh, dass die Leser bei den schönsten Momenten dabei sein dürfen. Und damit meine ich jetzt nicht nur Sex, obwohl ich in dieser Beziehung durchaus auf meine Kosten …
Merahwi: Ich denke, Claudia hat genug Material für ihr Interview ;-)
Danke für das sehr interessante Gespräch und ich hoffe, dass man sich sehr bald wiedersieht.

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