Samstag, 16. September 2017

[Buchvorstellung einmal anders] Von den Herrschern der See von Rebekka Mand

Ich treffe mich heute mit Königin Margret, um mit ihr über das Buch „Von den Herrschern der See“ von Rebekka Mand zu sprechen.
Herzlichen Dank, dass sie heute Zeit haben für das Buch „Von den Herrschern der See“ von Rebekka Mand zu antworten.
Sehr gern. Es gehört zu meinen Pflichten als Königin von Aontrim, mich den Fragen des Volkes zu stellen.
Könnten Sie bitte das Buch in max. 5 Sätzen beschreiben?
Lynn ist eine skotische Königstochter, ihre Geschichte der meinen nicht unähnlich, während ihr Mann Eirik ein Wilder aus dem Norden - ein Lochlannach - ist. Gemeinsam gründen sie eine Siedlung im Norden Skotias, auf Ríanns Tír, dem Land, das einst Lynns Vater gehörte. Als der dänische Jarl Grindill Schwarzbart eine Invasion auf unser Land startet, bricht Eirik seinen Schwur gegenüber dem König und wird selbst zum Invasor. Lynn ist hin und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem Mann und dem Pflichtgefühl gegenüber ihren Landsleuten. Und dann ist da noch ihre seltsame Gabe, den Toten ins Jenseits zu folgen, die auch für Grindill von großem Interesse ist ...
Die Themen viking, ding, Nordmänner, Wikinger beherrschen das Buch. Was können sie uns zu der Zeit in der Sie leben erzählen?
Lieber Gott, es sind schlimme Zeiten, in denen wir leben. Zum Glück stamme ich nicht von der Küste und bin nicht unmittelbar von dieser Plage betroffen, die unser Land in schöner Regelmäßigkeit heimsucht. Alle zittern vor den grausamen Lochlannach. Aber mein Vater – Wulfreth von An Dún – ist ein Sympathisant der Nordmänner. Schon vor Jahren paktierte er mit ihnen gegen das Königreich Aontrim. Damals war ich noch ein kleines Kind. Ich hatte immer Angst vor ihnen, diesen großen, wilden Männern mit ihrer harten Sprache, den langen Haaren und den vielen fremden Göttern ... Ich verstehe nichts von ihren Motiven. Sind sie auf Land aus? Auf Silber? Frauen? Vermutlich alles drei zusammen. Ich habe nie verstanden, warum mein eigener Vater gemeinsame Sache mit ihnen macht. Wenn er sich nun entschließt, sich mit diesem Grindill Schwarzbart zu verbünden, und den brüchigen Frieden mit Aontrim zu brechen, bin ich nicht mehr sicher, denn ich wurde als Friedenspfand an Malcolm, den König von Aontrim verkauft. Als seine Frau habe ich kein Mitspracherecht, was mein Schicksal betrifft. Ich hörte jedoch, dass es bei den Nordmännern anders sei. Dass sogar Frauen mit dem Schwert in der Hand in die Schlacht ziehen dürften. Man stelle sich das bloß vor!
Haben sie eine Lieblingsstelle im Buch, welche Sie uns unbedingt vorstellen möchten?
Mehrere, aber diese hier zeigt die Widrigkeiten, denen Lynn und Eirik sich bei der Besiedlung von Ríanns Tír stellen müssen. Und Eiriks Zerissenheit zwischen seinen Landsleuten und den Bewohnern der neuen Heimat:
Er konnte kaum mehr als zwei Stunden geschlafen haben, als ein Geräusch ihn weckte. Er schrak auf, sein Herz klopfte schnell und laut. Wo war er? Neben ihm regte sich Lynn, blinzelte ihn durch einen Wust roter Haare an. »Was ist?«, flüsterte sie alarmiert.
»Pscht!« Er legte einen Finger an ihre Lippe, dann erhob er sich lautlos und griff gleichzeitig nach seinem Schwert. Nackt wie er war, schlich er sich zu dem schmalen Fenster neben der Tür und öffnete den Riegel, der den Fensterladen geschlossen hielt. Er quietschte unerträglich, aber das Geräusch ging in dem Krach, der sich nun von draußen erhob, unter. Etwa fünfzehn schwerbewaffnete Männer stürmten auf den Marktplatz, rissen Türen auf, zerrten halbschlafende Männer, Frauen und Kinder nach draußen. Eirik erkannte Helgis Blondschopf und Sigurds braune Mähne in der anbrechenden Morgendämmerung und sein Herz setzte für einen Schlag aus. »Verflucht!«, stöhnte er. Dann war er draußen, packte Giftzahn mit beiden Händen und brüllte gegen den Kampflärm an. »Sofort aufhören! Sigurd! Bei allen Göttern!«
Sigurd, der gerade sein Schwert zum Schlag gegen den Priester erhoben hatte, erstarrte mitten in der Bewegung und blinzelte ihn erstaunt an. Dann verbreiterte sich sein Mund zu einem unverschämten Grinsen. »Eirik! Wie ich sehe, lebst du – und es ist alles noch dran, den Göttern sei Dank!« Auch die anderen Nordmänner hielten inne.
Eiriks Atem ging stoßweise. Fassungslos blickte er auf die Szene, die sich ihm bot. Alle Sympathien, die er vielleicht gestern Abend errungen haben mochte, waren verspielt, das konnte er in den zu Tode verängstigten Gesichtern der Dorfbewohner sehen. »Schwerter runter, auf der Stelle«, knurrte er.
Die Dorfbewohner regten sich langsam, nachdem die Nordmänner ihm gehorchten, klammerten sich tröstend aneinander, nahmen ihre Kinder auf den Arm, flüsterten und warfen feindselige Blicke in seine Richtung. Krispin stand wie ein Fels zwischen ihnen und blickte zu ihm herüber. »Was hat das zu bedeuten, Eirik? Warum greifen diese Lochlannach uns an – auf deinen Befehl hin?«
Eirik rammte Giftzahn in den Boden und rieb sich ratlos die Stirn. Hinter ihm öffnete sich die Tür. Lynn hatte immerhin die Zeit gefunden, sich etwas anzuziehen. Wortlos hielt sie ihm seine Hose entgegen, aber ihr Blick verriet ihre Wut und Enttäuschung. Mit einem schwachen Lächeln nahm er das Kleidungsstück entgegen und zog sich an, bevor er sich wieder an die vor ihm Versammelten wandte.

(aus: Von den Herrschern der See, Kapitel 6 „Annäherung“, S. 101)
Wie viel Rebekka steckt in dem Buch oder in dem einen oder anderen Protagonisten?
Ein bisschen Rebekka steckt sicher in uns allen, mehr oder weniger. Rebekka ist selbst eine Mutter und kann deshalb Lynns Verbundenheit zu ihre Tochter Rhianwen gut nachvollziehen. Da ist bestimmt die eine oder andere Erfahrung mit eingeflossen, wenn Lynn über sie nachdenkt und sich sorgt. Fluchen wie ein Rohrspatz kann die Frau Autorin übrigens auch, es dürfte ihr also nicht allzu schwer gefallen sein, in Eiriks Rolle zu schlüpfen. Vieles ist jedoch reine Fantasie. Ein solches Scheusal wie Grindill Schwarzbart steckt sicher nicht in unserer Autorin ... hoffe ich. ;-)
Was ist ihr Lieblingszitat aus dem Buch?
»Wir brauchen keine Mauern aus Stein. Die da draußen sind auf leichte Beute und Reichtümer aus. Beides werden sie hier nicht finden. Was sie finden werden, ist ein raues Land mit leeren Truhen und kampfbereiten Männern! Dafür lohnt es sich nicht, zu kämpfen. Das werden sie früh genug erkennen. Und bis es so weit ist, bauen wir unsere Palisaden und Erdwälle und schmieden gute Schwerter und geben ihnen Namen. Und wenn sie dann kommen, sind wir bereit.«

(Aus: Von den Herrschern der See, Kapitel 4 „Kriegsrat“, S.71)

Leser sind immer auch neugierig. Wie würden sie die Autorin beschreiben?
Rebekka ist eine ziemliche Perfektionistin, die am liebsten immer alles (und jeden) im Griff haben würde. Beim Schreiben ebenso wie im echten Leben. Davon führt sie übrigens zwei. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, ist sie als Sozialarbeiterin unterwegs und verdient damit ihre Brötchen. Sie ist sehr einfühlsam und engagiert sich gern für andere. Auch zuhause, denn als Mutter zweier Söhne gibt es immer viel zu tun. Manchmal vergisst sie darüber ein wenig sich selbst. Sie liebt es, in fremde Welten und in die Köpfe ihrer Figuren einzutauchen, überarbeitet einzelne Szenen unzählige Male und beleuchtet sie aus verschiedenen Blickwinkeln. Genauso gut kann sie in den Welten anderer Autoren versinken. Ohne ein Buch auf dem Nachttisch schläft sie niemals ein.

Herzlichen Dank für das Interview.

6 Kommentare:

  1. Guten Morgen!

    Eine schöne Vorstellung des Charakters und der Autorin, und vor allem gefallen mir die Zitate, die klingen toll ♥

    Gibt es heute keine Frage fürs Gewinnspiel?

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Liebe Aleshanee,

      anscheinend wurde die Gewinnspielfrage nur auf Facebook veröffentlicht: https://www.facebook.com/diabooks78/posts/859187024262994

      Gruß Isbel

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  2. Hallo Claudia,

    interessante Idee, das Buch mal von dieser Seite zu zeigen, gefällt mir ;)

    Viele Grüße
    Der Büchernarr Frank

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  3. toll was man so alles erfahren und lesen durfte in diesem Beitrag und ich weiter gerne mit dabei bin :-)
    VLG Jenny

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  4. Hallo
    eine schöne Vorstellung mal was anderes.
    Vor allem Wulfreth von An Dún, der Vater von Königin Margret ist mir sehr sympatisch.

    LG Manu

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  5. Moin,
    bin durch Aleshanee auf diese Blogtour aufmerksam gekommen, denn die Grenzen-Saga steht schon seit einiger Zeit auf meiner WuLi.
    Das Interview fand ich echt toll und ich werde immer neugieriger auf die Bücher.
    Wird Zeit das sie von meiner WuLi in mein Regal wandern. :)

    Wünsche ein schönes Wochenende!

    Liebe Grüße,
    Su

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