Auch heute begrüßte uns Julian mit einem kleinen Rundblick durch den Tag.
Silvia stellte sich der Frage von Alexander Merahwi.
Hier könnt ihr das Figureninterview mit Julian und Ane noch einmal nachlesen. (Link)
Oder wenn ihr nicht herumklicken wollt, könnt ihr es in Kurzform auch hier lesen:
Oder wenn ihr nicht herumklicken wollt, könnt ihr es in Kurzform auch hier lesen:
Ich: „ Hallo Julian, danke für deine Zeit. Magst du dich
erst mal vorstellen?“
Julian:
Ja, also ich bin Julian Melnik. Eigentlich Dr. Julian Melnik, wenn du den
vollen Namen brauchst, aber Julian genügt. Ich bin vor Kurzem mit meinem
Germanistikstudium fertig geworden und arbeite jetzt bei Merahwi & Martin.
Auf der Uni hab ich mich ehrenamtlich im LGBT+-Referat der ÖH (der
Österreichischen Hochschülerschaft) für homosexuelle Studenten und gegen ihre
Diskriminierung eingesetzt. Und nicht ehrenamtlich hab ich in einem Kaffeehaus
als Kellner und Barista gejobbt. Ich komme nämlich aus eher bescheidenen
Verhältnissen. Seit der Scheidung meiner Eltern ist meine Mutter
Alleinerzieherin und brachte uns beide mit ihrem Gehalt als
Parfümerieverkäuferin über die Runden. Sie hat sich mein Studium echt vom Mund
abgespart, und ich bin ihr enorm dankbar, dass ich studieren durfte, was ich
wollte.
Ich: „Welche Aufgabe hast du in Herrn Merahwis Team?“
Julian:
Martin hat mich als Bürohilfskraft eingestellt. Viel mehr kannst du dir mit
einem Doktor in Germanistik auch nicht erwarten, da rennen sie dir nicht gerade
die Türen ein. Aber Sandro, also Herr Merahwi, war der Meinung, dass ich meine
Fähigkeiten verschwende. Seitdem bin ich für Recherchen zuständig. Und wenn ich
nichts zum Recherchieren habe, lese ich die Verträge Korrektur. Das
Korrekturlesen ist aber nur eine Alibibeschäftigung, das wissen wir alle.
Ich:
„Was glaubst du, warum Homosexuelle immer noch nicht gerne in unserer
Gesellschaft gesehen werden?“
Julian:
Mann, du stellst Fragen! Ich glaube, wir machen den Leuten irgendwie Angst, was
natürlich völlig bescheuert ist. Kein Schwuler will etwas von einem Heteromann,
zumindest nicht die Schwulen, die ich kenne. Ich vermute mal, wir stellen ihre
Rollenbilder infrage, ihr Verständnis von Männlichkeit. Aber jetzt mal ehrlich,
nicht jeder Schwule ist eine Tunte, und ich kenne auch genügend Heteros, die
sich ziemlich effeminiert benehmen, wahre Zicken oder echte Softies sind. Und
hättest du im Gegensatz dazu Herrn Merahwi für homosexuell gehalten? Bei ihm
hat ja sogar mein Schwulenradar versagt, und das will etwas heißen. Die Gegner
argumentieren gerne mit der Natur, aber gerade das ist das blödeste Argument
von allen. Keiner beschließt, schwul, lesbisch, transsexuell oder was auch
immer zu sein. Gerade die sexuelle Orientierung ist angeboren und damit – oh was
für ein Wunder – komplett naturgegeben.
Ich: „Wie ist es für dich, deine Beziehung zu Sandro geheim
zu halten?“
Julian:
Grauenhaft. Ich trage mein Herz auf der Zunge und will auch öffentlich zu
meinem Partner stehen. Das heißt nicht, dass ich mich in ein Kaffeehaus setze
und auf Teufel komm raus schmusen muss, aber ich will ihn als meinen Freund
vorstellen können. Will mit ihm ausgehen, mich mit ihm und Freunden treffen.
Ich bekomme ja immer öfter mit, dass das in seinen Kreisen nicht so einfach
ist, aber die Show, die er abzieht, tut mir richtig weh. Überhaupt wenn er Nina
engagiert und allen vormacht, dass sie ein Paar sind.
Ich: „Was würdest du der Welt da draußen mal gerne sagen?“
Julian:
Jetzt willst du etwas Megagescheites von mir hören, oder? Mir fallen keine
Weisheiten ein, auch, weil ich Sprichwörter nicht ausstehen kann. Vielleicht
das: Macht etwas aus euch, studiert, was euch Spaß macht, und steht zu euren
Wünschen und Träumen. Und das noch unbedingt: Nehmt euch nicht irgendeinen
Partner, ihr verdient nur den Besten. Und redet miteinander!
Ich: „Wie würdest du deine Geschichte beschreiben? Mit 3
Worten!“
Julian:
Oh Mann! Nein, streich das wieder, das waren noch nicht die Wörter. Haie lieben
anders. Oder wolltest du Adjektive? Aufregend, liebevoll, gefährlich.
Ich: „Wie war es für dich, Sandro mit zu deiner Familie zu
nehmen?“
Julian:
Zuerst war ich einfach nur happy, dass er mitkam. Ich bin so stolz auf ihn, und
gerade nach Walter sollten sie sehen, was für einen großartigen Mann ich habe.
Und dann wurde es das volle Desaster. Ich bewundere ihn, wie ruhig er geblieben
ist, ich an seiner Stelle wäre in Tränen ausgebrochen oder hätte eine Szene
gemacht. Wahrscheinlich beides. Ich bin immer noch fassungslos. Zum Schämen,
einfach nur zum Schämen.
Ich: „Und wie immer in meinem Interview darfst auch du mir
jetzt eine Frage stellen.“
Julian: Warum wolltest du ausgerechnet mich interviewen, wo
Sandro doch viel faszinierender ist? Und noch eine Zusatzfrage: Hältst du
Geheimnisse in einer Beziehung aus?
Ich durfte euch dann durch die Schauplätze des Buches führen. (Link)
Heute zeigte uns Isabel einen ihrer Lieblingsschnipsel aus dem Buch.
Zu Abschluss des Tages fragte Julian dann bei Ane:
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