[Wir befinden uns heute im Bahnhofsgebäude
von Iserlohn. Die gesamte Stadt hat sich vom letzten Mal her gravierend
geändert. Kein Straßenlärm, keine Menschen auf den Straßen. Aber ich darf heute
mit ein paar Überlebenden ein kleines Interview führen. Nora, welche ich ja vom
letzten Mal noch kenne, winkt mir kurz zu, verlässt aber ihren
Beobachtungsposten nicht.]
Hallo, Herr Beyersfeld und Frau
Hohmeyer, danke, dass sie sich bereit erklärt haben sich meinen Interviewfragen
zu stellen.
HGB: „Ich bin noch von der alten Schule, also Ladies first.“
[Anissa blickt etwas abwesend vor sich hin.
Herr Beyersfeld stupst sie leicht an.]
Anissa: „Oh … ja hallo ich bin Anissa. Ich glaube Nachnamen sind in
dieser Welt nicht mehr so von Bedeutung.“
HGB: „Hallo und vielen Dank für die Interview-Möglichkeit, auch
von meiner Seite. Bitte nennen Sie mich HGB, einfach weil alle mich so nennen.
HGB ist die Abkürzung aus meinem Vornamen, Hans-Günther und meinem Nachnamen,
Beyersfeld. Daraus hat sich dann irgendwann der Spitzname HGB entwickelt und
das ist bisher so geblieben.“
Wie ist der momentane Stand der
Dinge? Was hat sich seit dem Ausbruch dieser Krankheit für sie beide verändert?
[HGB deutet wieder auf Anissa, die zuerst
antworten soll.]
Anissa: „Die ganze Welt scheint einfach durchgedreht zu sein. Tote
stehen wieder auf und jagen die Lebenden! In den letzten paar Stunden habe ich
viele schlimme Dinge gesehen und erlebt. Seltsame Kreaturen, die Menschen
angreifen und Menschen, die einfach so auf andere Menschen schießen. Was da am
Krankenhaus in Elsey passiert ist, kann ich immer noch nicht fassen. Ich weiß
nicht was das für eine Krankheit ist, aber das alte Leben existiert nicht mehr.
Ich musste mich von jetzt auf gleich in einer völlig neuen Welt zurechtfinden.
Ich war der Situation alleine nicht gewachsen. Wenn HGB und Mirko mich nicht
vor den Kreaturen gerettet hätten, wäre ich jetzt wahrscheinlich schon längst
tot oder auch eine von diesen Bestien. Ich weiß nicht, wie das noch weiter
gehen soll und wie lange wir uns noch behaupten können. Im Augenblick weiß ich
nicht wie ich das alles schaffen soll.“
[HGB wirft der jungen Frau einen mitfühlenden
Blick zu und legt ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Anissa knetet ihre
Hände nervös und zuckt leicht als HGB sie berührt, doch dann lächelt sie ein
wenig.]
HGB: „Wie Anissa gerade schon gesagt hat, scheint die ganze Welt
einfach durchgedreht zu sein. Es hat alles mit meinem Nachbar angefangen. Am
Anfang dachte ich noch, da wäre so ein Irrer, der sich in seiner Wohnung verbarrikadiert
hat. Als die Polizei kam, war ich mir sicher, dass sich das Thema gleich
erledigt hätte. Doch dass das alles so schlimm werden würde, hätte ich im Leben
nicht gedacht! Dann wurde dieser nette Polizist, Mirko, von einer dieser Kreaturen angegriffen! Ich
hab mir einfach das nächst beste geschnappt. Ich glaube es war ein Stuhl … ja
genau ein Stuhl. Keine Ahnung wieso der unten auf der Straße stand, aber sie
kennen das ja, die Menschen stellen allen möglichen Müll auf die Straße, naja …
wobei nun vermutlich nicht mehr. Danach sind wir gemeinsam geflohen, was wir
dann im Polizeirevier erlebt haben erzähle ich lieber nicht. Kurze Zeit später
haben wir dann Anissa getroffen und konnten den Kreaturen entkommen. Wir haben
uns dazu entschieden, dass wir nach Iserlohn zur Sicherheitszone gehen würden.
Es war schon ein ziemlicher Schock, als wir feststellen mussten, dass es gar
keine Sicherheitszone mehr gab. Soweit ich das mitbekommen habe, konnte die
Gruppe um Andreas, mit Hilfe eines Soldaten, entkommen, als die Kreaturen die
Zone überrannten. Und nun hocken wir hier und überlegen uns, was wir als
nächstes tun werden. Wir müssen uns nun erst einmal in dieser neuen Welt
zurechtfinden. Ich bin mir sicher, dass Mirko und Andreas schon etwas einfallen
wird. Im Moment fühlt man sich sehr rastlos und muss immer auf der Hut sein.
Hinter jeder Ecke lauert die Gefahr und wir müssen auf alles vorbereitet sein.“
Was können sie tun, um ihre
Gruppe zu beschützen?
[Diesmal antwortet HGB als erster.]
HGB: „Ich kann guten Tee kochen!“
[HGB lacht kurz auf]
HGB: „Spaß beiseite, ich bin nun schon etwas in die Jahre
gekommen und kann gegen die Kreaturen alleine nicht mehr viel ausrichten. Wobei
ich auch nicht zu unterschätzen bin! Ich werde aber dennoch mein Bestes geben,
wenn es drauf ankommt. Sonst kann ich den Leuten in der Gruppe nur mit Rat und
Tat zur Seite stehen und werde immer ein offenes Ohr haben, wenn einmal jemand
reden möchte. Die anderen sind noch viel jünger und fitter, von daher denke
ich, dass wir alle gut aufeinander aufpassen können.“
Anissa: „Na ja, ich bin im Moment noch mit der ganzen Situation
überfordert. In Hohenlimburg hätten mich diese … Dinger fast umgebracht. Ich
glaube nicht, dass ich der Gruppe so helfen kann wie Mirko oder Nora. Das sind
Kämpfer müssen sie wissen. Aber ich bin fest entschlossen von ihnen zu lernen
und mich sinnvoll einzubinden. Irgendwann werde ich auch in der Lage sein,
meinen Teil zum Schutz der Gruppe beizutragen. Bisher muss ich aber erst einmal
darauf beschränken, den Leuten zu helfen, wenn es um medizinische
Angelegenheiten geht. Ich bin zwar keine Ärztin, aber mit meiner Ausbildung als
Krankenschwester kann ich dennoch etwas tun. Wenn auch nicht so viel.“
Ihr kommt ja aus verschiedenen
Orten Deutschlands, wie habt ihr den Ausbruch und jetzt den Zusammenschluss der
beiden Gruppen erlebt?
Anissa: „Wie ich vorhin schon gesagt habe, überfordert mich das
alles noch. Im Moment kann ich noch nicht so ganz verstehen, was hier wirklich
passiert. Das Zusammentreffen unserer beiden Gruppen, an dem alten Haus,
verlief zuerst nicht so optimal. Wenn ich dran denke wie Andreas und die
anderen mit ihren Waffen auf mich
gezielt haben …“
[Erneut verstummt sie kurz und ihr Blick
gleitet ins Leere. HGB will sie gerade ansprechen, als sie von alleine weiter
redet.]
Anissa: „Ich halte mich im Moment eher an Mirko und HGB, aber ich
denke auch, dass eine etwas größere Gruppe gar nicht schlecht wäre. Nun müssen
wir schauen, wie es weiter geht. Dazu müssen Mirko und Andreas erst einmal
wieder aus der Zone zurückkommen. Sie sind schon ziemlich lange weg, ich mache
mir Sorgen!“
[Dennis, welcher sich zunächst im Hintergrund
hält, meldet sich auch zu Wort, denn er ist bisher der einzige, welcher von dem
Ausflug in die Sicherheitszone
zurückkam.]
Dennis: „Den beiden
ging es gut als ich weg bin. Ich hab die Freaks abgelenkt damit sie in das
Hauptgebäude eindringen können!“
[Nach der schnellen Antwort geht Dennis
wieder zurück in die große Halle, denn Nora scheint nicht gut zu sprechen auf
ihn.]
HGB: „Ja das alles ist wirklich nicht einfach zu begreifen.
Bisher kann sich niemand erklären, wieso sich diese Kreaturen so benehmen und
was der Auslöser von all dem ist. Aber wir konnten diesen Dingern entkommen und
haben uns auf den Weg hierher gemacht. Der Fußweg nach Iserlohn war ziemlich
lang und ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob wir nicht doch besser hätten
nach Hagen gehen sollen. Wie Anissa gerade schon sagte, ist das erste
Zusammentreffen nicht so gut gelaufen. Doch nun sitzen wir hier und warten auf
Mirko und Andreas, die noch nicht wieder zurück sind. Dann werden wir uns etwas
überlegen. Ich vertraue Mirko voll und ganz. Er wird schon wissen was wir tun
sollen.“
Habt ihr für eure Zukunft schon
Pläne oder Wünsche, welche auch in so einer schwierigen Zeit auszuführen sind?
Anissa: „Erst einmal müssen wir überleben. Über Pläne und Wünsche
habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Oder vielleicht doch, ich wünsche
mir, dass alles wieder so wird, wie früher.“
HGB: „Ein kleines Reihenhaus am Stadtrand wäre nett, mit Garten
und allem was dazu gehört.“
[HGB lächelt, sieht dann aber das Anissa
nicht auf den Scherz eingeht]
HGB: „Im Ernst, im Moment wissen wir selbst nicht was noch alles
kommen wird und wo uns dieses Abenteuer hinführt. Natürlich wäre es
wünschenswert, dass alles wieder so wird, wie es noch vor wenigen Tagen war.
Doch wenn ich mich da draußen so umsehe und an die letzten Stunden zurück
denke, habe ich da schon meine Zweifel. Wir müssen nun einen Ort finden, an dem wir sicher sind, dann können wir anfangen Pläne zu schmieden.“
Werden sich eure Gruppen wieder
trennen?
HGB: „Ich wäre dafür, dass wir erst einmal zusammen bleiben. In
einer größeren Gruppe sind unsere Chancen doch erheblich besser, als wenn wir
nur zu dritt durch die Gegend streifen. Allerdings muss man auch beachten, dass
die Gruppe nicht zu groß wird und außerdem kennen wir die anderen ja noch gar
nicht richtig. Bisher hatten wir ja noch kaum Gelegenheiten um uns zu
unterhalten. Ich hoffe, dass Mirko auch so denkt. Aber das kann ich nicht genau
sagen, doch der Junge wird schon wissen was er tut.“
Anissa: „Genau, ich würde mich HGB anschließen. Die Chancen in einer
größeren Gruppe sind einfach besser. Die anderen waren anfangs zwar etwas
komisch, aber ich denke, man muss sich erst einmal kennen lernen. Ich hoffe nur,
dass Mirko bald zurückkommt.“
[Anissa blickt zum Eingang des Bahnhofs, es
gelingt ihr noch immer nicht, ihre Hände still zu halten.]
Danke für das sehr informative
Gespräch.
[Anissa blickt zu mir und lächelt ein wenig,
sie nickt]
HGB: „Ich danke auch. Es hat schon irgendwie Spaß gemacht, mal
ein bisschen über das alles zu plaudern. Wenn sie noch mehr Fragen haben stehe
ich ihnen gerne zur Verfügung. Ich kenne noch einige tolle Geschichten! Ich hab
mal Roy Black getroffen, wussten sie das?
Aber nun müssen wir wieder raus. Mirko und Andreas kommen bestimmt
gleich zurück.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.