Protagonisteninterview
Alice - Follow the white
Stephanie Kempin
[Wir befinden uns im Dämmer-Spiegel-Land, inmitten
einer wundervollen Landschaft. Alles ist ein wenig anders, als bei uns]
Hallo und herzlich willkommen zum Interview.
Es freut mich wirklich außerordentlich, heute hier bei mir Alice, Chloe und
Betty begrüßen zu dürfen.
Wie geht es euch heute?
Wie geht es euch heute?
Chloe: Gut, danke. Oder,
ihr beiden? [Alice und Betty nicken.]
Wie hast du,
Betty, die Situation nach deinem Erwachen aufgenommen, als du registriert hast,
wo du dich befindest? Wurde dir mitgeteilt, was alles in deiner Abwesenheit
passierte?
Betty: Zuerst einmal
war ich so dermaßen in Panik, dass ich sogar meine eigenen Fähigkeiten
vergessen und wie eine Verrückte gegen den Sargdeckel gehämmert habe. Und dann
musste ich erst einmal verstehen, dass ich tot bin. Alles nicht so einfach.
Zoey hat mir dann gesagt, dass sie mich erschossen hat, die wusste noch nie,
wann sie besser still ist. Und Alice und Chloe haben mir gesagt, dass ich
gestorben bin, aber mehr wussten die beiden auch nicht. Die wichtigsten
Antworten musste ich später aus Doktor Voight … herausholen.
Warum musstet ihr
eigentlich in diesem Heim sein und hattet ihr eigentlich schon früher geplant
diese Stätte zu verlassen?
Betty: Wir wollten
schon die ganze Zeit unbedingt wieder da raus! [Ein paar Schneeflocken rieseln zu Boden.] Oh, tut mir leid. Aber der Schnee schmilzt gleich wieder.
Chloe: [Wirft Betty einen strengen Blick zu,
muss dann aber selbst wegen der Schneeflocken grinsen.] Die Welt hat Angst vor uns, so einfach ist das. Immer noch. Deswegen
werden wir Mutare in Internate weggesperrt und sollen lernen, unsere
Fähigkeiten zu unterdrücken. Wir haben schon im Alter von ungefähr 13
beschlossen, irgendwann wegzulaufen. Fast hätten wir es gar nicht mehr
geschafft, weil wir ohnehin bald die Schule verlassen hätten.
Alice: Man soll in
diesen Internaten eigentlich lernen, jemand anderes zu sein. Man kommt schon als
Kind dorthin und dann versuchen sie im Grunde nur noch, einen umzukrempeln. Es
ist gut, dass wir da rausgekommen sind.
[Auf einmal hoppelt ein
Kaninchen vorbei und wird von den Dreien mehr oder weniger freudig begrüßt.]
Oh, herzlich
willkommen in unserer kleinen Runde, Mister …. Kaninchen?
Ethan Bond [schaut Alice an]: Wer ist denn das schon wieder? [Wartet die Antwort aber nicht ab.]
Mein Name ist Ethan Bond und ich bin ein Spion
Ihrer Majestät, der Königin der Spiegel! Ich muss doch sehr bitten! Und ohne
mich wären die drei gar nicht hier!
Ok, ok, Mister
Ethan Bond. Warum halfen sie unseren drei Mädels? Sie hätten sie ja auch dem
ARO überlassen können und einfach so friedlich im Dämmer-Spiegel-Land weiter
leben können.
Ethan Bond: Friedlich? Nein,
friedlich war da gar nichts mehr. Nachdem die Seuche ausgebrochen war und diese
Weißen Schatten überall herumgelaufen sind, war ein Heilmittel gegen die Seuche
unsere einzige Chance, den Frieden wiederherzustellen! Also hat mich Ihre
Majestät mit dem wichtigen Auftrag betraut, einen der beiden Schlüssel zum
Märenland aus der dampfenden Welt zu holen, denn im Märenland würden wir das
Heilmittel finden. Entsprechend verwundert war ich, dass Ihre Majestät schon
aufgebrochen war, bevor ich zurückgekommen bin. Nie im Leben hätte ich damit
gerechnet, dass Lord Langfinger, ähm, Garreth Underwood, ihr den anderen
Schlüssel bringt!
Alles drehte sich also um diesen Schlüssel. Und die
drei Mädchen hier hatten ihn. Genau genommen habe ich also nicht ihnen
geholfen, sondern dem Schlüssel. Dazu musste ich sie eben erst retten, das ließ
sich nicht vermeiden.
Betty [schnaubt]: Na, vielen Dank auch.
Ethan Bond: Na, ist doch
wahr! Da sagt mir mein Welten-Chronograf die ganze Zeit, dass ich mich
unbedingt beeilen muss, und dann soll ich plötzlich noch drei ahnungslosen
Zivilisten Fragen beantworten! Als hätten wir Zeit für so was!
Alice: So schlimm waren
wir doch gar nicht. Und was hätten wir machen sollen, wir sind eben vorher noch
nie durch einen Kaninchenbau in eine andere Welt gestürzt und haben ein
Kaninchen mit Welten-Chronograf gesehen.
Können Sie mir
bitte diese spezielle Uhr zeigen oder erklären, wie man sich das mit der Zeit
vorzustellen hat. Die Zeit wird sich ja doch wohl nicht befehlen lassen, wie
schnell……
Chloe: Psst! Auf
Bemerkungen mit der Zeit reagiert unser Spionage-Hase nicht so gut.
Ethan Bond [schaut hektisch auf die Uhr]: „Oh je, oh je.
Noch mal Glück gehabt. Sie hat recht, Vorsicht mit der Zeit! Befehlen lässt die
sich überhaupt nichts. Aber sie ist ein seltsames Ding und manchmal treibt sie
ihre Späße mit einem. Deswegen muss man furchtbar aufpassen, was man über sie
sagt.
Ich entschuldige
mich für meine unbedachte Äußerung. Was machen wir jetzt? Es ist ja nicht jeder
Untote, so wie du, Betty, oder?
Betty: Nein, gar nicht.
Ich bin da eine Ausnahme von jeder Regel. Das ARO ist lange davon ausgegangen,
dass sich Mutare wie ich gar nicht anstecken können, aber, nun ja, die Dosis,
die sie mir und auch zwei weiteren Opfern ihrer Experimente gegeben haben, war
wohl hoch genug. [Verzieht
das Gesicht]
Es gibt schon große Unterschiede zwischen den
Untoten in unserer Welt und den Seuchenopfern oder auch Weißen Schatten im
Dämmer-Spiegel-Land.
Chloe: Es ist übrigens
richtig toll, wenn man es plötzlich nicht mehr mit der Sorte Untote zu tun hat,
die man kennt, sondern mit einer ganz anderen Art. Alles, was die gemeinsam
haben, ist, dass sie gerne Gehirne verspeisen.
Alice: Können wir das
mit den Gehirnen mal bitte lassen?
Betty: Ja, Kekse
schmecken, ehrlich gesagt, auch besser. Chloe, wolltest du nicht noch zu
Garreth? Der hat bestimmt auch Kekse.
[Wir eilen zu fünft
weiter und treffen auf ein Haus. Heraus kommt Garreth. Er wird vorgestellt und
wir dürfen das Haus betreten.]
Herzlichen
Dank, dass Sie uns heute Nacht aufnehmen. Darf ich fragen, wieso manche von
euch beim ersten Mal so widerwillig in sein Haus gingen?
Ethan Bond:
Das war ja überhaupt gar nicht seins damals!
Chloe: [Verdreht die Augen]
Geht das schon wieder los, Ethan!
Garreth [lacht]: Tatsächlich, das war
nicht mein Haus. Und unser Spionage-Hase hier konnte mich damals absolut nicht
leiden. Er hatte mich im Verdacht, die Seuche gestohlen zu haben, und, was soll
ich sagen, er hatte recht. Deswegen wollte ich auch unbedingt dabei helfen,
diese ganze Sache wieder in Ordnung zu bringen.
Ethan Bond [nickt energisch]:
Das war auch besser so!
Garreth: Du weißt doch ganz
genau, dass ich keine Wahl hatte.
Ethan Bond:
Hmpf.
Alice: Die Königin der
Spiegel hätte ihn ja sonst wohl kaum begnadigt und ihm seinen Titel
zurückgegeben, oder?
Ethan Bond:
Wahrscheinlich. [Mustert
Garreth einmal von oben bis unten] Man muss ja tatsächlich
zugeben, dass die Königin der Dämmerung niemanden braucht, um furchtbare Dinge
anzurichten.
Chloe: Siehst du. [Zwinkert Garreth zu]
Ethan Bond:
Deswegen wollte ich damals jedenfalls nichts weniger, als auch noch mit ihm zu
gehen.
Alice: Und was hätten
Betty und ich damals denn machen sollen, drei Frauen, allein im Wald, und dann
einfach einem fremden Mann in seine Hütte folgen? Das geht nun wirklich nicht.
Wir wussten damals ja nicht einmal, wie er heißt, nur, dass Ethan Bond ihm
nicht getraut hat. Und mit Chloe konnten wir uns leider nicht beraten, weil sie
tot war.
Betty: Mir war seine Schall-Fähigkeit
damals ganz schön unheimlich. In unserer Welt gibt es keine Mutare, die so
etwas können. Ein wenig neidisch bin ich ja schon.
Chloe: Ich war ja, wie
Alice schon gesagt hat, tot. Als ich aufgewacht bin, war unser Häschen weg und
die beiden hier hatten sich hinter einer Mauer aus Eis verschanzt und ich hatte
keinen Schimmer, wo überhaupt das Problem lag.
Garreth: Zum Glück haben
sich die drei schnell entschieden, mir doch zu trauen. Das hätte ansonsten sehr
kompliziert werden können.
Chloe: Du bist eben der
vertrauenswürdigste Dieb, den wir kennen! [Alice
und Betty nicken, Ethan Bond betrachtet interessiert seine Uhr, als hätte er
mit der Sache nichts zu tun.]
Ok,
das war ja mal eine Ansage von euch. Nun komme ich auch schon zu meiner letzten
Frage: Wie würdet ihr euch in drei Wörtern beschreiben? Und was sind eure
Wünsche für die Zukunft?
Betty: Das mit der Zukunft
ist leicht. Dass wieder Ruhe einkehrt in den Welten und vor allem, dass die
Mutare endlich ihren Frieden und ihre Freiheit haben. Ich in drei Worten ist
schwieriger. Mmm, Alice würde wohl sagen, ich wäre ausgehungert …
Alice: Moment mal! Das
habe ich nie behauptet!
Betty [lacht]: Würdest du dich auch gar
nicht trauen, stimmt’s?
[Alice streckt
ihr die Zunge heraus]
Betty: Also, nehmen wir
mal ausgehungert. Das muss ja nicht nur auf Gehirne und Kekse zutreffen. Hmm,
was noch? Galgenhumor könnte hinkommen, weil man ohne ja hier nicht überlebt …
ich meine … ihr wisst schon. Und
widerstandsfähig, Schließlich war ich praktisch zu widerstandsfähig zum
Sterben.
Chloe: Bei den Wünschen für die
Zukunft kann ich mich Betty nur anschließen. Auch wenn ich dazu noch gerne
meine Stiefmutter los wäre. Ansonsten: Energisch. Sonst hat man euch ja absolut
nicht im Griff. [lächelt
bei dem Satz aber] Und direkt. Und, ob ich will oder nicht,
die Benimmexpertin dieser Bande hier. Abgesehen von Garreth vielleicht.
Betty: Es wirkt jetzt
nicht so, als hättest du mit dem letzten Punkt Schwierigkeiten …
Chloe: Irgendjemand muss
ja auch dafür sorgen, dass ihr eure gute Erziehung nicht völlig vergesst!
Alice: Die Gefahr besteht
tatsächlich. Mit dem Vergessen. Vor allem bei Betty.
[Betty tut
wenig überzeugend so, als wäre sie eingeschnappt]
Alice: Ist doch wahr. Meine
Wünsche für die Zukunft sind im Grunde wie die von Betty und Chloe. Ich würde
meinen älteren Bruder noch gerne wiedersehen. Und die drei Worte … Also, bei
mir ist es wohl neugierig.
[Ethan Bond
murmelt etwas]
Alice: Was?
Ethan Bond: Du
hast eine fast schon beunruhigende Schwäche für Feuer.
Alice: Das hat sich so
ergeben mit dem Feuer! Sagen wir mal, einfallsreich. Ich habe ja schließlich
auch noch andere Ideen. Und außerdem mag ich es nicht, wenn jemand ungerecht
behandelt wird, also sage ich jetzt insgesamt: Neugierig, einfallsreich,
Gerechtigkeitssinn.
Garreth: Wenn im
Dämmer-Spiegel-Land wieder Frieden einkehrt, würde mir das für die Zukunft
tatsächlich reichen. Aber da sind wir auf einem guten Weg. Ich schätze, danach
werde ich helfen, die nächste Welt zu retten, und hoffen, dass es uns gelingt. Und
bevor ihr mir jetzt alles Mögliche andichtet: Anpassungsfähig,
Überlebenskünstler …
Ethan Bond:
Ein bisschen zu sehr von sich selbst überzeugt …
Chloe [mit
einem Grinsen]: Jetzt warte mal, bis du dran bist, Ethan!
Garreth: … freiheitsliebend. Das wohl tatsächlich
auch.
Betty: Also, Ethan, wie
war das, du bist unser Besserwisser hier …
Ethan Bond:
Ich weiß es ja auch wirklich besser! Und ich muss unserem Lord Langfinger hier
ausnahmsweise einmal recht geben: Sorgen wir erst für Ruhe hier in unserer Welt
und danach kümmern wir uns um die dampfende Welt. Die schaffen das ja
anscheinend nicht alleine. Und wenn ich jetzt mal selbst die Beschreibung
übernehmen darf: Treffsicher, loyal, verschwiegen.
Alice [fängt
an zu kichern]: Du bist das verschwiegenste Plappermaul,
das ich kenne!
Betty: Das bist du auf
jeden Fall. Also, ich würde sagen, zumindest wir hier haben eine Mission. Dabei
wollte ich doch nie die Welt retten!
Chloe: Na, so ist das
eben, manchmal müssen Dinge einfach getan werden und besser, man wartet dann
nicht ab, bis sich jemand freiwillig meldet, sondern sieht zu, dass man es
erledigt. Ich hoffe, wir können danach erzählen, wie wir die Welt gerettet
haben.
Ich
bedanke mich ganz herzlich für das Interview!
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