Montag, 24. Juni 2019

[Buchvorstellung einmal anders] Der beste Freund von Roy Jacoby

Buchvorstellung einmal anders 

Ich treffe mich heute mit dem Autor Roy Jacoby, um mit ihm über sein Buch zu sprechen.

Hallo, danke, dass du heute Zeit hast, um für dein Buch zu antworten.

Das mache ich sehr gerne, danke, dass ich hier sein darf.
Beschreibe uns dein Buch in max. 5 Sätzen.
Mein Buch ist, glaube ich im wahrsten Sinne des Wortes ein Psychothriller. Er ist in der Ich Form geschrieben, so taucht man als Leser noch mehr in die Psyche des Protagonisten Rick ein und erlebt den Wahnsinn sozusagen hautnah. Ich habe das Buch mit Absicht, abgehackt und in kurzen Sätzen geschrieben. Damit erzeuge ich die Dynamik, die es braucht. Oft wurde das Ich weggelassen, da das mehr einem denkenden Menschen in der Realität ähnelt. Keiner von uns denkt ich... oder in langen verschachtelten Sätzen.
Es passiert so einiges in deinem Buch. Fällt es dir leichter düstere/schwierige/brutale/Nerven aufreibende Szenen zu schreiben?
Es fällt mir nicht schwer, da wenn ich im Schreibfluss bin, ich so in der Geschichte vertieft bin, dass ich gar nicht anders kann, als jede Szene so zu beschreiben als würde ich sie gerade hautnah erleben. Und auch wenn es sich wie ein kitschiges Klischee anhört, ich weine, zittere, ängstige mich beim Schreiben. Es gibt eine Szene ziemlich am Ende, auch wenn ich sie jetzt lese muss ich weinen, weil ich mir das so vorstelle wie das wäre und das nimmt mich so sehr mit.
Hast du eine Lieblingsstelle, die du uns gerne vorstellen würdest?
Wie lange sind die beiden schon weg? Drehe mich wieder zur Tanzfläche. Während ich einen Schluck nehme, schaue ich zu Caro und Sebastian. Verschlucke mich. Huste wie verrückt. Ein flüchtiger Blick, mein Gehirn ist nicht in der Lage, die Bilder einzuordnen. Ich sehe es, begreife es aber nicht. Wie bei einem Bilderrätsel. Finde den Fehler. Rick, finde den Fehler! Schließe die Augen, zähle bis drei. Habe die Hoffnung, wenn ich sie wieder öffne, ist alles normal. Finde den Fehler! Augen auf! Dasselbe grauenvolle Bild. Nein! Das bildest du dir nur ein. Scheinbar weit weg von gesund und noch weiter weg von geistig gesund.

Gleich drehe ich durch. Kralle mich am Tisch fest. Etwas wächst in mir in einer Art, wie ich es noch nie gefühlt habe. Mein Inneres explodiert jeden Augenblick. Wut durchdringt jede meiner Zellen. Lasse die Espressotasse fallen. Nicht, weil ich sie nicht mehr halten kann, sie ist mir scheißegal. Wie ein beschissener Gaffer bei einem Verkehrsunfall sehe ich zur Tanzfläche. Das Bild hat sich nicht verändert, wird immer grotesker. Sebastian steht hinter Carola auf der Tanzfläche. Sie ist im Tanz versunken und hat keine Ahnung was Sebastian hinter ihr veranstaltet. Sie tanzt so gerne.
Mit einer Hand deutet Sebastian an, als würde er Caro an den Haaren halten, mit der anderen Hand schwenkt er ein imaginäres Lasso wie ein Rodeoreiter. Immer wieder führt er die leere Hand an seine eigene Kehle und vollführt unverkennbare Schnittbewegungen. So wie er es bei Katrin gemacht hat. So wie ich es in meiner Küche sah. Genau so! Sehe die Szene wieder vor mir und das Blut. Das viele Blut.
Angst um Caro schlägt mir in die Magengrube, gesellt sich zur Wut. Befinde mich in einem langen schwarzen Tunnel. Am Ende Sebastian. Grinsend. Schneidend. Spüre, dass ich nicht verhindern kann, was gleich passiert, es nicht verhindern will. Der Tunnel ist eng, aber ich muss da durch. Zum Ende des Tunnels.
»Sebastian du blödes Schwein, ich bringe dich um!« Sehe nur noch ihn, alle anderen befinden sich außerhalb des Tunnels.
»Nimm deine Dreckpfoten von Caro, du blödes Stück Scheiße!«, brülle ich über die ganze Geräuschkulisse hinweg. Schieße los wie ein Pferd aus der Box bei einem Pferderennen. Hätte über glühende Kohlen laufen können, ohne es zu merken.
Er sieht mich auf sich zu rennen. Hebt taumelnd die Arme. Grinst. Wie immer grinst das Schwein. Die Hälfte des Weges habe ich geschafft. »Mörder! Mörder, du elender Mörder, ich bringe dich um!«, kreische ich und mein Speichel spritzt umher.
Caro ist erstarrt. Mitten im Tanz. Sie blickt mich an, die Augen weit aufgerissen. Die beschissen fröhliche Musik schreit in meinen Ohren, macht mich noch wütender. Das Ende des Tunnels kommt näher. Renne im Takt des Discofoxes. Grotesk. Da bin ich! Stehe vor ihm. Er macht keine Anstalten sich zu wehren. Er traut mir nicht zu, dass ich es wage.
Noch nie in meinem Leben habe ich mich geschlagen, weiß nicht, wie es sich anfühlt, wenn man jemanden die Faust ins Gesicht schlägt. Jetzt lerne ich es kennen. Ich springe los, werfe ihn mühelos auf den Boden, schlage gleichzeitig mit voller Wucht auf seinen Kopf. Rote Flüssigkeit spritzt in mein Gesicht. Bin nicht mehr zu halten. Sitze rittlings auf ihm, schlage und schlage. Es ist so leicht. So einfach. Es tut nicht weh. Warmes Blut legt sich wie Samt auf meine Fäuste. Paradiesisch warm.
Will nicht aufhören. »Du hast sie umgebracht, du hast sie umgebracht«, schreie ich und schaffe es nicht, ihm sein Grinsen aus der Visage zu schlagen.
»Du Schwein hast sie umgebracht«, meine Schläge haben keine Kraft mehr. »Warum machst du sowas?«, flüstere ich. Kann nicht mehr.
Abrupt reißt mir jemand die Arme nach hinten. Schreie, werde zu Boden gerissen. Jetzt erwachen die Schmerzen in meinen Händen, die noch immer zu Fäusten geballt sind. Blutgetränkt. Sein Blut. Irgendwer zieht mich weg von Sebastian. Höre Sirenen. Stimmen. Schreie. Blaulicht kreist über mir.
Und da, wie eine Offenbarung, taucht Caros Gesicht auf. Weinend. Kummervoll. Entsetzt. Kann ihre Stimme nicht hören, aber ich weiß, was sie sagt: »Alles wird gut. Ich bringe das in Ordnung.«
»Ich habe dich gerettet, ich habe dich gerettet«, flüstere ich.
Wie viel echter Roy ist in dem Buch oder dem ein oder anderen Charakter versteckt?
Rick ist leider fast eins zu eins Roy. Leider, weil er schon ein ganz schöner Jammerlappen ist, ständig über alles nachdenkt, jedes Wort auf die Goldwaage legt. Aber er wächst mit seinen Aufgaben.
Wie würden dich deine Charaktere beschreiben?
Rick würde mich wahrscheinlich als Bruder bezeichnen oder als Seelenverwandten, Caro würde mich lieben und Sebastian würde wahrscheinlich bei jeder Aktion von mir nur den Kopf schütteln. Die anderen darf ich leider nicht erwähnen, der Spannung wegen.
Mich würde noch dein Lieblingszitat aus dem Buch interessieren.
Das kann ich irgendwie nicht, selbst geschriebenes zu zitieren. Das müssen leider andere machen
Danke für das Gespräch.

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