Mittwoch, 5. Dezember 2018

[Weihnachtsfeier] 5.12.2018 William Rott



Weihnachtsfeier mit William Rott, Richard Johnson und Carl

Bei der heutigen Einladung war ich etwas überrascht über den Ort, wo es stattfinden sollte. Jetzt stehe ich vor „Der Anstalt“ und warte auf meine Gastgeber Richard und Carl.

C: Hi. Da seid ihr ja endlich. Eine ziemlich düstere Szenerie hier.
Richard atmet erleichtert aus.
R: „Endlich mal wieder ein anderes Gesicht. Entschuldige, es hat etwas länger gedauert. Ich habe den Weg hierher gut genug verdrängt, um mich im Wald zu verfahren.“
Carl blickt sich unsicher um. Er hat Mr. Croc in der Hand – sein Krokodilplüschtier. Es spricht für Carl.
Mr. Croc: „Hallo, schöne Frau.“
R: „… Ignorier ihn einfach. Man gewöhnt sich dran.“

C: Warum feiert man dort, wo man die komplizierteste Zeit seines Lebens verbracht hat?
R: „Ich bin immer noch dabei, die ganzen Geschehnisse zu verarbeiten. Ich dachte also, es wäre gut, die Sache hier zu veranstalten. Als Abschluss oder so.“
Mr. Croc: „Oder vielleicht auch, weil es dir Sicherheit gibt.“
Richard blickt skeptisch zu Carl. Es fällt ihm immer noch schwer, Mr. Croc als Gesprächspartner ernst zu nehmen.
R: „Was soll das heißen?“
Carl lässt das Krokodilplüschtier rhetorisch nicken.
Mr. Croc: „In einer Anstalt zu sein hat auch etwas Schönes. Man muss sich um nichts kümmern, wird versorgt … Vielleicht vermisst du das.“
Richard brummt.
R: „Ich vermisse es sicher nicht, von einem Quacksalber mit gerupftem Kittel erzählt zu bekommen, dass ich verrückt bin.“
Carl blickt desorientiert an die Decke.
Carl: „So viele Raubtiere …“
Richard beugt sich zu Claudia.
R: „Und die Gesellschaft war manchmal auch echt unheimlich, wie du siehst ...“
Mr. Croc bewegt sich plötzlich hastig und erschreckt Richard zu Tode. Carl sieht aus, als wäre er sich keiner Schuld bewusst.
Mr. Croc: „Genug gelabert. Zeit für ein wenig Action.“
R: „Was hast du vor?“
Mr. Croc dreht sich zu Claudia. Seine Knopfaugen blitzen unheilvoll.
Mr. Croc: „Zeit für ein bisschen Spaß. Ich finde, Claudia braucht das richtige Anstalt Feeling …“
R: „Carl, lass das!“
Carl: „I-Ich kann nichts dafür!“
Carl wedelt hilflos mit Mr. Croc.
Carl: „Er zwingt mich dazu!“
R: „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du Claudia dazu verdonnern willst, hier einge…“

C: Ihr habt was vor? Eine Escaperoom-Party? Genial. Ich bin dabei.
R: „Ist das dein Ernst?!“
Richard sieht irgendwie verzweifelt aus. Gleichzeitig springt Mr. Croc jauchzend in die Höhe. Natürlich mit Carl am Arm. Ehe Claudia sich versieht, ist Carl aus dem Raum getänzelt. Richard kann gerade noch durch die schwere Tür huschen, bevor sie polternd ins Schloss fällt. Danach kehrt Totenstille ein.

C: Hey, ihr könnt mich doch nicht einfach in den Aufenthaltsraum sperren?
Mr. Crocs Stimme säuselt durch die Scheibe.
Mr. Croc: „Zu spääät …“
Richards ungeduldige Stimme ertönt aus dem Flur.
R: „Du hast das wohl irgendwie falsch verstanden. Bei einer Escaperoom Party stellt man dem Spieler Aufgaben.“
Mr. Croc klingt ratlos.
Mr. Croc: „Wozu?“
R: „Damit er wieder freikommt, natürlich!“
Mr. Croc: „Wie langweilig …“
Richard seufzt hörbar.
R: „Claudia? Ich stelle dir die erste Aufgabe. Auf dem Tisch neben dir liegt ein Zauberwürfel. Mit diesem Ding wurde ich ununterbrochen gefoltert. Wenn du ihn löst, hast du den ersten Schritt in die Freiheit geschafft.“

C: Okay. Die erste Aufgabe ist gelöst, was mache ich jetzt?
R: „… Das war schnell! Ich habe für dieses Mistding Wochen gebraucht.“
Mr. Croc: „Zu eeeinfach!“
Mr. Croc säuselt durch die Tür. Claudia sieht nur den Spalt und einen gruseligen Krokodil-Plüschtierkopf, der ihr seelenlos entgegenstarrt.
Mr. Croc: „Sag mir, was du siehst!“
Mr. Crocs Stimme ist nur ein Knurren. Richard seufzt und übersetzt:
R: „Das bedeutet so viel wie ‚Nimm den Rohrschachtest und interpretiere ihn. Wenn Mr. Croc die Antwort gefällt, darfst du vielleicht raus.‘“

C: Da muss man ganz schön grübeln mit euch zwei. Bekommt man auch mal Kekse oder einen Punsch oder Tee?
Mr. Croc: „Nein. Carl darf keinen Alkohol trinken, sonst fängt er wieder an zu heulen.“
Carl klingt verzweifelt.
Carl: „Du hast versprochen, es niemandem zu sagen!“
Richard ist schon in die alte Küche verschwunden, um nach etwas zu suchen. Kurz darauf kommt er zurück in den Aufenthaltsraum, um Claudia eine Tasse mit Leitungswasser zu bringen. Zudem trägt er einen Teller, auf dem eine sehr alt gewordene Waffel herumliegt.
R: „Das Wasser ist okay, hoffe ich. Mehr haben wir hier nicht.“
Er zuckt mit den Schultern.
R: „Die Waffel würde ich aber lieber nicht mehr essen.“

C: Das war jetzt fies, aber so gehört sich das scheinbar. Danke für das kleine Kekskrümelchen. Aber ich gebe nicht auf.
R: „Das ist auch gut so.“
Richard dreht sich kurz zu Carl. Er kommt gerade zurück an den Tisch und sieht aus, als watschelte er hinter Mr. Croc her. Das Plüschtier wird in die Luft erhoben wie ein König, der seinen Lakaien führt.
R: „Wenn’s nach Mr. Croc ginge, wäre das wohl unsere Weihnachtsfeier gewesen.“
Richard brummelt leise.
R: „Aber ich habe etwas mehr Benehmen, also einen Moment.“
Richard steht auf und wandert in die Ecke des Raumes, um ein Tuch von einem großen Gebilde zu reißen. Darunter versteckt sich ein kleiner Weihnachtsbaum. Er hat sogar Lichterketten und Kugeln! Als Richard den Stecker in die Steckdose steckt, wird es gleich viel freundlicher.
R: „Ich werde nie verstehen, warum es hier immer noch Strom gibt …“
Dazu gibt es Kekse und Tortillas. Etwas ungewöhnlich für Weihnachten, aber Richard möchte Carl lieber keine Gabel in die Hand geben.

C: Hej, das war die beste Idee, die ich je miterlebt habe und es dann bei diesem wundervollen Weihnachtsbaum und dem lecker Essen enden zu lassen. Echt toll.
Mr. Croc: „Vielen Dank. Dann habe ich das ja gut geplant.“
R: (Wütend) „Du hast überhaupt nichts gemacht! Das war meine Idee!“

C: Wisst ihr was? Mir ist jetzt nach singen, wer singt mit? Dreistimmig von mir aus? Also laut, falsch und mit Begeisterung?
R: (beschämt) „Ich singe furchtbar.“
Mr. Croc (plötzlich ganz klar): „Dann nutze ich die Gelegenheit, um euch meine Gesangskünste vorzutragen.“
Der Abend verstreicht damit, dass Carl mit nervöser Stimme „Schnappi, das kleine Krokodil“ krächzt.

C: Danke, dass ich das mit euch erleben durfte.
R: „Gern geschehen!“
Richard sieht unsicher aus.
R: „Nächstes Jahr veranstalten wir das aber wohl besser in einem Café.“
Er fügt kaum hörbar hinzu: „Und ohne Mr. Croc …“


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Abschicken des Kommentars bin ich mit den Datenschutzrichtlinien des Blogs einverstanden.