Freitag, 16. November 2018

[Miniszene Dana + Phil] Poker mit Hai von B.D. Winter



Miniszene Dana & Phil

Wie bereits schon öfter in dieser Woche bin ich zu Gast bei Merahwi & Martin. Dieses Mal darf ich zu Dana, bei der auch Phil auf mich wartet.

Guten Morgen, Dana. Es freut mich, dass Sie sich heute Zeit nehmen, mich zu empfangen. Oh, Sie haben schon einen Gast? Soll ich später wiederkommen?
Das ist Herr Miller. Als er hörte, dass Sie gleich zu mir kommen, wollte er auch mit Ihnen reden. Er ist unser Experte für alles Künstlerische.

Sehr interessant. Wie kommt es, dass Sie, Phil heute im Büro anzutreffen sind?
Phil: Eine Besprechung mit Alexander. (Er sieht Dana an und runzelt die Stirn.) Sie weiß doch, dass er und ich per Du sind?
Dana: Ja, sie hat ja das Buch gelesen.
Phil: Ich kann mich immer noch nicht an diese steifen Anreden in Europa gewöhnen. Obwohl ich schon so lange hier bin.
(Das liegt sicher auch an seinem Naturell. Ihm sieht man den Künstler an. Im Gegensatz zu Merahwis gestylter Sekretärin wirkt Phil vor allem hip. Halblange Haare, Freundschaftsbänder am rechten Handgelenk und eine weiße Fossiluhr am linken, an seinen Fingern stecken mehrere Ringe im Navajo-Stil mit großen Türkisen. Mit seinem Dackelblick versprüht er den Charme eines Welpen, obwohl er dem Buch nach so um die vierzig sein müsste.)
Phil: Ich arbeite in meinem Atelier und komme nur zu Besprechungen und Teammeetings herein. Und wenn der Doc einen Mucks macht, springt Alexander sofort und das ganze Team muss hab Acht stehen.
Dana: Phil! Das geht niemanden etwas an!

Immer ruhig. Ich werde schon keine geheimen Sachen nach draußen tragen. Warum habe ich im Moment das Gefühl, als könnte dieses Büro jeden Augenblick vor Spannung explodieren?
Dana: Gelogen ist es außerdem.
Phil: Hat Julian Sie auch schon eingekocht? Spinnen jetzt alle?
Dana: Er hat mich nicht eingekocht, sondern er ist ein patenter Kerl. Und das wissen Sie auch.
Phil: Er macht sich an Alexander ran. Bin ich der Einzige, der sieht, dass er nur auf sein Geld aus ist?
Dana: Der Einzige, der sich so einen Schwachsinn einbildet. Wenn Sie genau hinsehen würden, würden Sie merken, dass es ihm ernst ist und er sich alle Mühe gibt.
Phil: Natürlich gibt er sich alle Mühe, der Preis ist ja auch verlockend genug. (Er wendet sich zu mir:) Mit seinem Charme wickelt er jeden hier um den Finger, sogar Stella frisst ihm schon aus der Hand, und das will etwas heißen. Aber ich durchschaue ihn.
(Ich ziehe skeptisch meine Stirn in Falten, Julian kommt mir alles andere als berechnend vor.)
Phil: Was, Sie auch? Ihr werdet alle noch ordentlich auf die Nase fallen, aber sagt dann nicht, dass ich euch nicht gewarnt habe! Dana, sagen Sie Alexander, dass ich zur Teambesprechung wieder hier bin, ich muss raus aus diesem Irrenhaus.

(Er reißt die Tür auf und stürmt aus Danas Büro.)

Was für ein filmreifer Abgang. Können oder möchten Sie darüber noch ein Wort verlieren?
Dana (steht auf und macht nachdrücklich die Tür zu): Er ist eine Diva, wie alle im Team. Aus irgendeinem Grund hat er sich auf Julian eingeschossen, er ist gegen die Beziehung zwischen ihm und Herrn Merahwi. Als ob Julian ihre Beziehung jemals ausnützen würde oder Herr Merahwi das zuließe. Vergessen Sie, was Phil über Julian gesagt hat. Er und Herr Merahwi sind seit zwanzig Jahren befreundet, und deshalb glaubt er, sich in Sachen einmischen zu dürfen, die ihn absolut nichts angehen.

Schauen Sie mich nicht so an, ich habe schon Ihrer Kollegin gesagt, dass ich Herrn Merahwis Geheimnisse nicht ausplaudern werde. Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, fragen Sie ihn selbst. Rufen Sie mich an, und wenn er einverstanden ist, gebe ich Ihnen einen Termin.


Danke für das Gespräch. Wir werden uns sicher nochmal wiedersehen.
Das hoffe ich, denn zum Reden sind wir ja nicht wirklich gekommen. Vielleicht beim nächsten Buch.

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