Freitag, 24. März 2017

[Protagonisteninterview] Die zweite Finsternis von E.S.Schmidt



Interview

E.S.Schmidt und Kaleb


zum Buch "Die zweite Finsternis"







[Wir befinden uns in einem Café.]


Claudia: Hallo und herzlich willkommen zu diesem Interview. Es freut mich, dass du Zeit hattest vorbei zu kommen und dich meinen Fragen zu stellen, liebe Esther.
Esther:   Gerne, ich freue mich, hier zu sein. Danke für diese Gelegenheit, Kaleb vorzustellen.

Claudia: Oh, toll du hast auch einen deiner Hauptprotagonisten mitgebracht. Grüß Gott, Bruder Kaleb.
Kaleb:    (verneigt sich stumm, die Hände in den Ärmeln der Kutte. Setzt sich.)
Esther:   Gleich zur Vorwarnung: Kaleb ist nicht besonders gut im Beantworten von Fragen. Überhaupt habe ich bei der Überarbeitung des Buches mindestens die Hälfte seiner Redetexte streichen müssen, weil er einfach sehr wortkarg ist.

Claudia: Es freut mich wirklich außerordentlich euch zu treffen. Also gleich einmal zur ersten Frage: Wie geht  es euch heute?
Kaleb:    Gut.
Esther:   Wunderbar. Ich habe gerade eine Woche Urlaub hinter mir, in der ich an meinem neuen Projekt arbeiten konnte – eine ganz andere Geschichte, in einer ganz anderen Welt. Eher Richtung Fantasy – aber wie bei der Zweiten Finsternis geht es mir mehr um die „kleinen Leute“, nicht um die großen Herrscher, Zauberer und Helden.

Claudia: Trotzdem ist Kaleb ja so etwas wie ein Held.
Esther:   Würde ich auch sagen. (zu Kaleb) Oder wie siehst du das?
Kaleb:    Ich tue, was notwendig ist.

Claudia: Esther, wie kamst du auf die tolle Idee mit diesem doch eher düsteren Setting? Ich habe da ja so meine eigenen Ideen, auf welche Filme oder Serien du anspielen willst.
Esther:   Tatsächlich lasse ich mich oft von Filmen inspirieren. Was mir missfällt, verändere ich, und was ich mag, versuche ich besonders herauszuarbeiten. In diesem Prozess entsteht dann eine völlig neue, eigenständige Geschichte. Bei der Zweiten Finsternis war es die Figur des Kaleb und die Grundstimmung, die mir besonders wichtig waren. Ich selber würde die Stimmung übrigens eher als melancholisch bezeichnen.

Claudia: Kaleb, hältst du dich für melancholisch?
Kaleb:    Nein.

Claudia: Dir wird ja eine ganz spezielle Rolle in dem Buch zu Teil. Warum wird der Klerus so hochgestellt oder anders gefragt, wie wichtig ist die Rolle des Klerus tatsächlich im Kampf gegen diese Gefahr?
Kaleb:    Wir Erwählten sind die einzigen, die sich den Reapern entgegenstellen können. Das ist unsere Aufgabe.
Esther:   Da die Reaper telepathisch sind, braucht es besondere geistige Fähigkeiten, um gegen sie kämpfen zu können. Die Erwählten sind aus genetischen Versuchen mit der Reaper-DNA hervorgegangen und können ihre Gedanken abschirmen. Sie haben sich in zwei Klassen geteilt: den Hochklerus, der die Macht in den Städten hat, und die „niederen“ Mönche, die zum Kämpfen gezüchtet und ausgebildet werden.

Claudia: Kaleb, hast du ein Problem damit, dass du aus einem Zuchtprogramm hervorgegangen bist?
Kaleb:    nein.

Claudia: (nach einer Pause) Möchtest du dazu noch mehr sagen?
Kaleb:    Es war notwendig.
Esther:   (verdreht die Augen) Das ist ein Teil des Settings. In Zeiten der Not verschiebt sich die Moral. Der Mensch tut, was zum Überleben nötig ist, und rechtfertigt es irgendwie. Ob das OK ist, muss der Leser für sich selbst entscheiden – und in den Kommentaren zum Buch gehen die Meinungen dazu auch auseinander.
Im Grunde sind die meisten Geschichten – gerade im Bereich von Fantasy und Science Fiction – so etwas wie Sozialexperimente. Man erschafft als Autor ein bestimmtes Umfeld und beobachtet, wie sich Figuren und Gesellschaft darin entwickeln.

Claudia: Also haben Figuren tatsächlich ein Eigenleben?
Esther:   Wenn die Figur „dreidimensional“ ist, wie es so schön heißt, dann kann man sie bestimmte Dinge einfach nicht mehr tun lassen, weil es sich schon beim Schreiben „falsch“ anfühlt. Nicht mal für ein Interview. (Wirft Kaleb einen bösen Blick zu)

Claudia: Wie kann man sich denn diese Reaper vorstellen? Diese Wesen klingen ja gruselig und gefährlich.
Esther:   Im Grunde sind es schwarze Drachen ohne Flügel. Bei ihrer Geburt sind sie etwa so groß wie ein Schäferhund, aber sie wachsen bis zu ihrem Tode – und niemand weiß, wie alt so ein Reaper werden kann. Der Reaper, der Kaleb in Raffaels Hütte gegenüberstand, war in etwa sechzig Jahre alt und so groß wie ein Kleinbus. (zu Kaleb) Kommt das hin?
Kaleb:    (unbeeindruckt) In etwa.
Esther:   Und wie gesagt, Reaper haben bestimmte geistige Fähigkeiten. Das hat zwei Wirkungen: Zum einen können sie die Absichten eines Gegners im Voraus erkennen, und zum anderen können sie ihre geistigen Kräfte auf einen einzigen Punkt ihres Körpers konzentrieren, so, wie buddhistische Mönche es tun. Dadurch – und durch ihre Schuppen – werden sie praktisch immun gegen punktuelle Waffen wie Messer oder sogar Kugeln.

Claudia: Kaleb, wie kann man nur gegen diese Wesen kämpfen und ihnen nicht unterlegen sein?
Kaleb:    Mit Disziplin und Fokus.

Claudia: Aber hast du keine Angst, wenn du ihnen gegenübertrittst?
Kaleb:    Wenn Menschen auf dich zählen, musst du funktionieren. Angst hilft da nicht weiter.
Esther:   (lächelt) Ah, er taut auf.
Die Schwäche der Reaper ist, dass sie trotz all ihrer geistigen Fähigkeiten Tiere sind, also eher instinktgesteuert, und nicht über die menschliche Form von Intelligenz verfügen. Dadurch sind sie manipulierbar – wenn man über die Fähigkeiten eines Erwählten verfügt. Das ist schwer zu erklären, das muss man miterlebt haben. Ich beschreibe einen solchen Kampf relativ früh im Buch.

Claudia: Wie kamen die Reaper eigentlich auf unsere Welt? Und gibt es eine Vorgeschichte zu dem Orden, wo du Mitglied bist?
Esther:   Die Reaper entkamen aus einem havarierten Raumschiff. Da der Absturz irgendwo in der kanadischen Wildnis stattfand, konnten sie sich unbemerkt vermehren, und als den Menschen klar wurde, was da passiert ist, war es schon zu spät. Viel mehr wird im Buch eigentlich auch nicht dazu gesagt – der Fokus liegt ganz darauf, wie die Menschen mit der neuen Situation fertig werden. (Zu Kaleb) Die Frage mit dem Orden ging an dich.
Kaleb:    Laut den Lehren der Kirche wurde der ersten Erwählte von einer Jungfrau geboren. Von ihm stammen alle Erwählten ab. Aber es gibt nicht viele Aufzeichnungen aus der dunklen Zeit. Wir kennen nicht einmal seinen Namen.
Esther:   Ich schon. Aber das ist eine andere Geschichte, und die soll ein andermal erzählt werden.

Claudia: Das heißt, du wirst noch einmal mit Kaleb in die Gegend von Selimsburgh zurückkehren?
Esther:   Ideen dazu habe ich schon. Ich würde eine Fortsetzung gerne dazu verwenden, die Vorgeschichte näher zu beleuchten, die Entstehung des ersten Erwählten und so weiter. Vom Handwerklichen wäre es sicher herausfordernd, zwei Zeitebenen so miteinander zu verschränken, dass trotzdem eine einheitliche Geschichte entsteht.

Claudia: Um schön langsam zum Ende zu kommen möchte ich noch eine letzte Frage an euch stellen, nämlich was wünscht ihr euch für die Zukunft oder was würdet ihr gerne in Zukunft noch erleben wollen?
Kaleb:    (schweigt, trinkt seinen Kaffee).
Esther:   (flüsternd) Wir sollten ihn besser nicht nach Eunice fragen. (Lauter) Ich selbst habe noch einige Projekte in der Pipeline und wünsche mir eigentlich nur, dass ich es schaffe, konstant und produktiv daran zu arbeiten.

Claudia: Herzlichen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt für dieses sehr aufschlussreiche Interview.
Esther:   Ich danke dir – auch im Namen von Kaleb. 

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