Autoreninterview
B.D.Winter
Natürlich möchte ich als erstes wissen, mit wem meine Leser und ich es zu tun haben. Könntest du dich in eigenen Worten kurz vorstellen?
B.D. Winter ist mein Pseudonym für Geschichten mit schwulen Protagonisten. Ich veröffentliche auch unter meinem Klarnamen Barbara Drucker und mit beiden Autorenmarken habe ich mich auf Spannungsliteratur spezialisiert. Ich schreibe Geschichten mit charismatischen Helden, Liebe zwischen starken Charakteren, Geheimnisse und Gefahr. Als Wienerin bringe ich in einige Romane die Atmosphäre und den Charme meiner Stadt ein, so auch in die "Shark Temptations"-Reihe.Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das war in meinem Fall ein sehr langer Weg, obwohl sich die Kreativität früh und immer wieder meldete. In meiner Kindheit, als ich Bücher weiterspann oder auf Jungscharlagern Theaterstücke entwarf. Meine Versuche als Jugendliche zähle ich nicht mit, richtig gepackt hat es mich erst mit knapp 30. Ich schrieb einen Wirtschaftsthriller, der allerdings unveröffentlicht in meiner Schublade liegt und auf eine sorgfältige Überarbeitung wartet. Dann schob ich ein Literaturwissenschaftsstudium nach und publizierte wissenschaftlich. Über eine dieser Publikationen wurde ein Fanfiction-Verlag auf mich aufmerksam und lud mich ein, eine Geschichte für eine Karl-May-Anthologie zu schreiben. Innerhalb einer Viertelstunde sagte ich zu und ab da war ich angefixt. Ich machte noch die Ausbildung zur Schreibpädagogin und lernte so das Handwerk des belletristischen Schreibens von der Pike auf.
Welche Bücher sind bis jetzt von Dir erschienen? Könntest du sie uns in max. 5 Sätzen beschreiben?
Als Barbara Drucker schreibe ich historische Geheimbundromane im Mantel-und-Degenstil. Bereits erschienen sind "Das Gift der Schlange" und "Der Schwur der Schlange", in denen sich ein aristokratischer Spion zwischen Hofintrigen und einem mächtigen Geheimbund behaupten muss. Als B.D. Winter veröffentlichte ich bislang "Tanz der Ikonen" und "Poker mit Hai" aus der Reihe "Shark Temptations". Die Reihe ist Romantic Suspense und verbindet eine Liebesbeziehung mit raffinierten Coups. Außerdem bin ich in fünf Anthologien mit Kurzerzählungen vertreten.
Arbeitest du gerade an einem neuen Werk?
Ja, ich schreibe an einer Urban Fantasy über einen unkonventionellen Schutzengel. Er hat mit seinem von Arbeitsüberlastung und Burnout bedrohten Schützling ebenso Probleme wie mit traditionellen Kollegen und muss sich extrem anstrengen, um seinen Schützling zu retten. Dabei greift er zu mehr als fragwürdigen Methoden.Wenn du Freizeit zur Verfügung hast, was machst du am liebsten?
Ich gehe sehr gerne ins Kino oder schaue mir Qualitätsserien an. "Suits", "Lucifer", "White Collar", "Die Borgias", um nur einige zu nennen, die mich auch beim Schreiben inspirieren. Außerdem lese ich sehr gerne und ich mache Ikebana, das ist die japanische Kunst des Blumenarrangierens. Früher tanzte ich auch Turnier und ich focht historisch, doch beides schaffe ich körperlich nicht mehr.Hast du auch Lieblingsbücher und einen Lieblingsautoren, mit denen du gerne einmal die eine oder andere Lesestunde verbringst?
Mein absoluter Lieblingsdichter und mein Vorbild ist Friedrich Schiller, aber ich lese nicht nur Klassik ;-) Ich mag Wirtschafts- und Anwaltsthriller und Romane mit raffinierten Coups. Ich greife sehr gerne zu John Grisham und Dan Brown, Elizabeth George mag ich wegen der großartigen Milieustudien und Figuren.
Kannst du uns deinen Schreib- und Arbeitsplatz beschreiben oder zeigen, wo du am liebsten schreibst und deine Ideen verwirklichst?
Im Grunde genommen kann ich überall schreiben, wo ich einen Tisch zur Verfügung habe, am liebsten schreibe ich aber bei mir zu Hause. Mein Schreibtisch steht im Wohnzimmer und ich blicke dabei in den Raum hinein, auf eine Reproduktion eines Selbstportraits von Andy Warhol, meinem Lieblingsmaler. Ich halte sehr viel von Ordnung, weil da der Geist am besten fließen kann. Mein Schreibtisch ist immer aufgeräumt, Chaos macht mich wahnsinnig. Auf ihm stehen eine Schillerbüste, Blumen, eine Kerze, eine Duftlampe, etwas zum Trinken, der Stiftköcher und das Telefon. Und ein Bild meiner Tochter.Wie können wir uns einen ganz normalen Tag bei dir vorstellen?
Ich schreibe die Morgenseiten, mache ein paar Kreativitätsübungen oder Aufgaben zur Persönlichkeitsentwicklung und eine Office-Stunde mit Facebook und Bürokram. Dann schreibe ich in zwei bis drei längeren Blöcken. Dazwischen lese ich ein wenig oder sehe mir eine Folge einer Serie an und gegebenenfalls coache oder lektoriere ich. Und einmal pro Woche mindestens unternehme ich etwas, um mir Inspirationen von außen zu holen. Dabei ist mir der Erlebnischarakter wichtig. Ich erforsche Wien wie ein Tourist oder gehe ins Kino, manchmal auch in Museen. Je mehr Abenteuer desto schöner sind diese Touren JWas ist dein Lieblingsgenre beim Lesen, welches beim Schreiben?
Oh, da hatte ich vorgegriffen. Ich liebe Anwalts- und Wirtschaftsthriller, Geheimbundromane und Politthriller. Verschwörungen, Spione, raffinierte Coups. Durchaus auch historische Romane und Liebesromane, die müssen aber wirklich gut geschrieben sein und ein interessantes Thema haben, keine Kitschromane und Romanzen. Ich will von einem Buch gefesselt werden und atemlos lesen. Fürs Schreiben gilt das Gleiche, wobei ich mich noch nicht über einen Anwalts- oder Hochfinanzthriller traute.
Hast du ein Lieblingszitat, nach welchem du in deinem Leben handelst? Und hast du ein Zitat aus einem deiner Bücher, welches deine Arbeit am besten beschreibt?
Mein Lebensmotto ist "I do it my way", mein Lieblingszitat stammt von Schiller und lautet "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Bei meinen Büchern ist es schon schwieriger, weil die Zitate jeweils auf die Geschichte und die Figuren zugeschnitten sind. Allgemein könnte vielleicht dieses aus "Der Schwur der Schlange" zutreffen: "Selbstvorwürfe sind keine Stärke. Stärke ist, mit den Konsequenzen seiner Taten zu leben und seine Pläne neu auszurichten."Hast du ein Lieblingsland und warum?
Italien. Es verbindet den Süden, das Meer, Kunst und Kultur und sehr gutes Essen. Ich finde den italienischen Lifestyle schön, die hohe Bedeutung der Bella figura und der Ästhetik. Die Italiener sind Designweltmeister, ihre Mode ist unübertroffen und die Menschen haben einen ganz eigenen Chic. In Italien liegt auch mein Kraftort.Bist du ein kritikfähiger Mensch oder wie gehst du mit Kritik im Allgemeinen um?
Wenn ich sagte, ich liebe sie, würde ich lügen. Ich habe gelernt, mit ihr umzugehen. Konstruktive Kritik nehme ich mir zu Herzen, oft bringt sie mich ja auch weiter. Reine Geschmacksurteile oder wenn jemand meine Geschichten komplett falsch versteht tun natürlich weh, aber so etwas muss man abhaken, wenn man sich nicht verrückt machen will. Manche Leser erwarten sich, dass ihre eigenen Moralvorstellungen und Lebensentwürfe unreflektiert bestätigt werden, dagegen kannst du als Schriftstellerin nichts ausrichten. Schon gar nicht, wenn du wie ich nicht affirmativ schreibst, sondern Dinge hinterfragst. Eine Sängerin brachte mir etwas ganz Wichtiges bei, nämlich zu unterscheiden, von wem und aus welchen Motiven heraus Kritik kommt. Was ich jedoch nie tue, ist, den Kritiker anzugreifen oder schlechtzureden. Wenn meine Bücher eine bestimmte Reaktion auslösen, dann ist das so, und jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung.Warum hast du dich entschieden Selfpublisher zu werden und nicht zu einem Verlag zu gehen?
Bei den "Marchese"-Büchern hatte ich schlicht und einfach zu kurzen Atem. Nach 14 Absagen warf ich das Handtuch und erfuhr erst sehr viel später, dass das zu jeder Autorenkarriere dazugehört und eine lächerlich kleine Zahl ist. Wobei ich da von richtigen Verlagen spreche, also von großen Publikumsverlagen. Bevor ich zu einem Miniverlag gehe, der selbst on demand drucken lässt und ausschließlich bei Amazon veröffentlicht, kann ich die Dinge gleich selbst in die Hand nehmen. Für einen Verlag sprechen ein professionelles (!) Lektorat und Korrektorat, ein professionelles (!) Cover und die Verbindungen zu Journalisten und zum stationären Buchhandel. Deshalb interessieren mich auch die Imprints der Verlage nicht. Wenn ich einen beträchtlichen Teil meiner Tantiemen abtrete, will ich auch eine entsprechende Gegenleistung dafür. Mein Ego braucht das Etikett Verlagsautor nicht, ich schließe jedoch nicht aus, bei einem Publikumsverlag zu publizieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Der Vorteil am Selfpublishing ist, dass ich auch kontroversielle Stoffe behandeln kann und selbst entscheide, ob ich den Massengeschmack bediene oder eben nicht. Im Selfpublishing verzichte ich dabei auf Umsatz, bei Verlagen würde es bei manchen Geschichten gar nicht erst zu einer Veröffentlichung kommen, weil der Verlag ein Wirtschaftsunternehmen ist, das verdienen muss. Und ein ganz besonderes, wenngleich kostspieliges Highlight ist im Selfpublishing die Arbeit am Cover und den Werbemitteln, wobei ich hier immer mit Profis zusammenarbeiten werde. Man sieht einfach den Unterschied zwischen einem begabten Laien und einem ausgebildeten Grafiker.Gibt es etwas, was du meinen Lesern noch mit auf den Weg geben möchtest?
Taucht ein in die Bücher und genießt sie, schlüpft in die Perspektiven der verschiedenen Figuren und seht euch auch einmal andere, überraschende Meinungen an. Lest auch mal zwischen den Zeilen. In erster Linie aber unterhaltet euch, denn dafür habe ich die Bücher geschrieben.
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