Ich
treffe mich heute mit Riccardo Visconti Marchese della Motta um mit ihm über
das Buch „Das Gift der Schlange“ von Barbara Drucker zu sprechen.
Herzlichen
Dank, dass Sie heute Zeit für mich haben die Fragen bezüglich des Buches zu
beantworten.
Ich danke Ihnen für diese Einladung! Korrespondenz zu
führen gehört für einen Mann meines Standes zu den täglichen Beschäftigungen,
doch ich habe leider viel zu selten Gelegenheit, mich über Bücher
auszutauschen.
Wie
würden Sie das Buch „Das Gift der Schlange“ in max. 5 Sätzen beschreiben?
Das Buch ist eine Tour de force durch die gewaltigsten
Gefühle. Es zeigt auch die Schattenseiten des Heldentums, die Einsamkeit, das
überlebensnotwenige Misstrauen und die Ruhelosigkeit, Bedingungen, unter denen
Liebe nur mit einem sehr starken Partner möglich ist. Überhaupt wimmelt es
darin an starken Charakteren, sie zu unterschätzen wäre absolut tödlich. Man
hört als Leser die Degen klirren, stemmt sich selbst gegen die Klingen oder
flieht mit mir außer Atem über Hintertreppen oder durch Geheimgänge. Man taucht
ein in eine faszinierende Zeit, die viel spannender ist, als in Schulbüchern
beschrieben.
Welches
ist ihre Lieblingsstelle in diesem Buch, welche sie uns unbedingt vorstellen
möchten?
Wie soll ich Ihnen die Stelle nennen, ohne allzu viel zu
verraten? Mir mangelte es nie an der Gesellschaft schöner Frauen, doch die eine
zu finden, die ich nicht nur verführen, sondern tatsächlich lieben kann, war
ein Privileg, an das ich längst nicht mehr glaubte. Am liebsten erinnere ich
mich an die Nacht, in der wir uns gegenseitig unsere Liebe gestanden. Und ja,
sie fand in ihrem Schlafzimmer statt ;-)
Die
Themen rund um Politik, Macht und Liebe zur Zeit der Wittelsbacher sind sehr
interessant, warum wählte die Autorin ausgerechnet diese Zeitepoche?
Zunächst einmal muss ich klarstellen, dass es in dem
Roman nicht um die Wittelsbacher geht, lediglich der ermordete Gemahl einer
Prinzessin entstammt diesem Geschlecht. In welchem Fürstentum die Ereignisse stattfinden und
welchem Adelsgeschlecht die Beteiligten angehören, lässt die Autorin auf meine
Bitte hin im Dunkeln. Die Epoche ist der Mehrheit wahrscheinlich als Vorabend
der Französischen Revolution bekannt, literarisch Gebildeten als die Goethe-
und Schillerzeit. Barbara Drucker beschäftigte sich intensiv mit Schiller und
war als Literaturwissenschaftlerin fest in dieser Periode verankert. Zum einen
minimierte das den immer noch erheblichen Rechercheaufwand, zum anderen findet
sie diese Zeit aber auch ungemein interessant. Ich kann das verstehen: In
Europa gärt es, das Bürgertum verlangt nach Mitsprache, und die Festen des
Adels wanken. Die Menschen beginnen, sich von religiösen Dogmen zu lösen und
ihre Vernunft zu gebrauchen, Literatur und Philosophie tragen reiche Früchte.
Wir glaubten an den Fortschritt, an das Gute im Menschen und an das Individuum.
In dieser Zeit wurden die Grundlagen für Ihre heutige Gesellschaft gelegt.
Steckt
in der Geschichte oder in dem einen oder anderen Protagonisten sogar ein wenig
echte Barbara?
Am meisten Barbara steckt sicherlich in mir selbst, aber
auch in die Gräfin von Rostow gingen wesentliche Anteile ihrer Persönlichkeit
ein. Auch den verschmitzten Humor meines Dieners erkenne ich an ihr wieder. Die
Versöhnung von Emotion und Vernunft spielt für sie eine große Rolle und ist
neben der Frage, welchen Partner ein starker Charakter an seiner Seite braucht,
der heimliche Leitgedanke dieses Bandes. Nur in zwei Punkten sind wir
grundverschieden: Was körperliche Ertüchtigung anbelangt ist sie äußerst
faul, und ihr Mut erstreckt sich nicht
auf physische Bedrohung. Tollkühn muss nur ich sein ;-)
Was
ist Ihr Lieblingszitat im Buch, welches es auch am besten beschreibt um was es
darin geht?
Es stammt aus einem Wortwechsel zwischen mir und meinem
Diener: "Du würdest dich für die
Liebe entscheiden? Liebe, Giacomo, Liebe ist nur eine Illusion."
Mittlerweile weiß ich, dass ich unrecht hatte ;-)
Leser
sind immer auch neugierig. Wie würden Sie Barbara Drucker meinen Lesern und
Leserinnen beschreiben?
Was sie macht, macht sie leidenschaftlich und ganz, sie
brennt für eine Sache. Sie stellt hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Umwelt,
umgibt sich gerne mit schönen Dingen und hat einen unbändigen Spieltrieb.
Herzlichen
Dank für das Gespräch!
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